Champagner/Winzerchampagner
zusammengestellt von Heiko Reinartz
Protokoll:Wolfgang Faßbender
Probiert wurde :
1. Blanc de Blancs, Grand Cru, Bonnaire
2. Blanc de Blancs Prestige, Diebolt-Vallois
3. A. Robert (Marne), Cuvée Le Sablon
4. Michel Arnould, Réserve Grand Cru
5. Cuvée Sainte-Anne, Chartogne-Taillet
6. Cuvée Aparté, Olivier Père et Fils
7. Silver Brut nature, André Clouet
8. Blanc de Noirs Grand Cru, Edmont Barnaut
9. 2002 Spécial Club Blanc de Blancs, A. Margaine
10. 2002 Spécial Club Blanc de Blancs, Launois et Fils
11a. Einschubwein: Grand Cru Pierre Montcuit
11b. 2002 Cuvée Nicole Montcuit Vieille Vigne Blanc de Blancs, Pierre Montcuit
12. 2002 Spécial Club 1er cru, J. Lassalle
13. 2002 Olivier Père et Fils
14. 2002er Cuvée Fiacre, Chartogne-Taillet
15. 2002er Cristal, Louis Roederer
16. 2002er Spécial Club, Grand Cru, Paul Bara
17. Blanc de Noirs Les Crayères Grand Cru (Einzellage), Egly-Ouriet
18. 2006er Les Barres (Einzellage, wurzelechte Reben), Chartogne-Taillet
19. 2002er Cramant, Grand Cru, Guy Larmandier
Champagner - cremig oder straight
Die Kölner Seilschaft verkostete mal wieder Champagner. Experte Heiko Reinartz war extra aus Wuppertal
angereist, um verschiedene Winzerchampagner vorzustellen: jahrgangslose Cuvées und eine Reihe 2002er,
ergänzt um einen kuriosen 2006er und einen Roederer Cristal, der natürlich nicht zu den Winzererzeugnissen
gehört, der aber zeigen sollte, wo der Hammer hängt.
Das Fazit der Probe: An diesem Tag hing der Hammer
eher tief, der mit Abstand teuerste Champagner der Probe präsentierte sich in mäßiger Verfassung. Kein
Vergleich zu einem 2002er, den der Chronist vor zwei Jahren in Reims verkosten konnte; kein Vergleich
zum berühmten 1990er, der hier, im Kölner Probenkeller, vor einiger Zeit mal mit 100 Punkten bewertet
wurde. (Angegeben sind die Preise ab Weingut; drei gesponserte Flaschen aus dem Vallée de la Marne
sind ohne Preise aufgeführt.)
Teil 1: Cuvée ohne Jahrgang
1. Blanc de Blancs, Grand Cru, Bonnaire, 23,00 Euro
Ein netter Einstieg, aber auch nicht mehr. Man hörte Begriffe wie "cremig" und "fruchtsüß", der eine
oder andere fand den Champagner aber zu hoch dosiert und "etwas langweilig".
Auch ein "Anklang von
grünen Nüssen" wurde konstatiert. Das machte in Punkten 85 bis 90. Es sollte nicht der einzige Dissens
des Nachmittags bleiben.
2. Blanc de Blancs Prestige, Diebolt-Vallois, 23,40 Euro
Aus viel 2006er und einem beachtlichen Anteil an Reserveweinen der beiden Vorgängerjahrgänge hergestellt.
Sehr feine süße Frucht, Apfel, Kräuter, Ananas. Sehr elegant. "Mineralische Arte" und "Druck" waren aus
der Runde zu vernehmen, man punktete recht einheitlich 88 bis 90.
3. A. Robert (Marne), Cuvée Le Sablon (gesponserte Flasche)
Aus allen drei klassischen Champagne-Rebsorten erzeugt. Reif, cremig, Apfel, Brotkruste, eher direkt und
würzig als elegant, insgesamt ziemlich rustikal.
Bemerkungen wie "etwas flach" und "kein Druck" zeigten,
dass dieser Wein nicht mit den beiden Vorgängern mithalten konnte.
82-85 Punkte
4. Michel Arnould, Réserve Grand Cru, 18,30 Euro
70 Prozent Pinot noir, aber die merkt man kaum. Ein eleganter Wein mit Zitrusnoten und reifer Frucht,
Eleganz und Länge, wirkt bereits zugänglich.
Die Begeisterung war einhellig. "Großartig" und "für einen
Pinot-noir-lastigen Wein sehr elegant".
89-92 Punkte
5. Cuvée Sainte-Anne, Chartogne-Taillet, 18,60 Euro
40 Prozent Pinot noir, Rest Chardonnay.
Ein typischer Chartogne und für eine Basiscuvée nichts weniger
als begeisternd. Würzig, kräuterig, sehr straight, wenig Dosage, nachhaltig und lang.
90-91 Punkte und
damit kein Dissens.
6. Cuvée Aparté, Olivier Père et Fils (gesponserte Flasche)
Noch eine zur Verfügung gestellte Cuvée aus dem Vallée de la Marne, 100 Prozent Pinot noir.
Leicht bonbonig
wirkende Frucht, nicht ganz klar ("Noten von verbrannten Streichhölzern"), süße Frucht, wirkt reif, hoch
dosiert, süffig, eher kurz.
"Unfüllig" und "Flaschenfehler?". In diesem Zustand schwierig.
79-82 Punkte,
einmal ohne Bewertung.
7. Silver Brut nature, André Clouet, 20 Euro
Kein Wein für alle: Der Pinot noir wirkte sehr schlank, mit Zitrusnoten und knackiger Säure sowie einem
leicht zitronigen Nachklang, durchaus lang und komplex.
Aber es gab Einwände, vor allem was die Säure
angeht: "Nase und Geschmack passen nicht zusammen".
87-91 Punkte
8. Blanc de Noirs Grand Cru, Edmont Barnaut, 21 Euro
100 Prozent Pinot noir, reife, cremige Frucht, sehr saftig und süffig, mit cremiger Fülle.
Das muss man
nicht mögen, aber würdigen:
mit 88-91 Punkten.
Teil 2: 2002er Jahrgangschampagner + Spezialitäten
9. 2002 Spécial Club Blanc de Blancs, A. Margaine, 25 Euro
Eine der preiswerteren Spécial-Club-Weine.
Wirkt frisch, leicht cremig, mit leichten Walnuss- und
Briochenoten. Fest, knackige Säure, die aber nicht alle begeistert.
"Ich vermisse die Malo" oder
"Säure stört". Aber selbst die Kritiker müssen zugeben, dass Substanz vorhanden ist.
89-91 Punkte
10. 2002 Spécial Club Blanc de Blancs, Launois et Fils, 29,50 Euro
Noch eine Portion Cremigkeit, sogar noch etwas mehr als der Vorgänger: reife, cremige Frucht, ein
Hauch Vanille, hochgradig süffig, saftig, zeigt Länge, aber auch eine gewisse Eigenwilligkeit.
"Etwas sättigend" oder "Honignoten". Trotzdem oder gerade deswegen 90-93 Punkte und damit der
bislang bestbewertet Wein.
11a. Einschubwein: Grand Cru Pierre Montcuit (ohne Jahrgang)
Ein Versehen, aber kein schlechtes. Frisch, grüner Apfel, knackige Säure, Länge.
89-91 Punkte
11b. 2002 Cuvée Nicole Montcuit Vieille Vigne Blanc de Blancs, Pierre Montcuit. 45 Euro
Sehr feine Frucht, cremig, Hefewürze, Autolyse-Noten, sehr kraftvoll, würzig, aber gleichzeitig eine
Menge Eleganz und Finesse.
Die Begeisterung war einheitlich: Das ist ohne Frage ein großer Champagner,
von dem man auch mehr trinken mag.
92-94 Punkte
12. 2002 Spécial Club 1er cru, J. Lassalle, 32 Euro
60 Prozent Chardonnay. Recht ruhige, cremige Frucht mit deutlichen Honignoten, üppiger Cremigkeit und
Fülle, die Dosage ist deutlich zu merken.
Das mochte mancher - und ein anderer gar nicht.
Unzweifelhaft
gutes Grundmaterial, recht hoch dosiert und ohne jede Knackigkeit vinifiziert.
82-90 Punkte
13. 2002 Olivier Père et Fils (gesponserte Flasche)
50 Prozent Pinot noir, je ein Viertel Pinot Meunier und Chardonnay.
Süße Frucht, leicht cremig, ein Hauch
Walnussnoten, süffig. Es herrscht zwar keine Begeisterung, aber die Arbeit des Winzers wurde gewürdigt:
"guter Grundwein".
Nicht jedermanns Geschmack war der Zucker: "zu hoch dosiert".
84-87 Punkte
14. 2002er Cuvée Fiacre, Chartogne-Taillet, 29 Euro
60 Prozent Chardonnay, Rest Pinot Noir.
Zunächst etwas verhalten, öffnet sich langsam, Kräuter, Walnuss,
sehr straight und kraftvoll, feste Struktur und lang, wirkt insgesamt noch unzugänglich und viel zu jung.
Das kam gut an.
90-92 Punkte, teilweise mit deutlichem Pluszeichen: Dieser Wein hat noch eine Menge Zukunft.
15. 2002er Cristal, Louis Roederer, 160 Euro
Tja. Viel Geld und eine leichte Gumminote, die sich auch nach einer Weile im Glas nicht verlor.
Dahinter
stoffig, würzig, gute Struktur und die Cristal-typische Eleganz - aber Begeisterung kam nur in sehr
begrenztem Rahmen auf.
Wirkte nach einer Weile recht süffig und etwas zu hoch dosiert. Ein Flaschenfehler
kann nicht ausgeschlossen werden.
89-92 Punkte
16. 2002er Spécial Club, Grand Cru, Paul Bara, 32 Euro
70 Prozent Pinot noir - und das merkt man: reife, cremige Frucht mit leichten Brioche-Noten, cremig und
dicht, füllig und saftig gleichzeitig.
Merkbare, aber gut abgestimmte Dosage. Allgemeine Begeisterung
und der Schluss, dass man diesen Wein ruhig noch eine Weile lagern kann.
91+-92+
17. Blanc de Noirs Les Crayères Grand Cru (Einzellage), Egly-Ouriet,
Dégorgement 8-06, 63 Euro
49 Monate auf der Hefe gereift, 100 Prozent Pinot noir - und typisch Egly.
Kräuter, Walnuss, Zitrusnoten,
ein Hauch Tabak. Sehr straff und würzig, komplex und lang, wirkt aber recht reif.
Dürfte jetzt auf dem
Höhepunkt sein. Der Wein löste Fassungslosigkeit aus ("Zitrone, Zitrone" oder "alles nebeneinander" bis
"kein Champagner" oder "altes Spültuch"), aber auch Euphorie ("sehr spannend").
85-93 Punkte
18. 2006er Les Barres (Einzellage, wurzelechte Reben), Chartogne-Taillet, 45 Euro
Und noch mal ein Champagner, der nicht nur Liebhaber fand.
100 Prozent Pinot meunier, nicht dosiert,
60 Jahre alte Reben.
Kräuter, Äpfel, ein Hauch Rosinen, fast rauchige Würze, kompakt und lang, sehr
kraftvoll und mineralisch, hoch interessant.
"Zum Niederknien", "lecker" oder "bittere Nussigkeit" waren
zu hören, teilweise herrschte einfach Ratlosigkeit.
88-95 Punkte, letztere vom Chronisten.
19. 2002er Cramant, Grand Cru, Guy Larmandier, 26,50 Euro
Zum Schluss noch mal pure Eleganz: feine Frucht, leichte Cremigkeit, gut abgestimmte Dosage und ein
bemerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis.
88-91 Punkte