Vertikale Weingut Schäfer-Fröhlich, Nahe zusammengestellt von Michael Herr



Protokoll: Wolfgang Martin



Probiert wurde :

1. 2004er Monzinger Frühlingsplätzchen, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

2. 2004er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

3. 2004er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber,

4. 2005er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

5. 2005er Bockenauer Felseneck, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

6. 2005er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber

7. 2005er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

8. 2006er Schloßböckelheimer Kupfergrube, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

9. 2006er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

10. 2006er Bockenauer Felseneck, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

11. 2006er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

12. 2007er Schloßböckelheimer Kupfergrube, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

13. 2007er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

14. 2007er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,

15. 2007er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber,


Macht der Schäfer wirklich fröhlich - ein kleiner Wettkampf an der oberen Nahe !

Anlaß der Probe waren die Zweifel des Ausrichters Michael Herr, ob das Weingut Schäfer-Fröhlich wirklich an die beiden Platzhirsche der oberen Nahe heranreicht.
Schließlich nimmt er fast die gleichen Preise und wird bei vielen Verkostungen auch ähnlich bewertet. Da die Weine der 3 Weingüter teilweise von gleichen Lagen kommen, scheint ein direkter Vergleich möglich.
So hat Michael den Weinen Schäfer-Fröhlichs die Erzeugnisse vom Weingut Emrich-Schönleber gegenüber gestellt. Es war eigentlich auch noch ein Wein von Dönnhoff vorgesehen, der aber leider vergessen wurde - was uns die Probe etwas billiger machte und den Chronisten aufatmen ließ, da sein absoluter Nahe-Favorit so außerhalb aller Gefahr war, aufgrund eines Flaschenfehlers etwa hinter den anderen zu landen.

So erhielten wir also eine Schäfer-Fröhlich Vertikale 2004-2007 mit eingestreuten Emrich-Schönleber Weinen.
Aus Gründen der Objektivität wurden die Weine in den einzelnen Flights blind probiert.
Die Flights waren jahrgangsmäßig bestimmt, was uns aber vorher nicht bekannt war. Michael hatte sich auf Große Gewächse der beiden Weingüter beschränkt, was schlecht für unseren Geldbeutel, aber - wie man sehen wird - gut für unseren Gaumen war.

1. 2004er Monzinger Frühlingsplätzchen, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 25,- Euro: dichtes Gelb. Mineralische Nase, dazu typische Riesling-Alterstöne.
Kräuter und Mineralien am Gaumen. Schönes Spiel und balancierte Säuren lassen die Runde gleich 88 - 90 Punkte zücken.
Nur der Chronist mäkelt über mangelnde Statur und geizt mit 85 Punkten.

2. 2004er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: dichtes Gelbgold. Etwas verhaltene Nase nach Pfirsich und Honig. Pfirsich, steinige Mineralität und ein wenig Bitterton im Mund.
Kernige Struktur und lebendige Säuren.
Einheitliche Meinung in der Runde und je nach Wertungsniveau 87-91 Punkte.

3. 2004er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber,
ca. 31,- Euro: dichtes Gelbgold. Pfirsich und Kräuter in der Nase. Mineralien und weiße Früchte im langen Abgang.
Saftiger, eleganter Wein. Von einer Minderheit mit 89 Punkten dem Vorgänger gleichgesetzt, von einer Mehrheit mit 91-93 Punkten dem Vorgänger vorgezogen.

Einige wenige hatten als Gemeinsamkeit den gleichen Jahrgang erkannt. Im Winzervergleich geht Emrich-Schönleber auf hohem Niveau aller Weine mit einer Kleinigkeit in Vorsprung.

4. 2005er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: dichtes Gelbgold. Etwas verhaltene Nase nach Zitrus, Mineralien und Kräutern. Eine weiche Mineralität und viel Fruchtsüße am Gaumen.
Saftiger Wein und für den Chronisten auch mit Charme.
Die Runde mäkelt an der etwas überladenen Fruchtsüße und vergibt 86-87 Punkte.

5. 2005er Bockenauer Felseneck, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 32,- Euro: Gelbgold. Feines attraktives Bukett nach Feuerstein.
Mineralien, Pfirsich mit Schale und nussige Töne am Gaumen.
Finessereicher Wein mit viel Harmonie und Delikatesse. Warum 2 Probanden nur 88 Punkte gaben, blieb den anderen unbegreiflich, die 90 - 94 Punkte werteten.

6. 2005er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber
ca. 31,- Euro: Gelbgold. Pfirsich, Mineralien und Zitrus in der Nase. Pfirsicharomen im Mund.
Langer Nachhall. Ein runder eleganter Wein, den eine Minderheit der Runde etwas plump findet (89 Punkte), der Mehrheit 90-92 Punkte wert ist und ein Proband sogar als besten Wein bisher mit 93 Punkten wertet.

7. 2005er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Gelbgold. Rauch, Speck, Mineralien und Streichhölzer in der Nase. Rote Pfirsich und Äpfel am Gaumen.
Vollsaftiger, reicher Wein mit viel Delikatesse.
Die Runde findet ihn etwas unklar und wertet 88-89 Punkte, zwei Probanden, darunter der Chronist, aber auch 90-91 Punkte-

Der zweite Flight zeigte einen überragenden Bockenauer, der leider kein Pendant bei einem der anderen großen Winzer im Nahetal hat.
Beim Halenberg zieht die Runde wiederum den Emrich-Schönleber etwas vor. Die erstaunlichen Unterschiede in der Charakteristik der beiden Weine sind bemerkenswert und - obwohl eigentlich sonst immer auf der Seite der eleganteren Weine - findet der Chronist den Reichtum des Schäfer-Fröhlich beachtlich und stellt ihn gleichberechtigt neben seinen Namensvetter.

8. 2006er Schloßböckelheimer Kupfergrube, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Dichtes Gold. Honig und Aprikosen in der Nase. Mineralien, Pfirsich und ein Bitterton am Gaumen.
Robuste Säuren charakterisieren diesen Wein, der als typisches Kind des relativ schlechten Jahrgangs daherkommt.
Einmal 82, einmal 87 Punkte, die Mehrheit wertet 85-86 Punkte.

9. 2006er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Gelbe Farbe. Kräuter und Mineralien in der Nase. Minze und weiße Früchte am Gaumen.
Mit seinen lebendigen Säuren entwickelt der Wein einen gewissen Charme.
Einmal gibt es 85 Punkte, viermal 90 Punkte und der Rest liegt mit 87-88 Punkten dazwischen.

10. 2006er Bockenauer Felseneck, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 32,- Euro: Gelbgold. Recht feine Nase nach Pfirsich und Heu. Pfirsich und viel Fruchtsüße am Gaumen.
Saftiger runder Wein, was aber nur 3 Probanden so positiv sehen wie der Chronist (88 Punkte).
Den Rest stört die Fruchtsüße 84-86 Punkte.

11. 2006er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Gelbgold. Recht verhalten, aber fein die Pfirsichnoten in der Nase. Weiße Früchte und ein nicht störender Bitterton am Gaumen.
Schlank und elegant mit einer gewissen Tiefe.
Die Runde vergibt 87-89 Punkte, zweimal werten sogar 90-91 Punkte.

Der Jahrgang war bestimmt der schlechteste der 4 verkosteten Jahre, was die Wertungsnoten nach unten drückt.
Trotzdem gelingen dem Winzer mit dem Felsenberg und dem Halenberg zwei durchaus beachtenswerte Weine.

12. 2007er Schloßböckelheimer Kupfergrube, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Gelbgold. Feuerstein und etwas Schwefel in der Nase. Mineralische und salzige Noten am Gaumen, dazu Zitrus- und Kräutertöne.
Eleganter Wein der dreimal 86-88 Punkte, vom Rest 90-92 Punkte erhält.

13. 2007er Schloßböckelheimer Felsenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: aus dem Chronisten unerfindlichen Gründen hält die Runde diesen Wein für entweder total verschlossen oder wegen schlechter Einzelflasche nicht bewertbar.
Er selbst hätte 88 Punkte vergeben.

14. 2007er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Schäfer-Fröhlich,
ca. 29,- Euro: Gelbgold. Steinige Mineralität, Feuerstein, Kräuter und Zitrus in der Nase. Mineralien und Kräuter am Gaumen.
Langer Nachhall. Lebendige Säuren, Delikatesse und Eleganz lassen die gesamte Runde einheitlich zwischen 90 und 92 Punkte werten.

15. 2007er Monzinger Halenberg, Großes Gewächs, Emrich-Schönleber,
ca. 31,- Euro: Gelb. Feuerstein, Kräuter und Pfirsich in der Nase. Weiße Früchte und Mineralien am Gaumen.
Langer Nachhall. Sehr harmonischer Wein mit Eleganz und Delikatesse.
Die Runde spaltet sich bei der Wertung in zwei Hälften: mit 88-90 Punkten wertet die eine etwas niedriger, mit 92-93 Punkten die andere etwas höher als den Gegenpart von Schäfer-Fröhlich.

Als Fazit war die Runde mit der Probe sehr zufrieden. Bis auf wenige Ausnahmen hatten die Großen Gewächse ihren Namen verdient und waren auch ihren Preis wert.
Beim Vergleich mit Emrich-Schönleber können wir uns hoffentlich auch in den nächsten Jahren auf einen spannenden Wettkampf besonders im Halenberg freuen, Schön, jetzt von einem Spitzentrio an der oberen Nahe reden zu können.

Meint der Chronist