Ribera del Duero, Spanien
zusammengestellt von Wolfgang Schön



Protokoll Wolfgang Martin




Probiert wurde :


1. 2001er Crianza, Bodega Vina Mayor,
2. 2002 Comenge, Bodega Comenge,
3. 2004er AVAN Nacimiento, Bod. Juan M. Burgos,
4. 2004er Alonso del Yerro, Vinedos A.d.Yerro,
5. 2003er Crianza, Bod. Pago de Carraovejas,
6. 2001er Crianza, Téofilo Reyes,
7. 2003er AVAN Concentration, Bod. Juan M. Burgos,
8. 2003er Aalto, Bodega Aalto (Mariano Garcia),
9. 2004er Maria Alonso del Yerro, Vinedos Alonso del Yerro,
10. 2001er Reserva, Bod. Pago de Carraovejas,
11. 2003er Flor de Pingus, dom. De Pingus, Peter Sissek,
12. 1995er Crianza, Finca Villacreces,
13. 1995er Crianza, Hacienda Monasterio,
14. 1995er Alion, Fam. Alvarez (Vega Sicilia),
15. 1996er Alenza, Condado de Haza (A. Fernandez),
16. 1989er Gran Reserva Val Soltillo, Bod. Ismael Arroyo,
17. 1994er Gran Reserva Pesquera, Alejandro Fernandez,
18. 1996er Valbuena 5°, Bod. Vega Sicilia,

Zweiter Versuch, den Don Quijote zu retten - Kölner trinken Ribera del Duero

Vor langer, langer Zeit erwachte mitten in der Mancha das edle Blut eines heruntergekommenen Adligen und ließ ihn nach großen Taten dürsten !
Sollte der geneigte Leser jetzt irritiert sein - wegen angeblich aufwachenden, womöglich gähnenden und sich reckenden Blutes sowie dem Durst nach Taten statt nach Wasser, Schnaps, Bier oder Rebensaft - so kennt er La Mancha nicht.
Die ist zwar wahrscheinlich das größte Weinanbaugebiet der Welt und stellt mit der Sorte Airen die meistgepflanzte Rebsorte auf Erden, ist aber ansonsten so verschlafen, dass das mit dem Wein bis heute noch keiner richtig gemerkt hat und auch die roten Blutkörperchen von Mensch, Vieh und Zecke ständig am Einnicken sind und versäumen, Sauerstoff ins Zerebralsystem zu transportieren.

Im Sommer ist es zudem auf der staubigen Hochebene so heiß, dass nur noch ein Bedürfnis bleibt - Durst ! Durst auf alles, was denkbar ist.
"Ich habe Durst auf Dich", flüstert der Verliebte seiner Braut ins Ohr;
"ich habe Durst auf Madrid", ruft der dem Staub entfliehende, wenn er in den Bus zur Hauptstadt steigt,
"tengo sed para dormir", murmelt das rote Blutkörperchen, wenn das Gehirn wieder nach Sauerstoff schreit.

Damit sind sie uns Kölschen sehr sympathisch, die Menschen der Mancha, fürchten doch auch wir nichts mehr als - den jroßen Doosch.

So kann also in La Mancha sehr wohl edles Blut erwachen und nach großen Taten dürsten. Was auch heute noch passiert. Es muss wohl ähnlich wie damals gewesen sein, als der Marques de Grinon im Meer des Airen auf einmal Cabernet pflanzte und mit seinem Dominio de Valdepusa einen Rotwein aus der Mancha vorstellte, der als Flasche etwa soviel wie ein Hektoliter des normalen Mancha - Rebensaftes kostete und sich dann aufmachte, damit Ehre und Ruhm im Wettstreit mit den Edlen von Bordeaux und Bourgogne zu gewinnen.
Es bleibt zu befürchten, dass dieser Vorstoß eines einzelnen um die Qualität des regionalen Weines der Mancha ebenso endet wie der einsame Kampf des Ritters von der traurigen Gestalt gegen die ruchlosen Yangüesen, als diese den Rosinante verdroschen hatten - mit einer bitteren Niederlage.

Es ist lange her, dass das edle Blut erwachte, aber für die Taten, die dieser Don Quijote zu tun gedachte, war es wohl schon zu spät.
Und so berichtet die spanische Nationallektüre auch meistens von der Prügel, die dieser selbstlose Mensch einstecken musste, und wie er des öfteren fast zu Tode gekommen ist, als er das goldene Zeitalter der Ritterschaft wieder zum Leben erwecken wollte. Damit gleicht er dem Chronisten, was die Prügel angeht, die dieser in seinem Kampf um Wahrheit, Gerechtigkeit und Verteidigung unschuldigster Reben für seine Protokolle zu bekommen pflegt.

Als Don Quijote von seiner ersten Ausfahrt zwar zum Ritter aber auch sonst recht geschlagen zurückgebracht wurde, waren seine Haushälterin und seine Nichte in größter Sorge. Die Nichte fürchtete wohl um ihr Erbe und die Haushälterin um ihren Job, das Abrutschen über Harz IV geradewegs in Prekariat, was damals in Spanien mindestens so prekär war, wie es heute bei uns klingt (wobei wahrscheinlich keiner so genau weiß, was das ist. Aber auf die Söhne des Chronisten macht es erheblich größeren Eindruck als die Warnung vor der Landung in der Gosse, weil Gossen nur noch in Anwesenheit von Baggern zu sehen sind, während das Prekariat jeden Nachmittag in diversen Talkshows im Fernsehen zu besichtigen ist.
Wahrscheinlich bezeichnet Prekariat den finanziellen Zustand aller Pflichtversicherten, die sich nach der Gesundheitsreform nicht mehr den Zahnarzt leisten können und sollte eigentlich pre-kariös heißen).

Wie dem auch sei, Nichte und Haushälterin versuchten das Übel an der Wurzel zu packen. Sie stifteten den Barbier und den Lizentiaten an, die ganze Ritterbuchsammlung des Don zu vernichten, wobei die Haushälterin in der Nachfolge der gestrengsten Inquisition für alles und jedes Büchlein den Scheiterhaufen und damit sein vollständiges Ende forderte.

Frauen ! Als ob sie verstünden, warum wir Männer verrückt werden ! Als ob ein Mann jemals durch das Lesen von Büchern freiwillig vom Sofa heruntergekommen und in die weite Welt geritten sei, wie es unser Don Quijote dann tat.
Das macht Mann nur, wenn der Chef das unbedingt will, wenn der Fußballverein ein Auswärtsspiel hat, wenn Madonna in der Nachbarstadt singt oder wenn Mann meint, dass Mann nicht zu Hause ist und Mann deshalb unbedingt nach Hause will.

Da Don Quijote verbürgter Maßen keinen Chef besaß, Real Madrid auch damals nicht so richtig gut war, Madonnen zur Zeit der Geschichte still in Kirchen standen, kann nur der letzte Grund den Ausschlag für den Ritter gegeben haben, den Rosinante zu satteln und loszuziehen. Er wollte nach Hause !

Was bringt einen Mann dazu, zu Hause zu sein und doch nach Hause wollen und deshalb außer Haus zu stolpern?
Bücher bestimmt nicht. So hat doch der Chronist Prinz Eisenherz gelesen und ist nicht den Gral suchen gegangen. Und die Reblaus hat Nick den Raumfahrer verschlungen und ist doch nicht ins All entschwunden, sondern versucht nur, seine Ministerin auf den Mond zu schießen.
Und unser Hein als Tarzan-Fan schützte jahrelang seine Riesen-Goldfische vor den Fressgelüsten irgendwelcher Janes, die sein (mittlerweile verheirateter) Sohn ins Haus schleppte. Schopenhauer, der könnte einen vielleicht von zu Hause fliehen lassen - aber wer liest schon Schopenhauer ?

Es kann nur einen Grund für den Ausritt des Don Quijote von Hause nach zu Hause geben und das muss der Rebensaft sein !
Nur der vermag einen Mann darin in die Irre zu führen, wohin er eigentlich gehört. Ist es doch schon manchem Seilschafter so gegangen, dass er nach der Probe Stein und Bein geschworen hat, er sei in den Katakomben unseres geliebten Frischmarktes zu Hause und wolle sich auf der Palette mit Petrus zur Nachtruhe niederlegen, so schlafe er schließlich immer.
Dass die Sache bei unserem Don anders herum verlief, ist den meisten unter uns auch bekannt: man sitzt im eigenen Weinkeller, hat gerade seinen Lieblingswein ausgetrunken, kann somit den Lieblingswein nirgends wo mehr finden, kann also nicht in seinem Weinkeller sein und muss unbedingt sofort raus nach Hause seinen Lieblingswein trinken....

Die Nichte und die Haushälterin, Lizentiat und Barbier hätten also nicht die Bibliothek sondern den Weinkeller des Edelmannes plündern und vermauern sollen ! Das hätte den guten Don verbittert und griesgrämig zwar, aber immerhin im eigenen Bett leiden und schließlich sterben lassen.

Da wir wissen, wie schlecht unser Edelmann von der Welt draußen behandelt wurde und um ihn vor aller Prügel zu schützen, die man ihm, seinem Pferd und seinem Knappen dann verabreichte, machte sich die Kölner Seilschaft an einen wirkungsvolleren Versuch, den Don Quijote zu retten.

Da wir nicht den Schlüssel zu seinem Weinkeller besaßen, versuchten wir uns daran, alles Trinkenswerte aus seiner Nachbarschaft wegzutrinken, was fast so verwegen wie die Taten des Amadis oder des Gallagehars war, aber entschieden mehr Spaß machte.

Nun war der Don ein Edelmann und hatte bestimmt keinen Airen im Keller. Der Dominio de Valdepusa entfiel auch, weil dieser - wie berichtet - ja erst von seinem Urenkel erfunden worden ist.
Aber kastilisch musste der Wein natürlich sein, schließlich hielt der Don auf seine edle Herkunft und hätte nie vom Ebro oder gar den Katalanen genascht.

Wir nahmen uns darum den Cervantes zu Hilfe:
"Hierauf, um Euch als gelehrt in den schönen Wissenschaften und als welt- und länderkundige Männer zu zeigen, legt es so an, dass in Eurer Chronik der Fluss Tajo benannt werde, und gleich seht ihr Euch wieder mit einer wundersamen Anmerkung versorgt, indem Ihr hinsetzt:
"Der Fluss Tajo wurde nach einem spanischen König so benannt; er hat seinen Ursprung an dem und dem Ort und verliert sich im Großen Ozean, nachdem er die Mauern der berühmten Stadt Lissabon geküsst, und man meint, er führe Goldsand usw."."

Der Fluss Tajo wurde nach einem spanischen König benannt, hat einen Ursprung, verliert sich im Großen Ozean, nachdem wir die Lisbeth geküsst haben, und die Seilschaft trank Ribera del Duero.

Als Lizentiat waren der Rösrather und als Barbier der Herr der Katakomben aufgefordert, auszusuchen aus dem teuflischen Weinkeller und uns das vorzusetzen, was wir als Nichten und Haushälterinnen dann ihrem sicheren Ende zuführen würden.

Die Chronik der Rettungstat sei hiermit verkündet:

1. 2001er Crianza, Bodega Vina Mayor,
13,5% vol Alk., 12 Monate amerikanische Eiche, 11,90 Euro:
dunkle schwärzliche Farbe.
Brombeeren in der Nase, andere schwarze Beeren dazu am Gaumen.
Fruchtig ohne marmeladig zu sein. Es stört nichts, vielleicht fehlt es etwas an Länge. Ein schöner Einstiegswein und ein wohlfeiler Trunk für Sancho Panza.
14,0 - 14,5 Punkte von allen

2. 2002 Comenge, Bodega Comenge,
12,5% vol.Alk., 10 Monate französisches Barrique, 12,50 Euro:
dunkles Granatrot.
Dunkle Beeren und Sandelholz im Bukett.
Dunkle Beeren, etwas grüne Tannine und ein Bitterschwanz im Geschmack.
Es fehlt an Harmonie, sonst hätte der Wein vielleicht mehr Charakter als sein Vorgänger. Ein wenig störrisch wie das Mietmaultier, als der Barbier in der Sierra Morena beim Lizentiaten aufsteigen will.
13,5 Punkte von der Mehrheit, einer findet den Wein flach (12,5 Punkte)

3. 2004er AVAN Nacimiento, Bod. Juan M. Burgos,
14,5% vol.Alk., 12 Monate Allier-Eiche, 15,90 Euro:
schwärzlich mit lila Rand.
Dunkle Beeren und Rumtopf in der Nase.
Viel Beerensaft und etwas Marmelade im Mund.
Fester Wein, dessen Power die Mehrheit schätzt. So stark wie der Arm, den der tapfere Ritter Königin Mikomikona reicht. Nur dem Chronisten etwas zu alkoholisch und marmeladig
(14,0 Punkte), der Rest vergibt 15,0 Punkte.

4. 2004er Alonso del Yerro, Vinedos A.d.Yerro,
13,0% vol.Alk., 12 Monate Allier-Eiche, 19,50 Euro:
Schwarzlila.
Sandelholz und dunkle Beeren in der Nase.
Bitterschokolade und Gewürze im Mund, dabei ein kleiner Bitterschwanz.
Der Wein polarisiert: die einen schätzen seine dichte und stämmige Struktur und denken, dass der Wein zu jung ist und harmonischer werden wird (15,0 Punkte), die anderen führen den Bitterton auf grüne Tannine zurück (13,0-14,0 Punkte). Zur Wiedervorlage und wie Dulcinea del Toboso, wie der unverständige Sancho Pansa sie beim Weizensieben schaut.

5. 2003er Crianza, Bod. Pago de Carraovejas,
14,0 % vol.Alk, 60% amerikanische, 40% französische Eiche, 16,50 Euro
: Sehr dunkle Farbe.
Vanille und Beeren in Nase und Mund.
Rund geschmeidig, "Frauenwein" recht nachhaltig. Wie der Wanst des Lizentiaten.
14,5 - 15,0 von der Mehrheit, wegen Vielschichtigkeit und guter Struktur von einem Teil auch 16,0 Punkte.

6. 2001er Crianza, Téofilo Reyes,
neben dem üblichen Tempranillo auch 1% der Rebsorte Albillo, 16 Monate in französischer und amerikanischer Eiche, 18,00 Euro:
dunkel mit Orangerändern.
Neben dunklen Beeren etwas Liebstöckel in der Nase.
Am Gaumen schon Reifetöne und Kräuter.
Nachhaltig, sehr harmonisch und eine elegante Erscheinung wie die tugendhafte Camilla, die erst nach solchem Weine sich dem Lotario hingab.
Alle einigen sich auf 15,5 - 16,0 Punkte

Nach dieser Runde junger Basisweine (allerdings von Spitzenerzeugern der Region) hatte der Lizentiat jetzt die Premiumweine derselben Erzeuger gestellt, aus ebenso aktuellen Jahrgängen

7. 2003er AVAN Concentration, Bod. Juan M. Burgos,
14,0% Alk., alte Reben, 14 Monate Allier-Eiche, 27,50 Euro:
sattes Schwarzlila.
Wilde Waldbeeren in der Nase, dazu Kräuter am Gaumen.
Wuchtiger Wein, der in (weiser) Vorhersage des Boxkampfes am Abend "so reinhaut, wie Axel Schulz gleich verprügelt wird" und so unbesiegbar wie die Windmühlen, die den Don vom Rosse werfen.
Den meisten etwas überkonzentriert (15,0 Punkte), ein Wuchttrinker vergibt auch 16,0 Punkte.

8. 2003er Aalto, Bodega Aalto (Mariano Garcia),
14,5% vol.Alk, 18 Monate Allier-Eiche, 26,50 Euro:
Sehr dunkle Farbe.
Brombeere und etwas störenden Alkohol in der Nase.
Im Mund Vanille und Beerenaromen.
Ein dichter, voller Wein mit Kraft und doch viel Eleganz. Die schöne Schäferin Marcela.
Einhellige 16,0 - 17,0 Punkte

9. 2004er Maria Alonso del Yerro, Vinedos Alonso del Yerro,
14,0% vol.Alk. 18 Monate Darnajou- und Allier-Eiche, 39,80 Euro:
Opakes Schwarz.
Das Bukett erscheint fast gespritet.
Eukalyptus und Minze am Gaumen.
Der Riese, der das Königreich Mikomikon bedroht, sich aber nach mehreren Hieben des Ritters in der Schenke nur als Weinschlauch mit Airen erweist.
Laut der Reblaus der überflüssigste Wein des Monats (12,0 Punkte), die anderen lassen etwas mehr Gnade walten (14,0 Punkte), können aber auch die vom Weinhändler deklarierte Komplexität und das lange Finale nicht finden.

10. 2001er Reserva, Bod. Pago de Carraovejas,
80% Tempranillo + 20% Cabernet Sauvignon, 12 Monate französische Eiche, 33,50 Euro:
Schwarzlila.
Holz und dunkle Beeren in der Nase
. Beeren, Walnuss, Holz und süße Extrakte am Gaumen.
Runder und reicher Wein mit Delikatesse, konzentriert aber dabei nicht eindimensional. Wird im Glas harmonischer.
Der Wanst, den Sancho Panza haben wird, wenn er denn vom Don die Insul geschenkt bekommt.
Einhellige 16,0 - 16,5 Punkte.

11. 2003er Flor de Pingus, dom. De Pingus, Peter Sissek,
14,0% vol.Alk., 15 Monate französische Darnajou-Eiche, 49,50 Euro:
dunkle Farbe.
Holz und Schwarzkirsche im Bukett.
Dies zusammen mit einem Bitterton auch am Gaumen.
Etwas herbe Tannine. So eckig wie unser Ritter auf dem Rosinante.
Ein Teil stuft den Wein wegen mangelnder Harmonie auf 14,0 - 14,5 Punkte herab, der Rest vergibt 15,0 - 15,5 Punkte.

Wir kamen jetzt zur Abteilung gereifter Weine.

12. 1995er Crianza, Finca Villacreces,
Tempranillo + Cabernet Sauvignon + Merlot,
14 Monate in französischer Eiche, 18,00 Euro:
leicht bräunliches Granatrot.
Etwas heftiges Bukett nach Wild und Brett.
Waldkräuter, Kuhstall und Haut de Gout im Mund.
Wild wie Cardenio, wenn ihn in der Sierra Morena die Erinnerung an Don Fernando überfällt.
Auf Anraten von Dominik wird dieser Wein wegen Brettanomyces als fehlerhaft und unbewertbar erklärt.
Obwohl der Chronist sein Glas durchaus nicht wegkippen wollte - aber der hat ja auf dem großen Treffen auf Schloss Aul auch den 83er Haut Brion ausgetrunken.

13. 1995er Crianza, Hacienda Monasterio,
Tempranillo + Merlot + Cabernet Sauvignon, 24,- Euro:
sattes Schwarzrot.
Dunkle Beeren, etwas Wildkräuter und rohes Fleisch in der Nase.
Kräuter und Beeren am Gaumen.
Etwas markant gewordene Säuren. Eleganz. Die kluge Dorothea als Hirtenknabe verkleidet.
Eine Minderheit findet den Wein etwas zu alt (15,0 Punkte), die Mehrheit rühmt die schönen Kräuteraromen und wertet den reifen Wein mit 16,0 - 17,0 Punkten.

14. 1995er Alion, Fam. Alvarez (Vega Sicilia),
14 Monate Ausbau in Eiche, 28,00 Euro:
opakes Granatrot mit bräunlichem Rand.
Ein Korb dunkler Beeren und animalische Töne in der Nase.
Dunkle Beeren, Vanille und Sandelholz am Gaumen.
Lebendige Säuren, Tiefe und Eleganz. Die schöne Dorothea in der Tracht der Königin Mikomikona.
Der Wein polarisiert, wobei sich die Gruppierungen des Vorgängerweins umdrehen: jetzt finden ihn die anderen 2 Jahre zu alt (14,5 - 15,5 Punkte) während die einen die lebendige Säure und die Reife auf den Punkt loben und 16,5 - 17,5 Punkte geben.

15. 1996er Alenza, Condado de Haza (A. Fernandez),
30 Monate amerikanische Eiche, 30,00 Euro:
Lila, Braun und Schwarz mischen sich.
Animalische Noten und Kuhstall finden sich in Mund und Nase.
Trotz eines langen Abgangs wird der Wein von denen, die ihn kennen, als fehlerhafte Flasche eingestuft.
Eine Jagdmethode nach Art des Wirtshauses, in dem Don Quijote den Riesen köpft: in den Wein kann man Wild einlegen und wenn das Wild darin eingelegt ist, ist es auch erlegt.
Keine Wertung der Runde.

16. 1989er Gran Reserva Val Soltillo, Bod. Ismael Arroyo,
35,00 Euro:
schwärzliche Farbe.
Kirschen, Laub und Alterstöne in der Nase.
Süße Extrakte, Kirsche und etwas Holztöne im Mund.
Langer Nachhall, Tiefe, Eleganz.
Auf den Punkt gereift und ihn Würde gealtert, wie Don Quijote es vorhat, wenn alle Drachen getötet, alle Jungfrauen befreit, sein Ruhm verbreitet ist und er in der Nähe Dulcineas seiner Minne frönen kann.
Alle einstimmig 16,0 - 17,5 Punkte.

17. 1994er Gran Reserva Pesquera, Alejandro Fernandez,
49,00 Euro:
Sehr dunkle Farbe.
Wild und Waldkräuter in der Nase.
Waldkräuter und Malzextrakt am Gaumen.
Milde lebendige Säuren, Harmonie, Eleganz und Delikatesse.
Lucinda, Camilla oder Dorothea - wie es Euch gefällt.
Der Wein müsste zu feinen Wildgerichten perfekt sein. Kein Vergleich mit dem Vorgänger statthaft, da beides eigenständige Weine mit eigenem Charakter sind. Jeder ist angetan: 16,0 - 17,0 Punkte

18. 1996er Valbuena 5°, Bod. Vega Sicilia,
Tinto Fino + Cabernet Sauvignon + Merlot + Malbec, 62,00 Euro:
satte schwärzliche Farbe.
Ein Korb voller Beeren in Nase und am Gaumen - ein anfänglicher Uhu-Ton verfliegt.
Langer Nachhall und Tiefe. Sehr lebendige Säuren.
Diese werden von der Mehrheit als zu dominant gegenüber einer eher schlanken Frucht wahrgenommen, und man zeigt sich enttäuscht vom kleinen Bruder des großen Vega Sicilia Unico (14,5 - 15,0 Punkte).
Eine Minderheit um den Chronisten findet gerade diese Säure sehr pikant und bescheinigt dem Wein Finesse und 16,0 - 17,0 Punkte.


Wie man in den nachfolgenden Wochen in den Zeitungen nachlesen konnte, war das Ziel der Seilschaftsprobe aufs Vollkommene erreicht:
an Meldungen über die Narreteien eines fahrenden Ritters in der Mancha fand sich nämlich - gar nichts !.
Auch Cervantes hat in der Zwischenzeit keinen Anlass gehabt, einen neuen Band des Don Quijote in die Welt zu setzen und selbst vom Marques de Grinon sind keine neuen Heldentaten zu berichten.
Wir können die Rettung des Edelmanns also als gesichert melden.

Es ist allerdings anzunehmen, dass der Junker vielleicht doch die Bibliothek mit seinem Weinkeller vertauscht und heut mit Sancho Panza neben den Weinschläuchen Platz genommen hat.
Bei der Qualität der Weine aus Ribera, die wir im Glase hatten, kann wirklich keine Lust auf andere Abenteuer kommen und von Dulcinea wird erst ab dem nächsten Glas geträumt

denkt sich Wolfgang

PS: Und was den Valbuena angeht, so könnte der Wein mit der schönen Schäferin Marcela am Grab des von eigener Hand gemeuchelten, liebesbekümmerten Grisóstomos nur anmerken:
"Der Himmel schuf Vega Sicilia, wie ihr saget, schön. Und von solcher Schönheit, dass sie, ohne dass ihr anders vermöchtet, euch zwinge, Vega Sicilia zu lieben; und um der Liebe willen, die ihr mir bezeigt, sagt ihr, ja fordert ihr, soll ich verpflichtet sein, euch zu lieben, und euch nicht mit Säuren stechen. ....
Aber das kann ich nicht begreifen, wie so aus dem einzigen Grunde, dass es geliebt wird, dasjenige, was man um seiner Schönheit willen liebt, auch verpflichtet sein soll, den Liebenden wieder zu lieben.
Zumal es sich ja ereignen könnte, dass der Liebhaber des Schönen hässlich wäre...." (und sie waren so hässlich, die ziegenpetrig diesen Wein bemeckerten...!)

PS: der Spucknapf in der Mitte der Tafel war am Ende der Veranstaltung nur sehr mäßig gefüllt.
Dies lag an der Güte der Weine, aber mehr noch daran, dass das, was der Herr der Katakomben zum Napf erkoren hatte, ausgerechnet der Helm des Mambrins war.