Weine aus Ungarn
zusammengestellt von Michael Herr
Protokoll Torsten Goffin
Probiert wurde :
1) 2001er Möcsényi Kékfrankos von Peters' Hill
2) 2003er Graf Károly trocken
3) 2004er Villányi Kékfrankos Lemberger Qualitätswein trocken von
Hummel
4) 2003er Kunsági, Merlot von Frittmann
5) 2002er Szekszárdi Merlot von Liszt Pinészet
6) 2000er Harjósi Merlot Barrel Aged von Villa Stephen
7) 2000er Villányi Cabernet Franc von Château Teleki-Villany
8) 1999er Egri Cabernet Franc von Vincze Béla
9) 1995er Hájosi Cabernet Franc Barrique von Villa Stephen
10) 2003er Arcanum von Vincze Béla
11) 2002er Balaton trocken
12) 2000er Egri Bikauêr (Erlauer Stierblut) von Vincze Béla
13) 2002er Cariñena Crianza
14) 1999er Villány Cuvée Phoenix von Gere & Weninger
15) 2002er Egri Blauburger Selection von Vincze Béla
16) 2004er Riserva Privada Cabernet Sauvignon, von Cimarusa, Chile
17) 1999er Cabernet Sauvignon von Vincze Belá
18) 2000er Villány Cabernet Sauvignon Barrique von Gere
19) 2003er Villány Cabernet Sauvignon Qualitätswein trocken,
"Erste Lese" von Hummel
20) 1998er Szekszárd Cuvée von Takler
21) 1999er Egri Hegybíró Bora von Dula Bence
22) 1999er Kópar von Gere
Köln vs. Ungarn oder "Erst hat man kein Glück...
...und dann kommt auch noch Pech dazu".
wußte ja schon der geniale Sport-Philosoph Jürgen "Cobra" Wegmann
zu berichten.
Andere große Denker des Metiers postulierten, dass
man manchmal eben dahin gehen müsse, wo es weh tue.
Das fand auch Sportsfreund Michael Herr und so überzeugte er die
Seilschaft kurzerhand, einer Begegnung mit Weinen aus Ungarn
zuzustimmen. Dank Michaels uneigennütziger Spielweise und seiner
schnellen Reflexe (den Tag vor der Probe verbrachte er zu weiten
Teilen auf der Autobahn, um Ersatz für zwar zugesagte aber nicht
gelieferte Weine zu besorgen), versammelte sich also am 25.3.2006
eine zu allem entschlossene Kölner Seilschaft, um sich auf
heimischem Grün an der Dürener Straße der bunt zusammengewürfelten
ungarischen Truppe zu stellen.
1. Halbzeit: Sortenreine Blaufränkisch
1) 2001er Möcsényi Kékfrankos von Peters' Hill,
Sortenreiner Blaufränkisch, 12,5% Alkohol, 3,95 €
In der Nase eine zuerst noch ansprechende Note von Blaubeeren, die
dann schnell von einem intensiven Lösungsmittelton überdeckt wird,
der dann auch den Eindruck am Gaumen dominiert.
Insgesamt recht
dünner, simpler und einfach strukturierter Wein.
Die Runde vergibt für den müden Kick 10 bis 11 Punkte.
2) 2003er Graf Károly trocken
Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir (!), 12,5%, 3,99 €
Nur aufgrund eines Lesefehlers des Probenorganisators versehentlich
im Blaufränkisch Flight.
Leider können weder die zusätzlichen
Bordeaux-Rebsorten noch der Spätburgunder der Cuvée entscheidendes
hinzufügen.
Die Notizen: Helles, leicht wässriges Rot, in der Nase
aufdringlich parfümiert wirkende Frucht mit einem leichten Unterton
von Kuhstall, am Gaumen dominiert ruppiges und aufdringliches Tanin.
Ein belangloser "Schwiegermutterwein".
Wir werten mit 10 bis 10,5 Punkten.
3) 2004er Villányi Kékfrankos Lemberger Qualitätswein trocken von
Hummel
12% Alkohol, ca 10 bis 12 Euro
Ansprechende Nase mit schönen Fruchtnoten von Blaubeere, am Gaumen
eine recht prägnante Säure mit schöner Frucht, darunter ein eher
unschöner leicht metallischer Unterton, im Abgang dominieren ein
deutlich bittere Noten.
Ein zwar dichter aber doch recht einfach
strukturierter und dazu auch noch recht kurzer Wein.
Die Runde wertet mit 12 bis 13 Punkten.
2. Halbzeit: Merlot
4) 2003er Kunsági, Merlot von Frittmann
13% Alkohol, 6,20 €
Mittleres, leicht bräunliches rot.
Verhaltene, nichtssagende
Nase mit leichtem Lösungsmittelton.
Am Gaumen dominieren harte,
raue Tanine kombiniert mit deutlicher Säure. Wenig Frucht, was
den Alkohol unverhältnismäßig in den Vordergrund rückt.
Für die
Rebsorte wirklich ungewöhnlich uncharmant und fruchtfrei.
O-ton
aus der Runde: "Das muss man mit einem Merlot erst mal hinbekommen!"
Dafür gab's von uns zwischen 11,5 und 12 Punkten.
5) 2002er Szekszárdi Merlot von Liszt Pinészet
13,5% Alkohol
Tiefdunkles, bläuliches rot.
Schon die Nase wirkt befremdlich
und fehlerhaft, am Gaumen ist der Wein nur noch alt und ausgezehrt.
Grobes Foulspiel, daher ohne Wertung.
6) 2000er Harjósi Merlot Barrel Aged von Villa Stephen
12,5% Alkohol
Schon in der Nase ein äußerst penetranter Ton von Bohnerwachs
und Mottenkugeln.
Man vermutet einen Flaschenfehler und öffnet
die Konterflasche. Aber auch die bringt erschütternder Weise
keine Besserung.
Wie diagnostizieren einen Kellerfehler und verweigern die Bewertung.
3. (merke: wer 5 Jahreszeiten braucht, kommt auch mit 2 Halbzeiten
nicht hin) Halbzeit: Cabernet Franc
7) 2000er Villányi Cabernet Franc von Château Teleki-Villany.
12% Alkohol
Tiefes leicht ziegelbraunes Rot.
Unsaubere Nase (Brett).
Am Gaumen
extrem spitze, unharmonische Säure.
Der Wein wirkt oxidiert und
unsauber, er verfällt im Glas mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Instabil und fehlerhaft, daher keine Wertung.
8) 1999er Egri Cabernet Franc von Vincze Béla
13% Alk., ca. 8,00 €
Mitteltiefes blaurot.
Anfänglich sympathische Nase mit Anklängen
von Blaubeere, vor die sich recht schnell eine unangenehme
Bohnerwachsnote schiebt.
Gleiches auch am Gaumen. Vor die
durchaus vorhandene, eigentlich recht schöne und auch
sortentypische Frucht schiebt sich ein chemisch wirkender
Ton von Bohnerwachs und Mottenkugel.
Wir vergeben zwischen 10,5 und 11,5 Punkten für den Cabernet
Franc des ungarischen Winzers des Jahres 2005.
9) 1995er Hájosi Cabernet Franc Barrique von Villa Stephen
12% Alk, ca. 10,00 €
Tiefdunkles rot mit blauvioletten Reflexen.
Die Nase wirkt
etwas verhalten, es dominieren die vom Holz hinzugekommenen Töne.
Am Gaumen zeigt sich eine fürs Alter noch recht ausgeprägte Säure
mit weichen, gut eingebundenen Taninen.
Der Großteil der Runde wertet mit 12,5 bis 13 einzelne beschränken
sich aber auch auf nur 11 Punkte.
10) 2003er Arcanum von Vincze Béla
Tintenschwarz und damit durchaus verheißungsvoll in der Farbe, an
Nase und Gaumen dann aber leider nichts als Kork, Kork, Kork.
Der ungarische Wein des Jahres 2005 blieb daher unsererseits ohne
Bewertung.
4. Halbzeit: Cuvées
11) 2002er Balaton trocken
Mitteltiefes leicht violettes rot.
Insgesamt verhaltene, dafür
dann aber deutlich oxidiert wirkende Nase mit Anklängen an Rosinen
und Portwein.
Auch am Gaumen dominieren oxidative Töne ergänzt von
einer unharmonisch hervorstechenden Säure.
Großzügige vergeben vor dem Aufdecken des - wie alle anderen Weine
auch - blind verkosteten Weins 10 Punkte, die Strengeren unter uns
halten ihn aber für fehlerhaft und verweigern die Bewertung.
12) 2000er Egri Bikauêr (Erlauer Stierblut) von Vincze Béla
12,5% Alk.; 6,10 €
Tief dunkles rot mit leicht bräunlichen Rändern.
Leicht verhaltene
Nase mit Anklängen an Brombeere und Wachs.
Am Gaumen domineren die
kräftige Säure sowie würzige Noten vom Holz.
Akzeptable Länge,
wobei die nicht völlig eingebundene, etwas spitze Säure den
Abgang dominiert.
Wir vergeben zwischen 12 und 13 Punkten.
13) 2002er Cariñena Crianza
12,5% Alk.; 2,99 € bei Lidl
Mitteltiefes rot mit violetten Reflexen.
Leicht unsaubere,
etwas chemisch wirkende Nase.
Am Gaumen schwache Kirschfrucht,
die aber von penetranter Säure und einem unangenehmen Bitterton
fast völlig überdeckt wird.
Die einen sehen den Wein hinter der Grenze zur Fehlerhaftigkeit,
andere sind großzügiger und vergeben bis zu 11 Punkten.
14) 1999er Villány Cuvée Phoenix von Gere & Weninger
13% Alk.
Die Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Blaufränkisch stammt vom
ersten ungarisch-österreichischen Wein Joint-Venture.
In der Nase
zeigen sich schöne Fruchtnoten von roten Beeren, die sich dann
auch am Gaumen zusammen mit der harmonisch eingebundenen Säure
und den etwas staubig wirkenden Taninen finden.
Insgesamt ein
rund und harmonisch wirkender Tropfen.
Die Runde konstatiert "bessere Alltagsqualität" und vergibt
12,5 bis 13,5 Punkte.
15) 2002er Egri Blauburger Selection von Vincze Béla
12,5% Alk.; ca. 16,50 Euro
Tiefdunkles, fast schwarzes violett-rot bis hin zum Rand
.
In der Nase finden sich Anklänge an Blaubeere und Schlehe,
am Gaumen zeigt sich ein sehr konzentrierter Wein mit kräftiger
Säure und dichter Textur.
Neben der Frucht findet sich ein
deutlicher Bitterton, der vor allem den Abgang dominiert.
Der Wein spaltet die Runde: Die Einen finden ihn vor allem
ob der Bittertöne sehr unharmonisch, die Anderen halten ihn
für einen ob der Rebsorte eigenwilligen, nichtsdestotrotz
aber sauber gemachten Wein.
Punkte dementsprechend zwischen 12 und 14.
Halbzeit 5: Cabernet Sauvignon
16) 2004er Riserva Privada Cabernet Sauvignon, von Cimarusa, Chile
13% Alk.; 3,99 €
Mitteltiefes Violett-rot.
Ganz frisch im Glas eigentlich ganz
ansprechend, fällt aber dann innerhalb von Sekunden in sich zusammen.
12 Punkte für die ersten 30 Sekunden, danach hart an der Grenze
zur Fehlerhaftigkeit 10 bis 10,5.
17) 1999er Cabernet Sauvignon von Vincze Belá
12,5% Alk., ca. 8,- €
Mitteltiefes, leicht bräunliches rot.
Cabernet-typische
Nase mit leichter Cassisfrucht, Anklängen von Paprika und
deutlichen Holztönen.
Am Gaumen zeigt sich vor allem die
sehr solide Säure sowie die süßliche Holzwürze.
Wirkt
insgesamt etwas wässrig und verfällt relativ schnell im
Glas (wenn auch bei weitem nicht in dem Rekordtempo wie
sein Vorgänger).
11 bis 12 Punkte.
18) 2000er Villány Cabernet Sauvignon Barrique von Gere
13,5% Alk., ca. 18 bis 20 Euro
Tiefdunkles rot mit nur leichter Aufhellung zum Rand.
Cabernettypische Nase nach Paprika, daneben schöne Kirsch/Cassisfrucht.
Am Gaumen neben Kräuternoten vor allem die würzig-süßen Vanille-
und Zimt-Noten vom Holz.
Schöne Dichte, gut eingebundene Säure
und mittlere Länge.
Nach hinten hinaus vielleicht etwas ruppige
Tanine.
Insgesamt aber ein gekonnt auf international gemachter
Cabernet vom ungarischen Winzer des Jahres 2004, der stark vom
souveränen Holzeinsatz lebt.
Der bisher beste Wein der Probe erhält von uns zwischen
13,5 und 14,5 Punkte.
19) 2003er Villány Cabernet Sauvignon Qualitätswein trocken,
"Erste Lese" von Hummel
13,5% Alk.; 14 €
Tiefdunkles, ins Schwarz gehendes violett-rot.
An Gaumen und
Nase ein dichter, intensiver Korkton.
Wir holen die Konterflasche...
Aber auch die zeigt sich, obwohl nicht eindeutig korkig, als
anscheinend fehlerhaft.
Der Wein wirkt an Nase und Gaumen
dünn und verwässert, daneben zeigt sich ein unschöner
Lösungsmittelton.
Wir vermuten schleichenden Kork und vergeben einmal mehr keine Punkte.
6. Halbzeit: Bordeaux-Cuvées
20) 1998er Szekszárd Cuvée von Takler
?? Alk. (leider nicht notiert); ca 11 €
Mittleres rot mit zum Rand hin deutlichen Brauntönen.
Deutlich gereifte Nase (Liebstöckel).
Am Gaumen dominieren
ebenfalls die Alterstöne: Liebstöckel und andere Kräuter.
Noch lebendig, war vor ein , zwei Jahren aber sicherlich besser.
13,5 bis 14,5 Punkte.
21) 1999er Egri Hegybíró Bora von Dula Bence
12,5% Alk.
Tiefdunkles rot mit schwacher Aufhellung zum Rand.
In der Nase schöne Reifetöne mit einem Hauch Rosine.
Am Gaumen ebenfalls deutlich gereift (einige finden
auch: "ziemlich alt" und "abgebaut") mit gut eingebundener
Säure, Röstnoten und einer schönen Altersüße.
Die Mehrheit notiert zwischen 14 und 14,5 Punkten.
22) 1999er Kópar von Gere
13,0% Alk., 40 bis 50 €
Undurchdringliches rot mit nur leichter Aufhellung zum Rand.
Komplexer und dichter, vielleicht aber etwas "international"
gemachter Bordeaux-Blend von guter Länge und Struktur.
Gut,
aber nicht wirklich herausragend, insbesondere, wenn man das
katastrophale Preis/Leistungsverhältnis berücksichtigt.
15,5 bis 16 Punkte.
Fazit: Die Kölner Runde zeigte sich ob des Gebotenen doch
ein wenig erschüttert.
Das, was wir da im Glas hatten, war
durch die Bank von weinsportlicher Champions-League noch
meilenweit entfernt.
Und Einiges hätte selbst auf dem
einfachsten Kreisklasse-Asche-Platz sofort vom Platz
gestellt gehört.