Deutsche Sauvignon Blanc
zusammengestellt von Torsten Goffin



Protokoll: Dominik Ziller



Probiert wurde:

1. 2008er Sauvignon Blanc Sekt Brut vom Pfaffenweiler Weinhaus, Baden
2. 1997er Sauvignon Blanc Sekt Brut, Schloss Vaux, Rheingau
3. 2008er Sauvignon Blanc trocken, Wagner-Stempel, Rheinhessen
4. 2008er "Kaitu" Sauvignon Blanc, Markus Schneider, Pfalz
5. 2008er Sauvignon Blanc trocken, Weingut Aufricht, Baden
6. 2008er Sauvignon Blanc QbA trocken ***, Aldinger, Württemberg
7. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Bassermann-Jordan, Pfalz
8. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Gies-Düppel, Pfalz
9. 2007er Sauvignon Blanc Mosbacher, Pfalz
10. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Dr. Wehrheim, Pfalz
11. 2007er Sauvignon Blanc trocken, "Sansibar only", Markus Schneider, Pfalz
12. 2007er Sauvignon Blanc feinherb, Fuder 33, Mosbacher, Pfalz
13. 2007er Sauvignon Blanc Kabinett trocken, Knipser, Pfalz
14. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Müller Catoir, Pfalz
15. 2007er Scheurebe Kabinett trocken, Müller-Catoir, Pfalz
16. 2007er Sauvignon Blanc Kabinett trocken, Rebholz, Pfalz
17. 2007er Sauvignon Blanc "Tasnim" Loacker, Alto Adige
18. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Franz Keller, Baden
19. 2007er Sauvignon Blanc trocken QbA "Sansibar Only" Künstler, Rheingau
20. 2007er Sauvignon Blanc trocken QbA * Aufricht, Baden
21. 2006er Sauvignon Blanc Spätlese trocken Rebholz, Pfalz
22. 2007er Sauvignon Blanc "Sulz" Alois Gross, Steiermark
23. 2007er Sauvignon Blanc trocken Thelema, Stellenbosch, Südafrika
24. 2005er Cloudy Bay "Te Koko" Marlborough, Neuseeland
25. 2005er Sauvignon Blanc "Zieregg" Tement, Steiermark
26. 2005er Chateau Smith Haut Lafitte blanc, Pessac-Leognan


Sauvignon Blanc aus Deutschland und anderswo

Da ich Rieslingtrinker bin, ist mein Keller beim Sauvignon blanc blank. Aber wozu hat man Freunde? Wozu hat man Mitseilschafter, die weder Kosten noch Mühen scheuen, Proben aus der ebenfalls scheuen Rebe oder eben mal aus dem blanken Sauvignon zusammen zu stellen?
Zumal der Sauvignon nach Köln passt wie kaum eine zweite Rebe. Denn der Sauvignon, das wissen wir, ist der FC Köln unter den Rebsorten.
Launisch isser, mal sehr harmonisch, voller Saft und Kraft, dann wieder zerfahren, grasig-grün hinter den Ohren und olfaktorisch mehr in Richtung dessen, was die Katze bzw. der Geisbock auf der Wiese ablässt.
Eine Diva eben, eine oenologische Fahrstuhlmannschaft.

Da es bei den zu erwartenden Ausfällen eine gut gefüllte Ersatzbank braucht, haben wir uns gleich mal 26 Sauvignons zu Gemüte geführt in der Hoffnung am Ende eine Stammelf gefunden zu haben.
Zugleich sind 26 Weine das Maximum dessen, was noch die traditionelle Orthografie Sauvignon erlaubt, ab der 27. Probe ist Saufignon mit "eff" zu schreiben.
Wir hatten uns also eine ganze Menge vorgenommen, immerhin steht die WM vor der Tür, noch dazu in einem Land, das dem Gerücht nach ebenfalls ganz ordentlichen Sauvignon herzustellen vermag.


1. Zum Anstoß(en) gab es erst einmal einen Sekt, den
2008er Sauvignon Blanc Brut vom Pfaffenweiler Weinhaus.
Kostet so um die 11 Euro. Hat 13 Prozent Alkohol, 11,5g Säure und 6,6g Restzucker.
Cremig das Ding, feinperlig, ein wenig parfümiert vielleicht, andere sprechen von einer leicht kräutrigen Frucht, den meisten einen kleinen Hauch zu süß wirkend.
Nicht unbedingt rebsortentypisch aber ein ganz ordentlicher Sekt, der im Schnitt mit 14,5 Punkten versehen wurde. Mehr als Hertha nach zwanzig Spieltagen hat.

2. Es folgte noch ein Sekt -
1997er Sauvignon Blanc Brut, Schloss Vaux.
Kostet 15 Euro, 12 Prozent Alkohol, 81 wein-plus Punkte.
Und die Punktzahl wäre auch unsere gewesen, würden wir denn im Hunderterschema punkten. So wars eine knappe 14.
Erstaunlich wenig für Schloss Vaux, denn die Sekte des Hauses hatten unsere Proben bisher immer sehr positiv bereichert, waren selbst in Champagnerproben nicht unangenehm aufgefallen und gelten in der Seilschaft als Preis-Leistungs-Wunder. Der Sauvignon allerdings nicht.
Der fällt für uns nach unten aus dem Rahmen - zwar etwas rebsortentypischer als der Pfaffenweilerer, aber auch zurückhaltender, etwas weniger Druck und nicht der Vielschichtigste.
Dennoch kein schlechter Sekt, elegant, feine Perlage, das kann man ihm nicht abstreiten, aber im Abgang war er den meisten doch ein wenig zu seifig.

3. 2008er Sauvignon Blanc trocken, Wagner-Stempel, Rheinhessen
ca. 7 Euro
Recht wachsige Nase, kommt aber mit Luft, legt ein wenig zu, wird ein wenig kräutriger.
Am Gaumen recht schöne Wärme und prägnante Fruchtsüße, die aber mit der Säure sehr gut harmoniert, im Abgang eher schlank aber nachhaltig. Einfacher aber schöner Wein.
Im Schnitt 14 Punkte aus der Runde.

4. 2008er "Kaitu" Sauvignon Blanc, Markus Schneider, Pfalz
10,50 Euro
Kaitu ist das Maori-Wort für "Schneider". Aha! Na ja!
"Lecker" ist das Kölner Wort für einen feinen Saufwein. Das passt hier ganz gut.
Der Kaitu erschien uns deutlich rebsortentypischer als der Wagner-Stempel, jedenfalls wenn man die Typizität der Rebsorte an den französischen Loire-Sauvignons misst.
Also, er war grasiger! Was nicht jeder liebt. Ich bevorzuge ja die etwas wärmeren, volleren Sauvignons aus zum Beispiel der Steiermark…
Aber voll und lang war er der Kaitu, insofern unabhängig von der Stilfrage ein prima Sauvignon!
Im Schnitt knapp 15 Punkte aus der Runde.

5. 2008er Sauvignon Blanc trocken, Weingut Aufricht, Baden
15,30 Euro, 13 Prozent Alkohol
Sehr sauvignoneske Nase, feine, edle, leicht gelbe Frucht am Gaumen, überreife Stachelbeere.
Opulenz pur, fast könnte man von "trockener Süße" sprechen, so süß wirkt der analytisch trockene Wein manchmal - ohne freilich unbalanciert daherzukommen.
Viel Saft, tolle Länge. Sehr fein und zugleich druckvoll!
15 bis 16 Punkte aus der Runde, von mir 16, weil im Stil näher an der Steiermark als an der Loire.

6. 2008er Sauvignon Blanc QbA trocken ***, Aldinger, Württemberg
17,50 Euro
Der erste, der wirklich wie die legendäre Sauvignon-Katzenpisse duftet. Aber von der Siam-Katze, das wollen wir ihm zubilligen.
Edel, dicht, eher wieder der Loire-Stil. Außerdem etwas gemüsig, gekochter Blumenkohl ist dabei.
Nur unser traditioneller Chronist sieht das anders, aber der hat ja auch zuhause auch eine Gegenstromanlage, um das ständige "Gegen den Strom-Schwimmen" zu üben.
Wir sind sehr uneins, verhandeln zwischen 14 und 16,5 Punkten herum - wobei ich zur Fraktion 14 gehöre.

7. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Bassermann-Jordan
10 Euro, 12 Prozent Alkohol
Wir machen preislich wieder ein Schrittchen zurück, entsprechend ist der Wein auch einfacher.
Das aber in die Abteilung Saufignon, das Zeug ist harmonisch, rund, im positiven Sinne gefällig, leicht mirabelliger Einschlag.
Saufwein mit schöner Säure, sehr warm!
Gute 14 Punkte aus der Runde.

8. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Gies-Düppel
12 Prozent Alkohol, 10 Euro
Deutlich grüner, grasiger, fast schon ein wenig dünn.
Blind hätte ich den an die Loire gesteckt. Extrem stachelbeerig.
Ziemlich einheitlich 13 Punkte aus der Runde. Mir scheint auch das noch zu viel.

9. 2007er Sauvignon Blanc Mosbacher
10 Euro
Fast so etwas wie Honig und Botrytis in der Nase.
Auch am Gaumen tolle Wärme, schon wieder so ein honigsüßer Trockener, sehr süffig, recht dicht und wunderbar voll im durchaus langen Abgang.
Ein wenig gefällig. Ist er nuttig? "Nee", heißt es aus der Runde, "eher lecker - oder zumindest eine Nutte, die auch küsst."
Solche Sprüche kommen sonst eigentlich erst am Ende unserer Proben.
Im Schnitt knapp 15 Punkte aus der Runde, nur zwei beschweren sich über zuviel "Gefälligkeit".

10. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Dr. Wehrheim
11,50 Euro
Wieder Katzenurin in der Nase, diesmal allerdings nicht Siamkatze, sondern Straßenkatze.
Sehr sauer, fast schon bitter, belanglos und ausdruckslos. Sehr simpel und uninteressant.
11,5 bis 13 Punkte aus der Runde, wobei mir die 11,5 als deutlich näher dran erschienen.

11. 2007er Sauvignon Blanc trocken, "Sansibar only", Markus Schneider
11 Euro
Deutlich angenehmer, zum Teil eine Spur konfitierte, leicht rosinige Aprikose.
Recht rund und voll, gute Länge, etwas tiefgründiger als die meisten der Liga zwischen 9 und 11 Euro, dazu ein fast veltlinereskes Pfefferl, interessant.
15 Punkte, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!

12. 2007er Sauvignon Blanc feinherb, Fuder 33, Mosbacher
9,90 Euro
Nase erstaunlich ausdruckslos. Am Gaumen langweilig bis pappig, etwas breit und etwas sehr muskatig.
Alles andere als rebsortentypisch. Mittelgewichtig und ein wenig leicht. Immerhin am Ende des Abgangs noch ein etwas reicheres, schöneres Finale.
Deswegen trotzdem noch 12,5 Punkte.

13. 2007er Sauvignon Blanc Kabinett trocken, Knipser
11 Prozent Alkohol, 13 Euro
Nase deutlich grasig, etwas wachsig.
Am Gaumen leicht, elegant, sehr saftig. Es fehlt deutlich an Druck, etwas zu dezent.
Im Schnitt gute 14 Punkte.

14. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Müller Catoir
13 Prozent Alkohol, 13 Euro
Nase verhaltene Zitrone, am Gaumen ganz der Stil des Hauses, cremig, weich, elegant, etwas gefällig.
Gute Struktur, schön integrierte Säure, sehr lange bleibt im Abgang das Cremige.
Weich, elegant, schöne Frucht, ewig lang, im Abgang sehr komplex, buttrig, nussig, fast pistazig, toll!
15 bis 16 Punkte, wobei ich klar bei der der Fraktion 16 war.

15. 2007er Scheurebe Kabinett trocken, Müller-Catoir
9 Euro
Sehr zitronige Nase, seifig, unharmonisch!
Vordergründig, gewinnt aber mit Luft ein wenig, das Pinkelsteinige geht weg, dafür kommt etwas Rose heraus, duftig.
13,5 bis 15 Punkte aus der Runde - hier bin ich ebenso klar bei der Fraktion 13,5.

16. 2007er Sauvignon Blanc Kabinett trocken, Rebholz
11,5 Prozent, 12,00 Euro
Sehr störende Töne in der Nase, bananig, dropsig, andere sagen Bahnhofstoilette.
Am Gaumen ebenfalls störend und sehr schwierig, kurz und unharmonisch. Schade.
11,5 Punkte.

17. 2007er Sauvignon Blanc "Tasnim" Loacker, Alto Adige
12,50 Euro
In der Nase ein Hauch Lösungsmittel, am Gaumen wie Traminer, Rosenmuskateller, einen Zacken seifig, ja, aber doch noch auf der erfreulichen Seite von floral, zumal er mit Luft noch etwas kommt und rebsortentypischer wird.
Dennoch scheint der Wein im Verhältnis zu den Vorgängerjahrgängen recht früh die Frucht verloren zu haben, denn da bleibt er sparsam.
13,5 bis 15 Punkte.

18. 2007er Sauvignon Blanc trocken, Franz Keller
12,61 Euro
Nase eher nichtssagend. Am Gaumen viel Säure, nicht sehr typisch, eher dünn und recht ausdruckslos.
11 bis 12 Punkte aus der Runde, ein Ausreißer auf 13.

19. 2007er Sauvignon Blanc trocken QbA "Sansibar Only" Künstler, Rheingau
13,5 Prozent Alkohol, 16,40 Euro
Nase recht gemüsig. Am Gaumen erst auch gemüsig.
Das geht zum Glück weg, dann wird er wunderbar fruchtsüß, Aromatik in Richtung Stachelbeere, wenn auch etwas grasig, leider eher flach.
Zu wenig Druck.
Im Schnitt 14 Punkte.

20. 2007er Sauvignon Blanc trocken QbA * Aufricht
14 Prozent Alkohol, 17,40 Euro
Sehr volle Nase, die Reife und Fülle verheißt.
Am Gaumen tatsächlich extrem voll, dabei trotz des hohen Alkohols nicht breit oder scharf, einfach nur dicht, lang und wunderbar cremig. Warm!
15,5 bis 17 Punkte, die deutliche Mehrheit sieht ihn bei knapp 17.

21. 2006er Sauvignon Blanc Spätlese trocken Rebholz
14,50 Euro
Nase rebsortentypisch, am Gaumen deutliche Noten von Sauerfäule, die noch ein wenig von öliger, stachelbeeriger Frucht überdeckt werden. Schnellstens trinken!
Im Schnitt 13,5 Punkte.

22. 2007er Sauvignon Blanc "Sulz" Alois Gross, Steiermark
13,5 Prozent Alkohol, 56,g Säure, 1,9g Restzucker, großes Holzfass, 17,50 Euro
Sagenhafte Nase unfassbar opulent, am Gaumen Süße, Fülle, viel, viel Saft.
Unglaubliche Tiefe, ewig lang, ganz viel Druck.
Schöne warme Frucht, Saftig und wahnsinnig komplex. Für mich fast die Apotheose des Sauvignon Blanc!
Mehrheitlich 17 bis 17,5 Punkte.

23. 2007er Sauvignon Blanc trocken Thelema, Stellenbosch
21,50 Euro
Extrem grasige Nase, am Gaumen nasse Pappe, unangenehm staubig, kalkig, sehr dünn.
Im Schnitt 11 Punkte, der Mann mit der Gegenstromanlage zückt allerdings die 15 - Schisma!

24. 2005er Cloudy Bay "Te Koko" Marlborough
18 Monate im Holz, ca. 35 Euro
Te Koko heißt Cloudy Bay auf Maori. Wenns so weiter geht, wird künftig wohl jeder seinen Namen auf Maori auf seine Weinflaschen, Sektflaschen und sonstigen Flaschen schreiben müssen (Was heißt eigentlich Coca Cola auf Maori? Oder ist das schon Maori für "Bauerntrunk"?).
Nase sehr fein, dicht, nicht überholzt.
Am Gaumen spannt er ein großes Zirkuszelt von Frucht auf, in dem die Holzvanille nur einen zusätzlichen Akzent setzt.
Im Abgang um so rebsortentypischer. Ein Beispiel für gelungenen Holzeinsatz beim Weißwein!
16,6 bis 18 Punkte aus der Runde, mehrheitlich fiel die 17,5.
Für die meisten der beste Wein des Tages.
Der Mann mit der Gegenstromanlage war allerdings bei 13,5 Punkten - wahrscheinlich schon aus reiner Provokation.

25. 2005er Sauvignon Blanc "Zieregg" Tement Steiermark
33 Euro
Nase verbranntes Gummi, sehr mineralisch.
Am Gaumen brachial überholzt, derzeit kaum zu verkraften.
Mit Luft wird es etwas besser, etwas runder, im Abgang sind allerdings Bittertöne vorhanden, die weder mit Luft noch mit Reife weggehen dürften.
Der Wein spaltet, ich notiere gleichmäßig so ziemlich alle Punktzahlen von 10,5 bis 14. Mittelwert etwa bei 12,25.

26. 2005er Chateau Smith Haut Lafitte blanc, Pessac-Leognan
90 Prozent Sauvignon Blanc, 5 Prozent Sauvignon Gris, 5 Prozent Semillon
12 Monate im Barrique, davon 50 Prozent Erstbelegung und 50 Prozent Zweitbelegung
Im Moment am Gaumen wie in der Nase sehr holzbetont.
Aber so voll, so dicht, dass die Prognose unbedingt sein muss: Das rundet sich, das Holz bindet sich noch ein, das wird werden.
Dennoch ist er - wie fast alle weißen Crus aus dem Bordelais - deutlich zu teuer.
Im Schnitt gute 17 Punkte.
Einige sahen in ihm allerdings auch den besten Wein der Probe und zückten je einmal 18 und 18,5. Andere sahen weniger Reifepotenzial und zückten je einmal 16 und 16,5.

Das war harte Arbeit - und es sind harte Urteile gefällt worden, sehr subjektiv natürlich, ehe sich da einer auf den Schlips getreten fühlt.
Und am späteren Abend gab es Geisbockfilets vom Grill!

Dominik