Weisses aus Burgund
zusammengestellt von Fritz Zickuhr
Protokoll Wolfgang Martin



Probiert wurde :

1. 2002er Milly Lamartine, AC Macon, Comte Lafon, 13,0% vol.Alk.

2. 1990er Bourgogne, AC Bourgogne, Domaine Leflaive, 13,0% vol.Alk.

3. 2001er Les Narvaux, AC Meursault 1er Cru, Martenot, 13,0 % vol. Alk.

4. 1995er Perriers, AC Merseult 1er Cru, Joseph Drouhin, 13,5% vol.Alk.

5. 1995er Clos de Mouche, AC Beaune 1er Cru, Joseph Drouhin

6. 1990er Puligny-Montrachet, AC Puligny-Montrachet, Domaine Leflaive, 13,0% vol.Alk.

7. 2002er Truffiere, AC Puligny-Montrachet 1er Cru, Bernard Morey

8. 1995er Les Folatieres, AC Puligny-Montrachet 1er Cru, Etienne Sauzet

9. (Pirat)1996er Napa Valley Chardonnay, Beringer

10. 1994er Corton Charlemagne, AC Grand Cru, Louis Latour, 14,0% vol.Alk.

11. 1989er Corton Charlemagne, AC Grand Cru, O. Leflaive, 13,5% vol.Alk.

12. 2002er Embrazees, AC Chassagne Montrachet 1er Cru, Bernard Morey

13. 2001er Chaumees, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Niellon

14. 2002er Les Caillerets, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Bernard Morey

15. 1990er Les Caillerets, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Marc Collin

16. 1995er Batard-Montrachet, AC Grand Cru, Etienne Sauzet


Was Krimhilde verschleuderte und Trixi nicht mitbrachte - weiße Burgunder kehren an den Rhein zurück

Wie heißt die Hauptstadt von Burgund ? Worms natürlich. Nachzulesen im Nibelungenlied und Sitz der Könige Gunthar, Gisbert und Giselher sowie der liebreizenden Prinzessin Krimhilde.
Letztere allerdings ein arges Plappermaul - schön, aber dumm, also wohl blond.

Dereinst wuchs der Burgunder am Rhein, lag der Chambertin in Forst und der Montrachet an der Rheinfront in Nierstein. Das dem nicht mehr so ist, daran sind die Düsseldorfer schuld.

So wie heute wuchsen auch damals am Niederrhein großgewachsene Recken, die sich vorzugsweise mit Zwergen zu prügeln pflegten. Und so wie unser heutiger Recke dem Diehl am Barte zaust, so gewann Held Siegfried einst den Kampf gegen den Zwergenkönig Alarich.
Ansonsten machte Klein Siegfried schon seinen Eltern viel Kummer, quälte den letzten lebenden Drachen zu Tode, machte sich prompt mit seinem Blut schmutzig, tat dies aber auch wieder nicht gewissenhaft, sondern achtete nicht auf herumfliegendes Laub, und war ein rechter Hallodri.
Wie die Straßenjungs heute den Kleinen vor der Schule auflauern, so prügelte er den Alarich windelweich, nur weil im dessen Mütze gefiel.

Im vorigen Jahrhundert hätte Siegfried sicher Manta gefahren und sein Ross war tiefergelegt, als er zu Worms einritt.
Siegfried sehen und sich auf den Sozius schwingen waren für Krimhilde eins - aber erst musste der Bengel noch mit ihren Brüdern in Island Schabernack treiben, bevor er sie auch offiziell mit auf die Matraze nehmen durfte.

Der Fortlauf der Geschichte ist bekannt. Hilde muss plappern, Brüni weiß jetzt, wer sie aufs Kreuz gelegt hat, holt sich ihren Hells Angel Hagen, der das Blondchen nähen lässt und ökologisch korrekt den Recken da piekst, wo der Herbst den Lebensabend vorbereitet hatte.
Soweit, so gut: das Fell des Recken hat man immer noch mit Burgunder versoffen.

Mit Blondinen kann man alles machen, aber man darf ihnen nicht ihren Mantafahrer nehmen. Dann werden sie gefährlich ! Und schlau und gemein!
Hilde schmeißt sich also an den Ungarn ran und lädt die gesamte Burgundersippe an den Neusiedlersee. Dort lässt sie die dann bis auf den letzten Mann niedermetzeln (das Wort kommt von Nieder(rhein) und (m)Etzeln).

Damit war die gesamte burgundische Winzerschaft am Rhein ausgerottet !
Die übriggebliebene Isländerin greift natürlich prompt zum falschen Klon - und seitdem wächst Riesling an der Haart (Hoch soll sie leben, ein dreifach Hoch auf unsere Brunhilde !)

Für Burgunder waren seitdem die armen Verwandten in der Zone zuständig, die wegen der damals gerade zugeschlossenen Burgunder Pforte nicht hatten mit ins Ungarnland reisen dürfen.
Als die dann französisch wurden, sprachen sie auch gleich welsch und redeten von Bourgogne und Sâone statt Burgunder und Zone.

Na ja, die armen Verwandten machten sich und erwiesen sich bald als clevere Marketingstrategen.
So wie heute jedes Jahr die Rallye den Beaujolais in jede Ecke der Welt trägt, sorgte damals Bernard von Citeaux für die weltweite Verbreitung des Burgunders, indem er a) seine Mönche ordentliche Qualitäten machen ließ, b) zum Kreuzzug rief und c) jedem Kreuzritter eine Marketenderin zur Seite stellte, die ihm in allen fröhlichen und misslichen Lagen sofort ein Glas Burgunder zum Kaufe bot.
Diese Strategie, von Coca-Cola im zweiten Weltkrieg erfolgreich imitiert, verbreitete den Ruf des Burgunders in der römisch-katholischen wie in der griechisch-orthodoxen Christenheit und des Abends - wenn Allah nicht mehr so genau hinsehen konnte - auch in den Kaschemmen der Muselmanen, in denen Hafizens Lieder das Lob des Burgunders sangen.

Umso unverständlicher wird dann, warum wir Kölner heute im Besitz der Heiligen Könige sind.
Als Friedrich mit dem roten Bart seine Trixi heiratete (mit bürgerlichem Namen Beatrix von Burgund), hätte man erwarten sollen, dass die ihm 5000 Flaschen Romanée-Conti oder wenigstens 5000 Pullen Chambertin schenken würde.
Aber nichts da - Trixi brachte 5000 Ritter mit, und der arme Friederich, anstatt 15 Jahre lang jeden Tag ein Fläschchen Burgunder zu verpusemantuckeln, musste nach Italien ziehen und Mailand belagern.
Das erwies sich 2 Jahre lang als bestialische Angelegenheit mit Verstümmelung von Gefangenen hier und da, an die Angriffstürme gebundene Geiselkinder, die von den verteidigenden Angehörigen trotzdem mit brennendem Pech überschüttet wurden, kurz dem gesamten Arsenal der Überlegenheit des Abendlandes - anstatt jeden Tag ein Fläschchen Burgunder aufzuziehen.

Dabei erwies sich Friedrich, nachdem Mailand einmal in Schutt und Asche lag und Reinhard von Dasseln die Heiligen Drei Könige nach Köln verbracht hatte, durchaus als Kenner.
Ein Vorgänger des Chronisten berichtet aus dem Jahre 1184: auf dem Reichstag zu Mainz, als die Kaisersöhne Heinrich und Philipp zur Schwertleite mâze, staete, triuwe, kiusche, milte, êre und hohe muot schworen, wurden für die 40.000 Geladenen Berge von Fleisch aufgefahren.
Da dies nicht aus unserem geliebten Frischmarkt stammte, war es gut gewürzt, um den Haut Goût abzufangen.
So was macht Durst !
Wer ihn mit Wasser löschte, galt als bäuerlich (bravo !).
Bier war schon besser, am besten aber war Wein, unter denen die aus dem Rheingau und von der Mosel am liebsten getrunken wurden (können wir nachvollziehen).
Von solcher Qualität waren nicht alle und Friedrich Barbarossa soll den Naumburgern, die ihm ihren besten Tropfen kredenzten, gesagt haben:
"Lieber noch einmal Mailand erobern, als diesen Wein zu trinken!"

Als Teile der Kölner Seilschaft nach der Saale-Unstrut Probe sofort Richtung Norditalien marschieren wollten, um dort Städte niederzubrennen, taten sich die pazifistische Fraktion, die Anhänger von Milan und die Anhänger von Inter zusammen, um das historische Versäumnis Trixis von Burgund nicht noch einmal geschehen zu lassen.
Außerdem haben wir die Heiligen drei Könige schon in Köln und wären höchstens an Schewtschenko für den FC interessiert, der bei einer bestialischen Belagerung aber wahrscheinlich seinen Torinstinkt verlieren würde.

So beschlossen wir Burgunder nach Köln zu schaffen und Frieden zu halten, nur in die Chronik der Seilschaft einzugehen und nicht in die Geschichte.
Wie Leopold von Ranke schon anmerkte:
ein Tag, über den die Geschichtsbücher nichts zu schreiben haben, weil nur Burgunder getrunken wurde, ist ein guter Tag für die Menschheit gewesen.

Weil nun unser Hein zwar durchaus rötliche Hautfarbe, aber keinen rötlichen Bart mehr hat, erinnerten wir uns des weisen Entschlusses der Gemahlin Karls des Großen, die angesichts ihres alternden Gatten und ihres langjährigen Italienaufenthalts meinte:
"wenn nix mehr Barba Rossa, nix mehr Vino Rosso, weil sonst rote Flecken im Bart. Mein Tischtuch und dein Bart aber sein weiß, Tischtuch von Persil, Bart von weiße Wein".
Was darauf schließen lässt, das Karl der Große wie unser Hein zu kleckern liebte, wenn er denn nicht klotzen konnte.

So geschah es, dass zwölf Kölner Pazifisten in den Kölner Katakomben zusammen mit Wuppi-Heiko und Westfalen-Thomas (dessen Pazifismus in seinen mails zwar nicht immer ersichtlich ist, der aber doch erwiesenermaßen nie oberitalienische Städte in Schutt und Asche legen wollte) um die Tafelrunde saßen und weißen Burgunder probierten.

Was Krimhild verschleuderte und Trixi zu Hause ließ, soll hier in der Chronik geschrieben stehen.
(Die angegebenen Preise sind oft Einkaufspreise, dürften also in der Regel einiges teurer sein)


1. 2002er Milly Lamartine, AC Macon, Comte Lafon, 13,0% vol.Alk, 15,43 Euro:
der Edelmaconnais besticht durch brillantes Gold. Birne im Bukett, dazu Zitrustöne am Gaumen.
Alle die dachten, weiße Burgunder wären mit Holz zugedeckt, werden durch diesen saftigen Wein, der kein Barrique gesehen hat, eines Besseren belehrt.
Die Flasche würden wir nicht von Tisch stoßen, heißt es einhellig:
14,0 - 14,5 Punkte.

2. 1990er Bourgogne, AC Bourgogne, Domaine Leflaive, 13,0% vol.Alk, 10,- Euro
Gelbgoldene Farbe. In der Nase zuerst Aceton und Putzlappen, danach Schwefelköpfe - nicht sehr attraktiv.
Alterstöne und auch Firne im Geschmack. Einige loben Mineralität und viel Extrakt (13,0-14,0 Punkte), bei der Mehrheit wird dem Wein zwar noch Leben bescheinigt, aber keine Begeisterung entgegengebracht:
12,0 - 12,5 Punkte.

Man merkt hier schon, dass gewisse Stammprobanden, die Noten um die 10,0 vergeben hätten, nicht anwesend waren. Dadurch blieb es auch sonst dem Anlass angemessen sehr friedlich und die üblichen Schismen blieben aus, weil sich auch die Anhänger von Milan und Inter nur gemeinsam über das blamable 0:0 des FC gegen Rotweiss Essen (das wie immer lecker auf dem Tisch des Frischmarkts stand) aufregten.

Meursault - Inbegriff des fetten weißen Burgunders:

3. 2001er Les Narvaux, AC Meursault 1er Cru, Martenot, 13,0 % vol. Alk, 15,43 Euro :
gelbes Altgold. Öliger Honig im Bukett, im Hintergrund Vanille.
Im Mund nicht so ölig: gelbe Äpfel, Honig und Zitrus, etwas gehemmt. Wenig Holz, erstaunlich präsente Säuren, wobei die Frage ist, wie die sich einbinden werden.
Die Runde vergibt 13,5 - 14,5 Punkte, Thomas zückt 15,5.

4. 1995er Perriers, AC Merseult 1er Cru, Joseph Drouhin, 13,5% vol.Alk., 43,00 Euro:
Brillantes Gelbgold. Feines Bukett nach Heu und Holz. Langer Nachhall mit feinen gelben Äpfeln und Vanille.
Nuanciert. Eleganter, delikater Wein.
15,5 - 16,0 Punkte

Beaune gibt zwar dem Anbaugebiet den Namen, hat aber selbst keinen überragenden Ruf als Weinbauort. Das Erzeuger- und Handelshaus Drouhin keltert dort aber einen Wein mit stolzem Preis. Wir wollten sehen:

5. 1995er Clos de Mouche, AC Beaune 1er Cru, Joseph Drouhin, 55,00 Euro :
Altgold. Attraktiver Apfelhonig in der Nase, Bratäpfel und Mineralität im Mund und langen Abgang.
Saftiger, dichter, runder Wein, kraftvoll aber ebenso elegant.
Schön eingebundene Säuren. Toller Wein, sind sich alle einig und werten
16,5 - 17,5 Punkte

Puligny ist der eine der beiden Orte, die den wohl bekanntesten Weinberg für weißen Burgunder in ihrer Gemarkung ihr eigen nennen dürfen und den Namen deshalb einfach ihrem Ortsnamen zugefügt haben:

6. 1990er Puligny-Montrachet, AC Puligny-Montrachet, Domaine Leflaive, 13,0% vol.Alk., 27,00 Euro :
Gelbe Farbe. Aceton in der Nase, Brennnessel und Firne im Mund.
Für die meisten 5 Jahre zu alt und aufgrund der Alterstöne nicht bewertbar.
Interessant, das diese ähnlich wie beim 90er Bourgogne sind.
Einige erkennen aber noch eine gewisse Komplexität und vergeben
14,0 - 14,5 Punkte.

7. 2002er Truffiere, AC Puligny-Montrachet 1er Cru, Bernard Morey, 51,00 Euro:
Gelbe Farbe. Attraktiver Kräuterton in der Nase.
Etwas würzige Lakritz im Mund. Eleganter Wein mit gewisser Komplexität. Noch ein wenig jung.
15,0 -16,0 Punkte

8. 1995er Les Folatieres, AC Puligny-Montrachet 1er Cru, Etienne Sauzet, 65,00 Euro:
Sattes Gold. Rauch und Honig strömen aus dem Glas in die Nase, Honig und gelbe Äpfel finden sich im Mund.
Langer Nachhall, viel Kraft und Dichte.
Mit seinen Ecken und Kanten nicht so gefällig wie die Nr. 5, aber auch ein toller Wein.
16,5 - 17,0 Punkte.

Als Piraten hatten wir jetzt natürlich einen restsüßen Moselkabinett erwartet - das wäre in der Tat das absolute Gegenprogramm gewesen. Vielleicht noch mehr als ein Rotwein.
Denn das sind zwei Welten und wenn hier von gelben Äpfeln die Rede ist, sind die von einer ganz anderen Sorte als in manchem Riesling gefundene Aromen.

9. Sattes Gold. Rauch, Apfel und Honig in der Nase. Auch am Gaumen rauchige Noten, dazu Apfel und Zitrus. Vollsaftiger, dichter und tiefer Wein, delikat und kurz vor seiner Reife. Nicht allzu lang, aber nuanciert. Alle tippen auf einen Neue-Welt Chardonnay, die Mehrheit auf Australien. Die Minderheit hat Recht, der Wein kommt aus Kalifornien:
1996er Napa Valley Chardonnay, Beringer, 45,00 Euro: 15,0 - 16,5 Punkte.

Einstimmig beschlossen wurde in der mittlerweile gut eingeölten Runde, dass die Forster sich am nächsten Wein ein Beispiel nehmen sollten und eine hervorragende Lage nach ihrem berühmtesten Schwiegersohn benennen sollen.
Wir schlagen also vor, die besten Parzellen des Forster Freundstück demnächst in Forster Freundstück Egonhein umzubenennen, wie es Aloxe-Corton mit Karl dem Großen machte:

10. 1994er Corton Charlemagne, AC Grand Cru, Louis Latour, 14,0% vol.Alk, 60,00 Euro :

Sattes Gold. Würzige Lakritze und feine Blumenwiese in der Nase.
Am Gaumen kräftiger mit Lakritz und Mineralien. Dichter, runder Wein voll Delikatesse.
Entzweit die Runde ein wenig: der Wein hat noch Ecken und Kanten, gewinnt aber im Glas (15,5 - 16,0 Punkte) hie, und die differenzierte Mineralität, Dichte und Fülle ist 17,0 - 18,0 Punkte wert, da.

11. 1989er Corton Charlemagne, AC Grand Cru, O. Leflaive, 13,5% vol.Alk., gesponsert
vom Herr Katakomben, der erfolgtes Dahinscheiden des Weines befürchtet: Altgold.
Kräuter und gelbe Äpfel in der Nase, frischer Kräuterhonig am Gaumen.
Einen Tick über den Höhepunkt hinaus und dadurch pikant geworden.
Aber immer noch erheblich mehr als nur trinkbar: Sponsor, wir danken dir!
Die Mehrheit vergibt 15,5 - 16,0 Punkte, eine Minderheit sogar 17,0 Punkte.

Wenn´s schon Puligny gab, darf Chassagne nicht weit sein, der andere Ort am berühmten Montrachet:

12. 2002er Embrazees, AC Chassagne Montrachet 1er Cru, Bernard Morey, 36,91 Euro:
gelbe Farbe, Kräuterduft. Pfirsichschale am Gaumen, lebendige Säuren.
Nicht allzu voll, aber elegant und wahrscheinlich zu jung.
Im Raum wird bei dem Wein eine Frisörnote entdeckt und 15,0 - 16,0 Punkte vergeben.
Das toppt ein anderer Teil schnell mit Friseusenduft und zückt 16,5 - 17,0 Punkte.

13. 2001er Chaumees, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Niellon, 38,00 Euro:
dichtes Gold. Apfelhonig und Kräuter im attraktiven Bukett, gelbe Äpfel am Gaumen.
Saftiger, runder, delikater Wein, der für die meisten einen halben Punkt besser als der Vorgänger ist, da entwickelter und dichter.
16,0 - 17,0 Punkte

14. 2002er Les Caillerets, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Bernard Morey, 35,00 Euro :
strohgelb. Gelbe Äpfel in der Nase.
Langer Nachhall nach Honigäpfeln und Mineralien.
Lebendige Säuren, runder, fester Wein, jung.
15,5-16,5 Punkte

15. 1990er Les Caillerets, AC Chassagne-Montrachet 1er Cru, Marc Collin, 35,00 Euro:
sattes Altgold. Met in der Nase und Honigwein im Mund.
Die Runde streitet, ob dieser Wein reif oder fortgeschritten ist und vergibt alles zwischen
13,5und 15,5 Punkten.

Zum Abschluß der offiziellen Probe spielte der auf 12 Genossen geschrumpfte Kreis das schöne Spiel:
was waren meine 3 besten Weine.
Unser Ranking sah dann so aus:
1. 1995er Beaune Clos de Mouche von Drouhin (9 Nennungen)
2. 1995er Puligny-Montrachet LesFolatieres, Etienne Sauzet (8 Nennungen)
2. 1994er Corton Charlemagne, Louis Latour (8 Nennungen)
4. 2002er Puligny-Montrachet Truffiere, Bernard Morey (5 Nennungen)
5. 2002er Chassagne-Montrachet LesCaillerets, Bernard Morey (3 Nennungen)
6. 2002er Chassagne-Montrachet Embrazees, Bernard Morey (2 Nennungen)
7. 1996er Napa Valley Chardonnay, Beringer (1 Nennung)

Es fällt auf, dass die 95er und 94er ganz vorne landen, was auf eine Reifezeit für diese Klasse Burgunder von 10 Jahren schließen lassen könnte.

Es gibt Durst, denn "die innere Wärme von zweiunddreissig Grad Réamur verdampft beständig die verschiedenen Flüssigkeiten, deren Kreislauf das Leben unterhält".
Aber es gibt verschiedene Arten des Durstes, wie Altmeister Brillat-Savarin treffend bemerkt.
"Der stille oder gewöhnliche Durst besteht in jenem unmerklichen Gleichgewichte, das sich zwischen der Ausdünstung einerseits und der Nothwendigkeit, ihr zu begegnen, herstellt".
Diesen Durst hatten 4 der Probanden dieses Abends verspürt und befriedigt und sind jetzt gegangen.

" Der künstliche Durst, welcher der Menschengattung eigenthümlich ist, kommt von jenem eingebornen Instinkt, der uns in den Getränken eine Kraft suchen lässt, welche die Natur nicht hineingelegt hat und die nur durch die Gärung erzeugt wird.
Dieser Durst...wird wahrhaft unauslöschlich, weil die Getränke, zur Befriedigung geschluckt, ihn stets aufs Neue hervorrufen.
Dieser Durst, der eine Gewohnheit wird, bildet die Trunkenbolde aller Länder und meistens begegnet es, dass man erst dann zu trinken aufhört, wenn das Getränke fehlt oder wenn es den Trinker zu Boden gestreckt hat".

Die restlichen 10 Probanden waren noch lange nicht zu Boden gestreckt und an Getränken fehlte es auch nicht:
der Herr der Katakomben hatte noch 3 vom großem Hang zur Wahl gestellt.
Der alte Montrachet war uns zu teuer, der junge Montrachet zu jung, aber den Batard-Montrachet, den brauchten wir jetzt noch:

16. 1995er Batard-Montrachet, AC Grand Cru, Etienne Sauzet, 199,- Euro:
Brillantes Gold. Reiches Honigbukett. Langer Nachhall nach Honigäpfeln.
Der Wein hat noch ein wenig Potential, besticht aber jetzt schon durch Kraft und Reichtum, Dichte, Tiefe und Komplexität.
Eine Minderheit bemängelt einen Sherryton (16,5 Punkte),
für die Mehrheit ist der Wein 17,0 - 17,5 Punkte wert.

Wenn einem Riesling sozialisierten mir nichts, dir nichts solch ein Wein vorgesetzt wird, ist er wahrscheinlich nicht spontan begeistert.
Der Chronist erinnert sich eines Glases 20 Jahren alten Montrachet, den er in jungen Jahren zu trinken bekam (von der DRC).
Er hielt den Wein für ziemlich drüber. Man braucht eine Weile, um sich einzutrinken.
Andererseits zeigten die Burgunder auch klar eine andere Charakteristik als die Neuen-Welt Chardonnays. Und zeigten, das das Barrique auch für große Burgunder kein Muß ist, bei allen Weinen war der Holzton höchstens dezent vorhanden.
Wie man sagt, dass Pinot Noir nur in Burgund zu wahrer Größe kommt, so muss man zumindest feststellen, das Chardonnays diesen Charakters auch nur in Burgund anzutreffen sind.

Die Preise -ja die Preise sind natürlich ebenfalls sehr extravagant !

meint Wolfgang