Riesling-Spitzen aus 2001



Zusammengestellt von : Dominik Ziller (Reblaus)
Protokoll : Wolfgang Martin


Probiert wurde :

2003er Riesling Sekt brut, Andreas Mugler,Pfalz
2001er Saartyr QbA trocken, Weinhof Herrenberg,Schoden, Saar
2002er Saartyr QbA trocken, Weinhof Herrenberg,Schoden, Saar
2001er Wiltinger Schlangengraben, QbA, WG van Volxem, Saar
2001er Wiltinger Gottesfuß, QbA, WG van Volxem, Saar
2001er Wiltinger Klosterberg, WG van Volxem, Saar
2001er Schieferterrassen vom WG Heymann-Löwenstein
2001er Hatzenporter Stolzenberg QbA trocken Erste Lage,WG Heymann-Löwenstein
2001er Winkeler Jesuitengarten Erstes Gewächs des Prinzen von Hessen, Rheingau
2001er Hochheimer Hölle, Kabinett trocken vom Wg. Künstler
2002er Hochheimer Hölle, Auslese vom WG Künstler
2001er Würtz 1 QbA trocken aus Rheinhessen
2001er Dalsheimer Hubacker Großes Gewächs, Weingut Keller
2001er Kastelberg Le Chateau, Grand Cru Alsace, Marc Kreydenweiss
2001er Forster Kirchenstück, Spätlese, trocken, WG Heinrich Spindler
2001er Forster Kirchenstück, Spätlese, trocken, WG Bürklin-Wolf
2001er Dürnsteiner Kellerberg, Smaragd, von Emmerich Knoll, Wachau
2001er Singerriedel, Smaragd, von Franz Hirtzberger, Wachau
2001er Riesling privat von Martin Nigl aus dem Kremstal
2001er Niederhauser Hermannshöhle, Spätlese, vom WG Dönhoff, Nahe
2001 Johannisberger Klaus Spätlese vom Johannishof im Rheingau
2001er Forster Ungeheuer, Riesling, Auslese WG Heinrich Spindler
2001er Beerenauslese aus dem Münsterer Rheinberg vom WG Göttelmann
2001er Mußbacher Eselshaut, Eiswein, WG Müller-Catoir aus der Pfalz


Cepheiden und die Hubble-Konstante des Riesling-Universums - der Jahrtausendjahrgang in den Koelner Katakombem

"Das beste, was es in diesem Jahrtausend gab", hatte uns die Reblaus versprochen und meinte damit a) - klar, was gibt es besseres? - Riesling und b) den aus dem Jahr 2001.
Zweitausend war grottenschlecht, stimmen alle zu. Die Vorurteile unserer Reblaus zu 2003 sind im Übermaß in diesem Forum dokumentiert. "Die ersten Proben aus 2004 geben Anlass zum Jubeln nach dem schrecklichen 03er Jahr, ist aber vielleicht mit den 2002ern zu vergleichen, die viel Freude machen, aber doch eher einen Tick hinter dem 01er zurückliegen", dozierte Phylloxera vastatrix.

Der Jahrtausendjahrgang also ! Das Leuchtfeuer für die kommenden Jahrhunderte ! Weine von kosmologischer Bedeutung, setzen sie doch den Standard für den Rest der Lebenszeit des Universums, sollte sich seine Expansion weiter beschleunigen und im Big Crisp unsere Beerchen zerreißen und den wertvollen Rebensaft dann ins ziemlich leere All fließen lassen.
Oder sollte sich - wider die neuestens Erkenntnisse, aber durchaus wünschenswerter - seine Expansion doch verlangsamen und schließlich umkehren, um vor dem Big Crunch noch eine Reihe von zusammengedrückten, konzentrierten Beeren in TBA-Qualität zu präsentieren, bevor die Leber als Schrumpfversion - nein, nicht durch den Alkohol, sondern die Kontraktion des Raumes - ihren Geist in den sich entwickelnden Quantenschaum entlässt.

Die Chronik hat damit ein wichtiges Kapitel zu schreiben, dass mindestens die nächsten neunhundertfünfundneunzig Jahre bei jeder Probe hervorgeholt und der geprobte Wein damit verglichen wird, was heute hier geschrieben steht.
So wie der Chronist sich seiner Verantwortung bewusst ist und nur strengste Wissenschaftlichkeit gelten lässt, so möge der Hein beim Speichern auf die Verwendung dickerer Speicherbausteine achten, damit beim ständigen Blättern die Seiten nicht so schnell abnutzen werden.

Es gab also Rieslinge in den Katakomben unseres geliebten Frischmarktes und richtige Stars hatte uns die Reblaus versprochen. Sterne also.
Nun gibt es weiße Zwerge und rote Riesen, braune Zwerge und Dunkelwolken, blaue Giganten und Supernovae vom Typ Ia und II, Pulsare und Quasare, die eigentlich schon ganze Galaxien sind, und schließlich schwarze Löcher, die - obwohl Leichname am Ende eines Sternenlebens - unwiderstehlich ihre Umgebung anziehen und zum Strahlen bringen, so ähnlich wie eine 1975er Wehlener Sonnenuhr Auslese Goldkapsel von J.J. Prüm es mit der Kölner Seilschaft machen würde.

Standards für die kommenden Jahre galt es also zu setzen - Standards für die Fluchtgeschwindigkeit, die ein bestimmter Wein erfordert, damit man ihn alleine trinken kann und nicht mit anderen Suffköppen aus der Seilschaft teilen muss. Aber auch die Geschwindigkeit, mit der ein bestimmter Wein sich bei Anwesenheit einer normierten Zahl Seilschafter aus einer Anfangs vollen Flasche verflüchtigt, was als JLF-Test auch im Forum schon seinen Niederschlag gefunden hat.
Das bringt uns wieder zur Astronomie und ihren bewährten Methoden der Entfernungsbestimmung im All und der Bestimmung der Expansionsgeschwindigkeit des Universums.
Die erste Methode bedient sich der Cepheiden und lässt sich erfolgversprechend bis zu einer Entfernung von ca. 30 Megaparsec (knapp 100 Millionen Lichtjahre) anwenden, also etwa im Spätlesebereich, wo eine Flucht nur bis in den benachbarten Galaxienhaufen notwendig ist und die Flasche bei Anwesenheit eines Standard-Seilschafters etwa in 15 Minuten leergetrunken ist .
Ein Cepheide ist ein Stern, der in regelmäßiger Periode pulsiert. Kräftiger strahlende Cepheiden zeigen dabei längere Perioden als schwächer strahlende. So ist es auch in unseren dunklen Katakomben möglich, mit der Stoppuhr die Pulsationen der Mundwinkel im Gesicht der Reblaus zu messen und dadurch ein klares Urteil über Fülle und Strahlkraft des verkosteten Weines zu erhalten.
Diese Werte sind in den kommenden Jahren mit Verkostungen ähnlicher Weine zu vergleichen um dadurch ein eindeutiges Maß für den neuen Jahrgang zu erhalten.

Für höherstehende Weine, die eine Flucht bis zu 150 Megaparsec erforderlich machen, bieten sich andere Methoden wie die Tully-Fisher-Relation an.
Hier nimmt man die Rotationsgeschwindigkeit von Spiralnebeln als Maß, was jedem Weinfreund bekannt sein dürfte. Je schneller nämlich die Spirale im Kopf rotiert, desto strahlkräftiger ist der Wein. Hat den Vorteil, dass man noch nicht mal mehr sein Gegenüber anblicken muss.

So richtige Bomben können natürlich nur mit der Typ-Ia-Supernova-Methode standardisiert werden, die Fluchtwege bis zu 400 Megaparsec, also etwas über eine Milliarde Lichtjahre ermöglicht.
Das Prinzip ist ebenfalls jedem Weinfreund wohlbekannt: nach dem großen Knall fällt der eine Wein schneller ab als der andere, wobei ein flacher, langer Abgang auf den ganz großen Wein schließen lässt.

14 Sterngucker wollten also sehen, was uns die Reblaus aus dem Jahrtausendjahrgang "blind"(verdeckte Verkostung) auf den Tisch stellte und wie es mit astronomischen Sachverstand zu standardisieren sei.

Dies ist in der Stadt der Heiligen Könige natürlich nichts Besonderes, haben die doch von dem Stern aus Bethlehem auf das Christuskind geschlossen. Da werden wir Seilschafter ja wohl noch mit Cepheiden, Galaxien und ein paar Supernovae einen Rieslingjahrgang bewerten können.
Als Verstärkung hatten wir dazu Norbert Kreutzer aus dem Orient eingeladen.

Es begann mit dem ersten Faux-pas, denn kein 2001er stand als erste Flasche auf dem Tisch:

1. 2003er Riesling Sekt brut, Andreas Mugler,Pfalz:
schöne Perlage, saftiger runder Sekt, trotz Jahrgangstypizität nicht breit, angenehmer Auftakt.
Das Stoppen der Lippenpulsationen der Reblaus ergab einen Wert von 14 Sekunden, womit dem Sekt mittlere Strahlkraft oder 14.,0 - 15,0 Punkte bescheinigt werden.

2. Der zweite Wein kam in einer Karaffe.
Er sah leider darin ein wenig aus, wie die Flüssigkeit in ähnlichen Behältnissen von Altersheimen, sprich sehr hochfarbig dunkelgelb.
Dörrpfirsich, Schiefer- und Alterstöne im Bukett; Dörrpfirsiche auch im Mund, allerdings ohne Alterstöne.
Der volle, runde Wein wirkt reif. Mit seiner ungewöhnlichen Aromatik ist der interessante Wein nicht für jedermann.
Wir finden ihn gut, weil die Spirale im Kopf langsam zu rotieren beginnt.
15,5 - 16,5 Punkte für den 2001er Saartyr QbA trocken vom Weinhof Herrenberg aus Schoden, Saar.

3. der Inhalt der nächsten Karaffe war einiges heller und der Wein schmeckte auch jünger.
Er könnte nächstes Jahr noch ein wenig entwickelter sein. Röstnoten und Nüsse in der Nase, Röstmandeln und Zitrus am Gaumen.
Die Herkunft wurde mit Mosel, Rheinhessen und Nahe recht unterschiedlich geschätzt.
Der kraftvolle, dichte Wein gefiel der Runde einen Deut besser als der Vorgänger, was die Pulsationen der Reblausschen Mundwinkel zu tiefen Ausschlägen ins Negative veranlasste - war er doch gegen die Forumsmehrheit immer der Meinung gewesen, der Vorgängerjahrgang sei auch hier der bessere gewesen.
Selbst schuld Dominik - die Partei, die Partei, das Forum hat immer recht, auch hier, beim
2002er Saartyr, d.h. dem Nachfolger des vorhergehenden Weins.
Der Spiralnebel drehte sich weiter und nach Tully-Fisher vergaben wir 15,5 - 16,75 Punkte

4. wieder recht hochfarbiges Gelbgold in der Karaffe.
Kräftige Nase nach Röstfrüchten. Backpfirsiche am Gaumen. Saftiger, auch recht charmanter Wein, der reif wirkt, aber durchaus noch nicht getrunken werden muss.
Macht einen halbtrocken und im positiven Sinne gefälligen Eindruck.
Deshalb werden Tipps für Van Volxem oder Heymann-Löwenstein abgegeben. Es fehlt etwas Komplexität und Länge.
Deshalb pulsieren nur die Gesichtszüge der Reblaus im Zehnsekundentakt und vergibt die Runde demgemäß 14,0-15,0 Punkte.
Nur beim Chronisten, der Charme immer schon zugetan war, bilden sich Ansätze eines Sternenhaufens und er punktet 15,5 Punkte.
Die Tipps lagen übrigens gut: es war der 2001er Wiltinger Schlangengraben QbA von van Volxem, Saar.

5. Wieder sattes Gelbgold.
Gummi und Schwefel in der Nase, die von einer Hälfte der Runde aber als sehr schön bezeichnet werden.
Am Gaumen Aprikosen und Mirabellen. Der Wein mag noch 2 Jahre bis zur Reife brauchen.
Er polarisiert: bei der Minderheit bringt er nur die Mundwinkel zum Zucken (14,5 Punkte), bei der Mehrheit kann er eine Protogalaxie im Kopf erzeugen (15,5 - 16,5 Punkte).
Wir blieben mit diesem Wein im Weingut und tranken den 2001er Wiltinger Gottesfuß QbA.

6. Grüngelb. Pfirsich und Zitrus in der Nase, Pfirsich am Gaumen.
Schön eingebundene Säuren in einem geschmeidigen, süffigen Wein.
Lecker !
Der Wein kann bei den einen wegen seiner Fruchtigkeit ausschlagende Lippenpulsationen hervorrufen (15,0-15,5 Punkte), während er in anderen Köpfen wegen seiner stabilen Länge auch schneller drehende Spiralnebel hervorbringt (16,0 - 17,0 Punkte).
Wir sind immer noch bei van Volxem und hatten diesmal den 2001er Wiltinger Klosterberg auf dem Tisch.

7. Der nächste Wein kam wieder mehr im dunkleren Gewand daher:
dichtes Gelbgold. Mit etwas Schwefel in der Nase überzeugte er erst am Gaumen: Pfirsichschale, Mineralien und ein nicht unangenehmer Bitterton.
Auch dieser Wein ist nicht knochentrocken ausgebaut. Lebendige Säuren runden den vollen Körper ab.
Der Chronist ist stolz, diesen Wein erraten zu haben, der bei allen die langsame Rotationen der Milchstraße im Kopf auslösen konnte und 15,5 - 16,5 Punkte bekam.
Auf Heymann-Löwenstein tippten viele, aber außer dem Chronisten tippte keiner auf den einfachsten seiner Weine, die 2001er Schieferterrassen.
Großes Kompliment an den Erzeuger.

8. Und noch ein sattes Gold aus der Karaffe:
attraktive, feine Aromen nach roten Früchten in der Nase. Maracuja, rotgelbe Früchte und Kräuter am Gaumen.
Auf Nachfrage des Chronisten wurden dabei Dill und Schnittlauch ausgeschlossen, die Seilschaft meinte natürlich mediterranes Kraut. Wieder nicht ganz trocken.
Milde aber präsente Säuren und runde Geschmeidigkeit lassen den Wein reif erscheinen.
Er lässt die Galaxien im Kopf doch schon reichlich drehen und nur der schreibende Chronist geizt mit 16,0 Punkten, während der Rest bei 16,5-17,0 Punkten liegt.
Die Runde tippt auf Heymann-Löwensteins Röttgen, liegt beim Winzer richtig, aber bei der Lage knapp daneben:
es war der 2001er Hatzenporter Stolzenberg QbA trocken Erste Lage.

Das waren die Newcomer der letzten Jahre von der Mosel, die besonders im Forum heiß diskutiert und auch promotet worden sind.
Wobei der Heymann-Löwenstein natürlich schon etwas länger dabei ist. Interessant war der hohe Reifegrad der Weine, der meist schon bei der Farbe zutage trat.
Schön waren sie alle, aber es wäre doch interessant gewesen, dagegen einen Klassiker wie Maximin Grünhaus, Fritze Haag oder gar J.J. Prüm zu trinken.

9. Immer noch Gelbgold, aber doch etwas heller erschien der nächste Wein.
Röstaromen und Zitrus in der Nase, Zitrustöne und Ananas im Mund hat der Wein vielleicht noch ein Jahr Entwicklung vor sich.
Mit seinen lebendigen Säuren wirkt der Wein recht elegant. Er besitzt Saft, Tiefe und Delikatesse.
Bei einem bringt er nur die Mundwinkelans Zucken, aber bei den meisten dreht die Spirale im Kopf kräftig mit:
einmal 15,0, sonst 16,0 - 17,0 Punkte.
Keiner steckt den Wein an die Mosel, aber auch die getippten Nahe und Pfalz waren falsch:
es war ein 2001er Winkeler Jesuitengarten Erstes Gewächs des Prinzen von Hessen aus dem Rheingau.

10. Gelbgold. Attraktive Pfirsich und Ananas in der Nase, Pfirsichschale im Mund.
Langer Abgang, saftige elegante Art, Tiefe, Delikatesse.
Nur eine Minderheit findet den Wein nicht rund (15,0 Punkte), bei der Mehrheit drehen sich die Galaxien recht schnell: 16,0-17,0 Punkte.
Am überraschsten war die Reblaus selbst, als er dem Wein die Hülle entfernte:
er hatte daneben gegriffen und uns statt der Auslese nur den Kabinett serviert.
Aber was für ein Kabinett: 2001er Hochheimer Hölle, Kabinett trocken vom Wg. Künstler.
Die Überraschung des Tages.

11. Da schnitt der nächste Wein natürlich relativ schlecht ab:
gelbe Farbe, reiches Bukett nach weißen Pfirsichen, die sich auch im Mund wiederfinden. Der Wein ist deutlich jünger und hat ähnliche Tiefe, Delikatesse und Eleganz wie der Vorgänger.
Er bringt die Spiralnebel auch kräftigst ans Rotieren, hier und da ward auch eine Supernova zu sehen. Wir bewerten ihn etwas höher als den Vorgänger aber zwei Klassen besser war er nicht.
Dafür konnte allerdings der Wein nichts, das lag nur an der überraschenden Güte des Vorgängers.
Es war die 2002er Hochheimer Hölle von Künstler und diesmal als Auslese.
16,5 - 17,5 Punkte.

Der Rheingau schlug sich mit seinen Trockenen erwartungsgemäß gut, wobei der Künstler Kabinett ein wahrer Hit war: auch der Chronist hatte bisher gedacht, so ganz richtig gut sind bei Künstler nur die Auslesen .

12. Geldgold.
Eher neutrales Bukett und am Gaumen fallen auch nur Zitrustöne auf.
Kein schlechter Wein, aber doch ein deutlicher Abstieg zu den bisher verkosteten. Bei einer Minderheit kann er die Mundwinkel in langsame Pulsation versetzen (15,0 Punkte), bei der Mehrheit fällt die Periodendauer allerdings deutlich kürzer aus (13,5-14,0 Punkte).
Die 92 Sam-Punkte hat die Seilschaft allerdings noch nie nachvollziehen können und der Atombunker ist nach 4 Jahren kräftig reif geschossen:
2001er Würtz 1 QbA trocken aus Rheinhessen.

13. Der nächste Wein lässt dagegen alle Spiralnebel des Universums kräftigst rotieren und zündet manche Supernova.
Goldene dichte Farbe (ohne hochfarbig zu wirken). Kräuter und etwas Petrol in der Nase, schwarze Johannisbeere und Kräuter am Gaumen.
Der Wein hat noch Potential. Langer Nachhall, lebendige Säuren, viel Eleganz und Tiefe.
Hervorragender Wein, der von vielen richtig nach Rheinhessen, von einigen aber auch an die Nahe gesteckt wurde:
2001er Dalsheimer Hubacker Großes Gewächs, Weingut Keller,
16,5 - 17,5 Punkte von allen, einmal auch die 18,0.

Zwei aus Rheinhessen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Was hatte uns die Reblaus als nächstes aufzutischen ?

14. dichtes Gelbgold.
Zitrusnase und solche Töne auch im Mund, ansonsten ein "weiniger" Wein. Kraftvoll und kernig, vielleicht deshalb wird auf Pfalz getippt.
Der Wein hat noch Potential. Als aber sein Preis von 48,- Euro offenbar wird, schüttelt die Seilschaft doch arg mit dem Kopf sowie vorher ihre Mundwinkel in zugegebenermaßen langsamen Rhythmus pulsierten:
15,0 - 16,0 Punkte für den 2001er Kastelberg Le Chateau, Grand Cru Alsace, Marc Kreydenweiss.

15. Gelb und noch nicht ganz ausgereift kommt der nächste Wein daher.
Verhaltenes nicht ganz sauberes Bukett nach Grapefruit und etwas Gummi, am Gaumen schwarze Johannisbeere.
Saftig, geschmeidig, gut, aber für die Mehrheit etwas gradlinig und simpel (14,5 Punkte).
Nur einer Minderheit konnte der Wein ob seiner Mineralität einen Sternhaufen in die Augen treiben (16,0 Punkte).
Diese Minderheit wurde von unserem Hein direkt mit Bestellformularen versorgt, denn der Wein, den alle richtig in die Pfalz steckten, kam vom Spindlerschen Weingut:
2001er Forster Kirchenstück Spätlese trocken, WG Heinrich Spindler.

16. Ebenfalls gelb aber mit einem Bukett aus Honig und Mineralien kam der nächste Wein daher.
Grapefruit, grüne Früchte und ein nicht unangenehmer Bitterton bestimmten im Mund die Aromen dieses sehr kraftvollen und kernigen Weines.
Auch beim Hein drehten die Spiralnebel schneller und ließen ihn neidlos die Überlegenheit dieses Vertreters eingestehen:
2001er Forster Kirchenstück Spätlese trocken, Bürklin-Wolf
16,0-17,0 Punkte.

Keine Piraten sondern ebenfalls 2001er Rieslinge waren die nächsten 3 Exemplare auf dem Tisch, die alle nur durch den Rhein-Main-Donau Kanal mit dem versorgt werden, was anständiger Riesling braucht:
Rheinwasser nämlich. Wir wussten es zum Zeitpunkt des Trunkes natürlich noch nicht.

17. Gelbgold. Feine gelbe Früchte im attraktiven Bukett.
Steinobst und Pfirsichschale am Gaumen. Stämmig kraftvoll, dicht, noch nicht ganz abgerundet, der Wein hat noch Potential.
Bei einer Minderheit dreht es langsam, bei der Mehrheit kommen die Spiralarme ins Schleudern und auch ein Supernövchen ins Spiel:
hier 15,5 da 16,5-17,5 Punkte.
Es war der 2001 Dürnsteiner Kellerberg Smaragd von Emmerich Knoll aus der Wachau.

18. Brillantes Gelbgold.
Brotwürze in der Nase, Röstaromen und ein nicht unangenehmes, aber etwas irritierendes Kohlaroma im Mund.
Feste, lebendige Säuren, auch dieser Wein kann noch ein paar Jährchen zulegen.
Wäre da nicht der Blumenkohlton würden wir den dichten, vollen, kernigen Wein wohl Größe zugestehen.
So - allerdings einheitlich - nur eine schnelldrehende Galaxie im Kopf und 16,0 - 17,0 Punkte für den
2001er Singerriedel Smaragd von Franz Hirtzberger aus der Wachau.

Nun packte der Norbert Kreuzer ein Mitbringsel aus:

19. Grüngelb. Überströmendes Bukett nach Nüssen und gleben Früchten.
Reife gelbe Früchte und ein langer Nachhall im Mund.
Der Wein ist trotz seiner lebendigen Säuren reif , sehr kraftvoll, sehr harmonisch und dicht.
In dem schnelldrehenden Spiralnebel (16,0-17,0 Punkte) sind deutlich zwei Supernovae Typ Ia auszumachen (18,0 Punkte).
Nur wenige wagen zu tippen und legen sich auf die Terrassenmosel fest.
Chapeau für den 2001er Riesling privat von Martin Nigl aus dem Kremstal.

Nach diesem Erfolg der Österreicher und all dem drögen Zeugs brauchten wir dringend was Süßeres - hatte sich wohl auch die Reblaus gedacht:

20. Gelbgold.
Sellerie in der Nase und auch etwas im Mund.
Sonst ist der Wein schon saftig und geschmeidig süffig.
Er polarisiert: bei den einen lässt er nur die Mundwinkel zucken (14,5 .- 15,5 Punkte) bei der anderen Hälfte dreht es mächtig im Kopf (16,5 -17,0)
bei der 2001er Niederhauser Hermannshöhle Spätlese von Dönhoff (der erste Nahewein).

21. Gelbgold.
Pfirsich und Zitrus in der Nase, Pfirsich und kalkhaltiges Wasser am Gaumen.
Der saftige Wein hat noch Potential, wirkt jetzt aber relativ einfach und kann nur schnelles Pulsieren der Gesichtszüge hervorbringen:
13,5 - 14,5 Punkte für den 2001 Johannisberger Klaus Spätlese vom Johannishof im Rheingau.

22. Gelbgold.
Reiches Bukett nach Rosinen und Zitrustönen. Im Mund Honigaprikose.
Runder, saftiger Wein mit Tiefe. Noch nicht ganz auf dem Höhepunkt.
Bringt im Kopf einen Sternennebel ins Drehen.
15,5 - 16,0 Punkte für den 2001er Forster Ungeheuer, Riesling, Auslese vom WG Heinrich Spindler aus der Pfalz (da strahlt der Hein)

Der letzte Wein war schon eine schöne Einführung in das, was jetzt kommen sollte - zwei Edelsüsse nämlich:

23. Brillantes Gold.
Reiches, attraktives Rosinenbukett.
Am Gaumen Rosinen und Zitrustöne, etwas Eisweincharakter obwohl es kein Eiswein ist.
Langer Nachhall, viel Harmonie, Eleganz und Delikatesse.
Die Minderheit belässt es bei rotierenden Sterneninseln (15,5 - 16,5 Punkte), bei der Mehrheit zündet auch die eine oder andere Supernova (17,0-17,5 Punkte)
bei der 2001er Beerenauslese aus dem Münsterer Rheinberg von Göttelmann.

24. Junges Gelbgold, wie auch der Wein am Gaumen noch jugendlich wirkt.
Reiches attraktives Bukett nach Aprikosenmarmelade und Orangen, die sich auch im Mund wiederfinden.
Ein vollsaftiger, reicher harmonischer Wein mitlebendigen Säuren, Tiefe und viel Delikatesse.
Dieser Wein erhellt die Katakomben durch 14 Supernovae Typ Ia mit recht flach abfallender Flanke und es gibt keinen Ausreißer nach unten.
Einheitliche 17,5 - 18,5 Punkte
für einen Eiswein vom Altmeister: 2001er Mußbacher Eselshaut von Müller-Catoir aus der Pfalz.

Damit war das Jahrtausendwerk getan und der Wertung von Generationen neuer Rieslingjahrgänge steht nichts mehr im Wege.
Wobei den Chronisten das gute Abschneiden der 2002er Piraten freut und er sich fragt, ob die nicht doch vielleicht den 01er dereinst toppen werden,

meint Wolfgang


PS: wer eine gute Flasche Riesling hat und sie nicht teilen möchte, sollte übrigens nach Gewinnung eines kurzen Vorsprungs mit einer Geschwindigkeit von 72 km/sec pro Megaparsec (vom Ursprungsort aus gerechnet) laufen.
Dies nennt man die Hubble-Konstante und sie gibt die Expansionsgeschwindigkeit des Universums wieder.
Damit hält man den Vorsprung zu seinen Verfolgern ohne in Gefahr zu geraten, durch zu schnelle Geschwindigkeit auf einmal in den Armen der niederträchtig grinsenden Niederrhein-Freaks zu landen, die einfach auf den flüchtigen Domstädter gewartet haben um ihm die Flasche abzuknöpfen.

Nochmal PS: als der Chronist und der Hein dann so einsam in den Katakomben saßen und überlegten, welcher Ministerposten nach dem Wahlsieg der Grauen Panther für sie wohl in Frage käme, überkam sie ein großer Durst (regieren ist anstrengend).
Worauf sie einen Blick in die Kühlkammer des Frischmarktes riskierten und - siehe da - eine geöffnete Magnum entdeckten.
Auch ein Grauer Panther und wert, der Nachwelt erhalten zu bleiben.

1990er Ruppertsberger Nußbien Riesling Auslese trocken, Wg. Motzenbäcker:gelb. Cassis in Nase und Mund, dazu gesellen sich mediterrane Kräuter.
Schön eingebundene lebendige Säuren, viel Kraft, langer Nachhall. Keinerlei Alterstöne.
Drehen tat es sowie die ganze Zeit, aber 15,5 Punkte war der Wein schon wert.