2004er Chenin blanc, Bergsig, Breede River
1998er Steen op Hout, Mulderbosch, Stellenbosch
2003er Sauvignon blanc Reserve, Kumala, Western Cape
2003er Sauvignon blanc, Mulderbosch, Stellenbosch
1998er Chardonnay, Buitenverwachting, Constantia
2002er Pinotage / Cinsaut, Arniston Bay, Western Cape
2000er Merlot, Seidelberg, Paarl
2001er Merlot, Post House, Stellenbosch
1996er Merlot, Fleur du Cap, Coastal Region
1999er Merlot, Thelema, Stellenbosch
1993er Cabernet Sauvignon, Stellenryck, Coastal Region
1992er Cabernet Sauvignon, Neethlingshof, Stellenbosch
2000er Cabernet Sauvignon Reserve, Le Riche, Stellenbosch
2000er Pinotage, Dieu Donné, Franschhoek
1997er Pinotage, Grangehurst, Stellenbosch
1992er Pinotage, Neethlingshof, Stellenbosch
1997er Pinotage / Merlot, Middelvlei, Stellenbosch
1997er Auret, Cabernet Sauvignon / Pinotage, Clos Malverne, Stellenbosch
2001er Goats do Roam, Fairview, South Afrika
2002er Roodeberg, Cabernet Sauvignon / Shiraz / Ruby Cabernet, KWV, Western Cape
2000er Dominique, Bdx-Cuvee, Louisvale, Stellenbosch
1994er Rubicon, Cab. Sauvignon / Merlot / Cab. Franc, Meerlust, Stellenbosch
1993er Lord Neethling Reserve, Cab.Sauvignon / Merlot / Shiraz, Neethlingshof, Stellenbosch
1988er Private Bin R103, Cabernet Sauvignon / Shiraz, Nederburg, Paarl
2001er Reserve Shiraz, KWV, Stellenbosch
2003er Reserve Shiraz, Kumala, Western Cape
1998er Shiraz, Slaley
1998er Syrah, Stellenzicht, Stellenbosch
1994er Syrah, Stellenzicht, Stellenbosch
Vintage Reserve, Tinta Barocca, Morgenhof, Stellenbosch
Protokoll :
Was Lucy so trank und Seilschafters Mondfahrt -
Koelner Katakomben
voller Südafrikaner-
Köln ist ja nun wirklich eine alte Stadt. Gegründet vor unserer Zeitrechnung,
jede Menge alte Klamotten in der Erde.
Wirklich ist der einzige Grund, warum Köln
sich zum Industrie- und Handelszentrum entwickelte und die Landwirtschaft ins
Vorgebirge abwanderte, der, dass beim Umgraben des Gartens nach jedem Spatenstich
die archäologische Abteilung eingeschaltet werden musste, weil mal wieder ne Therme,
ein Midas-Tempel oder ein Zenturionsgrab gefunden wurde.
Damit überschreitet diese erste
Phase der Feldarbeit deutlich den Vegationszyklus der meisten Feldfrüchte und immer nur
Walnussbäume pflanzen macht dann auch keinen Spaß mehr.
Für den Bau der neuen U-Bahnlinie
veranschlagen wir ein Jahrzehnt, weil die Deckenbeleuchtung im Mittelalter, die Bahnsteige
(passenderweise) zur Völkerwanderung und die Gleise im augustinischen Kaiserreich geplant sind.
Halt mitten durch den nicht abgeholten Sperrmüll von 2000 Jahren.
Aber trotz dieser grandiosen Zeitzeugnisse aus vergangenen Jahrtausenden ist Köln nicht die
älteste Menschheitsstätte, sondern die liegt anderswo.
Es ist uns ein schlagender Beweis für
Darwins Evolutionstheorie und die Entwicklung der Intelligenz, dass der Urmensch einerseits zu
dumm war, dass hillije Köln als Ort seines Coming-Out zu wählen, andererseits aber schlau
genug, dies nicht in Düsseldorf zu tun.
Dort - in Düsseldorf nämlich - trat nur der
Neandertaler in Erscheinung, sozusagen ein Daniel Kübelböck der Evolution und ebenso
wie dieser schnell von den TV-Schirmen der Geschichte verschwunden.
Der halbintelligente Urmensch aber wählte sich das schöne Afrika zur Bühne. Das wissen wir
ziemlich sicher, weil wir dort ihre Überreste gefunden haben.
Und weil die Archäologen
meistens Männer waren, haben sie - chercher la femme - natürlich eine Frau gefunden: Lucy,
die Schöne aus dem Rift-Valley, der Traum des homo erectus (wenn kein Homo), das Supermodel
vor dem Quelle Katalog.
Es gibt Leute, die behaupten Lucy sei die Kusine von Eva. Wir halten das für nicht
glaubwürdig und denken a) das Lucy die Enkelin von Eva war und b) die Ururoma der
Heiligen Drei Könige, die ja doch noch ihren Weg nach Köln gefunden haben.
Womit wir
Lucy als dat Luzzi eingemeinden können, so wie den Peter Gebler und die Weine aus Südafrika,
die wir vorvoriges Wochenende probieren durften.
Wobei dä Pitter in keinster Weise mit dat
Luzzi zu vergleichen wäre.
Aber geboren ist er da, wo auch Lucy geboren wurde - in (Süd-)afrika
nämlich.
Wobei den Pitter kein Archäologe ausgraben musste; der ist erst aus der Eifel und
jetzt vom Mittelrhein einfach nach Köln gekommen und stellte uns zum wiederholten Male seine
Weine vor.
So kam der Peter nach Köln. Wie aber kommt der Wein nach Südafrika ?
Der Pitter hat den da
ja nicht hingebracht, obwohl er heute immer einige Fläschchen Riesling mitnimmt, wenn er in
sein altes zu Hause fährt.
Aber den Wein, den wir am Samstag tranken, hatte er von dort geholt,
also wächst der da. Wenn es der Pitter nicht war, wer hat also den Wein nach Südafrika gebracht ?
Die offizielle Version ist haarsträubend und Peter wurde herzhaft ausgelacht, als er sie zum
besten gab.
Der holländische (sic!) Statthalter von Kapstadt habe den Wein nach Südafrika gebracht.
Sowas kann man Österreichern und Bayern erzählen aber keinem Rheinländer !
Wenn Holländer Durst
haben und dann was in die Welt bringen, dann ist das Amstel oder Heineken-Pils aber kein Wein.
Wahrscheinlich hat ein portugiesischer Seefahrer - des Bieres unkundig - vom holländischen
Bürgermeister ein sorgfältig entschäumtes Amstel vorgesetzt bekommen und es für einen
hochgradig oxidierten Weißwein gehalten - schmeckt ja ähnlich.
Von da ging dann die Mär
vom rebenvermehrenden Holländer um die Welt, was Meer-lust auf Dada-Geschichten macht, aber
intellektuell nur Allesverloren ist.
Den zweiten Teil der Geschichte glauben wir schon eher:
französische Hugenotten hätten die
Reben mitgebracht. Nun sind Hugenotten zwar evangelisch und können somit nicht richtig
feiern, aber Franzosen sind nun mal Franzosen und die Evangelischen brauchen sogar noch
mehr Wein zum Abendmahl.
Wobei das durchaus ein Grund für viele Jahre Weinbau ohne großes
Qualitätsstreben im Land sein könnte.
Auf alle Fälle sind die meisten Rebsorten in Südafrika
eindeutig französisch: Chenin und Chardonnay, Sauvignon mal blanc mal Cabernet, Syrah und Merlot.
Und dann gibt es noch diese Rebsorte, die es sonst nirgends auf der Welt gibt - Pinotage.
Die Superschlauen erklären sie für eine Neuzüchtung aus Spätburgunder und Cinsaut.
Aber wie gesagt, Holländer würden höchstens Amstel mit Heineken mischen.
Nein, nein,
diese Rebsorte ist bestimmt uralt, autochthon und ihre Triebe wurde einst von Lucy
höchstpersönlich zum Moselherz gebogen.
Ziemlich erwiesen ist, dass sich zu Lucys Zeiten
die Mode änderte: statt Feigenblatt trug man einmal herbstlich buntes, mal frivol klein
junges Weinblatt an der entscheidenden Stelle.
Wir wollten also trinken, was Lucy einst getrunken haben könnte und fingen mit den Weißen an.
Peter hatte als Besonderheit dieser Probe neben jungen Weinen auch immer wieder Weine aus
älteren Jahrgängen besorgt.
Wir wollten schließlich sehen, wie sich das Lutzi gehalten hat !
Chenin wird nirgends soviel angebaut, wie in Südafrika, selbst in seinem Ursprungsgebiet
an der Loire nicht.
Dass er auf burisch Steen heißt, soll auf eine Kneipe zurückzuführen
sein, die ihn ausschenkte, weil das Amstel ausgegangen war.
Als das neue Faß dann angestochen
war, sagten alle Holländer zu dem Wein: lat steen!
1. 2004er Chenin blanc, Bergsig, Breede River, 13,5% vol.Alk., 5,40 Euro
Kein Primeur,
sondern Ausdruck der Tatsache, dass im Weinbau auf der Südhalbkugel der Kalender ein halbes
Jahr früher läuft.
Gelbgold, kräftige und recht attraktive Nase nach Birnen. Am Gaumen dann
leider nicht so anhaltend und auch ein leichter Bitterton. Trotzdem sehr süffiger und mundiger
saftiger Wein, der sein Geld mehr als wert ist.
Die Runde vergibt angetan 13,5 - 14,0 Punkte.
2. 1998er Steen op Hout, Mulderbosch, Stellenbosch, 13,5% vol.Alk, 6,- Euro
der Wein
wurde nicht auf einer Holztheke abgestellt (als das Amstel wieder lief), sondern ins Holz
gesteckt.
Das veränderte seinen Charakter völlig, ließ ihn aber auch vielleicht die 6 Jahre
überstehen.
Brillant golden in der Farbe riecht der Wein nach Gummi und lässt auch im Mund
nur im Hintergrund die Fruchtigkeit des jungen Vorgängers ahnen.
Der Wein polarisiert: die,
die grundsätzlich gegen Barriqueausbau bei Weißweinen sind, vermögen auch diesem Wein nichts
abzugewinnen, die anderen schätzen seine süffige und dabei feste weinige Art.
So 12,5 Punkte
hie und 13,5 -14,0 Punkte da.
Nach diesen 2 einfachen, aber schönen Weinen, versuchten wir den Sauvignon blanc:
3. 2003er Sauvignon blanc Reserve, Kumala, Western Cape, 12,0% vol.Alk., 8,-Euro
grosse
Marke, grosse Anbauregion. Der gelbe Wein zeigt staubige Aromen nach grünen Früchten.
Im Mund erweist er sich dann aber als recht langweiliger Allerwelts-Sauvignon. Ohne wirklich
schlecht zu sein, kann der Wein nicht so recht begeistern:
12,0 -13,0 Punkte.
4. 2003er Sauvignon blanc, Mulderbosch, Stellenbosch, 13,0% vol.Alk., 14,- Euro
Strohgelb.
Hinter den grasigen Aromen verbirgt sich viel gelbe Frucht und Cassistöne, sowohl in der Nase
als auch im Mund. Ein typisch pikanter Sauvignon der sehr guten Art, der seinen Vorgänger um
mehr als eine Klasse übertrifft.
14,0 - 15,0 Punkte.
Na klar, auch das muss sein:
5. 1998er Chardonnay, Buitenverwachting, Constantia, 13,5% vol.Alk., 7,- Euro
Der Wein
lag zu 2 Dritteln im Barrique und hat sich im Laufe der Zeit seine goldene, satte Farbe
angeeignet.
Vanille und Zitrustöne in Nase und Mund, dazu viel Süße. Der Wein gibt sich
reif, voll und rund, kann aber noch zwei Jahre lagern. Die einen sehen die Süße nur aus
dem Holz herrührend und vergeben 12,5-13,5 Punkte. Andere interpretieren sie als Fruchtsüße
mit schön eingebundenem Holz und zücken 14,0 - 15,0 Punkte. Wie bei Wein Nr. 2 also.
Als ersten Roten stellte die Regie eine Cuvee aus Pinotage und Cinsaut auf den Tisch, was
bei Richtigkeit der offiziellen Theorie etwa der Zugabe von Amstel zu Heineken gleichkommt:
6. 2002er Pinotage / Cinsaut, Arniston Bay, Western Cape, 14,0% vol.Alk., 6,- Euro
Lilapurpur.
Ziemlich plumpe pflaumige Nase. Pflaume, Speck und ein Bitterton am Gaumen, sehr fruchtig.
Gradliniger und etwas plumper Wein, der von der Mehrheit mit 12,5 - 13,0 Punkte bedacht wird,
während je einer ein bisschen mehr und ein bisschen weniger vergeben will.
Uns überzeugt dieser Wein von unserer Theorie, dass Pinotage aus uralter Zeit stammen muss und
dat Luzzi vielleicht noch nicht Zeit genug zur Verfeinerung der Sinne hatte. Dann ging es aber
eindeutig mit französischen Rebsorten weiter:
7. 2000er Merlot, Seidelberg, Paarl, 13,5% vol.Alk., 8,- Euro
Opakes Schwarzrot. Nicht allzu
kräftige Nase nach Brombeer. Im Mund Brom- und Heidelbeere, Rauch, etwas Pfeffer. Irgendetwas
stört ein wenig die Harmonie und Reintönigkeit dieses ansonsten guten Weines.
Die Runde vergibt
13,0 - 14,0 Punkte.
8. 2001er Merlot, Post House, Stellenbosch, 14% vol.Alk., 10,- Euro
Erstaunlich, dass die
Post in Südafrika auch Wein anbaut. Auf alle Fälle muss sie ihre Stempelfarbe verwendet haben,
denn der Wein besaß ein solch dunkles Äußeres.
Süße Brombeeren in Nase und Mund, viel Saft und
viel reife Harmonie. Eine kleine Fraktion fand den Wein so ekelhaft tintig, dass sie ihn nicht
bewerten wollte. Die Mehrheit war aber recht angetan und vergab 14,5- 15,5 Punkte.
Das höchste
Lob erhielt er von der Reblaus: es war der erste Wein des Abends, den sie vollkommen austrinken
wollte.
9. 1996er Merlot, Fleur du Cap, Coastal Region, 13,0% vol.Alk., 8,- Euro
Dichtes Schwarzrot.
Brombeere, Tabak und süße Alterstöne in Nase und Mund. Ein voller geschmeidiger Wein, den die
Minderheit als fortgeschritten (13,5 Punkte), die Mehrheit als gerade reif mit 14,5- 15,5 Punkten
bewertet.
10. 1999er Merlot, Thelema, Stellenbosch, 14,0% vol.Alk.,15,- Euro
korkt
Nach den Hugenotten vom rechten Ufer, waren nun die vom linken Ufer dran.
Cabernet Sauvignon,
die Rebsorte aus Frankreich für die Neue Welt. Schauen wir, was sie in Südafrika macht.
Wobei
Südafrika ja beileibe keine Neue Welt ist - siehe Lucy:
11. 1993er Cabernet Sauvignon, Stellenryck, Coastal Region, 12,5 % vol.Alk., 13,- Euro
Dichtes
Granatrot. In der Nase ein wenig Pferdestall und Cassis. Auch im Mund animalische Töne, Kräuter
und nur im Hintergrund schwarze Johannisbeere. Ein runder gereifter Wein von mittlerer Statur,
der für Wuchtbrummentrinker zu dünn (12,5 Punkte), für den Rest als schön gereifter
Cabernet 14,5 - 15,5 Punkte wert ist.
12. 1992er Cabernet Sauvignon, Neethlingshof, Stellenbosch, 12,5 % vol.Alk., 10,- Euro
Bräunliche Reflexe im dunklen Wein, süße und malzige Alterstöne in Nase und Mund. Nachhaltig,
rund, fest, aber ein wenig verblasste Frucht. Wir denken einheitlich, der Wein wäre vor 2 Jahren
besser gewesen, aber er ist immer noch gut trinkbar.
13,0 - 14,0 Punkte.
13. 2000er Cabernet Sauvignon Reserve, Le Riche, Stellenbosch, 13,5% vol.Alk., 24,- Euro
Granatrot. Kräftige, recht feine Nase nach Eukalyptus, Cassis und Vanille. Am Gaumen dann der
angenehme Eukalyptuston und süße Brombeere. Vollsaftiger, runder, dichter Wein. Vielleicht ein
wenig Mainstream (an Australien ausgerichtet), aber der Mehrheit gefällts.
15,5 -16,0 Punkte.
Haben wir also das neumodische Zeugs hinter uns gebracht, dass aber sicher auch Lucy gut
gefallen hätte.
Nun kamen, von dem Amstel-Heineken Verschnitt am Anfang abgesehen, die
Original Lucy-Weine auf den Tisch.
Der erste davon sogar aus der Hugenotten-Gegend:
14. 2000er Pinotage, Dieu Donné, Franschhoek, 13,0 % vol.Alk., 9,- Euro
Schwarzlila,
nicht ganz klar. Recht attraktive Nase nach Pflaumen und Speck. Schwarze Frucht im Mund.
Süffiger, saftiger, dichter Wein, der alle recht angetan sein lässt:
14,0 - 14,5 Punkte.
15. 1997er Pinotage, Grangehurst, Stellenbosch, 12,5 % vol.Alk., 18,- Euro
korkt
16. 1992er Pinotage, Neethlingshof, Stellenbosch, 12,0 % vol.Alk., 10,- Euro
Granat mit
Orangetönen. Wildbeeren und Speck in der Nase, Kräuter und Beeren am Gaumen. Ein wenig über
den Höhepunkt hinaus. Dadurch pikant, aber nicht mehr ganz harmonisch.
Immer noch 13,5 - 14,0 Punkte.
Auch in Südafrika haben die Leute natürlich versucht, verschiedene Getränke ineinander zu
kippen. Gießt man Wasser in was anderes, heißt es Long Drink. Ist das Wasser aber kalt genug,
spricht man von on the rocks, obwohl es chemisch immer noch Wasser ist. Kippt man irgendwas
in irgendwas, ist es ein Cocktail. Falls zuvor geschüttelt, allerdings ein Shake.
Wenn Wein
aber zu Wein kommt, heißt es Cuvee. In der Folge cuveetierten wir uns von Lucy´s Steinzeit
in die Neuzucht-Postmoderne:
17. 1997er Pinotage / Merlot, Middelvlei, Stellenbosch, 12,5% vol.Alk., 10,-Euro
Pflaumenfarbig.
Kräftiges Bukett, in der Merlot und Pflaumentöne etwas nebeneinander stehen. Brombeere und
Holunder am Gaumen. Ein saftiger, runder, geschmeidiger Wein, den alle auf dem Höhepunkt
seiner Reife sehen.
14,0- 15,0 Punkte.
18. 1997er Auret, Cabernet Sauvignon / Pinotage, Clos Malverne, Stellenbosch,13,0 % vol.
Alk., 12,- Euro
Grantarot. Kräftiges Bukett nach schwarzen Früchten und Zigarrenkiste.
Ein Mischmasch schwarzer Früchte am Gaumen. Mittelsaftiger, süffiger Wein, der nicht der
komplexeste ist, aber den die Mehrheit richtig gut findet. Nur der Chronist meckert, dass
ihm dieser Früchtemischmasch auch als Marmelade nicht schmecken würde. Er liegt dabei aber
trotzdem im Punktespektrum, das
14,5 -15,0 Punkte beträgt.
Trotz der einheitlichen Wertung fängt hier eine Phase an zu beginnen, die den Chronisten
vereinsamen und bisweilen kopfschüttelnd die Notizen und Wertungen der anderen niederschreiben
ließ.
Es muß nach 18 Weinen am Alkohol liegen - fragt sich nur, ob die Papillen des Chronisten
(und weniger Mitstreiter) verklebt oder der Zahlengenerator im Gehirn der anderen mächtig
beflügelt worden war.
Es geht weiter mit den Cuvees und bei der nächsten fühlte sich der
Chronist als kleine, verlorene Minderheit, zumal dieser Wein in den USA der zweitmeistverkaufte
Südafrikaner ist.
19. 2001er Goats do Roam, Fairview, South Afrika, 13,5% vol.Alk., 9,- Euro
Der Name
ist eine Persiflage auf Côte du Rhone, wobei das Weingut auch noch eine Ziegenzucht besitzt.
Die Rebsorten sind nicht aufgeführt, aber Peter gab sie mit Shiraz, Cinsaut, Grenache,
Pinotage und Mourvedre an.
Die Notizen des Chronisten: purpurrot, nicht sehr klar.
Dunkelbier in der Nase. Likörhaft malzig im Mund wie eingekochtes Dunkelbier. Schlicht,
formlos und alles - nur kein Wein. Mit ungläubigem Entsetzen vernahm der Chronist die
Begeisterungsrufe seiner Mitkombattanten, die einen würzigen, dichten Wein mit 14,0 - 15,0
Punkten bedachten.
Sie hatten definitiv nichts anderes im Glas. 12,0-12,5 Punkte, kaum
trinkbar, murmelte der Chronist vor sich hin und kam sich wegen der Malzbiertöne vor wie
der einzige Mann in einer mit Hochschwangeren vollbesetzten Geburtsvorbereitungsgruppe.
20. 2002er Roodeberg, Cabernet Sauvignon / Shiraz / Ruby Cabernet, KWV, Western Cape,
14,0% vol.Alk., 6,95 Euro
Granatrot. Verhaltenes Bukett nach Kaffee, roten Früchten
und Rauch. Malzbonbons am Gaumen. Ein süffiger, gefälliger Wein, der recht einheitlich
13,5 -14,0 Punkte erhält.
Auch die Südafrikaner haben die Reblausplage hinter sich gebracht.
In Erinnerung daran
ist die folgende Cuvée entstanden:
21. 2000er Dominique, Bdx-Cuvee, Louisvale, Stellenbosch, 14,0 % vol.Alk. , 9,95 Euro
Sattes Granat. Pferdestall und schwarze Früchte in der Nase, schwarze Früchte mit einem
nicht unangenehmen Bitterschwanz am Gaumen. Mittelsaftiger, geschmeidiger, dichter Wein,
den die Reblaus durchaus mit einfachen Bordeaux-Cuvee vergleichen würde. Gutes
Preis-Leistungsverhältnis meinen alle und vergeben
14,0 - 14,5 Punkte.
Weil so gebauchpinselt, stellte die Reblaus die nächste Flasche gleich selber auf
den Tisch.
Verdeckt aber nicht in der Karaffe, also vermutlich kein Tetrapack.:
22. Granat mit Orangetönen. Kräftiges Bukett nach schwarzen Beeren und Lakritz, die
sich auch am Gaumen wiederfinden. Reifer, saftiger Wein. Kraftvoll, dicht und süffig
rund. Die Runde vergibt für die dereinst hochgelobteste Cuvee Südafrikas
15,0 - 15,5 Punkte.
(1994er Rubicon, Cab. Sauvignon / Merlot / Cab. Franc, Meerlust,
Stellenbosch, 12,5% vol.Alk., damals ca. 20,- DM)
23. 1993er Lord Neethling Reserve, Cab.Sauvignon / Merlot / Shiraz, Neethlingshof,
Stellenbosch, 12,5% vol. Alk., 15,-Euro
Schwärzlich dicht. Eher verhaltene Nase
nach Kaffee und Malz. Am Gaumen Kaffee, Rauch und schwarze Beeren. Reifer, runder
Wein, der aber auch noch einige Jahre liegen kann. Die Mehrheit vergibt
15,5-16,0
Punkte, nur der Chronist geizt mit 14,5 Punkten.
24. 1988er Private Bin R103, Cabernet Sauvignon / Shiraz, Nederburg, Paarl,
12,5 % vol.Alk., 20,- Euro
Bräunlich rot. Laub in der Nase, altes nasses Laub
und weiche Tannine im Mund. Mild lebendige Säuren und mittlere Frucht vermitteln
perfekte Harmonie dieses wunderbar gereiften Weines, der dazu Tiefe und Eleganz besitzt.
Alle werten
16,0 - 17,0 Punkte, nur der Chronist geizt wieder mit 15,5.
Als fast letzte Rebsorte stellte uns der Pitter den Shiraz / Syrah auf den Tisch.
Weil er sich da am meisten von verspricht.
Syrah heißt es anscheinend immer dann,
wenn der Erzeuger vom australischen Image (viel und gut) hin zum französischen
strebt (edel und teuer).
25. 2001er Reserve Shiraz, KWV, Stellenbosch, 13,5%vol.Alk., 8,95 Euro
Schwarzlila,
Nase nach Kräutern und Minze. Im Mund Vanille und viel Marmelade. Breiter, Mainstream
gefälliger, sonst eher schlichter Wein.
13,0 -13,5 Punkte.
26. 2003er Reserve Shiraz, Kumala, Western Cape, 14,0% vol. Alk., 9,- Euro
Dunkles
Schwarzlila. Verhalten in der Nase nach Brombeere. Schwarze Beeren am Gaumen. Saftig
ohne marmeladig zu wirken, süffig, einfach, aber gut.
13,5 -14,5 Punkte wert.
Diese sechsundzwanzigsten 14% hatten der Seilschaft wohl den Rest gegeben, denn was
jetzt kam, hatte die Chronik noch nicht gesehen. Sozusagen Seilschafters Mondfahrt.
Alle Punktrichter kannten auf einmal nur noch die Höchstnoten, vergaßen, dass 15 von
20 auch schon sehr gut ist. Die Seilschaft stürmte himmelwärts und ließ den armen
Chronisten allein auf dem Grund und Boden der Chronik zurück.
Es begann mit dem
2. Piraten der Reblaus:
27. 1998er Shiraz, Slaley, 14,0%, ca. 15,- Euro?
Opakes Schwarz. Kräftige, attraktive
Nase nach Holz, Leder, Speck und schwarzen Früchten. Am Gaumen ein Korb schwarzer Beeren.
Langer Nachhall, schön gereift, dichter, stämmiger Wein, dem vielleicht etwas Eleganz fehlt.
Auch beim Chronisten der beste Wein bis dahin und 16,0 Punkte wert.
Die Himmelsstürmer punkten
17,0- 17,5 Punkte.
28. 1998er Syrah, Stellenzicht, Stellenbosch, 14,5 % vol.Alk., 25,- Euro
Granatrot. Kräftiges
Bukett nach schwarzen Beeren. Im Mund Heidelbeer und Cassis. Reif, saftig, dicht, rund.
Sehr schöner Wein und einer Minderheit um den Chronisten 15,5 - 16,0 Punkte wert.
Die Mondfahrer liegen bei 17,5 - 18,0 Punkte.
29. 1994er Syrah, Stellenzicht, Stellenbosch, 14,0% vol.Alk., 28,- Euro
Opakes Schwarz.
Kräftige Nase nach Brombeere und Alkohol. Säure, Brombeere und etwas verblasste Frucht
lassen den Wein fortgeschritten erscheinen. Er ist aber immer noch rund und dicht und
15,0 Punkte wert. Meinte der Chronist und eine kleine Truppe um ihn herum. Anscheinend
war aber die Flasche zu ihm hin rasend gealtert und hatte sich von ihm weg wieder rasend
verjüngt, denn am Tischanfang und -ende fand man diesen Wein überaus harmonisch, elegant
und jugendlich und stieß mit 17,5-18,5 Punkten in die extragalaktischen Regionen der
La Tache und Margaux - Verkostung vergangener Treffen vor.
Der Peter stellte dann als 30. und letzten Wein einen gespriteten Roten auf den Tisch,
bei dem - anscheinend bedauernd - bemerkt wurde, dass er mit 19% vol.Alk. nur wenig
über den ungespriteten Weinen liegen würde.
Zu einer Wertung war die Runde nicht mehr
in der Lage, weil längst über Andromeda hinaus den lokalen Galaxienhaufen verlassend
am Quasar vorbei in ein schwarzes Loch stürzend.
Deshalb hier die einsamen Notizen des
letzten Vertreters seiner Art, mit Tränen über den Verlust der Freunde ins Buch der
Bücher geschrieben:
30. Vintage Reserve, Tinta Barocca, Morgenhof, Stellenbosch, 19% vol.Alk., 15,- Euro
Schwärzlich. Brombeere und andere schwarze Früchte in der Nase. Im Mund der reinste Kabänes (
unser Kölner Kräuterschnaps). Lang wie alle gespriteten Weine, saftig, rund und eigentlich
ganz lecker:
15,0 Punkte,
schrieb der Chronist und sank danieder.
Wolfgang Martin