Super Tuscans Italien
zusammengestellt von Iris Peters + Peter Zoppe



Protokoll: Wolfgang Martin



Probiert wurde :

1. 2007er Brancaia Il Blu, Rosso di Toscana Igt, Ehepaar Widmer

2. 1998er Luce della Vite, Toscana Igt, Frescobaldi

3. 1982er Tignanello, Toscana Igt, Antinori

4. 1990 Tignanello

5. 1997er Tignanello

6. 2005er Tignanello

7. 1993er Saffredi

8. 1995er Saffredi

9. 1990er Nozzole (Il Paqueto?)

10. 1990er Guado al Tasso, Antinori

11. 1997er Guado al Tasso

12. 1995er Ornellaia, DOC Bolgheri Superiore, Tenuta dell Ornellaia Frescobaldi

13. 1998er Ornellaia

14. 1995er Percarlo, Fattoria San Giusto

15. 1995er Siepi, Fonterutoli

16. 1990er L´Apparita, Castello di Ama

17. 1997er Sassiscaia, DOC Bolgheri Sassiscaia, Marchese Incisa

18. 1997er Solaia, Antinori Tenuta Tignanello



Supermänner in den Katakomben - Seilschaft entlarvt französische Toskana-Besetzung

Da mußte ja mal ein Machtwort gesprochen werden, so geht das ja wohl nicht! Und natürlich haben wieder mal nur wir das erkannt, was da abgeht. Unsere Regierung - bah, die ist vor lauter Hineinschauen in die wirtschaftlichen Abgründe so blind geworden, dass sie heute nicht mehr weiß, dass sie gestern das, was sie morgen als finale Rettungstat verkünden wird, als Untergang des Abendlandes und des Euro beschrien hat. Und dann küßte sie ihn auch, den Lumpennick !

Wirklich, ist euch das auch aufgefallen? Immer wenn unsere Angela den Kleinen von der linken Rheinseite traf, hielt sie ihm nicht züchtig ihr Pausbäckchen zum Wangenkuss hin sondern knutschte ihn selber rechts und links mit einer Inbrunst, dass die Bruni sauer ward.

Und weil die Bruni sauer wurde und weil wir sie durchschaut haben, die Franzen, ist der Nick jetzt Weltraumfahrer. (Zwar ist es lächerlich davon zu reden, mit ein bißchen Weintrinken wären Diktaturen zu stürzen, wie es gewisse rechtsrheinisch verirrte Seelen propagieren, aber hier hat eine Trinkerrunde durch den vinum die Veritas erkannt und so Little Nick den Wahlkampf versaut).

Doch aufgegeben haben sie lange nicht. Zwar versuchen sie sich noch zu tarnen, die Franzen, aber die Seilschaft hat sie durchschaut. Wie immer geht es um die Grohnd Nazzjong und den Traum von der Weltherrschaft der französischen Kultur.
Wenn da der als Niederländer getarnte neue Oberfranze von Wachstum spricht - da möchten wir doch mit Herrn Kubicki fragen: welches Wachstum meint er, Haarwachstum oder was..?
Die Seilschaft aber weiß, was er meint und wird es hiermit an die Öffentlichkeit bringen.

Da gibt es in südlichen Gestaden eine gar liebliche Gegend, wo die Menschen als Hirten unter blauem Himmel ihre Herden hüten und dabei unter Pinien- und Zypressenbäumen auf großen Leinwänden mild lächelnde Madonnen malen. Um dann mit der ganzen Leichtigkeit ihres Seins einen recht belanglosen Weißwein und einen ebenso leichten Roten zu keltern, dessen hübsche Bastflasche leergetrunken zu nächtlicher Stunde als Kerzenhalter das Flair des Mittelmeers in jede Studentenbude schaffen konnte.

Toscana heißt dieses Gefilde, wo Friede, Eintracht und pure Freude zu Hause sein könnte, wenn es darum herum nicht so oft regnen würde. Oder schneien. Oder Sandstürme brausen. Oder Tsunamis toben.

Kurzum: die Gegend ist ständig der Gier ihrer Nachbarschaft ausgesetzt und wird eigentlich immer gerade mal wieder von jemand erobert. So wurde sie 351 v. Chr. von Rom annektiert, als es dem dortigen Stadtpöbel nach dem Raub der Sabinerinnen nach Wochenendhäusern gelüstete.
Außerdem hatten die Römer mit ihrem Soave einen noch belangloseren Weißwein und erst gar keinen roten aufzuweisen.

Danach wanderten Heruler, Ostgoten, Westgoten, Byzantiner und Langobarden am Arno entlang, nicht ohne sich dabei unter den Augen der sanften Hirten und Madonnenmaler aufs heftigste zu prügeln.
Dann schenkte Pippin die Gegend an den Heiligen Stuhl, ließ aber doch seine Statthalter dort walten, bis die Gräfin Mathilde schließlich ihr Eigentum erst an den Papst und dann an den Kaiser vererbte, ohne aber den jeweils anderen davon in Kenntnis zu setzen.

Das brachte dann auch den sanftmütigsten Hirten auf die Barrikaden und der Toscaner an sich hörte eine Weile auf, Bast um Flaschen zu wickeln, sondern begann wie der Rest der Welt als Florentiner die aus Lucca und als Bürger von Arezzo die aus Siena zu verprügeln.
Und das obwohl mit Rainer von Dasseln mal der Kölner und mit Christian von Buch mal der Mainzer Erzbischof Herren des Landes wurden.
Erst mit den Medici wurde das Gebiet wieder Familienbetrieb bis nach 18 Generationen das Land endgültig auf den Hund - sprich auf die Ösis - kam und den Habsburgern ("Hab die Burg!") anheim fiel. Zum Schluß wurde das Ganze vom Königreich Piemont annektiert. Da stand der Sangiovese in Gefahr, vom Nebbiolo ersetzt, Montalcino in Barolo unbenannt und der Turm von Pisa gerade gerückt zu werden.

So wechselten sich die Besitzer dieser schönen Lande ab und jeder durfte mal ran, nur die Chinesen nicht. Na ja und die Franzosen durften eigentlich auch nicht, sieht man mal von der Schwester Napoleons ab, die als Herzogin Elisa 6 Jahre residieren konnte. Und das ärgerte die Franzosen und besonders ärgerte das ihr Oberärgernis, den kleinen Nicolas, der so gerne Bonaparte V. geworden wäre (irgendwie zählt man dabei die geraden Nummern nicht mit) und den dicken Niederländer ärgert das anscheinend auch.

Wir Deutsche haben es ja versäumt tatkräftig zuzugreifen. Dabei waren wir schon so weit gekommen.
Anfang der sechziger Jahre hatten wir in jedem Sommer an der Adria im Osten des Landes einen größeren Truppenaufmarsch geboten als in allen Weltkriegen zusammen. Die Landessprache hatte sich bereits vollkommen auf den Ruhrpottdialekt assimiliert und keine zwei Jahre später hätten die Willi Ostermann statt O sole mio gesungen.
Statt aber beherzt in Badehose und Bikini nach Westen zu marschieren und mit Handtüchern auf den Rebstöcken klarzumachen, dass hier nur Deutsche und keine Engländer den Sangiovese lesen werden, hieß der altersschwache Bundeskanzler seinen Landsleute zwar nicht, sich ordentlich zu benehmen, aber faul am Strand zu liegen, um später bei Ford oder VW wieder in die Hände spucken und das Bruttosozialprodukt steigern zu können.

Da wäre unser Erzbischof Rainer von Dassel selig aber ganz anders mit dem flatternden Badetuch voran nach Westen gezogen, wie dereinst unter Barbarossa gegen die Römer. Es gibt eben auch in Köln solche und solche Gestalten und der Bundesgreis war ja mittlerweile ins Siebengebirge verzogen, also auf die schäl sick, und hatte dort genauso seinen Geschmack verloren wie es von unserem Seilschafter zu erwarten ist, der unbedingt meinte, dort ein Haus bauen zu müssen.

Auch die Opposition ergriff nicht die Gelegenheit; die tatkräftigen Kommunisten waren ja mittlerweile verboten. Die Strategie der Gezähmten war wie der Marsch durch die Institutionen: man schleimt sich ein und der Sozialismus bleibt Thema für den Stammtisch. Infiltration war, was die Schröders, Schilys, Fischers und so weiter anfangs versuchten: als Toskana -Fraktion das Land Ferienhaus für Ferienhaus aufkaufen und schließlich übernehmen.
Leider hat man dann diese Infiltranten in Deutschland in die Regierung gewählt, worauf sie Edel-Italiener nach Berlin schleppten und die Toscana Toscana sein ließen.

Die führerlosen Sturmtruppen an der Adria dagegen wurden von den neuen Mächten nach Spanien umgeleitet. Wenn Historiker dereinst über den Ballermann forschen, wäre die Höhe der französischen Subventionen für die Eimer und Strohhalme bestimmt eine Doktorarbeit wert, die auch einen Doktor wert wäre.

Welche Chance wurde hier vertan - die erneute Übernahme der Toscana durch das Heilige römische Reich deutscher Nation! Statt 5% Trebbiano wären dann 10% Riesling in den Chianti verschnitten worden, was diesen in ungeahnte Höhen weit über die Premier Cru in Bordeaux und auf gleiches Niveau mit Romanee-Conti gestellt hätte. Und dabei noch in so schönen Bastflaschen und mit anderthalb Litern doppelt so viel drin….!

Vertane Chance - das Land geriet in den Bann der finsteren Mächte.

Die Seilschaft hat erkannt: seit Karl dem Pferd ist dies die Leitlinie der französischen Außenpolitik. Verhindern, dass die Toscana an Deutschland fällt. Der Lump-wie-du lenkte vorsichtig aber stetig den Blick des deutschen Kanzlers nach Osten, um ihn vom Süden fernzuhalten.
Schießkarten-Schäng soll einen Atombombenangriff auf Bonn befohlen haben, falls das deutsche Handtuch über Montalcino wehen würde. Der Absolutheitsanspruch wurde in dem Typen klar, der gleichzeitig Mitte und Rand zu sein behauptete und unsere gute dicke Birne so fest an die Hand nahm, dass der nur ja nicht in die Toscana laufen konnte.
Köbes Schieß-ab war dann der erste, der aktiv in die italienische Politik eingriff und den Patrioten Berlusconi zum ersten Mal und zum zweiten Mal abschoß.
Von wegen Gegenhein Besäufnis erledigt unseren Silvio.
Es war der Lumpen-Nick, der dieses uritalienische Gestein, die quasi fleischgewordene Bastflasche, dem bunga-bunga-König im Stile eines Caligula (der in Köln aufgewachsen gelernt hatte, was Leib und Geist zusammenhält) den dritten Garaus versetzte.
Nur hat er dafür so tief unter Angelas Röcke kriechen müssen, dass Bruni Sauer wurde und ihm den eigenen Garaus bescherte.

Mit der Wahl hat sich nichts geändert. Würden die Franzosen zum Wohle der Europäer handeln, hätten sie Gerard Depardieu an die Seite Silvio Berlusconis gestellt.
Jeder Einwohner der europäischen Union hätte dann gleichermaßen Anteil am Ertrag von Romanee-Conti und Chateau Petrus, Freitags gäbe es eine Flasche Brunello und einen Barolo, weil sonst kein Wochentag mit B anfängt, und pinkeln dürften wir nach dem vielen Wein, wohin wir immer wollten.
Dann wäre auch in Deutschland unser miesepetriges Muttchen und ihr schwäbischer Häuslebauer schnell weg vom Fenster. Kristina Schröder würde die freiwillige Quotierung von Wein im Verhältnis zu Wasser (mindestens 70%) in deutschen Aufsichtsratssitzungen fordern, was von Frau Nahles (Eifler Mädchen!) dann unterstützt würde, wenn diese Regelung auf die gesamte Arbeiterschaft und die gesamte Arbeitszeit der Unternehmen ausgedehnt wird.
Das wiederum würde zur Auflösung der Kölner Seilschaft führen, weil keiner mehr in der Lage wäre, nach Arbeitsschluß noch die steilen Treppen in die Katakomben hinab zu steigen. Kurzum - wir wären vielleicht pleite (was jedoch noch bewiesen werden müßte), aber auf alle Fälle glücklich!

Aber nein, sie haben nicht Depardieu und auch nicht Strauss-Kahn (über dessen Weinkonsum allerdings nichts bekannt ist) sondern diesen Niederländer gewählt.

Nehmen wir also die Frage von Wolfgang Kubicki wieder auf: was meint der Niederländer mit Wachstum ? Dazu müssen wir den zweiten Pfeiler der bonapartistischen Großmachtpolitik Frankreichs beleuchten, die eigene Infiltration der zu besetzenden Gebiete insbesondere der Toscana.
Franzosen machen alles mit Kultur, von der sie überzeugt sind, dass sie allen anderen Kulturen überlegen ist (bei ihren stetigen Mißerfolgen beim European Song Context könnte man sich fast ihrer Meinung anschließen).

Kulturgut Nr.1 in Frankreich sind aber nun mal Käse und Wein. Der Infiltration der Welt durch französischen Käse müssen sich berufenere Leute als die Kölner Wein-Seilschaft widmen, doch scheint ein Pfeiler die Zwietracht zu sein, die das Auftischen eines gereiften Franzosen in der Familie auslöst, die - perfide genug - den Verzehr des Objekts des ursprünglichen Abscheus der kindlichen Seele und Nase in den Initiationsriten nach der Pubertät zum Symbol des Erwachsenwerdens verwandeln - reifer Käse für gereifte Menschen oder - es darf stinken, wenn du groß bist (aber ja nicht, wenn du klein bist).

Als Seilschafter beschäftigen wir uns aber mehr mit dem Rebensaft und da fällt sofort ins Auge: Cabernet in Australien, Kalifornien, Südafrika, Spanien, selbst an der Mosel und in Griechenland. Syrah in Australien, Kalifornien und Südafrika, auch wenn der eitle Schieß-ab versucht hat, dass dort nach sich selbst Chi-raz zu nennen. Merlot novo aus Italien vor Weihnachten, Sauvignon blanc aus Neuseeland, Pinot Noir aus Oregon. Auch in China sind Cabernet und Co. schon weit verbreitet.
Kurzum: es findet eine Invasion der Welt durch französische Rebsorten statt.

Was meint also der Niederländer mit Wachstum? Das Wachstum der französischen Rebsorten in den Staaten der Eurozone! Er will EU-Gelder locker machen, um Bewässerung, Düngung und Neupflanzung seiner Sorten zu gewährleisten. Mit kleinen Geschenken von Mouton und Latour wird er sich die Namensgenossen aus Holland, die Dänen und Finnen und was es sonst noch ohne Wein in der EU aushalten muß, gefügig machen.
Er will die Griechen unter das Joch des Cabernets, die Spanier unter die Knute des Merlot und die Portugiesen unter die Fuchtel der Syrah stellen. Nur für die Iren ist ihm noch nichts Gescheites eingefallen, was deren Wirtschaft ungeheure Perspektiven eröffnet.

Wir geben zu, das macht mehr Spaß als das Spardiktat von Merkenschäufle, ist aber genauso chauvinistisch.
Uns war es also Bange um unsere panflötenspielenden Hirten aus der Toscana und wir untersuchten den Einfluß der französischen Großmachtpolitik auf diese Region aufs genaueste. Was wir herausfanden, ließ uns weiß wie Trebbiano werden. Das hätten wir nicht geglaubt und die Verruchtheit der französischen Politik ist in diesem unschuldigen Landstrich ins Unermeßliche gesteigert. Sie scheuen sich sogar nicht, hierbei die eigene Sprache zu verraten und das verhaßte englisch einzuschalten. Doch dazu später.

Als erstes bediente man sich einer kleinen Schwäche des italienischen Weingesetzes. Der Chianti mußte zwar nicht in einer schönen Bastflasche abgefüllt werden, aber aus verschiedenen Rebsorten bestehen, darunter auch ein Schuß Weißwein aus Trebbiano.
Hätte man - wie gesagt- bei einer Übernahme der Landschaft durch die deutschen Badetouristen den Trebbiano durch Riesling Rhenano ersetzt, wäre alles gut gewesen. Aber so muß man zugestehen, dass Trebbiano nun wirklich nicht der absolute Geschmacksbringer ist und Wasser zum Verdünnen ebenso getaugt hätte.

Es waren wahrscheinlich französische Mönche in der Nachfolge des Abbé Sieyès, die den toskanischen Winzern folgende Fragen stellten und die Antworten gleich mit gaben: Was ist der Sangiovese? Alles! Was ist er bisher in der Chianti Cuvee gewesen? Nichts! Was fordert er? Darin etwas zu werden.

Kurz darauf erschien Jakob Schieß-ab und verschärfte den Ton: der Sangiovese muss Alles werden! Er stachelte die bis dahin Madonnen malenden Winzer der Toscana zur Revolution: macht einen Wein aus eurem reinen Blut, macht einen Wein nur aus Sangiovese! Oh welche Niedertracht! Das reine Blut, der reine Sangiovese als Vorbereiter des Merlot!

Denn einmal geschehen, war der Verfall der Bastflasche nicht mehr aufzuhalten. Wenn man schon Trebbiano in den Chianti kippen soll, warum darf man keinen Cabernet in den Sangiovese füllen? Warum darf man nicht Sangiovese in den Cabernet tun? Warum darf man Cabernet, Merlot und Syrah nicht überhaupt alleine abfüllen?

Merkt ihr, von Riesling ist nie die Rede! Übrigens auch nicht von Spätburgunder, wohl weil der als Pinot Nero in Italien bereits seinen Platz gefunden hatte.

Begleitet wurde dies von einer Marketing-Kampagne, die in Perfidität und Umfang nur noch durch die Einführung des Großen Gewächses in Deutschland übertroffen wurde. Es war ein leichtes, Bobby Parker nach seiner jährlichen Verkostungstour durch das Bordelais im Hafen von Bordeaux zu stellen, wie er die in seinen offenen Kofferraum verbrachten "Probeflaschen" in zwei Großcontainer umladen wollte und ihn mit der nicht bezahlten Mehrwertsteuer für diese Flaschen zu konfrontieren, was den sofortigen Verkauf des Wine Advocats und des Privatbesitzes von Herrn Parker zur Folge gehabt hätte.
Ein kleines Sechsaugengespräch mit Baron de Schrotthild und President Schieß-ab ließ a) den aktuellen Schlafitt auf 100 Punkte springen und b) den Wine Advocat den Begriff "Super Tuscan" in die Welt setzen.

Es sollte allen Gegenhein - Bewegten in ihrer Diktatoren-Abtrinksucht zu denken geben, dass mit der zweiten Absetzung Berlusconis durch Schieß-ab auch die Bastflasche des Chianti verschwand!

Mit der Einführung des Super Tuscans durch Bobby Parker schaffte es die französische Außenpolitik, eine zweitausendjährige Tradition des Weinbaus in der Toscana umzudrehen und mit Preisen jenseits alles Bastflaschengedachten auch die Winzer der Toscana zu bestechen.
Grundsätzlich wurde die Füllmenge der Flaschen schon einmal halbiert = doppelter Gewinn. Der Chianti wurde die Basisqualität der Güter. Der Tropfen Merlot ließ dagegen den Preis als Super Tuscan verzehnfachen, what a game !
Die Toskaner Winzer wurden so mächtig, dass sie sogar ein Turiner Mädel aus dem verhaßten Piemont nach Paris schicken konnten, als kleines Dankeschön an Monsieur le President sozusagen. Womit wir wieder bei Silvio wären - der hätte sie zu Hause behalten, als wahrer Patriot, Landesvater und väterlicher Freund aller potentiellen Mütter.

Wir haben diese Recherche beileibe nicht aus Büchern geführt, sondern waren Schluck für Schluck dem französischen Großmachtstreben bei den armen Hirten der Toscana auf der Spur. Es ist ein Bericht von der verlorenen Unschuld und den Opfern einer Globalisierung - nämlich uns, die wir jetzt für eine Flasche Toskanerwein mindestens einen Fuffi zücken müssen anstatt wie in Studentenzeiten, wo die Flasche samt Inhalt eine preiswerte Alternative zum Kerzenhalter von Ikea darstellte.

In die Katakomben wurden sie also gebracht, die supermen, batmen, catwomen, spidermen und DAS DING aus der Toscana. Kein Chianti, kein Vino Nobile, kein Brunello sondern nur die hochgehypten Supertuscans.
Eingefangen und verhaftet übrigens von Peter und Iris, verurteilt und sofort hingerichtet durch die gesamte Seilschaft.
Aber hört selbst:

1. 2007er Brancaia Il Blu, Rosso di Toscana Igt, Ehepaar Widmer,
Sangiovese (50%), Merlot (45%) und Cabernet (5%), ca. 50 Euro:
schwärzlich purpurne Farbe. Cassis und Brombeeraromen in Nase und Mund.
Ein fruchtsaftiger Wein, der ein wenig mainstreamig wirkt.
Die 94 Parkerpunkte sind von der Runde nicht ganz nachzuvollziehen, aber mit 86 - 88 Punkten wurden seine Delikatesse und unsere Zufriedenheit belohnt.

2. 1998er Luce della Vite, Toscana Igt, Frescobaldi,
Merlot (55%) und Sangiovese (45%), heute ca. 70,- Euro:
schon bräunlicher Rand im Glas. Pflaumen im Bukett, Alterstöne und Maulbeeren im Mund.
Der Wein ist einiges über den Höhepunkt hinaus und wenige - wie der Chronist - halten ihn noch für akzeptabel und werten 80 - 85 Punkte.
Die meisten bewerten ihn wegen Überalterung nicht. Als wir beim Aufdecken den Jahrgang erfahren, sind wir doch recht erstaunt.

3. 1982er Tignanello, Toscana Igt, Antinori,
Sangiovese (80%), Cabernet Sauvignon (15%) und Cabernet Franc (5%), heute ca. 60 Euro:
ins bräunlich spielendes Dunkelrot und viel Depot. Pflaume im Bukett.
Am Gaumen dazu Minze und Alterstöne. Der Wein wirkt um einiges lebendiger als die Nummer 2, ist aber ebenfalls über den Höhepunkt hinaus.
Hier ist die Frucht einfach schlanker geworden, ist aber nicht verloren. Macht deshalb noch Spaß zu trinken.
Die Mehrheit wertet 82-83 Punkte, eine Minderheit auch bis 86 Punkte.
Bei Parker hatte der Wein dereinst 89 Punkte erhalten.

4. 1990 Tignanello:
auch hier schon bräunliche Töne in der Farbe. Fleischextrakt und Malz in der Nase, Liebstöckel, Malz und salzige Noten am Gaumen.
Die Tannine sind noch präsent. Aber auch dieser Wein ist einige Jahre über seinen Höhepunkt hinaus.
War früher wahrscheinlich richtig gut und wird deshalb von der Mehrheit nicht bewertet.
Der Rest gibt dem aktuellen Zustand 82 - 85 Punkte.
Parker hatte dem Wein einst 93 Punkte vergeben.

5. 1997er Tignanello:
purpurne Reflexe im dunklen Wein, dazu aber am Rand erste Brauntöne. Fleischextrakt, Pflaume, Kirsche und Liebstöckel im Bukett.
Im Mund Pflaume und Malztöne. Es entbrennt eine Diskussion über die Harmonie im Wein.
Eine knappe Mehrheit stört sich an trocknenden Tanninen und wertet um die 83 Punkte. Eine Minderheit sieht den Wein besser bei 85 und 86 Punkten.

6. 2005er Tignanello:
brillante Farbe mit Purpurtönen. Ein recht komplexes Bukett mit Cassis, Pflaume und Pfeffertönen.
Im Mund viel Pflaumenfrucht, im Nachgang etwas bitter.
Der Wein hat noch einige Jahre vor sich. Jetzt recht elegant und delikat.
Die Runde ist sich ziemlich einig und wertet 88-90 Punkte.

7. 1993er Saffredi,
Cabernet Sauvignon, Merlot und Alicante, Fattoria Le Pupille, Maremma, heute ca. 50,- Euro:
schwärzliche Farbe mit leichten Orangerändern. Ein reichströmendes Bukett nach Sattel, Fleischextrakt und Pflaumen.
Am Gaumen viel Mineralität und pflaumige Frucht. Der Wein zeigt lebendige Säuren und Tannine, Saft, Eleganz und Tiefe.
Wir finden ihn auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung und alle haben viel Spaß mit ihm: 89 bis 92 Punkte.

8. 1995er Saffredi:
von der Farbe her eher älter als sein Vorgänger. In der Nase aber wie im Mund frisch mit Pflaumenfrucht, Cassis und Mineralien.
Langer Abgang, viel Eleganz, Harmonie und Tiefe. Auch hier am Höhepunkt der Entwicklung.
Wir sind noch ein wenig mehr entzückt als beim Vorgänger und verteilen einig 91 - 92 Punkte.

9. 1990er Nozzole (Il Paqueto?),
Cabernet Sauvignon, Folonari, heute ca. 40,- Euro:
sehr dunkle Farbe mit Orangerändern. Kirschen und Tannine in Nase und Mund.
Am Gaumen sind die Tannine ein wenig bitter, was aber nicht allzu sehr stört.
Beim Aufdecken überrascht das doch schon ehrwürdige Alter des Weines - wir würden ihm sogar noch etwas Entwicklung zubilligen. Es fehlt ihm etwas an Statur und er wird diese wahrscheinlich auch nie gehabt haben.
Je nach Tanninbewertung teilt sich die Runde und wertet hoe 82-85 und dort 88-89 Punkte.

10. 1990er Guado al Tasso, Antinori,
Cabernet Sauvignon (57%), Merlot (30%), Cabernet Franc (10%), Petit Verdot (3%) (nach anderer Quelle statt C.F und P.V. 10% Syrah), heute ca. 80,- Euro:
bräunliche Töne in der dunklen Farbe, der Wein ist auch im Geschmack schon einige Jahre über den Höhepunkt.
Ein reiches Bukett verheißt noch Gutes mit Pflaumen, Kirsche und Malz. Die Frucht ist am Gaumen dann schon sehr malzig und abgebaut.
Die Säuren beginnen spitz zu werden. Der Wein macht so wenig Freude. Die runde vergibt 80-82 oder gnädige 84 Punkte .

11. 1997er Guado al Tasso:
korkt !
Schade, war bestimmt ein guter Wein und wäre nach dem zu alten 90er interessant gewesen.

12. 1995er Ornellaia, DOC Bolgheri Superiore, Tenuta dell Ornellaia Frescobaldi,
Cabernet Sauvignon (76%), Merlot (18%) und Cabernet Franc (6%), heute ca. 100,- Euro:
Depot und bräunliche Töne im Glas. Reiches, aber sehr feines, fruchtiges Bukett.
Feine Pflaumenaromen im Mund. Lebendige, feine, elegante Art meint die eine Fraktion und erklärt ihn zum besten Wein bisher 91 Punkte. Der Wein wird überwiegend von der Säure getragen und läßt Frucht und Statur vermissen, meint die andere 88 Punkte.

13. 1998er Ornellaia:
purpur schwarze Farbe ohne Reifereflexe. Feine Holztöne und Pflaume in der Nase, dazu Cassis am Gaumen.
Der Wein hat noch einige Jahre Entwicklung vor sich, ist aber trotzdem schon harmonisch gereift.
Die Säuren sind mild, die Tannine präsent.
Eleganz und Delikatesse lassen diesmal die Mehrheit diesen Wein zum besten bisher erklären und 92-94 Punkte zücken. Die Minderheit ist mit 90 Punkten auch noch recht zufrieden.

14. 1995er Percarlo, Fattoria San Giusto,
100% Sangiovese, heute ca. 50,- Euro:
dunkles Purpur. Feines bukett mit Pflaumenfrucht. Am Gaumen dazu leichte Eukalyptusnoten, dazu beginnende Alterstöne.
Im nicht allzu langen Nachhall etwas bitter. Nach der schönen Nase polarisiert der Geschmack dieses sicherlich sehr eigenständigen und etwas sperrigen Weines:
hie 85, da 88 Punkte.

15. 1995er Siepi, Fonterutoli,
Sangiovese (50%) und Merlot (50%), heute ca. 70,- Euro:
schöne Kaffeenoten, Pflaumenfrucht und Tannione machen anfangs Hoffnung auf einen sehr schönen Wein.
Dann macht sich aber immer mehr ein Korkschleicher bemerkbar, der die Frucht so dämpft, dass die Mehrheit nicht mehr werten will.
Die Minderheit vergibt 85 Punkte, gesteht aber auch den Korkschmecker ein. Schade.

16. 1990er L´Apparita, Castello di Ama,
100% Merlot, heute ca. 120,- Euro:
dunkelfarbig mit bräunlichen Rändern. Alterstöne und Pflaumen in der Nase. Am Gaumen Alterssüße und Liebstöckel.
Der Wein ist einige Jahre über den Höhepunkt hinaus, die Säuren beginnen spitz zu werden, die Frucht verblaßt.
80 - 82 Punkte bei allen, die noch werten.

17. 1997er Sassiscaia, DOC Bolgheri Sassiscaia, Marchese Incisa,
Cabernet Sauvignon (85%) und Cabernet Franc (15%), heute ca. 150,- Euro:
leichter bräunlicher Rand. Reiches Bukett mit Minztönen und Cassis.
Am Gaumen noch spürbare Vanilletöne aus dem Holz. Elegant schlanksaftig mit viel Delikatesse.
Die Runde wertet einheitlich 88 - 90 Punkte.

18. 1997er Solaia, Antinori Tenuta Tignanello,
Cabernet Sauvignon (75%), Cabernet Franc (5%) und Sangiovese (20%), heute ca. 240,- Euro:
schwärzliches Purpur. Reiches Bukett mit Brombeeren, Pflaumen und Mineralien. Vanilletöne und Pflaumenfrucht am Gaumen.
Der Wein hat noch einige wenige Jahre Entwicklungspotential, ist aber schon sehr harmonisch gereift. Langer Abgang, Eleganz, viel Saft und Delikatesse.
Einstimmig wird der letzte auch zum besten Wein des Abends gekürt: 93 - 95 Punkte.