Pinot Noir aus Burgund
zusammengestellt von Fritz Zickuhr
Protokoll Wolfgang Martin
Probiert wurden :
1999er Pinot Noir, Ciccone Vineyards, Leelanau Peninsula
1995er Gevrey-Chambertin, Louis Jadot
1997er La Platière, Gevrey-Chambertin, Thierry Mortet
1999er En Motrot, Gevrey-Chambertin, Denis Mortet
1990er Clos de Mouches, Beaune 1er Cru, Joseph Drouhin
1995er Clos de Ursules, Beaune 1er Cru, Louis Jadot
1999er Recher Herrenberg JS Auslese Goldkapsel, Ahr, J. Stodden
1993er Les Chaillots, Aloxe-Corton 1er Cru, Louis Latour
1998er Corton-Perriers, Grand .Cru, M. Chapuis
1989er Corton, Grand Cru, Louis Jadot
1995er Corton Grancey, Grand Cru, Louis Latour
1998er Clos de Vougeot, Grand Cru, Château de la Tour
1999er Clos de Vougeot, Grand Cru, Louis Jadot
1999er Clos de Vougeot, Grand Cru, René Engel
1996er Les Porrets, Nuits St. Georges 1er Cru, Louis Jadot
1993er Aux Murgeres, Nuits St. Georges 1er Cru, Méo-Camuzet
1995er Aux Lavières, Nuits St. Georges, Domaine Leroy
Et jeht et uns jot - Koelner Seilschaft trinkt Burgunder
Die Domstadt in der Köln-Bonner Bucht und Burgund -
das ist eine wechselvolle Geschichte.
Einerseits
liegen die Regionen ja an zwei ganz verschiedenen
Flüssen: hier der Rhein, da Saône und Rhone. Hier
ins kalte Nordmeer, da ins warme Mittelmeer.
Und doch ist gerade dies das Verbindende
zwischen den Gebieten.
Wer von Rom mal schnell
nach London, Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen
oder Berlin will, kann entweder mühsam die
Alpen überklettern oder - schwuppdiwupp -
sich mal eben nach Marseille einschiffen,
am Rhoneufer bis Burgund reiten, dann
diese lächerliche Wasserscheide überqueren,
die sich burgundische Pforte nennt, bei
Freiburg den Raddampfer der Köln-Düsseldorfer
besteigen und sich in aller Gemütsruhe den
Fluss herab nach Norden treiben lassen, um
seinem Ziel sehr nahe zu kommen. (Flugzeuge
zählen nicht - da schmeckt der Wein anders !)
Wobei man zu Zeiten zwei Tage Aufenthalt in der
C.C.A.A. einkalkulieren musste, denn ein großes
Seil über den Rhein stoppte zu Coeln den
Schiffsverkehr und hieß die Damen und
Herren Reisenden das Schiff wechseln.
Ein Kölsch beim Früh war Pflicht und
wer Waren dabei hatte, musste sie entweder
auf dem Alter-, dem Heu- oder dem Neumarkt
zwei Tage lang zum Kauf anbieten, bevor
er weiterreisen durfte.
Diese geniale Regelung verschaffte uns schon
damals das wahrscheinlich beste und vielfältigste
Lebensmittelangebot in Mitteleuropa ! Kein
Bresse-Hühnchen, dass vor seiner Verwendung
in belgischen Töpfen nicht erst von Kölner
Hausfrauen zurückgewiesen worden wäre.
Keine Lyonaiser Wurst in Kopenhagen,
an der nicht ein Kölner Metzger mal
gerochen hätte. Und Burgunder gab es
in Norddeutschland schon überhaupt
nicht - der blieb in der Domstadt
und wurde hier seiner endgültigen
Verwertung zugeführt.
So war das, wenn Köln gerade gut drauf war.
Wenns Köln aber schlecht ging - dann schnitten
die Reisenden einfach das Seil durch und fuhren
hohnlachend am Dom vorbei nach Düsseldorf.
Alles eine Machtfrage eben. Die Anzahl der
Burgunderflaschen in unserer Stadt ist demnach
ein untrüglicher Indikator für den Wirtschaftsstandort
Köln.
Für das Wohl- und Schlechtergehen unserer Colonia ist seit
alter Zeit immer auch der Erzbischof entscheidend. So will
der Chronist denn bei seinen Vorgängern blättern und uns
einige Exemplare dieser Pontifexe im Lichte des weißen
und roten Burgunders vorstellen.
Das ist zum ersten Rainald von Dassel, Erzbischof und
Kanzler Friedrich Barbarossas. Unvergesslich das Bild
der Schlacht bei Tusculum, wo er die Fahne des Reiches
in die feindlichen Heere der Römer trägt.
Es ist bekannt,
dass er sich als Belohnung für die Eroberung Mailands
vom Kaiser die Gebeine der Heiligen Drei Könige erbat,
die seither im Kölner Dom ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Weniger bekannt ist, dass er sich als Dank der Kaiserin
Beatrix, die eine burgundische Herzogin war, eine Flasche
1151er Latricières-Chambertin gewünscht und sie mit dem
Domdechanten Philipp von Heinsberg in der Sakristei von
Sankt Peter verpusemantuckelt hat.
Tapfer hat er zudem
gegen den Papst das Tragen von schönen Pelzen und gegen
Bernard von Clairveaux die Augen- und Gaumenfreuden
verteidigt.
Ein wahrer Vorfahre der Seilschafter also !
Konrad v. Hochstaden intrigierte mit Gregor IX gegen
Friedrich II., den letzten großen Staufer.
Das hat
insofern was mit Burgund zu tun, als die Reformen
des Klosters von Cluny im Mâconnais den Ausgangspunkt
des unseligen Kampfes zwischen Kaiser- und Papsttum
bildeten, als dessen Ergebnis erst die Kaiser und
dann auch die Päpste alle Hoffnung auf wirkliche
Herrschaft begraben konnten.
Natürlich rechnen
wir Konrad die Grundsteinlegung unseres heutigen
Domes hoch an. Dass er maßgeblich an der Wahl des
Gegenkönigs Heinrich Raspe (was für ein Name!)
beteiligt war, würden wir ihm auch noch verzeihen,
schließlich hatte sein Chef in Rom ihm das befohlen.
Dass er aber nach dem Tod des Thüringers 1247 mit
Wilhelm ausgerechnet einen Holländer zum deutschen
König wählen ließ, lässt uns mehr als erröten.
Wobei Wilhelm, als er nach seiner Krönung in
Aachen erkennt, warum es bisher in Holland
keinen Burgunder zu trinken gab (wegen dem
Seil im Rhein nämlich) auch prompt aufmuckte
und zu Neuss über die Weinzölle verhandeln
wollte.
Hei, wie hat ihm da der Erzbischof
des nachts das Quartier in Brand gesteckt,
so dass er eilends nach Amsterdam zu seinem
Genever laufen musste.
Heinrich II. von Virneburg hat von allen den
klarsten Bezug zum Burgunder. Nachdem er in
Lyon von 1304 bis 1306 auf seine Einsetzung
als Erzbischof warten musste, soll er persönlich
der Trunksucht und Schwatzhaftig-keit gefrönt haben
und wurde über 90 Jahre alt.
Er ist damit das große
Vorbild unseres Hein und hat außerdem den mittelalterlichen
Chor unseres Domes geweiht.
Dietrich v. Moers fing 1414 eigentlich ganz sympathisch
an, als er seinen Gegenkandidaten Wilhelm v. Berg,
Bischof von Paderborn, mit 20.000 Gulden und der
Hand seiner Nichte Adelheid zurück in den Laienstand
expedierte.
"Welch eine Hochzeit, ein Bistum für
eine Frau dahinzugeben!", entrüstete man sich in
Paderborn, doch wir glauben - ohne die Liebreize
von Fräulein Adelheid herabwürdigen zu wollen -
dass auch die 20.000 Gulden eine wichtige Rolle
gespielt haben, weil man da damals wirklich viel
Burgunder für kaufen konnte.
Leider verwickelte Dietrich sich dann in Politik und
veranschaulicht damit das ganze Jammertal der
nachstaufischen Zeit. Statt mit der Reichsfahne
in der Hand durch Italien zu galoppieren, mussten
sich die Kölner Bischöfe jetzt mit ihren Nachbarn
prügeln: Jülich, Kleve, Solingen (Berg), Altena
(Mark), Geldern, und nicht zuletzt die Stadt Köln.
Anstatt die Engelsburg zu belagern und Neapel zu
erobern, mussten sie jetzt die Saffenburg gegen
die Neuenahrer verteidigen.
Oh Konrad von Hochstaden -
wenn du das gewusst hättest, hättest du nicht doch
lieber zu Friedrich gehalten ?
Es fing ja noch ganz gut an. Dietrich konnte
zwischen dem Reich und dem am Ende des hundertjährigen
Krieges erstarktem Herzogtum Burgund vermitteln,
wobei der Burgunder Herzog auch nach Köln kam und
die Hl. Drei Könige besuchte.
Leider sah er hier
wohl auch das Seil im Rhein und witterte Exporthemmnisse
für seine Weine. Im Konflikt um die Stadt Soest, die zu
Kleve abfällt, kommt es zum Krieg, den Dietrich nicht
gewinnen kann, weil 15.000 Söldner Soest nicht nehmen
können und Burgund sich auf die klevische Seite schlägt.
Als Folge ist das Erzbistum pleite und kann sich keinen
Burgunder mehr leisten. (Und das - um es zu wiederholen -
wegen Soest und nicht wegen Mailand ! Oh Konrad...)
Ruprecht von der Pfalz stellt dann als Nachfolger
Dietrichs einen absoluten Tiefpunkt der Geschichte
unseres Erzbistums dar.
1463 wird er vom Domkapitel
gegen den burgundischen und klevischen Favoriten
durchgesetzt. Weil er aber versucht, die wenigen
erhaltenen Pfründe des insolventen Bistums in seine
Ämter umzuleiten, um Burgunder alleine trinken zu können,
entzweit er sich bald so mit dem Kapitel, dass es zur
"Kölner Stiftsfehde" kommt.
Das Kapitel bestimmt 1473
den späteren Nachfolger Hermann v. Hessen zu seinem
Beschirmer und kündigt Ruprecht den Gehorsam.
Karl
der Kühne von Burgund kommt Ruprecht zu Hilfe und
belagert 8 Monate die Stadt Neuss, die unter Hermann
aushält. Erst im Frühjahr 1475 entsetzt das kaiserliche
Reichsheer auf Seiten des Kapitels, der Stadt und der
Stände in Köln die Belagerung.
Was jetzt kommt, ist ein Sissi-Film. Karl der Kühne und
Kaiser Friedrich verloben ihre Kinder Maria und Maximilian
miteinander, während Ruprecht in hessische Gefangenschaft
gerät und dort einsam stirbt.
Hier fließt der Burgunder
in Strömen, aber diesmal an Köln vorbei die Donau herunter.
Aber auch die Burgunder waren geschafft: mit Maria fällt
nach dem Tod Karls das Herzogtum an die österreichischen
Habsburger, als deren Nachfolger Gerhard Präsent in
Vosne noch immer an der Quelle sitzt.
Wie gesagt wird der Wirtschaftsindex unserer Stadt in
den Glascontainern zusammengesucht.
Es wird unsere
Bundeskanzlerin sicher sehr freuen, dass die Kölner
Seilschaft mit Mut und Menschlichkeit sich vor diesem
Weihnachtsfeste zum dritten Mal in die Katakomben
unseres Frischmarktes zurückzog, um uns alle damit zu
überraschen, was wir - gemeinsam stärker als allein -
an leeren Burgunderflaschen möglich machen können.
Und weil wir in Bezug auf Flecken auch unsere Ehefrauen
mit Anspielung auf Barbarossa sprachlos machten, durften
wir dieses mal roten Burgunder verkosten.
Es trafen sich also 14 Seilschafter und 1 Seilschafterin
zur Verkostung reifer roter Burgunder in jeweils blind
dargereichten 5 Flights.
Weinname, Erzeuger und Jahrgang
waren unbekannt, die Region als Thema des Flights aber
genannt.
Auflösung war immer nach dem Flight:
Erste Runde: Gevrey - Chambertin
0. bräunliches Purpur.
Kräftige Nase nach Maggi und Pilzen.
Am Gaumen Liebstöckel und Kaffeenoten.
Die meisten halten
den Wein für ein wenig auf dem absteigenden Ast. Mittelsaftig,
durchaus trinkbar ist er für einen Gevrey doch ein sehr
kleiner Wein.
Kein Wunder - ist auch ein Pirat.
Oh Wunder - er stammt von Madonna, was aber nicht
zu Weihnachten passt, da es nicht irgendeine Madonna
sondern wirklich Fräulein Ciccone bzw. ihre Verwandschaft
ist.
Wo der Wein allerdings herkommt, verrät nur Google:
North Michigan auf einer Halbinsel im Lake Michigan gleich
neben dem Sleeping bear. Dort gibt es wahrhaftig 12 Wineries:
1999er Pinot Noir, Ciccone Vineyards, Leelanau Peninsula,
25,00 Euro
Die Runde vergibt 12,5 - 13,5
Punkte und nur der Chronist findet den Wein für Bischof
Ruprecht eigentlich zu gut.
1. 1995er Gevrey-Chambertin, Louis Jadot,
30,00 Euro:
bräunliche Farbe. Strömendes Bukett nach Maggi, Waldboden
und Schweiß.
Am Gaumen Malz und Waldboden. Die Frucht ist
weg, der Wein einiges über seinen Höhepunkt hinaus.
Es
wird ein Flaschenfehler vermutet, aber ein Teil der
Seilschaft meint klugscheißerisch: "der Wein war einst
besser, als der Madonna-Wein je sein wird" und vergibt
13,5 Punkte.
Der Chronist würde diesen Wein dem Ruprecht
ins Gefangenlager schicken, um ihm zu zeigen, dass seine
Zeit abgelaufen ist.
2. 1997er La Platière, Gevrey-Chambertin, Thierry Mortet,
39,00 Euro:
sattes Purpurrot.
Interessante Nase nach
Waldboden, Faß und getrockneten Beeren.
Am Gaumen Malz,
Holz und etwas ruppige Tannine.
Der Wein hat noch ein
paar Jahre vor sich und wirkt recht robust, einige finden
ihn zu rustikal.
Die Runde vergibt 14,0 - 14,5 Punkte.
Ein Wein für Bischof Dietrich, damit er mit den Niederrheinern
richtig ruppig umgehen kann.
3. 1999er En Motrot, Gevrey-Chambertin, Denis Mortet,
39,00 Euro:
mittleres, bräunliches Purpur.
Recht feine
Nase nach Holz und Waldboden.
Am Gaumen zeigen sich reife
Töne nach Waldboden, schwarzen Beeren, Mokka und Alkohol.
Ein saftiger runder Wein, der unterschiedlich Anklang
findet: nur Mittelmaß sagen die einen (14,0-14,5 Punkte),
auf hohem Niveau langweilig finden ihn die anderen
(15,0-15,5 Punkte) und das letzte Drittel lobt die schöne
Nase, die Harmonie und die Röstnoten (16,0-16,5).
Der
Chronist würde diesen Wein dem Hochstadener zur
Grundsteinlegung des Domes verehren.
Das war die erste Runde mit Weinen der Gemeindeappelation
von Gevrey-Chambertin. Nett zum Eintrinken, wie üblich bei
Burgundern natürlich meist viel zu teuer und der richtige
Knaller fehlt noch.
Zweite Runde: Beaune
4. 1990er Clos de Mouches, Beaune 1er Cru, Joseph Drouhin,
59,00 Euro:
Kaffeefarben.
Reiches Bukett nach Unterholz
und Pilzen.
Schwarze Beeren und Champignons am Gaumen.
Ein runder, reifer Wein, bei dem nur der Chronist mit
15,5 Punkten geizt. Der Rest wertet 16,5 , wird aber
später immer wieder diesen Wein als Meßlatte für höher
bewertete Weine hernehmen, so dass wohl 17,5 Punkte
eher angemessen wären.
Für Rainald ist der Wein zu
alt, also wird auch er dem Hochstadener überreicht.
5. 1995er Clos de Ursules, Beaune 1er Cru, Louis Jadot,
35,00 Euro
: granatrot.
Holz und Waldboden in der Nase,
schwarze Beeren, Holz und kräftige Tannine im Mund.
Viel Kern und Kraft. Die Runde streitet, ob die
Tannine grün oder der Wein noch jung ist und vergibt
danach 14,5 bzw. 15,5 Punkte und würde den Wein
Dietrich zur Stärkung schicken.
6. 1999er Recher Herrenberg JS Auslese Goldkapsel,
Ahr, J. Stodden
, 50,00 Euro:
sattes Granatrot.
Holz
und Malz in der Nase,
Maggi, schwarze Beeren und
Bitterschokolade am Gaumen.
Ein wenig wird sich
der Wein noch entwickeln können. Er polarisierte
etwas: den einen fehlt Finesse (15,0 Punkte),
die anderen halten ihn für einen recht eleganten,
runden Burgunder (16,0 Punkte).
So schlecht, wie im
Forum diskutiert, hat die Runde eigentlich gar nicht
gewertet und würde den Wein als erzbischöflichen
Saufwein durchaus dem Virneburger vermachen.
Dritte Runde: Corton
7. 1993er Les Chaillots, Aloxe-Corton 1er Cru, Louis
Latour,
27,00 Euro :
bräunliches Purpur.
Reiches Bukett
nach verwelkten Rosen, etwas morbide, aber nicht
unattraktiv.
Schwarze Früchte und Waldboden am Gaumen.
Der Wein ist wohl 2 Jahre über seinen Höhepunkt hinaus,
aber immer noch recht harmonisch, saftig und geschmeidig.
Ein Wein, den Maria von Burgund dem Bischof Ruprecht zum
Trost hätte ins Gefängnis schicken können, wenn sie denn
nur einen Funken Mitgefühl gehabt hätte.
Die Mehrheit
der Runde vergibt 14,5 - 15,0 Punkte, drei Seilschafter
zücken ob der Harmonie aber auch die 16,0.
8. 1998er Corton-Perriers, Grand Cru, M. Chapuis,
Preis war 28,00 Euro (1999):
rubinrot.
Früchte im
Bukett.
Beeren, viel Fruchtsüße und etwas erdige
Töne im Mund.
Saftiger, runder Wein im Stadium
voller Reife.
Der Hälfte der Seilschaft ist der
Wein nicht komplex genug (14,5 - 15,5 Punkte),
die andere Hälfte findet ihn schön trinkig (16,0 Punkte).
Da er nicht ganz so teuer ist, könnte man ihn Bischof
Dietrich zum Geburtstag schenken.
9. 1989er Corton, Grand Cru, Louis Jadot,
89,00 Euro:
bräunliches Purpur, der Wein ist nicht sehr klar.
Waldboden und Beerensüße in Mund und Nase.
Der Wein
ist reif, rund und elegant, die Säuren werden
vielleicht schon etwas spitz.
Nur dem Chronisten
ist die nicht glanzhelle Farbe einen Abzug wert
und er würde ihn Bischof Konrad für seine undurchsichtigen
Mauscheleien mit dem Holländer schenken.
Der Rest vergibt
16,0-16,5 Punkte.
10. 1995er Corton Grancey, Grand Cru, Louis Latour,
59,00
Euro:
feurig funkelndes Granatrot.
Schwarze Beeren und
feine Malztöne in Nase und Mund.
Viel Eleganz und
Harmonie, delikate, schmeichelnde Fruchtsüße.
Ein
Wein, der auch dem alten Virneburger gefallen würde.
Die Runde vergibt einheitlich 16,0 - 17,0 Punkte.
Vierte Runde: Clos de Vougeot
11. 1998er Clos de Vougeot, Grand Cru, Château de
la Tour,
89,00 Euro :
sattes, schwärzliches Granatrot.
Reiches Bukett nach schwarzen Beeren und Minze, dazu
kommen malzige Töne am Gaumen.
Schöne, gut eingebundene
lebendige Säuren.
Der vollsaftige Wein hat Kraft und
Eleganz.
Der einen Hälfte ist er noch etwas sperrig
(15,0-15,5 Punkte), die anderen halten ihn für modern
und schön gemacht (16,0-16,5 Punkte).
Wir schenken
ihn der Nichte Bischof Dietrichs zur Hochzeit.
12. 1999er Clos de Vougeot, Grand Cru, Louis Jadot,
79,00 Euro:
schwärzliches Granatrot.
Feine Nase mit
Wildbret und Mineralien.
Am Gaumen schwarze Beeren.
Saftig, süffig, rund, stürzt der Wein die Seilschaft
in die Zeiten des Schisma von Avignon:
hier die Reblaus,
die den Wein für den allerschwächsten bisher hält
(14,0 Punkte), da eine Reihe, die dem Wein mal zuviel
Säure und Kanten, mal Langweiligkeit unterstellen
(15,0-15,5 Punkte) und schließlich die Jubler,
die den Wein zu jung aber deutlich dem Vorgänger
überlegen sehen (17,0 Punkte).
Also kann dieser
Wein nur an den Intriganten Konrad gehen.
13. 1999er Clos de Vougeot, Grand Cru, René Engel,
89,00 Euro:
brilliantes Granatrot.
Pferdestall in der
Nase.
Mokka und schwarze Beeren im Mund.
Es gibt eine
Diskussion, ob der Wein noch entwicklungsfähig ist,
was die Mehrheit bejaht.
Der Wein hat aber jetzt schon
viel Harmonie, Eleganz und Delikatesse. Wein für Genießer,
also geht er an den Virneburger.
Die Runde wertet
einheitlich 16,5 - 17,0 Punkte.
Fünfte Runde: Nuits St. Georges
14. 1996er Les Porrets, Nuits St. Georges 1er Cru,
Louis Jadot,
40,00 Euro:
schwärzliche Farbe.
Reiches
Bukett nach Rehbraten und schwarzen Beeren.
Animalische
Noten, Beeren und Bitterschokolade am Gaumen.
Ein
kraftvoller Wein mit viel Körper, dicht und rund.
Eindeutig zu jung, befindet die Runde und vergibt
bis auf eine Stimme, der der Wein noch nicht harmonisch
genug ist (15,5 Punkte), 16,5 - 17,0 Punkte.
Ein
Wein für Rainald von Dassel, bevor es nach Italien geht.
15. 1993er Aux Murgeres, Nuits St. Georges 1er Cru,
Méo-Camuzet,
95,00 Euro :
sattes schwärzliches Lila.
Beeren und Waldboden in Nase und Mund.
Langer Abgang,
reicher Körper.
Bei aller Kraft und Dichte doch reich
nuanciert.
Eine Minderheit findet den Wein untypisch
für Burgund weil nicht elegant genug (16,5 Punkte).
Eine Mehrheit und diejenigen, die aus der Probe vor
5 Jahren noch den Aux Boudots in Erinnerung haben,
meinen einen typischen Nuits vor sich zu haben und
werten wegen des überragenden Reichtum 17,0-18,0 Punkte.
Klar, an Rainald vor der Schlacht bei Tusculum.
16. 1995er Aux Lavières, Nuits St. Georges, Domaine
Leroy,
95,00 Euro :
der " einfache " Gemeindewein der
großen Dame aus Burgund kommt in sattem Granat daher.
Reiches komplexes Bukett nach schwarzen Beeren und
Waldpilzen, die Beeren kehren am Gaumen wieder.
Der Wein kann sich noch zwei Jahre entwickeln,
obwohl er jetzt schon sehr harmonisch ist.
Ein
langer Abgang und viel Eleganz und Tiefe machen
ihn zum direkten Konkurrenten für den Vorgänger
um den Titel: bester Wein des Abends.
Ein klassischer
Burgunder, der alles hat: 17,0 - 18,0 Punkte und ein
Wein für den 90. Geburtstag von unserem Hein und
dem Virneburger.
Zum dritten Mal standen Burgunder in den Katakomben
auf dem Programm. 2001 zum ersten Mal mit dem
legendären "feuchten Mädel auf dem Pferd" (La Tache).
Dann verfiel auch die Seilschaft in die allgemeine
Depression der deutschen Gesellschaft und raffte sich
erst Weihnachten 2004 nach dem dringenden Appell des
neuen Bundespräsidenten wieder auf: vorsichtshalber
aber erst einmal nur weißer Burgunder.
Nach der von
allen fünf Parteien gewonnenen Bundestagswahl kamen
wir nun dieses Jahr endgültig unserer staatsbürgerlichen
Verpflichtung für die Ankurbelung der Binnenkonjunktur
nach und langten wieder richtig zu.
Wobei wir mit
Joachim Meissner ja auch gerade wieder einen ziemlich
streitbaren Erzbischof haben.
wartet auf das Seil im Rhein.....
Wolfgang