Spitzenrotweine aus Deutschland und Österreich
zusammengestellt von Bernd Handschuh



Protokoll: Dominik Ziller



Probiert wurde :
1998er Spätburgunder R, Weingut B. Huber, Baden
2000er Spätburgunder SJ, Weingut Johner, Baden
2001er Spätburgunder SD, Weingut Duijn, Baden
2003er Spätburgunder Res, Weingut Becker, Pfalz
2002er Pinot Noir, Weingut Schloß Halbturn, Österreich, Burgenland
2005er Pinot Noir, Weingut Claus Preisinger, Österreich, Burgenland
2002er Cuvee X, Weingut Knipser, Pfalz
2003er Grand Noir***, Weingut Luckert, Franken
2004er Ikarus, Weingut Hensel, Pfalz
2003er Salzberg, Weingut Gernot Heinrich, Österreich, Burgenland
2003er Imperial, Weingut Schloß Halbturn, Österreich, Burgenland
2002er Blaufränkisch Reihburg, Weingut Schiefer, Österreich, Burgenland
2003er Well Blaufränkisch Reserve, Weingut Wellanschitz, Österreich, Burgenland
2004er Blaufränkisch Marienthal, Weingut Ernst Triebaumer, Österreich, Burgenland
2004er Perwolff, Weingut Krutzler, Österreich, Burgenland
2007er Simonroth Lemberger, Weingut Schnaitmann, Württenberg
2005er Einzelstück Portugieser, Weingut Schneider, Pfalz
2003er Tauberschwarz R, Weingut Hoffmann, Franken
2000er Schwarz-Rot Zweigelt, Weingut Schwarz, Österreich, Burgenland


Österreich wird überschätzt!(Vorsicht Ironie)



Nee, wirklich ­ ich weiß gar nicht, was man an diesem heruntergekommenen Land auf dem Nordbalkan noch finden kann.
Sind wir doch mal ehrlich, selbst in der vermeintlich so großen Kaiserzeit musste das damalige Preußen nur ein paar schimmlige Soldaten losschicken und Maria Theresias Ösis ergriffen die Flucht. Dabei war das noch das Preußen Mitte des 18. Jahrhunderts ­ also eine kleinere Mittelmacht, von der Ausdehnung kaum mehr als das heutige Brandenburg. Und wie früh es in Brandenburg selbst heute noch dunkel wird, muss ich wohl nicht erst noch betonen.

Von diesem niedrigen österreichisch-ungarischen Niveau ging es mit den Ösis sogar noch weiter bergab. So bergab, dass die heutigen Österreicher eigentlich nur noch Leistung bringen, wenn es genau darum geht, bergab zu gehen. Also im Alpinskilauf oder bei Skispringen. Und selbst da sind ausweislich der letzten Weltmeisterschaften inzwischen andere vorn. Von den fußballerischen Glanzleistungen gegen die Färör schweige ich lieber ganz.

Woher aber dieses Morbide, diese Lust am Untergang?
Tja, man muss nur einmal ein wenig Thomas Bernhardt lesen oder einen Abend bei Josef Hader verbringen, dann weiß man:
Unser gesamtes austriakisches Nachbarland wünscht sich gar nichts anderes und suhlt sich geradezu im eigenen Niedergang.

Und dann kommt Bernd auf die Idee bei unserer Probe deutscher Rotweine in der Kölner Seilschaft ausgerechnet österreichische Rote gegen die unsrigen zu stellen.
Also wirklich ­ man muss die Ösis doch nicht auch noch durch solche Vergleiche demoralisieren, die sie nun absolut nicht gewinnen können. Ein am Boden liegendes Volk auch noch treten. Das hätt e ich von Bernd nicht gedacht.
Wohlan denn, auf zum deutsch-österreichisch en Weinvergleich!


1. Wir fingen aber erst einmal gut deutsch an, mit dem
Spätburgunder R von Huber aus dem Badischen, Jahrgang 1998:
Sehr schöne Burgundernase, fein! Die Farbe spielt schon leicht ins Orange.
Am Gaumen leider sehr "deutsch", also etwas erdig, etwas rustikal und vor allem von der (deutschen) Eiche verwöhnt. Also mit zuviel Tannin, was leicht ins Bittere spielte.
Dennoch nicht schlecht, durchaus auch schmelzig, ganz gute Länge, wäre allerdings vor zwei Jahren wahrscheinlich noch deutlich besser gewesen, ist schon über den Höhepunkt.
35 Euro sind dafür jedenfalls ein stolzer Preis.
Mir war das 85 Punkte wert, aus der Runde gab es 87 bis 90 Punkte.

2. Es folgte ein
Spätburgunder SJ von Johner, Jahrgang 2000.
In der Nase leicht muffig, das geht im Glas auch nur ein wenig weg.
Am Gaumen ebenfalls unsauber, die jahrgangstypische Sauerfäule des 2000ers schlägt leider reichlich durch.
Schade, denn Substanz und Kraft hätte der Wein schon gehabt, auch Druck am Gaumen und Länge, in anderen Jahrgängen ist er meiner Erfahrung nach auch deutlich besser.
Mit 20 Euro für diesen Jahrgang zu teuer, bei anderen Jahrgängen mag das passen, heute ist er aber ohnehin teurer.
Von mir 81 Punkte, aus der Runde 81 bis 83 Punkte.

3. Noch ein Spätburgunder, diesmal der
SD von Duijn, Jahrgang 2001.
Sehr schlanke Nase, überraschend wenig Ausdruck.
Am Gaumen deutlich voller, viel Stoff, schmelzig, allerdings noch immer viel Tannin, das aber feinkörnig.
Schöne Eleganz, sehr nachhaltig, leider etwas arg knapp in der Frucht. Vielleicht auch hier ein wenig zu viel deutsche Eiche?
Immerhin 86 Punkte konnte ich mir abringen, aus der Gruppe gab es 86 bis 92 Punkte.
Mit 37 Euro schon sehr happig im Preis.

4. Finanziell kann man das aber ganz lässig steigern. Aus dem Hause Becker (Pfalz) kam nun der 2003er Spätburgunder Res auf den Tisch, 55 Euro ab Saarwellingen.
Eher verschlossene Nase, Wurzelholz, am Gaumen ebenfalls verschlossen bis ruppig.
Im Anklang zwar schöne brombeerige Frucht, doch ab der Mitte recht adstringierend, hinten heraus dann regelrecht bitter.
Dennoch natürlich viel Substanz und Stoff, jedoch dürfte man hier ­ wie so oft in diesem Jahrgang ­ das Alterungspotenzial des Weines überschätzt und dementsprechend beim Holzeinsatz deutlich zu großzügig gewesen sein.
Von mir nur 84 Punkte, die Runde war jedoch sehr gespalten, da viele den Bitterton nicht so störend fanden, die Punkte reichten von 89 bis 93.

5. Nun also der erste Österreicher. Augen zu und durch! Wir hatten einen
2002er Pinot Noir von Schloss Halbturn (Burgenland).
Schlanke Nase, aber sehr fein, leicht kirschig.
So auch am Gaumen, deutliche Kirschnote, eher von der eleganten Sorte, dabei druckvoll, allerdings nicht gerade leichtfüßig, der Alkohol sticht schon ein wenig hervor.
Sehr schöne Länge.
Ja gut, sicher, der hat jetzt 90 Punkte von mir bekommen ­ 87 bis 94 Punkte aus der Runde - und damit unwesentlich mehr als die deutschen Rivalen.
Aber das war sicher ein Zufallstreffer. Und nur 30 Euro dafür zu verlangen, zeigt schon, wie es um den Österreicher von heute bestellt ist. Hier werden Kampfpreise gemacht, nur um den Herrn Becker zu demoralisieren.

6. Gleich noch ein Österreicher ­ der
2005er Pinot Noir von Claus Preisinger.
Schöne, volle Pinotnase, viel Erdbeere.
Am Gaumen sehr seidig und fein, wunderbar leicht und elegant, dabei unglaublich lang.
Tanzt regelrecht am Gaumen entlang. Schade, dass er in der Mitte ein kleines Löchlein hat, im Abgang legt er dann wieder stark zu.
Eigentlich viel zu gut für einen Österreicher. Wahrscheinlich wurde da französischer Wein in österreichische Flakons umgefüllt. Man hört ja so viel von Weinfälschungen.
Jedenfalls für mich der beste Pinot, 92 Punkte.
Aus der Runde kamen 86 bis 94 Punkte.
Mit 30 Euro keineswegs überbezahlt.

7. Nun gingen wir zu den Cuvees über. Den Aufschlag machte die Cuvee X von Knipser aus dem Jahre des Herren 2002, ein klassischer Bordeauxblend.
Sehr cabernetlastige Nase, etwas eindimensional.
Am Gaumen ebenfalls sehr simpel, sicherlich korrekt aber auch nicht mehr.
Wir hatten den Wein mit 30 Euro wohl zu teuer eingekauft, es hat ihn damals wohl auch für gut 20 Euro gegeben.
Spielt aber kaum eine Rolle, da jeder durchschnittlich begabte Winzer in der neuen Welt für weniger als 10 Euro bessere Alltagsweine auf den Tisch stellt.
In jedem Fall viiiiel zu teuer und wieder einmal ein Beleg dafür, dass diese Rebsorten wohl erst dann nach Deutschland gehören, wenn das in diesem Winter schmerzlich vermisste global Warming endlich mal greift.
Von mir sparsame 83 Punkte. 83 bis 89 Punkte aus der Seilschaft.

8. Das Niveau des Knipsers lässt sich spielend noch unterbieten.
Das bewies uns der
2003er Grand Noir (85 Prozent Cabernet Sauvignon, 15 Prozent Merlot) aus dem Hause Luckert in Franken.
Der Wein stank regelrecht nach chemischer Reinigung.
Auch am Gaumen war er zunächst einfach nur unangenehm. Mit der Zeit kamen dann aber wenigstens ein paar feinere Fruchtnoten heraus und entwickelte sich etwas Schmelz, vor allem Cassis konnte ich finden.
Dennoch für 30 Euro indiskutabel und nur mit Wohlwollen von mir noch mit 8 vor dem Komma bei 80 Punkte veranschlagt.
80 bis 86 Punkte aus der Truppe.

9. Es folgte der
2004er Ikarus von Hensel,
eine wilde Mischung aus so seltsamen Rebsorten wie Cabernet-Cubin und Cabernet-Dorsa.
Nase etwas parfümiert, Veillchen.
Am Gaumen sehr saftig, feine Frucht, noch relativ viel Tannin. Schöne Säure, kirschig, gute Länge!
Mit 22 Euro noch ganz vernünftig bepreist.
89 Punkte von mir, 89 bis 92 Punkte aus der Runde.

10. Nun wieder ein Österreicher. Der
2003er Salzberg von Gernot Heinrich (Burgenland).
50 Prozent Merlot, 40 Prozent Zweigelt und 10 Prozent Blaufränkisch.
Na gut, die Österreicher müssen schon so obskure Rebsorten wie Blaufränkisch und Zweigelt beimischen, um unseren roten Cuvees einigermaßen gewachsen zu sein, ist klar.
Schön brombeerige Merlotnase, am Gaumen vorne unglaublich saftig, tolle Frucht, dicht, voll!
Leider hinten jahrgangsbedingt ein wenig bitter. Sonst wäre das Weltklasse gewesen.
Dennoch 91 Punkte von mir und 91 bis 95 Punkte aus der Runde.
Mit 58 Euro schon sehr optimistische Preisgestaltung in Saarwellingen.

11. Noch ein Schluchtensch., äääh, Österreicher, der
2003er Imperial von Schloss Halbturn,
eine Cuvee aus 50 Prozent Cabernet Sauvignon, 25 Prozent Blaufränkisch, 15 Prozent Cabernet Franc und 10 Prozent Merlot.
Nase ein klein wenig streng, etwas schweißig.
Am Gaumen üppige Süße, recht voll.
Gefällig im positiven Sinne, also rund und weich, dabei sehr dicht.
Keinerlei Bitterton, erstaunlich für 2003, im Abgang allerdings ein wenig leer.
88 Punkte von mir, 85 bis 91 Punkte aus der Runde.
Mit 24 Euro nicht zu teuer.
Aber natürlich wieder mit Blaufränkisch gepanscht, während wir Deutschen bei unseren Cuvees mit so traditionellen Rebsorten wie Cabernet Dorsa angetreten waren. Der Ösi müsste eigentlich wegen Dopings disqualifiziert werden.

12. Nun ging es zu den reinen Blaufränkischen. Diesmal ließen wir den Österreichern den Vortritt, um uns das Beste zum Schluss aufzuheben: Zunächst gab es den
2002er Reihburg vom Weingut Schiefer (Burgenland).
Schöne, sehr fruchtige Nase, am Gaumen von feiner Mineralität, dazu etwas Pflaume, eine pikante Würze, etwas Heidelbeere.
Nicht der vollste und dichteste, aber insgesamt sehr balanciert.
Mit 39 Euro schon etwas zu teuer.
88 Punkte von mir 88 bis 91 Punkte aus der Runde.

13. Noch ein Burgenländer, die
2003er Blaufränkisch Reserve von Wellanschitz.
Verschlossene Nase, riecht etwas säuerlich-holzig.
Am Gaumen oxidative Noten im Vordergrund, viel Pflaume, wenig Struktur, etwas zu mainstreamig-gefällig.
84 Punkte von mir 84 bis 90 Punkte aus der Runde.
Ich sage es ja, die Ösis können es nicht. 25 Euro sind dafür zuviel.

14. Vielleicht macht es ja der Herr Triebaumer besser, wir versuchten seinen Blaufränkisch Marienthal aus 2004.
Großartige Nase, erinnert mich an Brunello.
Am Gaumen grandioser Druck, tolle Fülle, faszinierende Mineralität.
Unglaublich dicht und mit großer Zukunft. Auch der (üppige) Alkohol ist perfekt eingebunden.
Sehr lang, saftig, dicht, gross!
Ganz klar. Wieder eine Fälschung, das ist in Wahrheit sicher ein Italiener. Die kriegen das unter ihrem eigenen Label nicht mehr los ­ weiß ja inzwischen jeder, dass italienischer Rotwein nichts taugt und zu teuer ist - also verklappen die ihre besten Brunellos nach Österreich.
Wo sich dann noch immer 58 Euro pro Flasche erzielen lassen.
Leider war das nicht einmal zu teuer.
95 Punkte von mir, 93 bis 96 Punkte aus der Runde, wohl für fast alle der beste Wein des Abends.

15. Damit ging den Österreichern bei den reinen Blaufranken schon die Luft aus, beim nächsten Wein mussten wir bereits hinnehmen, dass 10 Prozent Cabernet Sauvignon in den Blaufranken hineingepanscht worden waren. Der
2004er Perwolf von Krutzler (Burgenland).
Verhaltene Nase.
Am Gaumen etwas unrund, findet sich nicht, Frucht, Alkohol und Säure stehen etwas nebeneinander.
Schade, denn Druck und Fülle hätte der Wein durchaus gehabt. Im Abgang allerdings wieder zu verhalten.
Ich fürchte, dass sich das auch mit weiterer Lagerung nicht mehr rundet.
Mit Wohlwollen 85 Punkte von mir 85 bis 91 Punkte aus der Runde.
38 Euro sind zuviel.

16. Da wir in Deutschland keinen Blaufränkisch haben, sondern nur Lemberger, sind wir in einem solchen Vergleich natürlich benachteiligt. So haben wir mehr pro forma noch den
Simonroth Lemberger von Schneitmann (Württemberg)
aufgezogen.
Nase wie dunkle Campino-Drops, parfümiert und oberflächlich.
Am Gaumen leider ganz genauso, vordergründig, alkoholisch, parfümiert. Nicht fehlerhaft aber auch alles andere als interessant.
78 Punkte von mir, 78 bis 81 Punkte aus der Runde.
23 Euro sind zuviel.

17. Weiter mit einem Portugieser, bekanntlich einer der Gipfel deutscher Rotweinkunst. Wir hatten den
2005er Einzelstück von Schneider (Pfalz).
Nase recht einfach und nicht sehr strukturiert.
Am Gaumen süffig. Natürlich eher von der einfacheren Sorte, auch nicht wirklich lang, aber zumindest korrekt und recht rund.
81 Punkte von mir 80 bis 83 Punkte aus der Corona.
Mit 25 Euro geradezu lächerlich teuer.

18. Das kann man steigern, man muss nur auf den Jahrhundertjahrgang 2003 zurückgreifen und einen Tauberschwarz R aus dem Hause Hofmann (Franken) aufziehen.
Sehr verhaltene Nase.
Am Gaumen vergleichsweise eindimensional, nicht ohne Druck und vor allem auch recht nachhaltig, jedoch fehlt es an Tiefe und Vielschichtigkeit.
82 Punkte von mir und damit genau einen mehr als der Schneider. Die Runde vergab 82 bis 87 Punkte.
16 Euro, na ja, wär e er mir nicht wert.

19. Zum Abschluss noch ein Österreicher, der
2000er Schwarz-Rot Zweigelt von Weingut Schwarz (Burgenland).
Nase eukalyptisch, sehr modern.
Am Gaumen extrem mainstreamig. Leider eher schlank, im Abgang recht unspektakulär, verflacht hinten heraus ein wenig.
Insgesamt nicht der kräftigste und mit 39 Euro deutlich zu teuer.
85 Punkte von mir 83 bis 88 Punkte aus der Truppe.

Fazit:
Die österreichischen Roten haben gegen die deutschen wie erwartet keine Chance.
Wenn es bei den Ösis einmal zu Ausreißern nach oben kam, so sind Weinfälschungen, Weindoping, und Verpanschen mit anderen Rebsorten als Ursache ganz unverkennbar auszumachen :-).
Während die deutschen Weine ausnahmslos Spitze waren, das war aber keine Überraschung, denn das stand schon im Katalog von Pinard de Picard so aufgeschrieben.

Das Preisniveau ist im Verhältnis zu Rotweinen insbesondere aus der neuen Welt zu großen Teilen völlig indiskutabel. Ausnahmen bilden nur Hensel, Halbturn und Preisinger.

Bedauerlich, dass die Österreicher eine so schmerzliche Niederlage, die schon an eine Demütigung grenzte, hinnehmen mussten.
So bleibt Kurt Waldheim der letzte Ösi, der in Deutschland Erfolg hatte.

Herzliche Grüße
Dominik

P.S. Übrigens, Ösis:
Die Alpen sind eigentlich nicht wirklich schön. Man muss sich nur einmal die Berge wegdenken, was bleibt dann noch? (frei nach Loriot)