Koelner Weinforum Protokoll: Dominus / Nappa Valley Kalifornien - Bordeaux

Dominus / Nappa Valley Kalifornien - Bordeaux
zusammengestellt von Bernd Handschuh



Protokoll : Wolfgang Martin



Napa Dominus 1996 95 PP 100,00 Euro

St. Julien Ch. Léoville Barton 1996 92 PP 31,00 Euro

Napa Opus One 1993 90+ PP, 93 WS 95,00 Euro

St. Emilion Ch. Angelus 1993 92 PP 25,00 Euro

Napa Dominus 1991 99 PP 45,00 Euro

Pirat 1991 (Opus One) 50,00 Euro

Napa Dominus 1990 97 PP 45,00 Euro

Pauillac Ch. Grand Puy Lacoste 1990 95 PP 25,00 Euro

Napa Dominus 1989 94 PP 45,00 Euro

St. Emilion Ch. La Dominique 1989 93 PP 25,00 Euro

Napa Dominus 1988 92 PP 190,00 Euro

Pauillac Ch. Lynch Bages 1988 92 PP 26,00 Euro

Napa Dominus 1987 96 PP 190,00 Euro

St. Julien Ch. Léoville las Cases 1987 87 PP 26,00 Euro

Napa Dominus 1985 96 PP 200,00 Euro

Graves Domaine de Chevalier 1985 86 PP, 18 WW 42,00 Euro

Napa Dominus 1983 90 PP 200,00 Euro

Pauillac Ch. Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1983 94 PP 75,00 Euro


Domini nobis cum - die Kölner Seilschaft tut Busse



"An Gottes Segen ist Alles gelegen", pflegt unser Erzbischof zu sagen, wenn er die Messe zu Ende gelesen hat, wenn die Gläubigen nach dem Empfang des Leib Christi das Farbspiel des neuen Südfensters auf den weißen Soutanen der Priester bewundern, die Domchor-Knaben überlegen, wie sie heute den Aufzug zum Chorsaal außer Betrieb setzen werden, die Journalisten schon in den Redaktionsstuben die mitgeschnittene Predigt auf Reizwörter wie Autobahn und artgerecht untersuchen, wenn die Riesling-Liebhaber unter den Gläubigen beginnen, sich auf den sonntäglichen Schweinebraten mit einem Großen Gewächs vom VdP-Winzer zu freuen, wenn die Burgund-Liebhaber sich auf Rehrücken mit Clos de Vougeot und die Bordeaux-Nasen - soweit sie denn gläubig sind - sich auf Lammcarrée mit Pichon Longueville Comtesse de Lalande vorbereiten, wenn also alles dies passiert: "dominus vobis cum !"

"Davon kann man gar nicht genug bekommen", meint unser Erzbischof und die Kölner Seilschaft stimmt dem uneingeschränkt zu.
Nun kann man aber nicht seinen Erzbischof ständig um sich herum haben, damit er seinen Segen erteilt, schließlich hat der Mann noch etwas anderes zu tun. Der Vorschlag, die Aufgabe der Segenserteilung auf unseren Hein zu übertragen, scheitert an dessen physischer Konstitution besonders gegen Ende der Proben, wo ihm das gleichzeitige Ausstrecken des linken und des rechten Armes weder im Sitzen, geschweige denn im Stehen wirklich nicht mehr zuzumuten ist.
So verließen wir bisher nach dem segensreichen Tun des Wein Probierens, Wein Bewertens und Wein Niedermachens ungesegnet die Katakomben unseres geliebten Frischmarktes, was besonders für den gefährlichen Nachhauseweg durch den brausenden Innenstadtverkehr unserer Stadt ein gewisses Risiko darstellt.

Wie gut, dass es Weihnachten und Rentner gibt. Weihnachten wird in Köln sozusagen als Vorfest des Dreikönigstags gefeiert. Rentner haben bekanntlich Zeit und kommen deshalb auf die unmöglichsten Gedanken, die bei Weinfreunden natürlich allesamt nur um den Rebensaft kreisen.
Der Kölner Rentner an sich - soweit er Weinliebhaber ist - sitzt zum Beispiel stundenlang vor dem laufenden Wasserhahn und versucht, wie einst unser Herr Jesus zu Kanaan, aus dem Wasser Wein zu machen. Weil er sich da endlich den 100 Punkte Wein erwartet, den er in 50 Jahren Leberberieselung erträumt aber nie erhalten hat.
Denn - dat Wasser vun Kölle is jott! Sagt die Rheinenergie, die früher profan GasElektrizitätWasserwerke GEW hießen und heute eigentlich auch nichts anderes macht. Singen auch die Bläck Fööss und " dä Joldfisch hätt dä Aujen dick": ein sicheres Zeichen für Güte, wie jeder weiß, der nach 3 Flaschen Mouton einmal in den Spiegel geguckt hat.
Aber mit wie viel Energie der weinliebende Kölner Ansichrentner auch in den Wasserstrahl starrt, dass große Werk wollte bisher nicht gelingen. Jedoch wurde auch der Dom nicht an einem Tag erbaut und so versuchen es unsere Alten immer aufs Neue.

Unsere Rentner müssen nicht unbedingt aus Köln stammen, um an den Seilschaftsproben teilzunehmen. Doch auch im Süden unserer Stadt meinen die Rentner keine Zeit zu haben, fehlende Segenswünsche herbei zu schaffen. Sie wohnen so nahe am zugelassenen Weinanbaugebiet, dass sie nicht der Versuchung widerstehen können, hier ein Rebstöckchen und dort eine Vitis vinifera anzupflanzen, bis ein passabler Weinberg entsteht, der die Produktion der kompletten Palette vom Federroten bis zum Tresterbrand erlaubt, welche zwar nicht in den Verkehr aber doch in die eigene Gurgel verbracht werden dürfen. Dies ist natürlich ebenfalls abendfüllend und hilft uns auch nicht weiter.

Glücklicherweise gibt es da noch die Rentner im Norden von Köln. Das sind keine Düsseldorfer! Düsseldorf liegt auf der anderen Rheinseite, also fast in Sibirien, während im Norden von Köln die schönen Städtchen Worringen, Dormagen und Neuss zu finden sind. Wobei Worringen heute auch offiziell zu Köln gehört, während Dormagen und Neuss sehnsüchtig auf ihre Eingemeindung warten und sich bisher nur anonym als Räuvver in den kölschen Karneval einschmuggeln konnten.

Ein Rentner aus Dormagen also brachte uns die Lösung und das Ende der segenslosen Zeit. Da der Weinbau im direkten Umland aufgrund der Erdölchemie ebenso unmöglich erscheint wie in Saudi-Arabien, die Verwandlung von Leitungswasser in Wein aufgrund des hohen Chlorgehaltes durch Bayer - Werke auch keinen rechten Anreiz bietet, schlägt dieser junge Mann (Kölner Bezeichnung für alles, was über 30 Jahre alt ist) seine plötzlich viele freie Zeit damit tot, seinen Weinkeller einerseits zu füllen und andererseits wieder zu leeren, immer auf der Suche nach dem Gleichgewicht und der Harmonie der Welt (das berühmte Weinkeller-Tantra - durch Romanée-Conti zum Buddha).

Weil das Klicken bei ebay und das Füllen selbst des kleinen Fahrradkörbchens schneller als die Verarbeitungszeit seiner Leber scheint, lässt er die Seilschaft an seinem siebenstufigen Weg zur Vollkommenheit teilhaben und organisiert uns eine Probe nach der anderen. Welch hohe Stufe der Erleuchtung er dabei bereits erlangt hat und wie er sein als Dormagener historisch schlechtes Gewissen unserem Erzbischof gegenüber (dazu weiter unten) mit der Ausrichtung einer legendären Weihnachtsprobe verband, sollen die folgenden Zeilen zeigen.

Bernd organisierte uns eine Jahrgangsprobe Dominus! Insgesamt acht gereifte Jahrgänge dieses Bordeaux-Cuvée aus dem Napa Valley standen 10 Konterflaschen meist aus dem Bordeaulais gegenüber.

Dominus - gegründet von Christian Moueix, dem Besitzer von Château Petrus, als Joint Venture mit den Töchtern des Napa Valley Veteranen John Daniel.

So waren also plötzlich acht Domini nobis cum und der Seilschaft konnte dieser Segen nicht schnell genug geschehen. Kurzerhand schob der gottesfürchtige Hein deshalb die Weihnachtsprobe auf den November, damit seine Schäfchen auch heil durch den Adventstrubel kämen (was nach Wissen des Chronisten auch geschah).

Der Chronist erbot sich ob des löblichen Geschehnisses, wieder einmal das Protokoll zu schreiben, was zu einem allgemeinen Aufstöhnen der versammelten Gemeinde führte: "immer diese ollen Kamellen." Und meinten damit die eine oder andere historische Reminizenz, die Gott Chronos von Zeit zu Zeit zur Hebung des Allgemeinwissens unserer geschichtlich arg unterbelichteten Seilschaft in die Feder des Chronisten einfließen ließ.

Olle Kamellen erzählen beim Dominus - was für ein Unsinn! Zeigt nur einen neuen Tiefstand des Geschichtsewußtseins der Katakombenbewohner.

Dominus stammt aus der neuen Welt! Der erste Jahrgang kann - da vitis vinifera aus der alten stammt - frühestens 1493 (wenn Columbus gleich auf amerikanische Unterlagsreben gepropft hat) gelesen und somit etwa 1495 in den Handel gekommen sein. Für unsere zweitausendjährige Stadt somit kein Alter, dass die Bezeichnung geschichtlich verdienen würde. Also keinerlei Anlass für den Chronisten, irgendwelche angestaubten Anekdötchen von sich zu geben, sondern frisch und frei den american way of life des M. Moueix (wie sie den wohl aussprechen in god´s own country?) zu preisen.

Ein Wort nur zum schlechten Gewissen aller Dormagener, Worringer und auch uns Kölschen unserem Erzbischof gegenüber:
es war am 5. Juni 1288, als dass Hin und Her einer belgischen Dorfprinzessin zur Katastrophe führte. Diese wollte ihr Herzogtum Limburg an ihren Ehemann vom Niederrhein verschachern, starb aber ohne die Dinge klar geregelt zu haben.
In Anbetracht der damals aufkommenden Pläne Mehdorns (die Bahn, die Bahn hat immer Schuld!), in Limburg einen Bahnhof für die ICE-Strecke Köln - Frankfurt Flughafen einzurichten, meldeten sich neben dem Reinhard von Geldern folgende weitere Bewerber, um das Erbe des Bauplatzes einzunehmen: Adolf von Berg, Heinrich von Luxemburg, Walram von Ligny, Walram von Valkenburg, Walram von Jülich, Otto von Heimbach, Gerhard von Kaster, Walram von Jülich-Bergheim, Dietrich von Heinsberg sowie Johann von Heinsberg-Löwenberg.
(Wer jetzt spitzfindig meint, die Haltestelle läge aber im Westerwald während das Herzogtum ein Teil Belgiens sei, outet sich als Autofahrer: die Bahn hat es noch nie geschafft einfach geradeaus zu fahren!)

Diese unbedeutende Erbschleich-Intrige wäre natürlich anstandslos durch eine kleine Wirtshausschlägerei etwa im Kölner Westen zu lösen gewesen, wenn der chronisch abgebrannte Adolf nicht seine Ansprüche an den bis dahin vollkommen unbeteiligten und jeglicher Verwandschaft mit Herzogin Irmgard ledigen Johann von Brabant verschachert hätte.
Worauf der ebenso bis dato völlig uninteressierte Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg auf einmal die Partei der anderen Seite ergriff.
Als sich daraufhin so edle Recken wie Kuno Snabbe von Lontzen und die Sippe der Scavedriesch auf die eine, Heinrich von Mulrepas aus dem Geschlecht derer von Geilenkirchen auf die andere Seite stellten, war das Unglück nicht mehr aufzuhalten.

Leider muss man jetzt gestehen, dass sich die Kölner Bürger mit den Worringer und, Dormagener Kampfgenossen gegen ihren Erzbischof wandten und mit dem Brabanter Pflastersteine und andere garstige Sachen gegen das Schlößchen unseres Bischofs in Worringen schleuderten.
Damit war natürlich auch die sprichwörtliche Engelsgeduld eines Kölner Erzbischofs überschritten und der zornige Pontifex zog mit 4200 Mann gen Fühlingen.
Wahrscheinlich wollte er da im Fühlinger See nur baden gehen, wie es der Kölner an sich noch heute gerne macht. Weil dort aber bereits 4800 Mann der Gegenseite alle Liegestühle mit Handtüchern blockiert hatten, kam es zu dem, was als Schlacht von Worringen in die Geschichtsbücher eingegangen ist und laut Wikipedia das Machtgefüge im gesamten Nordwesten Mitteleuropas (also in Nippes, Ehrenfeld und Ossendorf) grundlegend geändert hat.

Wie einst Reinhard von Dassel in der Schlacht von Tusculum, so fegte auch sein Nachfolger Siegfried hoch zu Pferde durch die Reihen der Dormagener und Kölner Fußsoldaten und schlug sie fürchterlich. Im Gegensatz zu Reinhard wußte er - als er durch war - aber nicht so recht, wie es weitergehen sollte, stand er doch vor dem Rhein und das allein.
Während in der Mitte die Brabanter gerade eine ganze Generation Luxemburger ausrotteten, wartete unser Erzbischof unentschlossen ab.
Gegen 15 Uhr hatte die Frühschicht von Ford, Bayer und Erdölchemie Schichtende und griff sofort unseren Erzbischof wieder an.
Die Kampfweise der Kölner Milizen ist heute noch bei den Seilschaftstreffen zu bewundern: es wird auf alles und jedes eingehauen, egal ob Freund oder Feind, gegen 17 Uhr sitzt Papst Parker bzw. Bischof Siegfried im Verlies, und während die Scavedriesch noch von den Geilenkirchenern verhauen werden, geht der Kölner an sich zum gemütlichen Teil der Veranstaltung über.
Da haben sich die Dormagener also zusammen mit den Kölnern gegen ihren Erzbischof aufgelehnt.
Das machen wir nie wieder !

Nicht, dass wir die ewige Verdammnis fürchten würden. Schließlich kommen wir als Kölner per se alle, alle, alle in den Himmel - weil wir so brav sind, weil wir so brav sind! Außerdem straft der liebe Gott sofort.
Und die Strafe fiel furchtbar aus: Graf Adolf von Berg, dem wir Kölner und Dormagener so tumb hinterhergelaufen waren, verlieh am 12.August 1288 - also gerade 2 Monate, nachdem wir ihm den Sieg beschert hatten (und ca. 1238 Jahre nach unserer geliebten Agrippina) - die Stadtrechte an Düsseldorf !
Nie wieder werden wir Kölner unserem Erzbischof untreu !

Das also war der tiefere Grund, der unseren Rentner aus Dormagen unserem Erzbischof sozusagen unter die Arme greifen und segensreich die 8 Domini nobis cum anstellen ließ. Und im Gegensatz zu manch anderer Probe waren bei dieser Bußzeremonie unsere Freunde aus dem Neandertal von vornherein ausgeschlossen.

Ein bisschen wollte Bernd natürlich auch das alte Spiel Neue gegen Alte Welt spielen und so standen jeweils Pärchen aus einem Jahrgang zusammen. Wobei die guten Jahrgänge nach der Neuen Welt ausgesucht waren und dann manchmal auf schwächere Jahrgänge des Bordeaulais trafen.
Die Preise waren alles meist ehemalige Einkaufspreise und Bernd war besonders bei den älteren Domini auf einen Dormagener Kaufmann gestoßen, der seine Buße dem Kölner Erzbischof gegenüber durch äußerst moderate Verkaufspreise abgeleistet hatte.
Gott segne seinen Laden!

Wir begannen mit:

1. 1996er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
14,2% Alk., 95 Parkerpunkte, 100,- Euro:
dunkles Purpur. Reiches Bukett nach Cassis und Holunder.
Schwarze Johannisbeere und noch etwas strenge Tannine lassen den Wein am Gaumen recht verschlossen erscheinen.
Viel Kraft! Ein Einstieg, der bei größerer Reife Gutes erahnen lässt. Die Kölner Seilschaft gibt sich der Strenge dieses Weines hin und wertet 15,5 - 16,5 Punkte.

2. 1996er Léoville Barton, AC St. Julien 2eme cru classé,
92 Parkerpunkte, 31,- Euro:
mittleres Purpur. Feines, reiches Bukett nach schwarzen Beeren, die mit etwas Mokka auch am Gaumen zu finden sind.
Der Wein ist nicht so dicht wie der Dominus und hat weniger Zukunft, ist aber momentan wesentlich charmanter und besticht durch Frucht und Eleganz.
Ebenfalls 16,0 - 16,5 Punkte und ein Unentschieden in der ersten Runde.

Aus 1993 hatte Bernd keinen Dominus ergattern können, wollte aber das Jahr nicht ungetrunken verstreichen lassen und hatte dafür den anderen Joint Venture Wein aus Kalifornien herangeschafft - für alle, die ihn bisher probieren konnten, meist einer der überbewertesten Weine der Welt.

3. 1993er Opus One, R.Mondavi/Ph. de Rothschild, Rutherford, Napa Valley,
90+ Parkerpunkte, 95,- Euro:
schwärzliches Purpur. Feine Holunderbeeren im reichen Duft, rote und schwarze Beeren am Gaumen.
Erstaunlich angenehm und viele erklären den Wein zum besten Opus One, den sie je getrunken haben, obwohl er einen etwas verwaschenen Eindruck macht.
Die Mehrheit wertet 16,0 Punkte, eine Minderheit sogar 17,0 - 17,5 Punkte.

4. 1993er Château Angelus, AC St. Emilion 1er cru classé B
92 Parkerpunkte, 25,- Euro (was waren das für Zeiten!):
schwärzliche Farbe. In der Nase viel Holz, im Mund schwarze Beeren und Tannine.
Der Wein ist reif, aber ob er auch entwickelt ist ?
Im Abgang etwas kurz und wenig komplex.
Die Runde kritisiert auf hohem Niveau und wertet 15,0 - 16,0 Punkte.

Bei diesem Pärchen liegt also die Neue Welt vorne.

1991 soll ein ganz großes Jahr in Kalifornien gewesen sein, während es im Bordauleais wohl zu den schlechtesten seit Jahrzehnten gehörte.
Deshalb hatte Bernd hier neben den vom Weinpapst höchstbewerteten Dominus einen verdeckten Piraten gestellt, der von den Probanden, mit Zögern zwar, aber dann doch mehrheitlich der Neuen Welt zugeschlagen wurde.
Die konkrete Flasche erstaunte dann aber ebenso, wie der Vorgängerwein (sprich hätte keiner gedacht):

5. 1991er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
99 Parkerpunkte, 45,- Euro (es beginnt die Serie der beim bußfertigen Dormagener Kaufmanns bezogenen Domini):
dunkles Purpur mit ersten bräunlichen Reflexen. Eine feine Mokkanote im reichen Bukett.
Brombeere und Mokka am Gaumen, sehr langer Nachhall.
Obwohl durchaus noch nicht am Ende seiner Entwicklung schon vollkommene Harmonie.
Viel Saft trifft auf Eleganz und Komplexität und schafft so einen großen, finessereichen Wein.
Wir sind ziemlich d´accord mit Herrn Parker und auch für uns wird das der beste Wein des Abends bleiben.
Jeder hätte gerne ein ganzes Glas bis auf einen, dessen Geschmack der Wein nicht ist, obwohl er seine Güte anerkennt (wäre ja auch noch schöner - Seilschaftsprobe ohne Meckerstimme):
18,5 - 19,0 Punkte.

6. Der 1991er Pirat:
Bräunliches Purpur. Reiches Bukett nach Kaffee und Maulbeeren.
Maulbeeren auch im langen Abgang. Der Wein ist reif, sehr harmonisch und elegant.
Steht hinter dem Dominus etwas zurück, übertrifft aber ein wenig die Nummer 3, mit dem er zu vergleichen wäre, denn es ist der 1991er Opus One!
So müssen einige innerhalb von Minuten zum zweiten Mal zugestehen, das beste Exemplar dieses Weines, das Ihnen jemals untergekommen ist, im Glas gehabt zu haben.
Die Wertungen dritteln sich zu 17,0 - 17,5 und 18,0 Punkte.

1990 dagegen waren große Jahrgänge sowohl an Atlantik als am Pazifik.
Damit kann der muntere Wettstreit wieder aufleben:

7. 1990er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley
97 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur mit bräunlichem Rand. Paprika, Tabak und Kräuter finden sich in der überströmenden Nase.
Kräuter und Tabak auch am Gaumen.
Ein eleganter und harmonischer Wein auf seinem Höhepunkt und mit Tiefe, der allerdings an seinen Vorgänger nicht herankommt.
Die Mehrheit wertet 16,5 - 17,0 Punkte, zwei Mitglieder vergeben wegen der interessanten Tabaknoten auch 17,5.

8. 1990er Grand Puy Lacoste, AC Pauillac 5eme cru classé
95 Parkerpunkte, 25,- Euro:
bräunliches Purpur. Feine Malz- und Beerentöne im reichen Bukett.
Eine Mischung aus Liebstöckel, Malz, Cassis und Zedernholz im Mund.
Schön eingebundene Säuren, viel Harmonie und langer Abgang.
Jetzt auf dem Höhepunkt, die malzigen Alterstöne stören nicht.
Die Runde wertet recht angetan 17,5 - 18,0 Punkte.

Diese Runde ging also an die alte Welt für einen ungewöhnlich guten Puy Lacoste, der in dieser Form manch höher klassifiziertes Gut hinter sich lassen kann und sich ganz vorne mit einreiht.

9. 1989er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
94 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur. Maulbeeren in der Nase, Maulbeeren und Kräuter am Gaumen.
Langer Nachhall. Kraft und Eleganz, Tiefe und Harmonie.
Ist etwas monolithischer als der 91er aber trotzdem ein hervorragender Wein.
Nur eine Minderheit findet in etwas müde (16,0 Punkte), der Rest vergibt 17,0 - 17,5 Punkte

10. 1989er Château La Dominique, AC St. Emilion Grand cru classé,
93 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkles Purpur. Paprika in der Nase und zusammen mit Malztönen auch im Mund.
Ein weicher charmanter Wein mit Delikatesse, der in der Nordkurve mit 15,5 - 16,0 Punkten auf weniger Begeisterung stößt als in der Südkurve (16,5 - 17,0 Punkte)

Diese Runde polarisierte wegen der unterschiedlichen Meinung zum Libournaiser Wein etwas, ging aber eigentlich doch mit 80 : 20 an die Neu Welt.
Und noch ein Jahr ging es nach vorne - in beiden Gebieten als gut, wenn auch nicht als hervorragend gehalten.

11. 1988er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
92 Parkerpunkte, 45,- Euro:
sehr dunkel. Viel Maggi strömt in die Nase.
Am Gaumen schwarze Beeren und ein langer Abgang.
Die Tannine sind ein wenig bitter. Der Wein hat Kraft, aber es fehlt ihm an Charme und Harmonie.
Zudem stört der Maggiton.
Der schwächste Dominus bisher: 14,5 - 15,5 Punkte

12. 1988er Lynch-Bages, AC Pauillac 5eme cru classé,
92 Parkerpunkte, 26,- Euro:
ebenfalls eher schwärzlich. Kräuter und Lakritz in der Nase, Brombeere und Lakritz am Gaumen.
Ein runder Wein, der sich relativ leicht aber elegant präsentiert.
Kein großer Wein aber hübsch zu trinken. Einstimmige 16,0 Punkte

Wieder hat ein 5eme aus Pauillac unseren Segenswein geschlagen, aber wieder war es ein besonders guter.
Der nächste Jahrgang gilt dagegen in Bordeaux eher als kleiner Jahrgang, wenn die Weine auch immer hübsch zu trinken waren:

13. 1987er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
schwärzlich mit bräunlichem Rand. Feine Alterssüße in der Nase, dazu kommen am Gaumen noch präsente Brombeertöne.
Langer Nachhall, wieder die Eleganz, die der 88er vermissen ließ.
Der Wein lebt von seiner Alterssüße, macht das aber recht nett.
16,0 - 17,0 Punkte

14. 1987er Léoville-las-Cases, AC St. Julien 2eme cru classé,
87 Parkerpunkte, 26,- Euro:
Purpur. Recht verhaltene Nase mit Teer und Liebstöckel, die auch am Gaumen zu finden sind.
Saftiger Wein, der aber mehr durch die Nase als seinen Geschmack überzeugt.
Manche empfinden die Säuren etwas stechend und alle denken, dass der Wein einige Jahre über seinen Höhepunkt hinaus ist.
Trotzdem noch 15,0 - 16,0 Punkte.

Die Runde geht klar an die Neue Welt, aber das hatte ja auch schon Herr Parker festgestellt.
Wir sind gespannt auf das in beiden Anbaugebieten gute Jahr 1985 und es passiert:

15. 1985er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
KORK. Es lebe der Schraubverschluss!

16. 1985er Domaine de Chevalier, AC Pessac-Leognan cru classé,
86 Parkerpunkte, 42,- Euro:
bräunliches Purpur, sieht alt aus. Altersüße und alte Beeren in der Nase.
Beeren und viel Fruchtsüße am Gaumen. Langer Nachhall.
Gut ausbalancierter, reifer, eleganter Wein, gegen den sich ein Dominus ohne Kork hätte anstrengen müssen.
16,0 Punkte von der Mehrheit, 17,0 von einer Minderheit.

Nachdem so eine klare Führung der Neuen Welt den Korkeichen zum Opfer gefallen war, stand jetzt der erste Jahrgang unseres Segensweines auf dem Tisch, dem Parker aber schon damals bescheinigte, unzweifelhaft zu den feinsten Cabernets des Jahrgangs in Kalifornien zu gehören.

17. 1983er Dominus, Christian Moueix, Napa Valley,
96 Parkerpunkte, 45,- Euro:
dunkle Farbe. Reiches Bukett nach Teer und schwarzen Beeren.
Brombeeren im langen Abgang. Lebendige aber milde Säuren.
Der Wein ist noch nicht auf dem absteigenden Ast sondern kommt noch rund und elegant daher, wenn auch etwas alkoholische Schärfe hervortritt.
Nur eine Minderheit wertet mit 15,0 - 16,0 Punkte recht niedrig, die Mehrheit zückt 16,5-17,0 Punkte

Es steht - da der Korkwein nicht mitrechnet und der Jahrgang 1991 wegen fehlendem Bordeaulaiser ausfällt - 3:2 für die Neue Welt bei einem Unentschieden.

Der kommende Wein wird die Entscheidung bringen und es ist wieder ein Pauillac, der gegen den Dominus antritt.

18. 1983er Pichon-Longueville Comtesse de Lalande, AC Pauillac 2eme cru classé, 94 Parkerpunkte, 75,- Euro:
leicht bräunliches Purpur. Reiches Bukett nach Fruchtsüße und Zedernholz.
Brombeere im langen Nachhall.
Vollsaftiger, sehr harmonischer Wein mit Tiefe und vielen Nuancen. Eleganz und Delikatesse lassen den Wein zum zweitbesten Wein der Probe werden.
Einstimmige 17,5 - 18,0 Punkte von allen.

So ging der Wettstreit Unentschieden aus und zeigte die Lagerfähigkeit der Weine aus Kalifornien, die mit ihren Bordeaulaiser Kollegen mithalten kann.

Die Kölner Seilschaft aber war zufrieden mit ihrer Bußübung und fühlte sich des Segens übervoll.
Kaum einer konnte sich an eine Probe erinnern, die sich gleichbleibend auf so hohem Niveau gehalten hätte wie diese Domini und Konsorten.

Bis auf den Korkwein und vielleicht den Las Cases gab es keinen Ausreißer nach unten und so waren die vielen Segenswünsche auch bitter nötig für den Nachhauseweg, denn die Spucknäpfe waren nahezu leer und die Probanden waren voll des guten Weines und des Lobes auf unseren Bernd, dem hiermit für seine Großzügigkeit in der Presigestaltung und für die Auswahl dieser Weine noch einmal herzlich gedankt sei.