Piemont + 5 Jahres Vertikale Barolo/Barbaresco


Die Probe wurde zusammengestellt von Oliver Wirtz.


Probiert wurde :

alle Weine von der Poderi Colla

Pietro Colla Spumante ’Extra Brut
Langhe Riesling DOC 2003
Langhe DOC 'Sanrocco' 2003
'Pian Martino' Langhe Chardonnay DOC 2003
'Pian Balbo' Dolcetto d¹Alba DOC 2003
'Costa Bruna' Barbera d¹Alba DOC 2001
'Campo Romano' Langhe DOC 2001 Pinot Nero
Nebbiolo d'Alba DOC 2002
Bricco del Drago Langhe DOC 2000
Bricco del Drago Langhe DOC 1990
Barbaresco DOCG Roncaglie 2000
Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose' 2000
Barbaresco DOCG Roncaglie 1999
Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose' 1999
Barbaresco DOCG Roncaglie 1998
Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose' 1998
Barbaresco DOCG Roncaglie 1997
Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose' 1997
Barbaresco DOCG Roncaglie 1996
Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose' 1996


Wing für ärm Lück

Was hat der Kölner dem Herrjott getan, dass er ihn so leiden lässt?!!
Erst schickt er uns den Kardinal Meissner - und dann kommt auch noch die Fastenzeit jedes Jahr wieder!

Während das Kardinals-Problem ungelöst bleibt (und sich die Kölner Seilschaft hierfür nicht zuständig sieht), wurde für die Fastenzeit eine rheinische Lösung gefunden:
die Fastenzeit wird von der Seilschaft kurzerhand in die Sommerferien verlegt, da hier urlaubsbedingt eh' keiner Zeit für ze suffe hat.
Bleibt ein kleines, aber nicht unerhebliches Problem:
sämtliche finanziellen Ressourcen wurden für drittklassigen Wein im Sitzungskarneval schäbig versoffen. Bleibt nur noch die Pfandbierflaschen vom Strassenkarneval zur Tanke zu tragen, die Erlöse in den Ring zu werfen und zu hoffen dass 'et irjentjet ze suffe' gibt.
Wobei 'irjentjet' in Seilschaftskreisen bedeutet: am liebsten Bordeaux oder Burgund, gerne lange erste Gewächskapseln, Gran Riserva - oder zumindest aber Barolo.

Nur Barolo wäre in der (ehemaligen!) Fastenzeit vielleicht einen Tick zu dekadent - daher wird mit profanem Barbaresco aufgefüllt.
Aber wo man doch schon gerade im Piemont ist - man könnte doch auch mit anderen Weinen der Region ergänzen...
Und so ergab es sich, dass wir uns zu einer kleinen Vertikale der hochgelobten Jahrgänge 1996-2000 der Poderi Colla Weine 'Barolo Bussia Dardi Le Rose' und des Barberesco aus der Crù-Lage 'Roncaglia' trafen.

Es trafen sich Alle, bis auf Einen...
... der angestammte Chronist der Seilschaft war leider verhindert, so dass die geschichtlich-kulturelle Rückverfolgung dieser Probe bis ins Jahr 1187 n.Chr. leider ausfallen muss.
Die geneigte Leserschaft muss sich daher mit einem Aushilfs- bzw. Quasi-Chronisten begnügen, der weder Ahnung von Plinius dem Älteren noch von Adonis dem Kürzeren hat...

... erschwerend kommt hinzu, dass der Aushilfschronist rechtsrheinisch ansässig ist ('schääl Sick') und zudem nie punktet (noch nicht einmal Kreuzchen verteilt wie der schon sparsame Gebietshein).
Der geneigten Leserschaft, die bis hierher bereits ausgehalten hat, und dem angestammten Chronisten sei jedoch zur Beruhigung versichert:
das berühmte Kölner Schisma ist weder Punkte- noch Chronistenabhängig!!!

Zur Probe:
Die Idee zu dieser Probe kamen dem Aushilfs-Chronisten durch eine Probe der Poderi Colla Weine bei der letzten ProWein.
Colla mag hierzulande ein unbekannter Name sein, erwähnt man jedoch den Namen 'Prunotto' gehen sogar den Linksrheinischen die Lichter auf.
Beppe Collo übernahm 1956 das Weingut von Alfredo Prunotto, welches er zuletzt mit Bruder Tino führte.
Im Jahre 1994 erfolgte dann ein spektakulärer Deal: sie verkauften Prunotto an Antinori.
Mit dem Erlös kauften die Schlitzohren Weinberge in den besten Lagen, so z.B. das 7 Hektar große Filetstück ’Dardi Le Rose¹ in der berühmten Bussia-Sottana Lage und in Barbaresco die Roncaglie neben der berühmten Roncagliette (= Costa Russi und Sori Tildin).

Somit bietet sich in unserer Probe die Möglichkeit - bei tendenziell gleicher Winzerhandschrift- unterschiedliche Ausprägungen in den Weinen Barbaresco vs. Barolo allein Anbauzonen i.V.m den Jahrgängen zuzuordnen.

Als kurze Anmerkung sei hier erwähnt, dass der Barbaresco aufgrund der im Vergleich tiefer gelegenen Weinberge, der kürzeren Distanz zum Tal des Flusses Tanaro und der speziellen Böden (Marne di S. Agata) eher elegante, feinduftige Nebbiolo mit kürzerer Reifezeit hervorbringt.
Was natürlich nach dem nun folgenden Vorgeplänkel zu demonstrieren ist...

Pietro Colla Spumante ’Extra Brut
Cuvée aus 90% Pinot Nero und 10% Nebbiolo; Fermentation und Gärung in der Flasche für ca. 2 Jahre.
Anonyme Nase, entfernt leichter Hefeton.
Im Mund sehr herb, deutlich spürbare Säure, endet bitter.
Allgemeine Wertung: 'leider kein Kork'. Von der Anlage (Gerbstoffe, Säure, ganz feiner, dichter Schaum) vielleicht durchaus wertvoll, jedoch sind wir der Meinung dass diesem 'knochentrockenen' Spumante etwas Restsüße durchaus gut getan hätte.

Langhe Riesling DOC 2003
100% Rhein-Riesling, gepflanzt im Jahre 1987 auf einem Weinberg mit östlich/ nordöstlicher Ausrichtung!! Ca. 4000 Reben / Hektar.
Teilweise malolaktische Gärung; verbleibt einige Monate auf der Hefe. Alkohol ca. 13%; Säure ca. 6 gr./ Liter; Trockenextrakt 22gr. /Liter
Österreich kann aufatmen: sie werden nicht von den Italienern vom 2. Platz des Riesling-Podestes gekippt.
Die Nase erinnert eher an Müller-Thurgau (eine charmante Umschreibung für 'anonym'); leichte Leimnote.
Im Mund fehlt uns die tragende Säure, etwas bitter. Zwischendurch im Mund breit und cremig, jedoch bitterer Abgang.
Die Reblaus konstatiert: typischer 2003er Riesling...

Langhe DOC 'Sanrocco' 2003
50% Pinot Nero; 25% Chardonnay; 25% Riesling
Weinberge in Alba und Barbaresco mit 4000 Stöcken/ Hektar. Ca. 50 Hektoliter je Hektar. Malolaktische Gärung; Lagerung auf der Hefe für einige Monate. Eine Teilmenge (ca. 10-15%) wird in neuen Holzfässern vergoren.
Alkohol ca. 13%; Säure ca. 5,5 gr./ Liter; Trockenextrakt 22gr. /Liter
Die Nase ist Pinot-dominiert, kommt leicht dropsige Zitrus-Note. Chardonnay verleiht schöne Struktur.
Anfängliche Bitternote verschwindet. Hat eine gewisse Länge und wird als 'gar nicht mal so übel' bezeichnet.

'Pian Martino' Langhe Chardonnay DOC 2003
100% Chardonnay aus einem 1979 gepflanzten Weinberg in Barbaresco. Ausrichtung: West. 4000 Stöcke/ Hektar.
Ca. 50 Hektoliter je Hektar. Alkoholische Gärung in neuen Fässern, malolaktische Gärung und Lagerung auf der Hefe für einige Monate.
Alkohol ca. 13%; Säure ca. 5 gr./ Liter; Trockenextrakt 22gr. /Liter
In der Nase Birne und Brioche; Cremig, noch leichte Bittertöne (wirkt zu jung), aber bereits gut zu süppeln.
Das berühmt-berüchtigte Schisma flackerte an dieser Stelle erstmals auf:
die 'Riesling-Fraktion' verdammt die malolaktische Gärung und verlangt postwendend Nachsäuerung, die 'Weichei-Trinker-Fraktion' (als dessen Alters- und Ehrenpräsident sich der Aushilfs-Chronist bekennt) findet die Struktur durchaus harmonisch und genussvoll.

'Pian Balbo' Dolcetto d¹Alba DOC 2003
100% Dolcetto Graspa rossa aus einem Weinberg in Süd/ südwestlicher Ausrichtung mit Pflanzjahr 1980.
Ca. 5000 Stöcke/ Hektar und 55 hl. Ertrag. Gärung auf den Schalen für ca. 5-7 Tage.
Anschließende Reifung ausschließlich im Edelstahl und auf der Flasche.
Alkohol ca. 13%; Säure ca. 5 gr./ Liter; Trockenextrakt 24-26gr. /Liter
Feine, frische Himbeer- und Brombeernase;
saftige Säure; mittlere Struktur, harmonisches Tannin und ein sehr angenehmer Süppelwein.
Einige Stimmen konstatieren: "Aha, der Dornfelder des Piemont!"

'Costa Bruna' Barbera d¹Alba DOC 2001
(aus der Aservatenkammer von Colla)
100% Barbera aus einem Weinberg mit 60-jährigen Rebstöcken in Westausrichtung.
1995 teilweise Neupflanzung, aufgepfropft mit Stecklingen der Altanlage. Ca. 5500 Stöcke/ Hektar und 45 hl. Ertrag.
Gärung auf den Schalen für ca. 10-12 Tage. Reifung in Holzfässern aus slawonischer/ französischer Eiche für 8-10 Monate (teilweise neu).
Alkohol ca. 13%; Säure ca. 6,5 gr./ Liter; Trockenextrakt 29 gr. /Liter
Feine Schlehe, Kirsche, Schwarzkirsche; leichter Mokka.
Im Mund feine Holznote, harmonische Säure. Gute Länge.
Dem Aushilfschronisten fehlt etwas Frucht zur Pufferung der Holznote, was mit dem Ausspruch 'Weichei-Trinker' quittiert wird...

'Campo Romano' Langhe DOC 2001 Pinot Nero
100% Pinot Nero, Burgunder-Klon. 1977 gepflanzter Weinberg mit Ausrichtung nach Westen.
Ca. 4000 Stöcke/ Hektar und 35-40 Hektoliter Ertrag. Gärung auf den Schalen für ca. 8-10 Tage.
Reifung in Holzfässern aus slawonischer/ französischer Eiche für 6-8 Monate (teilweise neu).
Alkohol ca. 12,5%; Säure ca. 5 gr./ Liter; Trockenextrakt 25 gr. /Liter
Reife Nase, kommt schöne kräuterwürzige Nase.
Holz gibt eine sehr schöne Struktur; feiner Extrakt, gutes weiches Traubentannin.
Feiner Saft mit guter Länge, predigt die (ehemalige!) Fastengemeinde.

Nebbiolo d'Alba DOC 2002
100% Nebbiolo der Varietäten Lampia und Michet aus den Weinbergen 'Pian Basco' (westlich, gepflanzt 1967) und 'Luino' (östlich, gepflanzt 1989)
Ca. 4000 Stöcke/ Hektar und 50 Hektoliter Ertrag. Gärung auf den Schalen für ca. 10-12 Tage. Reifung in Holzfässern aus slawonischer/ franzö-sischer Eiche für 6-8 Monate (teilweise neu).
ACHTUNG: der Jahrgang 2002 ist 'aussergewöhnlich':
weder Barbaresco, noch Barolo, noch 'Bricco del Drago' wurden in diesem Katastrophenjahr produziert.
Die Nebbiolo-Trauben aus dem Weinberg Bricco del Drago und der Barbarsco-Lage Roncaglie wurden daher ausschliesslich für den Nebbiolo verwendet!
Alkohol ca. 13%; Säure ca. 5,5 gr./ Liter; Trockenextrakt 26 gr. /Liter
Liebstöckel; etwas Rauch, Speck, erdige Noten.
Leicht laktische Noten; feines Tannin, mittlere Länge.
In der Nase nicht sehr expressiv, aber durchaus ein ansprechender Nebbiolo (für Weichei-Trinker).

Bricco del Drago Langhe DOC 2000
(Aservatenkammer, aktuell ist Jhg. 2001)
Der Bricco del Drago wird seit dem Jahrgang 1969 produziert und war der erste 'Super-Tafelwein' des Piemont, wahrscheinlich sogar von ganz Italien.
Als Folge dieses 'Erstgeburtsrechts' läuft derzeit das Verfahren zur Anerkennung einer eigenen DOC 'Bricco del Drago' (bisher Langhe DOC).
Sowas gibt es wahrscheinlich nur in Italien: eine eigene DOC für einen einzelnen Weinberg!
Endlich: ein toller Rotwein vom 'Drachenfels'!
Nicht sehr klare Nase, im Mund präsente, aber keinesfalls grobe Tannine. Schöne Säure, guter Extrakt.
Wein wirkt sehr verschlossen, aber es werden sehr gute Anlagen attestiert.
Die Seilschaft ist durchaus erstaunt, welches Potential der 'Dornfelder' am 'Drachenfels' entwickeln kann!

Bricco del Drago Langhe DOC 1990
(aus der Aservatenkammer)
Feine Speck- und Rauchnoten, etwas Jod, burgundische Noten.
In der Nase meinen viele den Nebbiolo-Anteil dominierend zu erkennen.
Noch lebhafte Säure. Könnte vielleicht schon leicht zu alt sein.
Dringende Trinkempfehlung!
(Anm. der Aushilfschronist ergatterte am Ende der Probe die letzte Pfütze in der Flasche: der Wein ist keinesfalls abgekackt, sondern hat eher an Frucht gewonnen.
Is was für Freunde gereifter Weine - und Weichei-Trinker natürlich!)

Die kleine Vertikale:

Barbaresco DOCG Roncaglie
100% Nebbiolo der Varietäten Lampia und Michet aus dem Weinberg Roncaglie (südliche Ausrichtung, Pflanzungen von 1970 bis 1980).
Ca. 4000 Stöcke/ Hektar und 40 Hektoliter Ertrag.
Gärung auf den Schalen für ca. 15 Tage. Reifung in Holzfässern aus slawonischer/ französi-scher Eiche für 12-14 Monate (teilweise neu).
Alkohol ca. 13,5 %; Säure ca. 5,5 gr./ Liter; Trockenextrakt 26-28 gr. /Liter

Barolo DOCG Bussia 'Dardi Le Rose'
100% Nebbiolo der Varietäten Lampia und Michet aus dem Weinberg Dardi Le Rose (Süd-/Südwestausrichtung; Ausrichtung, Pflanzungen von 1970 bis 1985).
Ca. 4500 Stöcke/ Hektar und 40 Hektoliter Ertrag.
Gärung auf den Schalen für ca. 15 Tage. Reifung in Holzfässern aus slawonischer/ französi-scher Eiche für 24-28 Monate (teilweise neu).
Alkohol ca. 13,5 %; Säure ca. 5,5 gr./ Liter; Trockenextrakt 27-29 gr. /Liter

2000er Barbaresco:
ätherische Frucht, gute Fülle, präsentes Tannin; wirkt sehr verschlossen; schwer zu beurteilen!

2000er Barolo:
weicher, runder und typischer Nebbiolo auf 'wärmendem Tannin'.
Schöne Säure und präsentes Tannin, jedoch eher ein eleganter Vertreter. Legt im Glas deutlich.
Die Bordeaux-Fraktion vermisst die Länge, der Weichei-Chronist (unterstützt vom Inhaber des linksrheinischen Frischmarktes!) sieht hier eher die feine Eleganz.

1999er Barbaresco:
ätherische Frucht, leichtes Herbstlaub, leichter Rauch, etwas Leder; tolle, saftige Säure, feines Tannin; schöne Eleganz.
Bereits jetzt schön zu trinken!

1999er Barolo:
in der Nase Kakao, etwas Teer, Rauch, Speck, tolle Struktur.
'Langsam geht's los!', konstatiert sogar die wirkungstrinkende Bordeaux-Fraktion.
Das Tannin ist zwar noch etwas zu präsent, aber dieser Wein wirkt in der Anlage sehr wertvoll.
Nicht so reif wie der Barbaresco. Insgesamt manifestiert sich 1999 wirklich als großer Jahrgang!

1998er Barbaresco:
feine Schwarzkirsche, Brombeere, mineralisch; leichter Schokoton; fast schon expressiver Nasenwein.
Im Mund feines Tannin, schöne Säure.
Fehlt vielleicht im Kontext zur tollen Nase etwas an Länge im Mund.
Der Gebiets-Nebbiolo-hein stellt fest, dass wir wieder auf sehr hohem Niveau jammern.
Wir einigen uns: ab sofort bis 2009 ein wunderbarer Alltagswein.

Der 1998er Barolo
hat hingegen wieder die fülligere Struktur.
Rote Früchte, Lakritz, vollmundig und lang.
Das Tannin hat hier erstmals etwas leicht bittere Anklänge.
In der Nase meinen Einige auch leicht grüne bzw. florale Noten zu erkennen.

1997er Barbaresco:
anfangs Stallnoten; kommt rote Beerenfrucht, kommt süßliche Teernote, Unterholz, gereift, aber kein Alterston; etwas bitter im Abgang.
Während der Aushilfs-Chronist, das Weichei, die etwas überreife Nase bemängelt und den Wein bereits zu weit entwickelt sieht, meinen andere 'klassischer Nebbiolo'.
Das Schisma lässt sich noch abwenden, indem wir uns darauf einigen dass 1997 im Piemont genauso beschissen war (bzw. beschissen hochgelobt wurde) wie 2003 in Deutschland.

1997er Barolo:
deutlich feinere Nase, etwas 'kühlere Frucht'; in der Mitte kleines Loch; deutlich reduziertere Säure;
Wein wirkt dadurch etwas 'süßlich'. Nun bricht das schwelende Schisma-Feuer vollständig durch:
'schwächster Barolo' schreit die eine Flanke,
'von wegen, der ist schön und filigran' ruft der Fan-Block.
Die unweigerlichen Krawalle lassen sich nur vermeiden, indem wir die nächsten 15 Minuten über Japaner, Amerikaner, Düsseldorfer und Franken (in der Reihenfolge) lästern.
Diese Katharsis zeigt Wunder, und die verfeindeten Stämme kehren an den Verkostungstisch zurück.

1996er Barbaresco:
feine Nebbiolo Nase, Teer; traditioneller Typus mit etwas rustikalem Charme.
Wirkt einigen Seilschaftern bereits zu gezehrt, das Chronisten-Weichei lässt jedoch die gerade erloschene Schisma-Flamme aufleuchten:
er findet diesen Wein charakterstark, sehr traditionell und von extremer Langlebigkeit mit momentaner Schwächephase.

Den 1996er Barolo
hat ein leichter Kork dahingerafft;
auch hier eine ausgeprägte Säure, jedoch sehr dumpfe Frucht.

Fazit:
Sämtliche 5 Jahrgänge hatten ihre eigene Charakteristik.
Richtig groß der 99er, der 2000er mit guter Anlage, aber derzeit schwer zu beurteilen.
Schön 1998, der Aushilfschronist würde jedoch den 96er wertvoller einschätzen (i.S.v. Langlebigkeit); der vielgelobte 97er scheint dem Chronisten der schwächste Jahrgang dieser 5er Gruppe zu sein.
Sehr schön auch die unterschiedliche Ausprägung Barolo vs. Barbaresco innerhalb der Jahrgänge:
Barbaresco durchweg etwas weniger fest strukturiert, eher filigran und bereits jung sehr schön zu trinken.
Barolo hingegen mit festerem Tannin und Charakter.

Bemerkenswert auch, dass Barolo und insbesondere Barbaresco nicht erst ewig im Keller eingekerkert werden müssen, sondern bereits mit mittlerem Alter sehr schönen Genuss bieten.
(was sicherlich Produzentenabhängig ist; der Aushilfschronist hat jedoch einige Tage später 6 verschiedene 99er Barolo aus der MERUM-BOX verkostet und sich auch hier in dieser These bestätigt gesehen!)

Oliver