Rotes Würtemberg
zusammengestellt von Wolfgang Faßbender



Probiert wurde :

1. 2002er Fellbacher Lämmler, Trollinger Sekt b.A. trocken, Weingut Heid

2. D´r Oifache, Literflasche, Trollinger+Lemberger+Regent, QbA trocken, Albrecht Schwegler

3. 2004er Fellbacher Lämmler, Trollinger QbA trocken **, Wg. Aldinger

4. 2003er Muskattrollinger, QbA trocken, Rainer Schnaitmann

5. 2003er Lemberger "im Holzfass gereift" , QbA trocken, Schlossgut Hohenbeilstein

6. 2000er Beryll, Lemberger und Zweigelt, QbA trocken, Albrecht Schwegler

7. 2003er Der Löwe von Schaubeck, QbA trocken, Graf Adelmann

8. 2001er Lemberger, QbA trocken, Staatsweingut Weinsberg

9. 2001er Lemberger HADES, QbA trocken, Jürgen Ellwanger

10. 2001er Lemberger S****, QbA trocken, Wg. Dautel

11. 2004er Wildmuskat QbA trocken, Wg. Amalienhof

12. 2003er Bassgeige Zweigelt Qualitätswein, Fam. Bauer, Donauland

13. 2004er Untertürkheimer Gips Schwarzriesling QbA trocken ***, Wg. Aldinger

14. 2003er Fellbacher Goldberg Spätburgunder QbA trocken ***, Wg. Heid

15. 2003er Samtrot QbA trocken **, Wg. Schnaitmann

16. 2003er Brüssele´r Spitze, Clevner Auslese trocken, Wg. Graf Adelmann

17. 2003er Regent Auslese trocken, Jürgen Ellwanger

18. 2002er Merlot Barrique QbA trocken, Wg. Klopfer

19. 1997er Cuvee "C" QbA trocken, Wg. Aldinger

20. 2003er Brüssele Carpe Diem QbA trocken, Graf Adelmann

21. 2002er Nicodemus HADES QbA trocken, J. Ellwanger

22. 2001er Kreation rot QbA trocken (Lemberger, Zweigelt, Cabernet Sauvignon), Wg. Dautel

23. 2001er Granat QbA trocken (Zweigelt, Merlot), Wg. Schwegler


Was den Benz zusammenhält - Untertürkheimer Gips in den Kölner Katakomben
Protokoll von Wolfgang Martin


Nach dem letzten Teil der Chronik gab es süffisante Bemerkungen über seitenlange geschichtliche Abhandlungen, die zu lesen waren, bevor man dürre Notizen über die verkosteten Weine zu sehen bekam.
Na und ?
Da darf sich die Seilschaft eben keinen CHRONisten halten, sondern muss mit JOURNAListen vorlieb nehmen, die sich auf des Tages Neuigkeitchen beziehen und somit natürlich dem Wein mehr Platz einräumen, reicht doch schon äußerst mittelmäßige Qualität, um die Schmierenkomödianten aller Tagesschau- und Heute- Sendungen zu überstrahlen.
Ein Journalist hätte eine Probe wahrscheinlich mit einem gestorbenen Papst garniert und seine Beurteilung der Weine würde einer ebenso voreiligen Meinung entspringen wie sein Kommentar zum neuen Pontifex.

Der Chronist dagegen kann für den richtigen Begleiter zum Wein unter 263 Päpsten wählen und wird auch Benedict XVI. die Luft lassen, die ein Wein im Glas eben braucht um sich zu entwickeln.
Da allerdings auch von unserem Hein solch hintersinnige Bemerkungen zu hören waren, kommt der Chronist ins Grübeln.
Muss doch auch der nur der Ewigkeit verpflichtete sich darum mühen, sein irdisches Dasein um ein paar Jährchen zu verlängern und sich deshalb notgedrungen mit den Mächtigen arrangieren. Könnten die ihn doch aus der Seilschaft expedieren und damit zum Tode durch Verdursten verurteilen.

Also, ab sofort: keine Geschichte mehr, nur mehr Geschichten ! (zumindest eine Probe lang).

Obwohl es wirklich schade ist, hat doch gerade die Kölner Chronik soviel zu berichten, was auch für unseren Hein von Interesse sein sollte. Z.B. vom guten Erzbischof Anno, der dem Reich den Thronfolger rettete, als er Heinrich IV. bei Düsseldorf-Kaiserswerth den Händen seiner unfähigen Mutter Agnes entriss.

Schuld daran war eigentlich der Papa Heinrich III., der erst dieses französische Madämchen schwängerte, um sich dann zum Sterben niederzulegen und Mutter und Reich mit einem sechsjährigen Bengel allein zurück zu lassen.
Das hatten wir zuvor schon einmal, aber da hieß die Mutter Theophanu, hatte ihre Jugend in Köln verbracht und konnte so als echt kölsches Mädchen das Reich für ihren Sohn Otto III. mit links zusammenhalten.
Agnes aber hatte schon nach 2 Jahren einen Großteil des Kronbesitzes verschleudert und nur die Entschlossenheit des Kölner Erzbischofs rettete das Reich.
Wobei eine Theophanu dem Erzbischof sofort die nächstbeste Bratpfanne über den Kopf gezogen hätte, hätte dieser sich dem Thronfolger auch nur unziemlich genähert.
Madame de Poitou dagegen stand am Düsseldorfer Ufer, greinte und rang die Hände, als ihr Sohn entführt wurde und verschwand danach sofort im Kloster.
Damit gab sie unseren heutigen Ministerpräsidenten, die ja auch nicht unbedingt immer aus dem Rheinland stammen, das schlechte Vorbild und eigentlich suchen wir zur Zeit nur noch ein aufnahmebereites Kloster. (Es eilt - in 3 Wochen muss es gefunden sein !)

Anno ließ dem Thronfolger eine strenge Erziehung zukommen, wie sie für einen späteren König und Kaiser ziemlich war. Damit können wir Anno alle Charaktereigenschaften zuerkennen, die die Seilschaft heute so lebendig bei ihrem Hein wiederfindet.
Dies war damals ebenso todesmutig wie heute, denn als man dem Bengel mit 15 ein Schwert in die Hand drückte, ging der gleich damit auf unseren treuen Erzbischof los.

Leider wurde Heinerich nicht nur in Köln sondern auch in Bremen erzogen. Und der dortige Bischof Adalbert war einer, bei dem man schon vorausahnen konnte, dass Bremen 500 Jahre später beim ersten Windhauch der Reformation sofort vom rechten Glauben abfallen und sich bis heute unentschlossen in großer Koalition als Parasit am Reiche nähren sollte.
In Bremen durfte Heinrich ganz Hallodri sein und soll seine Dirnen mit aus den Altarkreuzen gebrochenen Edelsteinen bezahlt haben.
Klar, dass sich der Bengel danach jahrzehntelang mit Papst Gregor über die Macht über die Altarkreuze streiten musste, sich bei Canossa fast eine Lungenentzündung holte, und schließlich einen genauso ungezogenen Bengel zur Welt brachte, der ihn fünfzig Jahre später vor Mainz ganz gemein aufs Kreuz legen sollte.
Wobei die Reichsinsignien übrigens auf Burg Hammerstein lagerten in der Nähe von Leutesdorf, dem letzten richtigen Weinort flussabwärts am Mittelrhein.
Und wobei wir Kölner dem Vater ein letztes Mal Zuflucht und Asyl gewähren konnten, hatten wir mit Anno den Bengel doch in unser Herz geschlossen.

Tja, nun weiß wieder kaum einer, dass wir schon mitten beim Thema der Probe sind: Württemberger !

Schließlich war die Oma von Heinrich eine waschechte schwäbische Herzogin und gründete mit Gatten Konrad den Zweig der salischen Könige und Kaiser und legte die Grundlage für die spätere Nachfolge der Staufer, die direkt aus unserem Weinanbaugebiet abstammten.
Zwar keine Salier und Staufer, aber Trollinger, Lemberger und Co. standen auf dem Tisch in den Katakomben unseres Frischmarktes. Keiner älter als der salische Bengel, den Anno damals ins Untergeschoss des Maternushauses schaffen ließ.

Siehste, wird der Hein jetzt sagen, weiß wieder keiner, interessiert keinen, solch uralte Kamellen kannste heute nicht mehr landen.
"Ab tu däht" muss die Chronik sein, frische Sprache, frech und Ausdruck der Globalisierung mit ihren ungeheuren Möglichkeiten.
Wie unser Regierungssprecher in Berlin sollst du schreiben !
Etwa: Mosel goes Chile - Empowerment für arbeitslose Jungwinzer bei der Bundesagentur für Arbeit: Vorbereitung für 1-Euro-Jobs in den Weinbergen Chiles (keine Steillagen !) inkl. 20 Stunden Portugiesisch - Sprachkurs !

Aktueller Bezug ! Suchen wir also die Ikone, mit der jedermann a) Württemberg und b) Württemberg positiv verbindet.
Der positive Bezug ist wichtig. Wie z. B. bei Düsseldorf.
Es gibt viele Marken für Düsseldorf: Neandertaler, Peer Steinbrück, Jochen Rüttgers, Altbier.
Es graust !
Aber es gibt einen Namen, der für Düsseldorf positiv besetzt ist: Persil ! (Würde Düsseldorf einmal bei 95° Celsius durch die Henkel-Werke gedreht, könnte sich nach dem Einlaufen aller aufgeblasenen Großkotzteile die Ortschaft wieder zu dem verwandeln, was sie einst war: ein nettes kleines sauberes Dorf an der Düssel).

Womit also identifiziert man Württemberg, was ist sein Persil ?
Ein Papst bestimmt nicht, denn die haben dort einerseits die Linie Heinrich IV. fortgesetzt (Anti-Rom), haben sich andererseits aber so der Ausschweifungen ihrer späteren staufischen Landsleute geschämt, dass sie prompt pietistisch geworden sind.
Der Eppler ist ja ganz nett - aber für uns Kölsche trägt er den Schnäuzer an der falschen Stelle.
Ein Teufel als Ministerpräsident ist natürlich eine aparte Fortsetzung der anti-papistischen Tradition, aber a) ist er mittlerweile zurückgetreten worden und b) klingt sein Nachfolger zu sehr nach Backpulver, als dass wir ihn zum Leitbild unserer Württemberg-Probe erklären könnten.

Autos also. Porsche natürlich aus Zuffenhausen.
In Zuffenhausen wächst kein Wein. Deshalb bauen die dort so rasante Autos, um schnell aus Zuffenhausen in die Weingebiete zu kommen.
Nach Fellbach z.B., wo man die bekannteste Lage wegen der Zuffenhausener Sonnenbrillen - Ausflügler erst Lümmler nannte, das nach dem Aufstieg der Fabrik zur Weltmarke aber dann doch zu Ehren der weiblichen Begleiterinnen in Lämmler umetikettierte.

Bedeutender für unser Thema aber ist Mercedes Benz.
Liegt praktisch mitten in den Weinbergen. Und der Wein ist wichtig für die Firma. Erstens hat er schon den alten Daimler so von der argentinischen Tochter seines Großkunden Emil Jellinek träumen lassen, dass er sie im Firmennamen als Mercedes verewigte.
Zweitens brachte die Firma vor Einführung der A-Klasse einen Elch aus Lappland nach Untertürkheim, um Grundlagenforschung bezüglich des Elchtests zu beginnen.
Der Elch trank 5 Liter Trollinger, der wie in Württemberg eigentlich überall, einfach so herum stand und getrunken werden wollte. Als der Elch dann auf die Teststrecke ging, fiel er prompt auf die Seite und schlief ein. Das haben die Ingenieure dann auch in der A-Klasse verwirklicht.
Die einst legendäre Haltbarkeit der Benz hat direkt mit der bekanntesten Lage des Ortes zu tun.
Solange die Mitarbeiter fleißig Untertürkheimer Gips zu sich nehmen, läuft der Wagen ein Leben lang.
Als Bosch - ebenfalls eine württembergische Firma - aber anfing, ihre Produktion auszulagern, brach der Wagen gleich zusammen und muß jetzt mühselig in einer Rückrufaktion in die Werkstätten gerufen werden, wo über die Bremselektronik ein Glas Trollinger (A-Klasse), Schwarzriesling (C-Klasse), Lemberger (E-Klasse) bzw. HADES-Cuvee (S-Klasse) geschüttet wird, um die Kontakte wieder fest zu schließen.
Nur beim Smart hat man auf diese Aktion verzichtet, weil der dafür vorgesehene Muskattrollinger den Bierkasten neben der Fahrerin zum fluchtartigen Ausstieg bewogen hätte (siehe unten).

Unsere Kölner Seilschaft ist mit Mercedes-Benz aufs engste verbunden, schließlich hat der Daimler beim Otto in Köln gelernt und gibt der Daimler-Stern, wenn man ihn über den Stadtplan unserer Domstadt legt, genau die Lage unseres geliebten Frischmarktes an, wo die leckeren Weine lagern. Dort soll auch Daimler dem Otto schon Württemberger Wein zur Verkostung gereicht haben, worauf der prompt den Dieselmotor erfand.
Außerdem kann sich der Hein aus unseren Probenbeiträgen eine A-Klasse leisten. Den lässt er zu den Proben aber immer zu Hause, denn er hat Angst, dass er einen von uns hinterher mitnehmen muss und der ihm die geblümten Sitzbezüge voll kotzen könnte.
So lässt er sich denn (meist) von Torsten ein Taxi C-Klasse leisten und konnte diesmal dem Fahrer den durchdringenden Geruch, den die Fahrgastzelle nach überstandener Fahrt angenommen hatte, als klassische Aromen des Wildmuskat identifizieren.

Dass der Chronist mal eine Freundin aus Württemberg hatte, die er fast geheiratet hätte, ist eine andere Sache, die nur zur Erklärung der ein oder anderen emotionsgeladenen Passage in der heutigen Chronik erklärend beizutragen vermag.

Zusammengestellt hatte die Probe der roten Württemberger Wolfgang Fassbender, dem dafür ebenso Dank zu zollen ist wie den Weingütern Aldinger und Graf Adelmann, die einen großzügigen Probenrabatt eingeräumt hatten.

Württemberg mit zweimal Tee - das hatten wir schon bei den Rieslingen abgehandelt, aber diesmal war wirklich auch Trollinger dabei. Der anfangs sogar sprudelte:

1. 2002er Fellbacher Lämmler, Trollinger Sekt b.A. trocken, Weingut Heid, 12,0 % vol.Alk.,
9,- Euro: helles Kirschrot. Kirschdrops in der Nase, rote Minze (weiß ich, gibt es nicht) am Gaumen. Süffig, pikant, nicht uninteressant und am Gaumen besser als in der Nase.
Aber schwierig zu trinken und nur als Aperitiv und einem halben Glas vorstellbar.
Die Runde vergibt 13,0 - 13,5 Punkte

2. ohne Jahrgang, D´r Oifache, Literflasche, Trollinger+Lemberger+Regent, QbA trocken, Albrecht Schwegler, 12,5% vol.Alk.,
6,90 Euro: Rubinrot. Gekochte Himbeeren in der Nase, rote Beeren und raue Töne wie von den Stielen im Mund.
Wir stimmen dem Winzer, der in Württemberg momentan Kult sein soll, zu: ziemlich einfacher und rustikaler Wein, bei dem die Bittertöne stören.
11,5 - 12,5 Punkte.

3. 2004er Fellbacher Lämmler, Trollinger QbA trocken **, Wg. Aldinger, 13,0% vol.Alk.,
5,75 Euro: Kirschrot. Dosenhimbeere in der Nase, Kirsche, Himbeer und Bitterton am Gaumen. Herzhafter Wein, den die Runde mit 11,5 - 12,5 Punkten bewertet, der einer Minderheit aber süffig erscheint und 13,0 Punkte wert ist.

4. 2003er Muskattrollinger, QbA trocken, Rainer Schnaitmann, 12,5% vol.Alk.
ca. 6,30 Euro: helles Purpur. Parfümiertes, kräftiges Muskatellerbukett.
Ebenso im Mund. Wenig Säure, pikanter Wein, muss man mögen.
Die Runde vergibt 12,0 - 13,0 Punkte

Trollinger - nicht ganz unsere Rebsorte. Wobei einige anmerkten, dass sie auch schon süffigere Trollinger getrunken hätten, die als Fernsehweine ganz o.k. gewesen seien und die vorgestellten Weine der Spitzengüter vielleicht ein wenig überambitioniert daherkommen und etwas versprechen wollen, das die Rebsorte einfach nicht hergibt.
Wie beim Vernatsch aus Südtirol, der wohl die Heimatrebe des T(i)rollingers darstellt und ebenfalls als einfacher Schoppen am trinkigsten ist.

Blaufränkisch heißt die Rebsorte der nächsten Weine in Österreich, Lemberger in Württemberg. Wer jetzt wo von wem abstammt sei dahingestellt, aber die Österreicher machen daraus oft schöne Weine.
Schauen wir uns die Württemberger an:

5. 2003er Lemberger "im Holzfass gereift" , QbA trocken, Schlossgut Hohenbeilstein, 13,5% vol.Alk.,
8,60 Euro: Sattes Granat mit lila Rändern. Nicht allzu intensive Nase nach Pflaumen und Dörrfrüchten.
Amarenakirschen im Mund. Mundiger Wein, der als erster Probenwein auch die Farben eines wahren Rotweins zeigt.
Die Runde vergibt 13,0 - 14,0 Punkte.

6. 2000er Beryll, Lemberger und Zweigelt, QbA trocken, Albrecht Schwegler, 13,0% vol.Alk.
12,00 Euro: schwärzliches Granatrot. Eukalyptus und schwarze Beeren in der Nase, die Beeren auch am Gaumen.
Ein Wein, der robust und geschmeidig zugleich daher kommt. Er spaltet die Seilschaft total.
3 meinen, er sei total überholzt, weil unter den Barriquetönen keine Substanz zu spüren sein und werten 10,5 - 12,0 Punkte.
Die Mehrheit konstatiert eigentlich einen optimalen Holzeinsatz und vergibt 13,0 - 14,0, der Chronist gar 14,5 Punkte.

7. 2003er Der Löwe von Schaubeck, QbA trocken, Graf Adelmann, 13,0% vol.Alk.
15,45 Euro: Granatrot mit lila Reflexen. Eukalyptus, Holz und schwarze Beeren im Bukett. Kirschen und runde Eukalyptus im Mund.
Ein dichter, geschmeidiger und saftiger Wein im internationalen Stil. Wer keine alten Rieslinge mag, findet ihn mit aufgesetzter Frucht grottig (wobei da wahrscheinlich kein Zusammenhang besteht), der große Rest ist angetan und vergibt
14,5 - 15,0 Punkte

8. 2001er Lemberger, QbA trocken, Staatsweingut Weinsberg, 13,0% vol.Alk
19,90 Euro: Lilapurpur. Schwarze Beeren und Zedernholz in der Nase, Rauch und schlanke Frucht am Gaumen. Pikanter Wein, den aber alle zu teuer finden: 1 mal gibt es 13,0, 1 mal gibt es 15,0 und meist gibt es 14,0 Punkte

9. 2001er Lemberger HADES, QbA trocken, Jürgen Ellwanger, 13,5% vol.Alk.
15,00 Euro: Purpur. Schwarze Beeren und Zedernholz in der Nase, süße schwarze Beeren im Mund.
Langer Nachhall und Kraft, runder und saftiger Wein. Sortentypisch sagt jeder und die Runde vergibt
14,5 - 15,5 Punkte

10. 2001er Lemberger S****, QbA trocken, Wg. Dautel, 13,0% vol.Alk.
19,90 Euro: Granatrot. Attraktive Nase nach Leder und verwelkten Rosen. Die Rosen und rote Früchte am Gaumen.
Delikater, saftiger Wein mit Eleganz und Tiefe. Nuancenreichtum.
Die Runde ist sehr angetan und vergibt 15,0 - 16,0 Punkte

Das war doch sehr erfreulich und hat den Trollinger einfach weggeschwemmt. Und ob der Lemberger aus Österreich stammt oder der Blaufränkisch aus Württemberg - das würden wir doch eine Untersuchung wert sein lassen.

Die Regie hatte sich für die nächste Runde ein neckisches Spiel ausgedacht:
Rebsortenraten bei blind verkosteten Weinen. Da dies gründlich in die Hose ging, sei für die verehrte Leserschaft die Rebsorte schon vorher kundgetan:

11. 2004er Wildmuskat QbA trocken, Wg. Amalienhof, 11,0% vol.Alk.
6,96 Euro: Lila Granatrot. Starkes Kirschparfüm in der Nase, das auch eindeutig dem Rebsaft beigegeben worden war.
Beim Geruch fiel wirklich das Wort Nuttendiesel. Im Mund war der Wein nicht ganz so parfümiert, aber auch hier erinnert er an roten Plüsch und Samt. Das muss man mögen.
Wir mochten es eigentlich weniger und vergaben 12,0-13,0 Punkte.

Bei der Blindprobe ging ein Stöhnen durch die Reihen: warum wieder Muskattrollinger ?
Dachten wir doch mit ernst, wir sollten jetzt nach den 3 vorher probierten Sorten unterscheiden.
Nein, beschämte uns der Regisseur, vollständig falsch. Was haben wir uns geschämt, als er aufdeckte. Schließlich ist der Amalienhof das einzige Weingut, was diese Spezialität noch herstellt und erzeugt davon fast so viele Flaschen wie Le Pin.
Und wer würde einen Le Pin nicht blind sofort erkennen ?

Auf alle Fälle hatte die Spielbegeisterung schlagartig abgenommen, besonders als uns jetzt noch ein Wein 11a unverhofft angeboten wurde, der zudem - wir wussten es ja nicht - noch nicht mal mehr aus dem Weinbaugebiet stammte:

12. 2003er Bassgeige Zweigelt Qualitätswein, Fam. Bauer, Donauland, 13,0% vol.Alk.
ca. 6,00 Euro: Schwärzlich. Schwarze Beeren in der Nase, die sich überreif auch am Gaumen wiederfinden.
Süffiger, fruchtiger, gradliniger Wein, wie österreichische einfache Zweigelts nun mal sind.
Die Runde wertet 12,0 - 13,0 Punkte.

Der Sinn dieses Einschubs wurde all denen, die in Bezug auf Württemberg nicht ganz up to date sind, erst einige Weine später klar.
Erst einmal gab es aber einen Wein, der nach ersten "Spätburgunder"-Rufen und dem obligatorisch hämischen "Falsch" des Regisseurs von einer qualifizierten Minderheit richtig als Schwarzriesling erkannt wurde.

13. 2004er Untertürkheimer Gips Schwarzriesling QbA trocken ***, Wg. Aldinger
8,60 Euro: Helles Purpur. Kräftiges Bukett nach süßen Beeren und Rauch. Rosenduft und schwarze Beeren im Mund.
Mittelsaftiger, süffiger Wein und für einen Schwarzriesling erstaunlich gut. Kann einen kleinen Benz zusammenhalten.
13,0 - 14,0 Punkte.

14. 2003er Fellbacher Goldberg Spätburgunder QbA trocken ***, Wg. Heid, 14,5% vol.Alk.
14,50 Euro: Granatrot. Nicht allzu attraktive Nase nach Leim und Spanplatte. Auch im Mund viel Holz und Bitterton.
Die Mehrheit findet diesen Wein sortenuntypisch und verholzt (12,5-13,0 Punkte), einer aber mag den Typ und wertet 15,0 Punkte.

Wie man sieht, fahren in Württemberg nicht nur die Autos mit einem Stern herum - Weinflaschen können es sogar auf drei davon bringen. Immer noch besser als die 4 Nullen aus Ingolstadt und deshalb freuen wir uns auf den nächsten Sternewein:

15. 2003er Samtrot QbA trocken **, Wg. Schnaitmann
9,30 Euro: Schwärzliches Purpur. Holz, Rauch und Erde in der Nase, fruchtige schwarze Beeren im Mund.
Nachhaltiger, kraftvoller, runder Wein, was einheitlich mit
14,0 - 15,0 Punkten honoriert wird.

16. 2003er Brüssele´r Spitze, Clevner Auslese trocken, Wg. Graf Adelmann
noch nicht im Verkauf: Sattes Granatrot. Verwelkte Rosen, schwarze Beeren, Rauch und Mineralien im Bukett. Frische schwarze Frucht und lebendige Tannine in der Nase.
Eher schlank und sehr elegant, fein aber doch dicht.
Eine Minderheit findet die Tannine grün und vergibt 13,0 Punkte. Die Mehrheit hält den Wein einfach noch für jung und ist mit 15,0 bis 16,0 Punkten sehr angetan.

Recht schöne Burgunder also bis auf den Späten, der hinter seiner Verwandtschaft sehr zurückstehen muß. Samtrot will sich der Chronist jetzt merken und auch, dass sich hinter Clevner Frühburgunder verbergen kann.

17. 2003er Regent Auslese trocken, Jürgen Ellwanger
13,- Euro: hochfarbig schwarzlila. Brombeerdrops in Nase und Mund. Mild, schlicht und sehr einfach.
Vordergründig wie eine Dornfelder. Farbe und Nase "wie ein 2005er" (soll heißen so dunkel und primärfruchtig).
Der Seilschaft gefällt es eher nicht: 11,0 - 12,5 Punkte

18. 2002er Merlot Barrique QbA trocken, Wg. Klopfer
20,00 Euro: purpurn. Laub in der Nase, gereifte Pflaumen im Mund. Nachhaltiger, fester, geschmeidiger Wein.
Unser Hein mag ihn nicht, aber hier versagt unsere Demokratur:
der Rest wertet 13,5 - 15,0 Punkte.

19. 1997er Cuvee "C" QbA trocken, Wg. Aldinger
ausverkauft, früher ca. 17,50 Euro: Dichtes Purpur. Cassis in der Nase, Johannisbeere und etwas Pferdestall am Gaumen.
Nachhaltiger, saftiger runder Wein mit Eleganz, meint eine Minderheit und vergibt 15,5 Punkte.
Eine andere Minderheit findet den Wein nicht sauber und vergibt 11,0-12,0 Punkte.
Erschreckt von diesem Schisma stellt sich die Mehrheit in die Mitte und wertet 14,0-15,0 Punkte.
Ach ja, dass sich in dieser Cuvee Cabernet Sauvignon verbirgt, hätten wir allein aus der Logik der Regie erraten, auch ohne den Wein zu trinken. Aber die Cabernet Charakteristik war auch im Glas klar enthalten.

So fand das Rebsortenraten doch noch ein versöhnliches Ende und alle, die den Samtrot, Clevner oder Regent nicht sofort erkannt hatten, konnten an der Überschrift der letzten Runde ablesen, dass wir jetzt zu Weinen kamen, wo keiner so genau weiß, was drinnen steckt, und man darum mit Äußerungen wie "schade dass der winzige Anteil von Nebbiolo den interessanten Tempranillotouch so überdeckt" unwiderlegbar eigenständige Weinkennerschaft vorspielen kann.

20. 2003er Brüssele Carpe Diem QbA trocken, Graf Adelmann
18,60 Euro: hier erntete die zaghafte Stimme, die den Sangiovese-Ton loben wollte aber doch schallendes Gelächter, weil die Zusammensetzung aus 70% Spätburgunder mit je 15% Dornfelder und Lemberger bekannt war:
Granatrot. Reiches, attraktives Bukett nach Holz und schwarzen Beeren. Die Beeren finden sich mit rauchigen Noten auch am Gaumen. Runder, saftiger, dichter Wein, der allen gut designed erscheint und dessen besondere Terroirbetontheit (wie von Sam behauptet) wir nicht nachvollziehen können.
Je nachdem wie man diese moderne Stilistik mag, gab es hie 14,0 und da 15,5 - 16,0 Punkte.

21. 2002er Nicodemus HADES QbA trocken, J. Ellwanger, 13,5 % vol.Alk
19,00 Euro: Schwärzlich mit lila Sprengseln. Brombeeren in Nase und Mund, dazu ein nicht unangenehmer Bitterton.
Ein voller, dichter Wein, dem nur eine Minderheit 15,0 Punkte, eine Mehrheit aber 16,0 Punkte geben will.

22. 2001er Kreation rot QbA trocken (Lemberger, Zweigelt, Cabernet Sauvignon), Wg. Dautel,
23,00 Euro: Purpur. Kräftige Nase nach Blutorangen. Im Mund eine Cuvee aus roten Früchten.
Saftiger, geschmeidiger Wein, der sich laut Mehrheitsmeinung auch international sehen lassen kann:
16,0 - 16,5. Nur die ewig motzende Minderheit geizt mit 15,0 Punkten.

23. 2001er Granat QbA trocken (Zweigelt, Merlot), Wg. Schwegler
39,00 Euro: schwärzliches Purpur. Lila Flieder und rote Beeren in der Nase wie im Mund.
Nachhaltiger, saftiger, runder Wein, dessen österreichischen Noten uns überraschen, aber nicht allzu sehr begeistern.
Der Chronist hat in der Aufbruchstimmung nicht mehr alle Noten mitbekommen, meint aber, das die Mehrheit bei seinen eigenen 15,0 Punkten lag.

Das war doch ein befriedigendes Ergebnis und hätte nicht jeder den roten Württembergern vorher zugetraut.
Da war doch nicht nur die A-Klasse, sondern auch viel C- und E-Klasse und auch die kleine S-Klasse vertreten. Wobei die Rieslingprobe aus Württemberg vor eineinhalb Jahren fast noch hochklassiger war.

Für den Chronisten ist der Lemberger nach dieser Probe die nach wie vor interessanteste Rebsorte im Anbaugebiet. Den Zweigelt-Einsprengseln steht er dagegen eher kritisch gegenüber - die bringen eher plumpe Fruchtigkeit und nicht die Klasse der österreichischen Spitzen mit ein.
Aber - das ist Chronistenmeinung und der Chronist hat sich der Meinung zu enthalten,
seufzt Wolfgang

PS: die Seilschaft möchte unseren Sam doch auffordern, demnächst die Sorte des Knasters, den er vor seinen Proben gedreht und inhaliert hat zu nennen. Bei nahezu allen Weinen konstatiert unser liebster Weinbewerter Rauchnoten - in der Tat, Sam raucht....