Koelner Weinforum Protokoll: Spitzenweine aus dem Languedoc + Roussilion


Spitzenweine aus dem Languedoc + Roussilion zusammengestellt von Bernd Handschuh + Bernhard Schmitz



Protokoll Wolfgang Faßbender + Carsten Henn



Probiert wurde :

1998er Prieré Saint-Jean de Bébian (Coteaux du Languedoc)
2003er Le Vignoble de Mont Tauch: L'Exception (Fitou)
2004er Le Vignoble de Mont Tauch: Cuvée les Quatre (Fitou)
2003er Domaine de L'Hortus: Grande Cuvée (Pic Saint Loup)
2001er Domaine J.M. Alquier Réserve Les Bastides d'Alquier (Faugéres)
1996er Domaine Clavel: La Copa Santa (Coteaux du Languedoc)
1998er Domaine Clavel: La Copa Santa (Coteaux du Languedoc)
2000er Domaine Clavel: Calage (Coteaux du Languedoc)
2001er Domaine de Montcalmès (Frèderic Portalie) (Coteaux du Languedoc)
2001er Forca Réal: Les Hauts de Forca Rèal (Cot. du Roussillion Villages)
2002er Sarda-Malet: Terroir Mailloles (Cot. du Roussillion)
2003er Les Falaises Tautavel, Domaine Gardiès (Côtes du Roussillon)
1999er Muntada, Domaine Gauby (Côtes du Roussillon)
1995er Mas de Daumas Gassac (Vin de Pays de l'Hérault)
1999er Roc d'Anglade, Pédréno et Rostaing (Coteaux du Langedoc)
1996er Prieuré de Saint-Jean de Bébian, Le Brun-Lecoute (Coteaux du Languedoc)
1996er Montpeyroux Côte Rousse, Domaine de l'Aigulière (Coteaux du Languedoc)
1994er Peyre Rose, Clos Syrah Léone (Coteaux du Languedoc)
2001er Grange des Pères, Domaine de la Grange des Pères (Vin de Pays de l'Hérault)
1997er La Porte du Ciel, Château de la Negly (Coteaux du Languedoc)
1997er Clos des Truffiers Hommage à Max, Domaine les Capitelles (Coteaux du Languedoc)
1995er Banyuls Vin Doux Naturel, Domaine de la Rectorie


1. 1998er Prieré Saint-Jean de Bébian (Coteaux du Languedoc)
13,5% Alc., 40% Rouseanne, 20% Clairette, 20% Grenache Blanc, 10% Bourboulenc, 10% Picpoul (also eigentlich so ziemlich alles, was an weißen Trauben in den Weinbergen hing…)
Da der Wein seinen Zenit bereits deutlich überschritten hatte, wurde auf eine Benotung verzichtet.
Den sherryartigen Duft fanden einige nicht unangenehm, andere meinten: oxidiert und hinüber.
Es wurde vermutet, dass der Wein in der Jugend wirklich schön war, aber nun eher ein Beweis dafür ist, warum in der Gegend zu Recht mehr Rotweine gekeltert werden.

2. 2003er Le Vignoble de Mont Tauch: L'Exception (Fitou)
14% Alc., 40% Syrah, 20% Carignan und 40% Grenache;
Der Genossenschaftswein erntete ein verhaltenes Echo:
sehr leicht, wenig Fruchtaromen, bitter, sehr reif, zuviel Holz für den kleinen Wein, unschön metallisch-floral - so einigte man sich auf 82 Punkte (mit einem Ausreißer auf 84).

3. 2004er Le Vignoble de Mont Tauch: Cuvée les Quatre (Fitou)
14,5% Alc.
Dieser Wein wurde als dichter, kompakter, saftiger und "fleischiger" als sein Vorgänger beschrieben.
Bemängelt wurde jedoch, dass der Alkohol etwas hervorsticht und weniger davon besser zum Wein gepasst hätte.
Bei der Bewertung einigte man sich auf 84 Punkte - mit Ausreißern zur 82 und zur 86.

4. 2003er Domaine de L'Hortus: Grande Cuvée (Pic Saint Loup)
14% Alc., (Ersatzwein für den ursprünglich geplanten L'Essentiell)
Dieser Wein wurde als typischer Vertreter eines Pic Saint Loup bezeichnet.
Ob dafür auch die anfangs massiv geäußerten Kommentare über Duftnoten á la Kuhstall ausschlaggebend waren, möchte ich nicht kommentieren.
Zudem wurden noch Vanille und Kokos erschnuppert.
Insgesamt wurde der Wein jedoch als zu jung und verschlossen bezeichnet.
Bei den Noten kam er trotzdem auf 85-87 Punkte, mit einem massiven Ausreißer zur 72 (Schisma-Vertretung).

5. 2001er Domaine J.M. Alquier Réserve Les Bastides d'Alquier (Faugéres)
14% Alc.
Ein Aufatmen in der Runde: "Endlich ein richtig schöner Wein!".
Dunkle Beerenfrüchte, Kräuter und Lakritze in der Nase, im Mund saftig, der Alkohol fällt nicht auf, der Wein ist elegant mit feiner Blaubeeraromatik.
Punktzahl 88-89.

6. 1996er Domaine Clavel: La Copa Santa (Coteaux du Languedoc)
12,5% Alc., 70% Syrah, 30% Mourvèdre
Sehr animalisch mit einem Hauch Kuhscheiße (Kuhstall relativierten sensiblere Gemüter).
War bereits über dem Zenit für die meisten, aber noch lange nicht tot.
Einige konnten den Reifetönen sogar etwas abgewinnen, das Tannn war lebendig, der Wein im Mund angenehm salzig-jodig.
"Der Wein gewinnt mit steigender Temperatur" wurde ausgerufen, und 84-88 Punkte wurden vergeben, mit Schwerpunkt auf 85.

7. 1998er Domaine Clavel: La Copa Santa (Coteaux du Languedoc)
14,5% Alc., 70% Syrah, 30% Mourvèdre
Die Stiländerung hin zu mehr Alkohol und Dichte wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Dabei wurde der Alkohol als nicht übermäßig beschrieben und der eher stahlige Wein mit einem Hauch Überreife als sehr gelungen mit
86,5-89+ Punkten bewertet, mit einem Schwerpunkt auf 88-89.

8. 2000er Domaine Clavel: Calage (Coteaux du Languedoc)
"Jetzt schon gut zu trinken, nicht auf Altern ausgelegt" befand die Runde.
Der Wein erinnerte manchen an einen Burgunder.
Viel Substanz, enorm konzentriert, kühle Frucht - nicht marmeladig, Röstnoten von Mokka, geht auch ein wenig in die animalische Richtung.
Manchem war der Wein zu schokoladig und nicht elegant genug, das hinderte die Runde jedoch nicht daran hohe Noten zu ziehen:
88-92 Punkte.

9. 2001er Domaine de Montcalmès (Frèderic Portalie) (Coteaux du Languedoc)
13.5% Alc., 60-75% Syrah + hälftig Mourvèdre und Grenache.
"Der schmeckt wie ein deutscher Burgunder, süß und sehr harmonisch", war man sich einig, nachdem der Wein am Anfang auch als bitter bezeichnet worden war, was sich dann aber rasch zugunsten einer starken Süße verlor.
Der "leichte" Wein gefiel manchen überhaupt nicht, andere lobten den modernen Stil.
Die Benotung reichte von 84-89 Punkte, wobei die meisten eine 86 oder 87 zogen.

10. 2001er Forca Réal: Les Hauts de Forca Rèal (Cot. du Roussillion Villages)
14,8% Alc. (sic!), 100% Syrah
Bei diesem Wein lag die Gruppe weit auseinander mit den Bewertungen: 82-88 Punkte, wobei die meisten eine 84 zogen.
Der "Les Hauts" mit seinen starken Aromen nach Heidelbeere und Schokolade wurde als überreif, überkonzentriert und überextrahiert beschrieben (was allerdings nicht zu dem vom Winzer wohl beabsichtigten "übergut" führte), mit einem leichten Bitterton.
Von diesem Tropfen könne man nicht viel trinken war das Credo, und dass der Wein blind als Priorato durchginge.
Bei der Diskussion um ähnliche Weine fiel der denkwürdige Satz "Ribera ist bordeauxiger" (Dominik Ziller).

11. 2002er Sarda-Malet: Terroir Mailloles (Cot. du Roussillion) 14% Alc., 50% Mourvèdre, 45% Syrah, 5% Grenache.
Ein Raunen ging durch die sehr disziplinierte und ruhige Runde (unklar ist immer noch, wem dieser Umstand zu verdanken ist…):
endlich ein richtig mineralischer Wein!
Wunderbar klar in seinen Beeren-Aromen, mit einem Hauch Kräuter, dicht im Mund , dabei aber fein und elegant.
88-91 Punkte, wobei der Schwerpunkt auf 91 lag und nur ein Abweichler 86 punktete.

12. 2003er Les Falaises Tautavel, Domaine Gardiès (Côtes du Roussillon)
Reife Frucht, kandierte Beeren, etwas Schokolade;
dicht, sehr würzig, deutlich 2003, aber nicht bitter, reif, üppig, sehr nachhaltig, deutlich zu jung.
Die zunächst euphorischen Bewertungen zwischen 92+ und 95 Punkte wurden nach einer Nachverkostung später teilweise leicht reduziert.

13. 1999er Muntada, Domaine Gauby (Côtes du Roussillon)
Syrah, Grenache, Mourvèdre.
Eine Spur Kuhstall, die manchen Teilnehmer störte, manchen nicht.
Sehr feine, kühle Frucht, getrocknete Beeren;
hoch elegant, mineralisch, straff, feine Säure, begeistert auf unterschiedlichem Niveau.
Eindeutig noch zu jung und von unvergleichlicher Stilistik.
91-93 Punkte.

14. 1995er Mas de Daumas Gassac (Vin de Pays de l'Hérault)
Zum Großteil Cabernet Sauvignon.
Leicht, aber unverkennbar Kuhstall, verhaltene Frucht, eine Spur Beeren;
wirkt überaltert, trocknet aus, fällt auseinander, wirkt mit spitzer Säure unharmonisch.
71-83 Punkte.

15. 1999er Roc d'Anglade, Pédréno et Rostaing (Coteaux du Langedoc)
Purer Syrah.
Feine Frucht, deutlich Johannisbeeren, etwas aufdringlich;
hat Würze, teilweise wurde auch Portweinwürze angedeutet, zeigt Eleganz und viel Frucht, bricht aber schnell weg.
Polarisiert: 75-86 Punkte.

16. 1996er Prieuré de Saint-Jean de Bébian, Le Brun-Lecoute (Coteaux du Languedoc)
Besteht aus Grenache, Syrah und Mourvèdre.
Würzige Nase, etwas Bratensaft; hat fast alle Frucht verloren, trocknet am Gaumen deutlich aus, besitzt aber noch Struktur.
War vermutlich mal deutlich besser.
77-86 Punkte.

17. 1996er Montpeyroux Côte Rousse, Domaine de l'Aigulière (Coteaux du Languedoc)
Ein reinsortiger Syrah:
reife cremige Frucht, etwas Liebstöckel, Mokka, später deutlich Johannisbeeren, Kräuter; würzig, leicht überreif, gewisse Süße, entwickelt sich ordentlich im Glas, ist aber eindeutig über den Höhepunkt.
Die Kommentare reichten von "grausig" bis zu "schön zu trinken".
75-84 Punkte.

18. 1994er Peyre Rose, Clos Syrah Léone (Coteaux du Languedoc)
Zum Großteil Syrah.
Einer der legendärsten Weine des Languedoc, gekeltert von Marlène Soria.
Reife Brombeere, Brombeergelee, überreif; üppige Frucht, eher eindimensional, etwas verwaschende Frucht.
Deutlich über den Höhepunkt hinaus.
79-86 Punkte.

19. 2001er Grange des Pères, Domaine de la Grange des Pères (Vin de Pays de l'Hérault)
Syrah, Mourvèdre, Cabernet Sauvignon.
Ein Wein, der polarisierte:
eher weiche Frucht, Brombeeren, wirkt sehr süffig, leicht süßlich, daneben und dahinter aber auch frisch, elegant, mineralisch, klingt mit einem Säurebiss aus.
Das fand eine Minderheit "betörend", die meisten Teilnehmer fanden es etwas unharmonisch und den Wein insgesamt auf sehr hohem Niveau zu süß.
87-92 Punkte.

20. 1997er La Porte du Ciel, Château de la Negly (Coteaux du Languedoc)
Syrah von alten Reben.
Reife, würzige, tiefgründige Frucht, Schokotrüffel, vielschichtig;
reif, enorm dicht, fruchtig, wirkt erstaunlich jung, perfekt integriertes Holz, seidige Länge, monumental, frischer Säurenachklang.
Trotz der Fülle animierend.
Die Wertungen reichten von 93 bis 95 Punkte.

21. 1997er Clos des Truffiers Hommage à Max, Domaine les Capitelles (Coteaux du Languedoc)
Purer Syrah,
tief dunkel, würzig, reif, leicht karamellig, mediterrane Kräuter, getrocknete Beeren, etwas Schokolade;
fest, erdige Würze, mineralisch, dicht, nachhaltig - ganz anders als Nr. 20, aber kaum weniger gut.
Punkte zwischen 93 und 95,
eine Mehrheit fand Nr. 20 besser, eine Minderheit präferierte diesen Wein.

Nachzügler:
22. 1995er Banyuls Vin Doux Naturel, Domaine de la Rectorie
Schon gereifte Frucht, Würze, feine, zurückhaltende Süße.
Hatte es schwer nach den vielen mächtigen Rotweinen.

Fazit:
eine äußerst spannende Verkostung mit vielen hochklassigen Weinen unterschiedlicher Stilrichtungen.
Die meisten allerdings sind nicht für längere Lagerung ausgelegt, einige wurden doch schon auf dem absteigenden Ast erwischt.