Koelner Weinforum Protokoll: Dominus / Nappa Valley Kalifornien - Bordeaux
Dominus / Nappa Valley Kalifornien - Bordeaux
zusammengestellt von Bernd Handschuh
Protokoll : Wolfgang Martin
Napa Dominus 1996 95 PP 100,00 Euro
St. Julien Ch. Léoville Barton 1996 92 PP 31,00 Euro
Napa Opus One 1993 90+ PP, 93 WS 95,00 Euro
St. Emilion Ch. Angelus 1993 92 PP 25,00 Euro
Napa Dominus 1991 99 PP 45,00 Euro
Pirat 1991 (Opus One) 50,00 Euro
Napa Dominus 1990 97 PP 45,00 Euro
Pauillac Ch. Grand Puy Lacoste 1990 95 PP 25,00 Euro
Napa Dominus 1989 94 PP 45,00 Euro
St. Emilion Ch. La Dominique 1989 93 PP 25,00 Euro
Napa Dominus 1988 92 PP 190,00 Euro
Pauillac Ch. Lynch Bages 1988 92 PP 26,00 Euro
Napa Dominus 1987 96 PP 190,00 Euro
St. Julien Ch. Léoville las Cases 1987 87 PP 26,00 Euro
Napa Dominus 1985 96 PP 200,00 Euro
Graves Domaine de Chevalier 1985 86 PP, 18 WW 42,00 Euro
Napa Dominus 1983 90 PP 200,00 Euro
Pauillac Ch. Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1983 94 PP 75,00 Euro
Domini nobis cum - die Kölner Seilschaft tut Busse
"An Gottes Segen ist Alles gelegen", pflegt unser Erzbischof zu sagen, wenn er die
Messe zu Ende gelesen hat, wenn die Gläubigen nach dem Empfang des Leib Christi
das Farbspiel des neuen Südfensters auf den weißen Soutanen der Priester bewundern,
die Domchor-Knaben überlegen, wie sie heute den Aufzug zum Chorsaal außer Betrieb
setzen werden, die Journalisten schon in den Redaktionsstuben die mitgeschnittene
Predigt auf Reizwörter wie Autobahn und artgerecht untersuchen, wenn die Riesling-Liebhaber
unter den Gläubigen beginnen, sich auf den sonntäglichen Schweinebraten mit einem Großen
Gewächs vom VdP-Winzer zu freuen, wenn die Burgund-Liebhaber sich auf Rehrücken mit
Clos de Vougeot und die Bordeaux-Nasen - soweit sie denn gläubig sind - sich auf
Lammcarrée mit Pichon Longueville Comtesse de Lalande vorbereiten, wenn also alles
dies passiert: "dominus vobis cum !"
"Davon kann man gar nicht genug bekommen", meint unser Erzbischof und die Kölner
Seilschaft stimmt dem uneingeschränkt zu.
Nun kann man aber nicht seinen Erzbischof
ständig um sich herum haben, damit er seinen Segen erteilt, schließlich hat der Mann
noch etwas anderes zu tun. Der Vorschlag, die Aufgabe der Segenserteilung auf unseren
Hein zu übertragen, scheitert an dessen physischer Konstitution besonders gegen Ende
der Proben, wo ihm das gleichzeitige Ausstrecken des linken und des rechten Armes
weder im Sitzen, geschweige denn im Stehen wirklich nicht mehr zuzumuten ist.
So
verließen wir bisher nach dem segensreichen Tun des Wein Probierens, Wein Bewertens
und Wein Niedermachens ungesegnet die Katakomben unseres geliebten Frischmarktes,
was besonders für den gefährlichen Nachhauseweg durch den brausenden Innenstadtverkehr
unserer Stadt ein gewisses Risiko darstellt.
Wie gut, dass es Weihnachten und Rentner gibt. Weihnachten wird in Köln sozusagen
als Vorfest des Dreikönigstags gefeiert. Rentner haben bekanntlich Zeit und kommen
deshalb auf die unmöglichsten Gedanken, die bei Weinfreunden natürlich allesamt nur um
den Rebensaft kreisen.
Der Kölner Rentner an sich - soweit er Weinliebhaber ist - sitzt
zum Beispiel stundenlang vor dem laufenden Wasserhahn und versucht, wie einst unser Herr Jesus zu
Kanaan, aus dem Wasser Wein zu machen. Weil er sich da endlich den 100 Punkte Wein erwartet, den
er in 50 Jahren Leberberieselung erträumt aber nie erhalten hat.
Denn - dat Wasser vun Kölle is
jott! Sagt die Rheinenergie, die früher profan GasElektrizitätWasserwerke GEW hießen und heute
eigentlich auch nichts anderes macht. Singen auch die Bläck Fööss und " dä Joldfisch hätt dä
Aujen dick": ein sicheres Zeichen für Güte, wie jeder weiß, der nach 3 Flaschen Mouton einmal
in den Spiegel geguckt hat.
Aber mit wie viel Energie der weinliebende Kölner Ansichrentner
auch in den Wasserstrahl starrt, dass große Werk wollte bisher nicht gelingen. Jedoch wurde
auch der Dom nicht an einem Tag erbaut und so versuchen es unsere Alten immer aufs Neue.
Unsere Rentner müssen nicht unbedingt aus Köln stammen, um an den Seilschaftsproben
teilzunehmen. Doch auch im Süden unserer Stadt meinen die Rentner keine Zeit zu haben,
fehlende Segenswünsche herbei zu schaffen. Sie wohnen so nahe am zugelassenen
Weinanbaugebiet, dass sie nicht der Versuchung widerstehen können, hier ein
Rebstöckchen und dort eine Vitis vinifera anzupflanzen, bis ein passabler
Weinberg entsteht, der die Produktion der kompletten Palette vom Federroten bis
zum Tresterbrand erlaubt, welche zwar nicht in den Verkehr aber doch in die eigene
Gurgel verbracht werden dürfen. Dies ist natürlich ebenfalls abendfüllend und hilft
uns auch nicht weiter.
Glücklicherweise gibt es da noch die Rentner im Norden von Köln. Das sind keine
Düsseldorfer! Düsseldorf liegt auf der anderen Rheinseite, also fast in Sibirien,
während im Norden von Köln die schönen Städtchen Worringen, Dormagen und Neuss
zu finden sind. Wobei Worringen heute auch offiziell zu Köln gehört, während
Dormagen und Neuss sehnsüchtig auf ihre Eingemeindung warten und sich bisher
nur anonym als Räuvver in den kölschen Karneval einschmuggeln konnten.
Ein Rentner aus Dormagen also brachte uns die Lösung und das Ende der segenslosen
Zeit. Da der Weinbau im direkten Umland aufgrund der Erdölchemie ebenso unmöglich
erscheint wie in Saudi-Arabien, die Verwandlung von Leitungswasser in Wein aufgrund
des hohen Chlorgehaltes durch Bayer - Werke auch keinen rechten Anreiz bietet,
schlägt dieser junge Mann (Kölner Bezeichnung für alles, was über 30 Jahre alt ist)
seine plötzlich viele freie Zeit damit tot, seinen Weinkeller einerseits zu füllen
und andererseits wieder zu leeren, immer auf der Suche nach dem Gleichgewicht und der
Harmonie der Welt (das berühmte Weinkeller-Tantra - durch Romanée-Conti zum Buddha).
Weil das Klicken bei ebay und das Füllen selbst des kleinen Fahrradkörbchens schneller
als die Verarbeitungszeit seiner Leber scheint, lässt er die Seilschaft an seinem
siebenstufigen Weg zur Vollkommenheit teilhaben und organisiert uns eine Probe nach
der anderen. Welch hohe Stufe der Erleuchtung er dabei bereits erlangt hat und wie er
sein als Dormagener historisch schlechtes Gewissen unserem Erzbischof gegenüber
(dazu weiter unten) mit der Ausrichtung einer legendären Weihnachtsprobe verband,
sollen die folgenden Zeilen zeigen.
Bernd organisierte uns eine Jahrgangsprobe Dominus! Insgesamt acht gereifte
Jahrgänge dieses Bordeaux-Cuvée aus dem Napa Valley standen 10 Konterflaschen
meist aus dem Bordeaulais gegenüber.
Dominus - gegründet von Christian Moueix,
dem Besitzer von Château Petrus, als Joint Venture mit den Töchtern des Napa Valley
Veteranen John Daniel.
So waren also plötzlich acht Domini nobis cum und der Seilschaft konnte dieser Segen
nicht schnell genug geschehen. Kurzerhand schob der gottesfürchtige Hein deshalb
die Weihnachtsprobe auf den November, damit seine Schäfchen auch heil durch den
Adventstrubel kämen (was nach Wissen des Chronisten auch geschah).
Der Chronist erbot sich ob des löblichen Geschehnisses, wieder einmal das Protokoll
zu schreiben, was zu einem allgemeinen Aufstöhnen der versammelten Gemeinde führte:
"immer diese ollen Kamellen." Und meinten damit die eine oder andere historische
Reminizenz, die Gott Chronos von Zeit zu Zeit zur Hebung des Allgemeinwissens
unserer geschichtlich arg unterbelichteten Seilschaft in die Feder des Chronisten
einfließen ließ.
Olle Kamellen erzählen beim Dominus - was für ein Unsinn! Zeigt nur einen neuen
Tiefstand des Geschichtsewußtseins der Katakombenbewohner.
Dominus stammt aus der
neuen Welt! Der erste Jahrgang kann - da vitis vinifera aus der alten stammt -
frühestens 1493 (wenn Columbus gleich auf amerikanische Unterlagsreben gepropft hat)
gelesen und somit etwa 1495 in den Handel gekommen sein. Für unsere zweitausendjährige
Stadt somit kein Alter, dass die Bezeichnung geschichtlich verdienen würde. Also
keinerlei Anlass für den Chronisten, irgendwelche angestaubten Anekdötchen von sich
zu geben, sondern frisch und frei den american way of life des M. Moueix (wie sie
den wohl aussprechen in god´s own country?) zu preisen.
Ein Wort nur zum schlechten Gewissen aller Dormagener, Worringer und auch uns Kölschen
unserem Erzbischof gegenüber:
es war am 5. Juni 1288, als dass Hin und Her einer
belgischen Dorfprinzessin zur Katastrophe führte. Diese wollte ihr Herzogtum Limburg
an ihren Ehemann vom Niederrhein verschachern, starb aber ohne die Dinge klar
geregelt zu haben.
In Anbetracht der damals aufkommenden Pläne Mehdorns
(die Bahn, die Bahn hat immer Schuld!), in Limburg einen Bahnhof für die
ICE-Strecke Köln - Frankfurt Flughafen einzurichten, meldeten sich neben
dem Reinhard von Geldern folgende weitere Bewerber, um das Erbe des Bauplatzes
einzunehmen: Adolf von Berg, Heinrich von Luxemburg, Walram von Ligny, Walram
von Valkenburg, Walram von Jülich, Otto von Heimbach, Gerhard von Kaster, Walram
von Jülich-Bergheim, Dietrich von Heinsberg sowie Johann von Heinsberg-Löwenberg.
(Wer jetzt spitzfindig meint, die Haltestelle läge aber im Westerwald während das
Herzogtum ein Teil Belgiens sei, outet sich als Autofahrer: die Bahn hat es noch
nie geschafft einfach geradeaus zu fahren!)
Diese unbedeutende Erbschleich-Intrige wäre natürlich anstandslos durch eine kleine
Wirtshausschlägerei etwa im Kölner Westen zu lösen gewesen, wenn der chronisch
abgebrannte Adolf nicht seine Ansprüche an den bis dahin vollkommen unbeteiligten
und jeglicher Verwandschaft mit Herzogin Irmgard ledigen Johann von Brabant
verschachert hätte.
Worauf der ebenso bis dato völlig uninteressierte Kölner
Erzbischof Siegfried von Westerburg auf einmal die Partei der anderen Seite
ergriff.
Als sich daraufhin so edle Recken wie Kuno Snabbe von Lontzen und die
Sippe der Scavedriesch auf die eine, Heinrich von Mulrepas aus dem Geschlecht
derer von Geilenkirchen auf die andere Seite stellten, war das Unglück nicht
mehr aufzuhalten.
Leider muss man jetzt gestehen, dass sich die Kölner Bürger mit den Worringer
und, Dormagener Kampfgenossen gegen ihren Erzbischof wandten und mit dem Brabanter
Pflastersteine und andere garstige Sachen gegen das Schlößchen unseres Bischofs in
Worringen schleuderten.
Damit war natürlich auch die sprichwörtliche Engelsgeduld
eines Kölner Erzbischofs überschritten und der zornige Pontifex zog mit 4200 Mann
gen Fühlingen.
Wahrscheinlich wollte er da im Fühlinger See nur baden gehen, wie
es der Kölner an sich noch heute gerne macht. Weil dort aber bereits 4800 Mann der
Gegenseite alle Liegestühle mit Handtüchern blockiert hatten, kam es zu dem, was
als Schlacht von Worringen in die Geschichtsbücher eingegangen ist und laut
Wikipedia das Machtgefüge im gesamten Nordwesten Mitteleuropas (also in Nippes,
Ehrenfeld und Ossendorf) grundlegend geändert hat.
Wie einst Reinhard von Dassel in der Schlacht von Tusculum, so fegte auch sein
Nachfolger Siegfried hoch zu Pferde durch die Reihen der Dormagener und Kölner
Fußsoldaten und schlug sie fürchterlich. Im Gegensatz zu Reinhard wußte er - als
er durch war - aber nicht so recht, wie es weitergehen sollte, stand er doch vor
dem Rhein und das allein.
Während in der Mitte die Brabanter gerade eine ganze
Generation Luxemburger ausrotteten, wartete unser Erzbischof unentschlossen ab.
Gegen 15 Uhr hatte die Frühschicht von Ford, Bayer und Erdölchemie Schichtende
und griff sofort unseren Erzbischof wieder an.
Die Kampfweise der Kölner Milizen
ist heute noch bei den Seilschaftstreffen zu bewundern: es wird auf alles und jedes
eingehauen, egal ob Freund oder Feind, gegen 17 Uhr sitzt Papst Parker bzw. Bischof
Siegfried im Verlies, und während die Scavedriesch noch von den Geilenkirchenern
verhauen werden, geht der Kölner an sich zum gemütlichen Teil der Veranstaltung über.
Da haben sich die Dormagener also zusammen mit den Kölnern gegen ihren Erzbischof aufgelehnt.
Das machen wir nie wieder !
Nicht, dass wir die ewige Verdammnis fürchten würden. Schließlich kommen wir als
Kölner per se alle, alle, alle in den Himmel - weil wir so brav sind, weil wir so
brav sind! Außerdem straft der liebe Gott sofort.
Und die Strafe fiel furchtbar aus:
Graf Adolf von Berg, dem wir Kölner und Dormagener so tumb hinterhergelaufen waren,
verlieh am 12.August 1288 - also gerade 2 Monate, nachdem wir ihm den Sieg beschert
hatten (und ca. 1238 Jahre nach unserer geliebten Agrippina) - die Stadtrechte an Düsseldorf !
Nie wieder werden wir Kölner unserem Erzbischof untreu !
Das also war der tiefere Grund, der unseren Rentner aus Dormagen unserem Erzbischof
sozusagen unter die Arme greifen und segensreich die 8 Domini nobis cum anstellen ließ.
Und im Gegensatz zu manch anderer Probe waren bei dieser Bußzeremonie unsere Freunde
aus dem Neandertal von vornherein ausgeschlossen.
Ein bisschen wollte Bernd natürlich auch das alte Spiel Neue gegen Alte Welt spielen
und so standen jeweils Pärchen aus einem Jahrgang zusammen. Wobei die guten Jahrgänge
nach der Neuen Welt ausgesucht waren und dann manchmal auf schwächere Jahrgänge des Bordeaulais
trafen.
Die Preise waren alles meist ehemalige Einkaufspreise und Bernd war besonders bei den
älteren Domini auf einen Dormagener Kaufmann gestoßen, der seine Buße dem Kölner Erzbischof
gegenüber durch äußerst moderate Verkaufspreise abgeleistet hatte.
Gott segne seinen Laden!
Wir begannen mit:
1. 1996er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
14,2% Alk.,
95 Parkerpunkte, 100,- Euro:
dunkles Purpur. Reiches Bukett nach Cassis und Holunder.
Schwarze Johannisbeere und noch etwas strenge Tannine lassen den Wein am Gaumen recht verschlossen
erscheinen.
Viel Kraft! Ein Einstieg, der bei größerer Reife Gutes erahnen lässt. Die Kölner
Seilschaft gibt sich der Strenge dieses Weines hin und wertet 15,5 - 16,5 Punkte.
2. 1996er Léoville Barton, AC St. Julien 2eme cru classé,
92 Parkerpunkte, 31,- Euro:
mittleres Purpur. Feines, reiches Bukett nach schwarzen Beeren, die mit etwas Mokka auch am
Gaumen zu finden sind.
Der Wein ist nicht so dicht wie der Dominus und hat weniger Zukunft,
ist aber momentan wesentlich charmanter und besticht durch Frucht und Eleganz.
Ebenfalls 16,0 - 16,5 Punkte und ein Unentschieden in der ersten Runde.
Aus 1993 hatte Bernd keinen Dominus ergattern können, wollte aber das Jahr nicht
ungetrunken verstreichen lassen und hatte dafür den anderen Joint Venture Wein aus
Kalifornien herangeschafft - für alle, die ihn bisher probieren konnten, meist einer
der überbewertesten Weine der Welt.
3. 1993er Opus One, R.Mondavi/Ph. de Rothschild, Rutherford, Napa Valley,
90+ Parkerpunkte, 95,- Euro:
schwärzliches Purpur. Feine Holunderbeeren im reichen Duft, rote und schwarze Beeren am
Gaumen.
Erstaunlich angenehm und viele erklären den Wein zum besten Opus One, den sie je
getrunken haben, obwohl er einen etwas verwaschenen Eindruck macht.
Die Mehrheit
wertet 16,0 Punkte, eine Minderheit sogar 17,0 - 17,5 Punkte.
4. 1993er Château Angelus, AC St. Emilion 1er cru classé B
92 Parkerpunkte, 25,- Euro (was waren das für Zeiten!):
schwärzliche Farbe. In der Nase viel Holz, im Mund schwarze Beeren und Tannine.
Der Wein ist reif, aber ob er auch entwickelt ist ?
Im Abgang etwas kurz und
wenig komplex.
Die Runde kritisiert auf hohem Niveau und wertet 15,0 - 16,0 Punkte.
Bei diesem Pärchen liegt also die Neue Welt vorne.
1991 soll ein ganz großes Jahr in Kalifornien gewesen sein, während es im
Bordauleais wohl zu den schlechtesten seit Jahrzehnten gehörte.
Deshalb hatte
Bernd hier neben den vom Weinpapst höchstbewerteten Dominus einen verdeckten
Piraten gestellt, der von den Probanden, mit Zögern zwar, aber dann doch mehrheitlich
der Neuen Welt zugeschlagen wurde.
Die konkrete Flasche erstaunte dann aber ebenso,
wie der Vorgängerwein (sprich hätte keiner gedacht):
5. 1991er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
99 Parkerpunkte, 45,- Euro (es beginnt die Serie der beim bußfertigen Dormagener Kaufmanns
bezogenen Domini):
dunkles Purpur mit ersten bräunlichen Reflexen. Eine feine Mokkanote im reichen Bukett.
Brombeere und Mokka am Gaumen, sehr langer Nachhall.
Obwohl durchaus noch nicht am Ende
seiner Entwicklung schon vollkommene Harmonie.
Viel Saft trifft auf Eleganz und Komplexität
und schafft so einen großen, finessereichen Wein.
Wir sind ziemlich d´accord mit Herrn
Parker und auch für uns wird das der beste Wein des Abends bleiben.
Jeder hätte gerne
ein ganzes Glas bis auf einen, dessen Geschmack der Wein nicht ist, obwohl er seine
Güte anerkennt (wäre ja auch noch schöner - Seilschaftsprobe ohne Meckerstimme):
18,5 - 19,0 Punkte.
6. Der 1991er Pirat:
Bräunliches Purpur. Reiches Bukett nach Kaffee und Maulbeeren.
Maulbeeren auch im langen Abgang. Der Wein ist reif, sehr harmonisch
und elegant.
Steht hinter dem Dominus etwas zurück, übertrifft aber ein
wenig die Nummer 3, mit dem er zu vergleichen wäre, denn es ist der 1991er Opus One!
So müssen einige innerhalb von Minuten zum zweiten Mal zugestehen, das beste Exemplar
dieses Weines, das Ihnen jemals untergekommen ist, im Glas gehabt zu haben.
Die
Wertungen dritteln sich zu 17,0 - 17,5 und 18,0 Punkte.
1990 dagegen waren große Jahrgänge sowohl an Atlantik als am Pazifik.
Damit kann der muntere Wettstreit wieder aufleben:
7. 1990er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
97 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur mit bräunlichem Rand. Paprika, Tabak und Kräuter finden sich
in der überströmenden Nase.
Kräuter und Tabak auch am Gaumen.
Ein eleganter
und harmonischer Wein auf seinem Höhepunkt und mit Tiefe, der allerdings an
seinen Vorgänger nicht herankommt.
Die Mehrheit wertet 16,5 - 17,0 Punkte,
zwei Mitglieder vergeben wegen der interessanten Tabaknoten auch 17,5.
8. 1990er Grand Puy Lacoste, AC Pauillac 5eme cru classé
95 Parkerpunkte, 25,- Euro:
bräunliches Purpur. Feine Malz- und Beerentöne im reichen Bukett.
Eine Mischung aus Liebstöckel, Malz, Cassis und Zedernholz im Mund.
Schön eingebundene Säuren, viel Harmonie und langer Abgang.
Jetzt
auf dem Höhepunkt, die malzigen Alterstöne stören nicht.
Die Runde
wertet recht angetan 17,5 - 18,0 Punkte.
Diese Runde ging also an die alte Welt für einen ungewöhnlich guten Puy Lacoste,
der in dieser Form manch höher klassifiziertes Gut hinter sich lassen kann und
sich ganz vorne mit einreiht.
9. 1989er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
94 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur. Maulbeeren in der Nase, Maulbeeren und Kräuter am Gaumen.
Langer Nachhall. Kraft und Eleganz, Tiefe und Harmonie.
Ist etwas monolithischer
als der 91er aber trotzdem ein hervorragender Wein.
Nur eine Minderheit findet in
etwas müde (16,0 Punkte), der Rest vergibt 17,0 - 17,5 Punkte
10. 1989er Château La Dominique, AC St. Emilion Grand cru classé,
93 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur. Paprika in der Nase und zusammen mit Malztönen auch im Mund.
Ein weicher charmanter Wein mit Delikatesse, der in der Nordkurve mit 15,5 - 16,0 Punkten
auf weniger Begeisterung stößt als in der Südkurve (16,5 - 17,0 Punkte)
Diese Runde polarisierte wegen der unterschiedlichen Meinung zum Libournaiser
Wein etwas, ging aber eigentlich doch mit 80 : 20 an die Neu Welt.
Und noch
ein Jahr ging es nach vorne - in beiden Gebieten als gut, wenn auch nicht als hervorragend gehalten.
11. 1988er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
92 Parkerpunkte, 45,- Euro:
sehr dunkel. Viel Maggi strömt in die Nase.
Am Gaumen schwarze Beeren und ein
langer Abgang.
Die Tannine sind ein wenig bitter. Der Wein hat Kraft, aber es
fehlt ihm an Charme und Harmonie.
Zudem stört der Maggiton.
Der schwächste Dominus
bisher: 14,5 - 15,5 Punkte
12. 1988er Lynch-Bages, AC Pauillac 5eme cru classé,
92 Parkerpunkte, 26,- Euro:
ebenfalls eher schwärzlich. Kräuter und Lakritz in der Nase, Brombeere und
Lakritz am Gaumen.
Ein runder Wein, der sich relativ leicht aber elegant
präsentiert.
Kein großer Wein aber hübsch zu trinken. Einstimmige 16,0 Punkte
Wieder hat ein 5eme aus Pauillac unseren Segenswein geschlagen, aber wieder
war es ein besonders guter.
Der nächste Jahrgang gilt dagegen in Bordeaux eher
als kleiner Jahrgang, wenn die Weine auch immer hübsch zu trinken waren:
13. 1987er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
schwärzlich mit bräunlichem Rand. Feine Alterssüße in der Nase, dazu kommen
am Gaumen noch präsente Brombeertöne.
Langer Nachhall, wieder die Eleganz,
die der 88er vermissen ließ.
Der Wein lebt von seiner Alterssüße, macht das
aber recht nett.
16,0 - 17,0 Punkte
14. 1987er Léoville-las-Cases, AC St. Julien 2eme cru classé,
87 Parkerpunkte, 26,- Euro:
Purpur. Recht verhaltene Nase mit Teer und Liebstöckel, die auch am Gaumen zu
finden sind.
Saftiger Wein, der aber mehr durch die Nase als seinen Geschmack
überzeugt.
Manche empfinden die Säuren etwas stechend und alle denken, dass der
Wein einige Jahre über seinen Höhepunkt hinaus ist.
Trotzdem noch 15,0 - 16,0 Punkte.
Die Runde geht klar an die Neue Welt, aber das hatte ja auch schon Herr Parker
festgestellt.
Wir sind gespannt auf das in beiden Anbaugebieten gute Jahr 1985 und es passiert:
15. 1985er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
KORK. Es lebe der Schraubverschluss!
16. 1985er Domaine de Chevalier, AC Pessac-Leognan cru classé,
86 Parkerpunkte, 42,- Euro:
bräunliches Purpur, sieht alt aus. Altersüße und alte Beeren in der Nase.
Beeren und viel Fruchtsüße am Gaumen. Langer Nachhall.
Gut ausbalancierter,
reifer, eleganter Wein, gegen den sich ein Dominus ohne Kork hätte anstrengen
müssen.
16,0 Punkte von der Mehrheit, 17,0 von einer Minderheit.
Nachdem so eine klare Führung der Neuen Welt den Korkeichen zum Opfer gefallen
war, stand jetzt der erste Jahrgang unseres Segensweines auf dem Tisch, dem Parker
aber schon damals bescheinigte, unzweifelhaft zu den feinsten Cabernets des Jahrgangs
in Kalifornien zu gehören.
17. 1983er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkle Farbe. Reiches Bukett nach Teer und schwarzen Beeren.
Brombeeren im
langen Abgang. Lebendige aber milde Säuren.
Der Wein ist noch nicht auf dem
absteigenden Ast sondern kommt noch rund und elegant daher, wenn auch etwas
alkoholische Schärfe hervortritt.
Nur eine Minderheit wertet mit
15,0 - 16,0 Punkte recht niedrig, die Mehrheit zückt 16,5-17,0 Punkte
Es steht - da der Korkwein nicht mitrechnet und der Jahrgang 1991 wegen fehlendem
Bordeaulaiser ausfällt - 3:2 für die Neue Welt bei einem Unentschieden.
Der kommende Wein wird die Entscheidung bringen und es ist wieder ein Pauillac,
der gegen den Dominus antritt.
18. 1983er Pichon-Longueville Comtesse de Lalande, AC Pauillac 2eme cru classé,
94 Parkerpunkte, 75,- Euro:
leicht bräunliches Purpur. Reiches Bukett nach Fruchtsüße und Zedernholz.
Brombeere im langen Nachhall.
Vollsaftiger, sehr harmonischer Wein mit Tiefe
und vielen Nuancen. Eleganz und Delikatesse lassen den Wein zum zweitbesten
Wein der Probe werden.
Einstimmige 17,5 - 18,0 Punkte von allen.
So ging der Wettstreit Unentschieden aus und zeigte die Lagerfähigkeit der
Weine aus Kalifornien, die mit ihren Bordeaulaiser Kollegen mithalten kann.
Die Kölner Seilschaft aber war zufrieden mit ihrer Bußübung und fühlte sich
des Segens übervoll.
Kaum einer konnte sich an eine Probe erinnern, die sich
gleichbleibend auf so hohem Niveau gehalten hätte wie diese Domini und Konsorten.
Bis auf den Korkwein und vielleicht den Las Cases gab es keinen Ausreißer nach
unten und so waren die vielen Segenswünsche auch bitter nötig für den Nachhauseweg,
denn die Spucknäpfe waren nahezu leer und die Probanden waren voll des guten Weines
und des Lobes auf unseren Bernd, dem hiermit für seine Großzügigkeit in der
Presigestaltung und für die Auswahl dieser Weine noch einmal herzlich gedankt sei.