Rote Vertikale ab 1983 Chateau de Beaucastel, C9P zusammengestellt von Peter Zoppe



Protokoll: Wolfgang Martin




Probiert wurde :

1. 1981er Château Beaucastel Rouge

2. 1983er Château Beaucastel Rouge

3. 1985er Château Beaucastel Rouge

4. 1986er Château Beaucastel Rouge

5. 1991er Château Beaucastel Rouge

6. 1989er Château Beaucastel Rouge

7. 1990er Château Beaucastel Rouge

8. 2003er Coudoulet de Beaucastel, Côtes du Rhone

9. 1995er Château Beaucastel Rouge:

10. 1985er Hermitage, Chave

11. 2003er Clos des Papes, Châteauneuf-du-Pape

12. 2005er Château Beaucastel Rouge

13. 2006er Château Beaucastel Rouge

14. 2009er Château Beaucastel Rouge

15. 2003er Clos des Papes blanc, Châteauneuf du Pape



Es ist schon eine Zeitlang her, dass die Seilschaft Weine von der schönen Burg am A…der Welt getrunken hat. Aber sie hatte, womit sich der Chronist die Hintergründe des Namens der Appellation und die Wegbeschreibung zum Chateau ersparen kann. Schließlich ist die Christenheit immer noch so gespalten wie damals, ist glücklicherweise nicht Bobby Parker aber auch leider nicht unser Hein zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt worden und eigentlich nicht viel passiert, außer dass in den Katakomben etwa 1800 weitere leere Flaschen herumstehen, was - wenn Herr Trittin da auch 25 Cent Flaschenpfand darauf erhoben hätte - uns heute zu einem durchaus achtenswerten deuxième Cru verhelfen könnte.

Wer also wissen will, warum die Appellation Châteauneuf-du-Pape heißt und wo er im Nichts abbiegen muss, um zu Château Beaucastel zu kommen, der möge in den Annalen der Kölner Seilschaft unter November 2003 blättern.
Uns aber interessierte, ob wir heute immer noch so enthusiastisch die schöne Burg feiern würden, wie wir es damals getan haben (15,0 - 18,5 Punkte entspricht 85 - 95 Parkerpunkte) für die Beaucastel rouge und gar 19,0-19,5 Punkte (97-99 Parker-Punkte) für den 1998er Hommage a J. Perrin, den wir jetzt aber leider nicht dabei hatten.
Außerdem wollten wir mal schauen, was so einige Bekannte im Alter machen und ob sie so schrecklich runzlig geworden sind wie die Reblaus oder sich so jugendhaft hübsch erhalten haben, wie es dem Chronisten vom objektiven Teil der Menschheit zugetragen wird.
(Die Reblaus konnte sich nicht verkneifen, den Chronisten auf seinen 60. Geburtstag im nächsten Jahr anzusprechen, was dieser - nach längerem Nachrechnen -zu seiner Bestürzung als wahr erkennen mußte).

Diesmal hatte Peter Zoppe tief in den Abgründen seines Kellers gewühlt, wofür ihn ausdrücklich Dank gesagt sei. Bei den jungen Weinen hat es in den 9 Jahren seit der ersten Verkostung einen deutlichen Preissprung von damals 40-45 Euro auf heute 55 - 65 Euro für den Standard Châteauneuf gegeben. Die Weine wurden von Peter verdeckt angestellt.
Wir begannen mit einem noch älteren Wein, als wir ihn vor 9 Jahren hatten.

1. 1981er Château Beaucastel Rouge:
bräunlich kupferfarben. Likörige Kräutertöne in der Nase. Am Gaumen kommen irritierende medizinale Töne und leicht stechender Alkohol hinzu.
Der Abgang bricht schnell ab. Mindestens 5 Jahre zu alt. Die Runde wertet 82 - 84 Punkte und hatte den Wein richtig in die achtziger Jahre geschätzt.

2. 1983er Château Beaucastel Rouge:
braun mit viel Depot. Vollkommen maderisiert und nicht trink- bzw. bewertbar.
Schade, der Wein war uns vor 9 Jahren 88-91 Punkte wert, aber schon damals als sofort zu trinken eingeschätzt worden. Parker hatte ihn damals bereits von 91 auf 89 Punkte herab gewertet. Trotzdem ein sehr schneller Abstieg in die Untrinkbarkeit.

3. 1985er Château Beaucastel Rouge:
hellbräunlich. Weinige Töne und Lack in der Nase. Malz und Lack im süßsaurem Geschmack.
Ebenfalls viel zu alt. Man erahnt noch ein wenig vergangene Struktur, was einige den Wein noch werten lässt 78-79 Punkte, andere enthalten sich der Stimme.

4. 1986er Château Beaucastel Rouge:
leicht rotfunkelndes Mahagonnibraun. Malz, Alkohol und Kräuter in der Nase, dazu eine etwas markante Säure am Gaumen.
Immer noch keine Offenbarung, aber diesmal werten alle: 78 - 80 Punkte, der Chronist sogar 82 Punkte.

5. 1991er Château Beaucastel Rouge:
helles rubin- und ziegelrot. Rauchige Noten in der Nase. Stall, Rauch und wieder eine leicht hervorstechende Säure am Gaumen.
Eine ordentliche Länge läßt diesen Wein ein wenig akzeptabler erscheinen: 80 - 82 Punkte.

6. 1989er Château Beaucastel Rouge:
ziegelrot mit granatroten Sprengseln. Kräuter und Stall in der Nase und auch am Gaumen.
Der erste Wein, der anfängt Spaß zu machen. Ein Drittel meint, einen Korkschleicher zu erkennen, ist aber trotzdem mit dem Prädikat "bester Wein bisher" einverstanden (!).
Aber immer noch zu alt. Wir hatten ihn vor 9 Jahren als reif beschrieben und ihm 17,0 - 18,0 Punkte zugestanden, Parker hatte ihn dereinst gar mit 97 Punkten bedacht. Jetzt 84-86 Punkte von uns, einmal gar die 88 Punkte.

7. 1990er Château Beaucastel Rouge:
rotbräunlich. Schwarze Beeren und Kräuter in Nase und Mund. Langer Nachhall.
Würzig, saftig und recht delikat. Die schöne Fruchtsüße läßt ihn zum ersten schönen Wein des Abends werden.
Der Nuancenreichtum vergangener Tage ist allerdings auch dahin. Wir haben ihm damals Reife aber auch noch Lagerfähigkeit bescheinigt und alles zwischen 16,0 - 18,0 Punkte verteilt (Parker 96).
Heute spaltet sich die Runde in zweimal 85 Punkte, sechsmal 88 Punkte und viermal 90 Punkte.

Das war leider kein berauschender Anfang und als Fazit würden wir das alte "Trau keinem über 30" eigentlich auf "Trau keinem über 22" heruntersetzen.
Der 90er macht aber Hoffnung und es waren ja noch einige Flaschen in der Pipeline.

8. 2003er Coudoulet de Beaucastel, Côtes du Rhone.
Der kleine Bruder des Châteauneuf. Dunkles Granatrot. Etwas verhaltene Nase nach schwarzen Beeren und etwas Stall. Süße Beerenfrucht im Mund, dazu etwas Alkohol und metallische Noten.
Schöner, saftiger Wein, bei dem einige aber erraten, dass er a) erheblich jünger als die vorhergehenden Weine und b) nicht in der gleichen Liga wie diese spielt.
Die Mehrheit vergibt 86 Punkte, zweimal werden aber auch 90 und 91 Punkte gezückt.
Für diese beiden natürlich ein Top Preis-Leistungsverhältnis (der Wein kostet 17,50 Euro).

9. 1995er Château Beaucastel Rouge:
Granatrot mit bräunlichen Einsprengseln. Schwarze Beeren in der Nase. Dazu etwas süßer Fruchtlikör im Mund.
Durchaus delikat. Der Wein ist reif und sollte jetzt getrunken werden.
Die Runde wertet recht einheitlich 86-89 Punkte.
Wurde damals mit 16,5 - 17,0 Punkte ein wenig besser bewertet.

10. 1985er Hermitage, Chave:
bräunlich rote Farbe und viel Depot. Cassis in der Nase. Süße Frucht und etwas Likör am Gaumen.
Langer Nachhall. Lebendige Säuren, viel Saft, Eleganz und Delikatesse.
Der Wein ist reif, aber in keiner Weise fortgeschritten. Alle haben erkannt, dass es kein Beaucastel war aber die wenigstens hätten ihn an die nördliche Rhone gesteckt.
Die Runde drittelt ihre Wertung: 85-87, 88-89 und 90-91 Punkte.

11. 2003 Clos des Papes, Châteauneuf-du-Pape:
dunkles granatrot. Süße Kirschen in der Nase und zusammen mit schwarzen Beeren und etwas Stall auch im Mund.
Sehr vollsaftiger Wein, was bei einem Teil der Runde zu aufdringlich in der Frucht wirkt (84-86 Punkte).
Die Mehrheit mag den Saft und vergibt 87-89 Punkte.

12. 2005er Château Beaucastel Rouge:
dunkles Purpur. Blaubeeren in der Nase. Rumtopf und Vanille, dazu ein wenig störender Bitterton.
Der Wein kann noch einige Jahre altern. Die Rumtopfart gefällt dem Chronisten nicht (er weiß aber, dass dies sein Geschmack ist) - 86 Punkte.
Die Mehrheit vergibt 88-89 Punkte und viermal werden 90 und 91 Punkte gezogen.

13. 2006er Château Beaucastel Rouge:
Dunkles Granatrot. Cassis und Blaubeeren in der Nase. Etwas konfitürige Brombeere im Mund.
Sehr harmonisch und noch einige Jahre Entwicklungspotential. Der Wein gefällt allgemein besser als der Vorgänger und erhält recht einheitlich 89 - 92 Punkte.

14. 2009er Château Beaucastel Rouge:
dunkles Purpur, leicht bläulich. Brombeere und ein Hauch Aceton in der Nase. Brombeere und Vanille am Gaumen.
Langer Nachhall. Ein runder delikater Wein, dessen Entwicklung von unserer Brettanomyces Phyloxera mit "wird stallig" prophezeit wird (87 Punkte).
Davon lassen sich nur wenige beeindrucken (viermal die 88 Punkte), die Mehrheit schwelgt in 90 und 91 Punkten.

Zu guter letzt gab es noch einen weißen, allerdings ebenfalls aus Châteauneuf-du-Pape.
Das Weingut Clos des Papes hatte einfach die Kapsel von rot nach weiß getauscht, dass Etikett aber sonst - einschließlich des Alkoholgehaltes - wie beim Roten gehalten. Der Wein ist wahrscheinlich durch die Kapsel von alleine weiß geworden:

15. 2003er Clos des Papes blanc, Châteauneuf du Pape:
gelbgolden. Die Nase erinnert an Kindheitserinnerungen: geriebene, schon leicht oxidierte Äpfel.
Auch am Gaumen die Aromen von leicht angefaulten Äpfeln zusammen mit Honig.
Der Wein bleibt lang im Mund, hat schöne Säuren und viel Frucht.
Die Runde vergibt 86 - 88 Punkte, einer sogar 91 Punkte.