USA - zusammengestellt von
Wolfgang Schön, Torsten Goffin und Fritz Zickuhr


23.10.2004




Protokoll von Wolfgang Martin



Diese Weine wurden verkostet :

1999er Carneros Chardonnay, Walter Schug, Carneros
2000er Laguna Ranch Chardonnay, E.&J. Gallo, Russian River / Sonoma
2000er Estate Chardonnay, E.&J.Gallo, Russian River / Sonoma
1999er Carneros Pinot noir, Walter Schug, Carneros
1998er Oregon Premier Cuvée, Pinot noir, Archery Summit, Williamette Valley/ Oregon
1998er Bien Nacido Reserve Pinot Noir, Ojai Vineyards, Santa Barbara
1999er Frei Ranch Zinfandel, E.& J. Gallo, Dry Creek Valley / Sonoma
1999er Lytton Springs, Ridge Vineyards, Dry Creek Valley / Sonoma
1996er Merlot, Voss Vineyards, Napa Valley
1995er Alluvium Red, Beringer Vineyards, Knights Valley / Sonoma
1998er York Creek Petite Sirah, Ridge Vineyards, Spring Mountain / Napa Valley
1998er EXP Syrah, R.H. Phillips, Yolo County / Sacramento
1999er Bien Nacido Syrah, Ojai Vineyards, Santa Barbara
1996er Estate Cabernet Sauvignon Stefani Vineyard, E. & J. Gallo, Dry Creek Valley / Sonoma
1995er Santa Cruz Mountain Cabernet Sauvignon, Ridge Vineyards, North Central Coast
1996er Cabernet Sauvignon, Forman Vineyards, Howell Mountain / Napa Valley
1997er Napa Valley Cabernet Sauvignon, Shafer, Stags Leap and Oak Knoll / Napa Valley

Protokoll :


Alle Welt schaut momentan auf die Neue. Soll heißen Europa, Asien und Afrika schauen auf Amerika.
Jeder äußert seine Meinung, ob nun Schorsch Dabbeljuh oder Dschonn Kärrie der neue Präsident der JuhEsÄh werden wird und ob das
a) den Bierpreis hochtreiben,
b) den Bierpreis senken oder
c) den böhmischen Brauereien völlig wurscht sein wird.

Dabei übersehen diese Leute aber, dass mit der Präsidentenwahl in den USA die Machtfrage noch nicht geklärt ist.
Sie wissen es nicht.
Das liegt daran, dass die wenigstens Menschen außerhalb des Einzugsgebiets des ol´ man river sich in Basketball auskennen. Genauer im amerikanischen Club-Basketball natürlich. Ähnlich wie beim Basketball gibt es auch im Kampf um die Macht in den USA die Eastern und die Western Conference. Und erst das Entscheidungsspiel zwischen den Gewinnern der beiden Conferences bringt den Pott.

Was Bush und Kerry da abliefern, ist unschwer als das übliche Getöse der Eastern Conference zu erkennen. Klar, der Präsident aus Texas gegen den Senator von der Ostküste. Schwerpunkt des Wahlkampfes liegt in Florida und Ohio. Nur die Red Sox treten in New York für ihren Senator an.
Solche Typen bekommen im Westen des Landes keine Schnitte. Hat die denn schon mal einer in einer richtigen Soap gesehen ?
Nicht so eine, wie sie jetzt von beiden Kandidaten ständig aufgeführt wird, sondern eine richtige, wo es darum geht, Bud oder Miller noch ein paar Cent mehr für die Werbeminute abverlangen zu können, um ein paar richtige Dollar zu machen. Wer traut diesen Typen überhaupt zu, ein paar richtige Dollar machen zu können ohne die Beziehungen der Frau oder von Vati.

Nein, nein, in der Western Conference wird anders gewählt. Nachdem Ronny tot ist, hat man dort lieber einen Österreicher an die Spitze gestellt als irgendeine nichtssagende Lusche vorzuschieben. Einen Österreicher, der sich als Terminator bereits öffentlich abreagiert hat und wunderbar zur Erziehung der Kinder taugt: "wenn du jetzt nicht brav ins Bett gehst, kommt der Onkel Schwarzeneggi und haut dir den Popo!"
Welches Kind, dass einmal Arnies Oberarme gesehen hat, würde da nicht sogleich ins Bettlein hupfen - so wie die Nichte von Kennedy es vorgemacht hat.
Zur Präsidentschaft sind Österreicher aber nicht zugelassen - hätten die Deutschen besser auch mal so festgeschrieben.
Also hat die Western Conference, wie immer seit Reagans Abgang, gegen den Kandidaten der Eastern Conference eine Flasche Wein aufgeboten. Denn darin sind sie dem Osten haushoch überlegen: vom Weinmachen verstehen die in den alten Staaten rein gar nichts.

Und wieso kein Wein ? Stehen doch die beiden anderen Kandidaten hier für Öl und da der angeheiratete Vertreter des ursprünglichen Tomatenketchups - in der Hot-Version zugegebenermaßen auch der Favorit des Chronisten.

Und so beschränkt sich die Machtfrage in den Vereinigten Staaten nach den Wahlen in beiden Landesteilen auf die einfache Frage: amphora regina aut rex amphorae - auf deutsch: königliche Flasche oder König der Flaschen, oder auch die Wahl zwischen dem Imperium der Flaschen und einer Imperial.

(Was nach der letzten Präsidentenwahl geschehen ist, muss wohl nicht weiter ausgeführt werden.
Es sei pikanterweise nur hinzugefügt, dass die Gewinnerflasche der Western Conference eine Dominus Estate gewesen sein soll. George W. Bush habe nach seinem knappen Sieg gegen Gore in der Aufregung einfach die Flasche aufgemacht und in einem Zug ausgetrunken. Aus lauter Schrecken darüber habe er dann hinterher der nunmehr leeren Flasche das Regieren überlassen, während J.P. Moueix über die barbarische Trinksitte so empört gewesen sei ("was sich erlauben George"), dass er den Präsidenten - jetzt aber den französischen - davon abgehalten habe, mit der Flasche (leer) in den Krieg zu ziehen, was wiederum den George W. so aufgebracht hat, dass er auch das Olivenöl durch Erdöl ersetzen wollte (im Interesse seiner Familie) und nur durch seine neuen Freunde aus Spanien und Italien in letzter Minute davon abgehalten werden konnte).

Die eigentliche Wahl, die Wahl zwischen Flasche und Flasche also, findet nach alter Sitte 24 Stunden nach dem Ergebnis der beiden Regionalwahlen statt.
So muss denn auch die Western Conference am 2. November ihren Siegerwein gekürt haben. Und wie das in Amerika so zugeht, werden vorher Vorwahlen abgehalten - die Kandidaten der Parteien werden gekürt.

Wir verraten nicht, welche Partei an die Kölner Seilschaft herantrat, den Caucus durchzuführen, denn wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Der geneigte Leser mag sich aber selbst seinen Reim darauf machen, wer "die Krauts" zu Hilfe holt, um die durch einen Österreicher verursachte Schmach auszugleichen.

Auf alle Fälle, die Kölner Seilschaft wurde aufgefordert, den Herausforderer des Präsidenten zu wählen.

Natürlich führten wir einen Caucus und keine Primaries durch, soll heißen, die Wähler mussten eingetragene Mitglieder der Seilschaft sein, damit Sachverstand und nicht etwa eine eingesickerte Altbierfraktion die Wahl vollbrachte.
Außerdem achteten wir diesmal streng darauf, dass alle Teilnehmer von der richtigen Seite des Rheines kamen - also der Amerika zugewandten.
Trotzdem nahmen drei Neue an der Wahl teil, die sich allesamt als sehr kompetent erwiesen.

Nun ist uns Kölnern die Aufgabe als solche ja wohlvertraut.
Unsere Chronik zählt viele solcher Ereignisse.
Schließlich waren unsere Erzbischöfe seit Hildibold auch Kurfürsten, solange es noch Fürsten gab, die einen König küren konnten. Wobei eine Königswahl in der ältesten Republik seit Cäsar doch eine gewisse Pikanterie enthält.
Und so nimmt der Chronist seinen Griffel, schreibt als Datum den 23.Oktober MMIV A.D. und berichtet vom Vorwahlkampf der königlichen Weine aus der Western Conference der USA.

ABC - All but Chardonnay. Hatten wir die letzten 3 Jahre vor uns hingemurmelt und unsere Kinder gelehrt, dass man sowas wirklich nur zum Schreiben und Lesen lernen und nicht zum Trinken gebrauchen kann.
Was wäre aber eine Amerikaprobe ohne Chardonnay ?
Oder was an anderem weißem Wein könnte man dabei auf den Tisch stellen ?
Klar gibt es auch ein bisschen Sauvignon und selbst vor Riesling schreckt man nicht zurück. Aber wäre doch lachhaft, die in eine Amerikaprobe zu stellen.
Also: Chardonnay musste es sein und damit fing alles an:

1999er Carneros Chardonnay, Walter Schug, Carneros,
13,5% vol.Alk., ca. 15,00 Euro ??
Gelbgold. Holzvanille und Zitrus in der Nase. Am Gaumen kommen Birnen dazu. Erstaunlich viel Säure und der Zitruston lässt den Verdacht nach Aufsäuerung aufkommen. Der Wein ist ein Essenswein, nicht breit wie befürchtet. Kein schlechter Einstieg in die Probe.
14,5 - 15,0 Punkte.

2000er Laguna Ranch Chardonnay, E.&J. Gallo, Russian River / Sonoma,
14,5 % vol.Alk. ca. 20,00 Euro ??
Brillantes Gold. Recht verschlossene Nase nach exotischen Früchten und Holzfass. Exotische Zitrusfrüchte und Vanille am Gaumen. . Für 100% malolaktische Gärung mit 6,6 g/l viel Säure - auch im Geschmack. Gefälliger und etwas eleganter als der Vorgänger, aber weniger dicht.
Die Runde vergibt 14,0 -15,0 Punkte.

2000er Estate Chardonnay, E.&J.Gallo, Russian River / Sonoma,
14,65% vol.Alk, ca. 50,00 Euro:
Sattes Gold. Attraktives Bukett nach Birnen und Vanille, die sich auch im Mund wiederfinden. Ein voller runder Wein mit Dichte und Tiefe. Elegant. Noch zu jung. Sortentypisch.
Die Runde vergibt 16,0 - 17,0 Punkte.

Der letzte ist ja schon ein heißer Kandidat und 17 Punkte trauen wir weder Schorsch Dabbeljuh noch Dschonn Kärrie zu. Aber trotzdem: noch ein Weißer in dem Trio ?
Sollte sich der wahre Kandidat nicht deutlich absetzen, wo doch auch Condeleeza schon in der Versenkung verschwunden ist. Sollte es also nicht doch ein farbiger Kandidat sein ? Dazu ein Symbol des ursprünglichen Amerika ?
Klar, ein Roter muss es sein.

Als erste Kandidaten werden die Pinot noirs getestet.

1999er Carneros Pinot noir, Walter Schug, Carneros,
13,5% vol.Alk., ca. 16,00 Euro ??.
Purpur mit bräunlichem Rand. Kräftige Nase eines deutschen Spätburgunders. Etwas marmeladige Erdbeere und ein leichter Bitterton am Gaumen. Der Wein ist reif, recht süffig und wirklich eher einem deutschen Spätburgunder als einem Burgunder ähnlich.
14,0 - 14,5 Punkte.

1998er Oregon Premier Cuvée, Pinot noir, Archery Summit, Williamette Valley / Oregon,
13,5% vol.Alk. ca. 50,00 Euro:
schwärzliches Granatrot. Kräftiges Bukett nach würzigen schwarzen Beeren. Am Gaumen Cassismarmelade, die allerdings zum Frühstück auch beim Adlon bestehen könnte. Langer Abgang, volle Breitseite, klarer Gegenspieler des Heinz-Imperiums. Man muss so was mögen, aber schlecht ist es nicht.
15,5 - 16,5 Punkte.

1998er Bien Nacido Reserve Pinot Noir, Ojai Vineyards, Santa Barbara,
13,5% vol.Alk. 39,00 Euro:
granatrot. Kräftiges, nicht ganz sauberes Bukett nach Maulbeeren und Unterholz. Am Gaumen etwas undifferenzierte schwarze Frucht. Südliche Wuchtbrumme - man denkt, er hätte mehr Alkohol als angegeben. Wenig Eleganz, dafür dicht. Der Wein polarisiert:
13,5-14,0 Punkte hier (die Eleganzler) und 16,0 Punkte da (die wir-wollen-was-haben-fürs-Geld Trinker)

Vielleicht etwas zu mitteleuropäisch, zu elegant, sagen wir ruhig: zu französisch. Auch wenn wir die Vorbehalte gegen die feigen Franzosen nicht teilen, wollen wir doch auf die noch unentschiedenen potentiellen Bush-Wähler Rücksicht nehmen und greifen deshalb lieber auf italienische Wurzeln auf. Primitivo, der sich in Amerika ähnlich zum Zinfandel gemausert hat wie die Mafia zur Cosa Nostra. Und hat die Mafia nicht schon Frank Sinatra groß gemacht ? So kann sie vielleicht auch einen Präsidenten machen:

1999er Frei Ranch Zinfandel, E.& J. Gallo, Dry Creek Valley / Sonoma,
15,1% vol. Alk, ca. 20,00 Euro
: opakes Schwarz. Kräftige Nase nach Schlehen, Maulbeere und Brombeere. Am Gaumen eher Brombeer, Teer und Schwarzkirsche mit etwas alkoholischer Note. Voller, kräftiger Wein mit langem Abgang. Für seine Dichte und Kraft aber gut trinkbar, macht nicht sofort satt. Olli könnte eine Flasche davon wegputzen. Trotzdem war eine Umstellung zu den Pinots notwendig.
Die Runde vergibt recht einheitlich 15,5-16,0 Punkte.

1999er Lytton Springs (70% Zinfandel + Petite Sirah, Carignan und Mourvedre), Ridge Vineyards, Dry Creek Valley / Sonoma,
14,5% vol. Alk, 37,- Euro:
satte schwärzliche Farbe mit lila Rand. Reiches Bukett nach Eukalyptus, Minze und schwarzen Beeren. Im Mund Johannisbeere und Maulbeeren, dazu etwas Alkohol. Langer Nachhall, schön balancierte Tannine und Frucht. Viel Eleganz und Tiefe, meint die Mehrheit und vergibt
16,5 -17,5 Punkte.
Der Minderheit, die vom Wein vorher träumt, ist der Wein zu alkoholisch: 15,0 Punkte.

Na ja, nicht schlecht, die italo-amerikano Fraktion. Aber der Lytton Springs, der den weißen Chardonnay noch übertreffen könnte, ist umstritten.
Also geht die Kandidatensuche weiter.

Merlot gilt als Damenwein. Und immerhin sind etwas über 50% der WählerInnen Frauen, wenn auch nicht unbedingt Damen. Ein überzeugender Frauenwein, der auch noch einen kleinen Prozentsatz der Männer gewinnen könnte (zumindest den schwulen Anteil) wäre doch mehrheitsfähig.

1996er Merlot, Voss Vineyards, Napa Valley,
13,0% vol. Alk., 18,00 Euro:
purpur mit Orangetönen. Kräftige Brombeernase. Brombeeren auch im Mund. Der Wein ist reif und vielleicht auch schon etwas zu alt. Zwar ein typischer Merlot, aber recht einfach gestrickt. Dabei irgendwie harsch wirkend. Kein Damenwein, meint auch die Rebläusin als einzige Dame in der Runde.
14,0 Punkte

1995er Alluvium Red (75% Merlot + 20% Cab.S.), Beringer Vineyards, Knights Valley / Sonoma,
14,0% vol. Alk. ca. 25,00 Euro:
schwärzlich. Kräftige Nase nach Brombeer und Pferd. Am Gaumen außer der Brombeere noch eine Mischung sanfter Gewürze. Langer Nachhall. Runder, saftiger Wein mit Eleganz und Delikatesse. Schön gereift, macht viel Freude.
Einheitliche 16,0-16,5 Punkte.

Obwohl mit Beringer nun wirklicher amerikanischer Hochadel im Rennen war - schließlich ist es eins der drei kalifornischen Weingüter, die die Prohibition überstanden haben (durch die mehr Reben geköpft wurden als Aristokratenhälse während der jakobinischen Schreckensherrschaft) - fällt der Merlot doch ein wenig hinter den Chardonnay und Zinfandel zurück und scheidet als Kandidat damit leider aus - allerdings nicht unehrenhaft.

Außenseiter haben ihre Chancen, wenn das Volk eigentlich überhaupt nichts mehr will außer was anderem. Das wäre einen Versuch wert:

Der Pirat:
schwärzlich. Attraktives Bukett nach Brombeer, Eukalyptus und Lakritzen. Im Mund Eukalyptus, Teer und schwarze Beeren. Langer Nachhall, schöne Säuren, viel Saft. Neben Dichte und Tiefe großer Nuancenreichtum. Finessereich und elegant. Hervorragender eigenständiger Wein, der als spannendster Wein der Runde gelten darf.
Gewertet wurde 16,5 - 17,0 Punkte.
Getippt wurde auf Shiraz, Barbera und Nebbiolo. Dabei hatte der erste Tipp wenigstens den Namen für sich:
es war ein 1998er York Creek Petite Sirah, Ridge Vineyards, Spring Mountain / Napa Valley,
13,3% vol.Alk. ca. 25,- Euro ???

Ein ganz starker Kandidat also und der interessanteste von allen. Aber die Mehrheit der Runde traut sich trotzdem nicht ihn an die Spitze zu setzen.
Auch sie vertraut dem Althergebrachten noch zu sehr - wie viel muss noch passieren, um dies Vertrauen zu zerstören ?
Rhone Rangers - was machen berittene Sheriffs in Asterixens Lugdunum ? Aber ist Amerika nicht das Land des unbegrenzten Mischmaschs ? Testen wir also die amerikanische Syrah:

1998er EXP Syrah, R.H. Phillips, Yolo County / Sacramento,
14,5% vol.Alk., ca. 20,00 Euro:
schwärzlich. Kräftiges Bukett nach Pferdestall und schwarzen Beeren. Im Mund schwarze Beeren und etw. Alkohol. Ein samtig weicher, sauber und gefällig gemachter Wein, dem es etwas an Intensität und Länge fehlt. Ansonsten Echt superlecker, booäh.
14,5 - 16,0 Punkte.

1999er Bien Nacido Syrah, Ojai Vineyards, Santa Barbara,
13,5% vol.Alk., ca. 26,- Euro :
sattes Schwarz. Kräftige Eukalyptusnase. Am Gaumen dazu schwarze Beeren. Saftig und rund. Etwas sattmachend und eindimensional, dabei aber lang und konzentriert.
14,5 - 15,5 Punkte.

Lecker ja, aber kein ernstzunehmender Kandidat. Die Runde soll also geschlossen werden wie sie begonnen hat.
War der Chardonnay die eine Sorte, die Kalifornien berühmt gemacht hat, so ist der Cabernet die andere.
So sollen den die Cabernet Sauvignons die Reihe der Kandidaten abrunden:

1996er Estate Cabernet Sauvignon Stefani Vineyard, E. & J. Gallo, Dry Creek Valley / Sonoma,
14,7% vol.Alk. ca. 50,- Euro:
opakes Schwarz. Kräftige Nase nach Johannisbeermarmelade. Im Mund eher Brombeermarmelade. Langer Abgang, reicher barocker Wein. Für einen Cabernet atypisch dick. Zu was will der getrunken sein ?
Die Mehrheit gibt ihm aber trotzdem 17,5 - 18,0 Punkte, nur der Chronist geizt mit 16,0 Punkten.

1995er Santa Cruz Mountain Cabernet Sauvignon, Ridge Vineyards, North Central Coast,
12,7% vol. Alk., ca. 25,- Euro:
schwärzlich. Attraktive Cassis-Nase. Diese Frucht auch im Mund. Typischer Cabernet, saftig, rund, lecker mit etwas Tiefe. Hat es gegenüber dem Vorgänger natürlich schwer.
14,5 - 16,0 Punkte.

1996er Cabernet Sauvignon, Forman Vineyards, Howell Mountain / Napa Valley,
13,0% vol.Alk., ca. 30,- Euro:
schwarzlila. Attraktives Bukett nach Cassis und Lakritz. Cassis und verschiedene Gewürze auch am Gaumen. Langer Nachhall, saftiger, süffiger Wein. Delikat und elegant meint die eine Hälfte und vergibt
16,0 Punkte.
Breit und wenig differenziert nörgelt die andere und wertet 14,5 Punkte.
Da muss die Flasche oben besser gereift sein als unten.

1997er Napa Valley Cabernet Sauvignon, Shafer, Stags Leap and Oak Knoll / Napa Valley,
14,0% vol.Alk., ca. 50,- Euro:
sattes granatrot. Attraktive Nase nach Cassis und Gewürzen aus dem Würzregal. Johannisbeere am Gaumen. Viel Eleganz, Tiefe und Saft, Intensität und Finesse. Der leckerste Wein des Abends sagen die meisten und vergeben
17,0 - 18,0 Punkte.
Nur eine Minderheit bleibt mit 16,0 darunter.

Der Chronist hätte ja den Piraten zum Kandidaten gekürt. Damit wäre die USA sofort zum Mars geflogen.
Eine Minderheit hätte den Shafer bevorzugt, um mit Finesse aus dem Irak-Schlamassel herauszukommen.
Aber die Mehrheit entscheidet wie immer - und Aufgabe des Chronisten ist, getreulich aufzuschreiben, was sich zugetragen und aller eigener Meinung sich zu enthalten.

So rühren wir denn die Werbetrommel für die Wahl der Kölner Seilschaft.
Und so hat das Großkapital wieder einmal gewonnen:
Gina Gallo macht das Rennen mit ihrem roten Estate Cabernet und wird mit ihrem Chardonnay wahrscheinlich auch noch den Vizepräsidenten stellen.
Millionen Reben gegen Millionen Barrel Erdöl und Millionen Flaschen Ketchup.
Wer wird gewinnen ?

Quo vadis, Amerika ?
Mal ehrlich, Amerikaner: wollt Ihr einen Präsidenten , der eisern spart und Euch gar nichts mehr gönnt außer Ketchup ?
Oder wollt Ihr dieses Phänomen von einem Präsidenten, der als bekennender Antialkoholiker innerhalb von 4 Jahren 700 Milliarden Dollar Schulden machte, was selbst dem größten Suffkopp bisher nicht gelungen ist ?
(und nichts habt ihr gehabt von all dem schönen Geld, das so verballert worden ist. Da wäre selbst die Bewässerung der südirakische Wüste mit reinem Opus One billiger gekommen und für Euch und die Iraker wahrscheinlich auch nutzvoller gewesen).

Oder wollt Ihr Euren Reichtum und Euren unbegrenzten Kreditrahmen nutzen, die Weinkeller der Welt zu füllen und damit endgültig die Überlegenheit des amerikanischen System zu demonstrieren und die Herzen der Menschen zu gewinnen.
Erinnert die Muslime an Hafiz. Schenkt jedem Menschen auf der Welt fünf Kisten guten Cabernets pro Jahr - und Ihr werdet Osama bin Laden binnen dreier guter Jahrgänge ausgetrocknet haben !
Ist sich der Chronist der Kölner Seilschaft sicher.

Wolfgang Martin