Fronsac-Probe 22.5.2004
zusammengestellt von Andreas Bach;

Protokoll von Dominik Ziller;



Wer sich vor die Herausforderung gestellt sieht, ein Protokoll zu einer Probe der Koelner Seilschaft zu schreiben, der weiss natuerlich, dass dies eine schwere, letztlich nur von Akademikern mit Doppelabschluss in Geschichte und Soziologie zu bewaeltigende Aufgabe ist.
Gaebe es einen Leitfaden, so stuende darin vermerkt, dass man auf jeden Fall off topic und moeglichst mit der zweiten Voelkerwanderung oder gleich bei Adam und Eva zu beginnen habe.

Ein Anfang mit Adam wuerde sich wohl nur bei einer Elsassprobe anbieten, der Kaefferkopf Riesling Grand Cru von J. B. Adam ist schliesslich nicht zu verachten.
Es geht aber nicht ums Elsass - und zu Eva weiss ich sowieso kein Weingut. Bleibt also die Voelkerwanderung. Da bin ich ebenfalls schwach auf der Brust, weil ich bei der ersten wie zweiten in der Schule gefehlt habe und mich nur noch dunkel an Epochen aus der Geschichte des Hochmittelalters erinnern kann, wo die Angelsachsen sich nicht etwas Sachsen, sondern das perfide Albion angelten und 1066 mal eben - Heidewitzka, Herr Kapitaen - mit ennem Bööötsche und den Worten "leck mich am Aermel, Kelte" ueber den Kanal zwischen der Petite und der Grande Bretagne setzten. Weswegen das okkupierte Albion beim Franzosen bis heute "Angleterre" heisst, also nix anderes als Angelland ist.

Heute angeln die britischen Sachsen aber nur noch den Fisch, den sie anschliessend in Minzsauce als Hochamt fuer masochistische Kulinariker auf den Tisch bringen.
Der Sachse von heute wohnt ja auch an anderer Stelle, naemlich im Osten der Republik im nach ihm benannten Sachsen, wo angeblich die schoenen Maedchen auf den Baeumen und die sauren Weine an den Reben wachsen. Ausserdem heisst er - seit es keine Strukturhilfen/Ost und damit keine Transferkohle mehr abzugreifen gibt - nicht mehr Angelsachse, sondern Quengelsachse.
Als solcher wandert er zunehmend gen Westen - was schwer zu erklaeren ist, da es einerseits immer heisst, er sei zu faul zum Arbeiten, der Ostler, andererseits die komparativ geringere Verfuegbarkeit von Arbeitsplaetzen an Elbe und Unstrut gegenueber Rhein und Ruhr immer wieder als Motiv fuer den Ortswechsel angegeben wird.

Ist natuerlich Quark, oder Kaese - auf jeden Fall ein Milchprodukt. Denn der wahre Grund fuer die Wanderung duerfte sein, dass der Sachse auf Hundert ist. Schneller durfte man auf den Transitstrecken ja ohnehin nicht fahren und mehr war aus den Trabis ja auch nicht herauszuholen, ausser bergab oder im freien Fall von der Ruegener Klippe.
Auf hundert isser also, der Sachse, und zwar weil Kalkofe, Dittrich, Engelke und Co. ihn in "der Wixxer" so veralbert haben, dass nun ein Rachefeldzug ansteht. Die Gurkentruppen aus dem Spreewald haben ihre Gewehre schon mit Hallorenkugeln durchgeladen (so hiess und heisst die Mozartkugel im Osten) und stehen bereits Vorpommern, nein, Quatsch, vor Pommern, und zwar Pommern an der Mosel.

Oder stimmt das auch alles wieder nicht und wandert der Sachse nach Westen, weil er die Nase voll hat von jenem Wein, der an den Ufern von Saale, Unstrut und Elbe waechst und bestenfalls als Sparwasser bezeichnet werden kann?
Dann doch lieber das Begruessungsgeld fuer den Rebensaft von Mosel, Rheingau oder Ahr verjubeln, wenngleich letztere beim Sachsen eher "Ohr" heisst und er sich den Regent und den Dornfelder dementsprechend hinters Ohr kippen muesste.
Nun gut, natuerlich hat niemand in der Koelner Seilschaft die Absicht eine Mauer zu errichten, vielmehr muessen die Zecher von der Rheinschiene auf diesen Ueberfall schlicht und einfach reagieren, indem sie ebenfalls nach Westen wandern.
Auch wenn es dort durchaus Mauern gibt, naemlich um die Weinberge, die dann Clos heissen und wo die Reben eine genauso geschlossene Gesellschaft bilden wuerden, wie dereinst "die Brueder und Schwestern in der DDR" (Hans Rosenthal).

Also "Go West". Aber verflixt nochmal, schon nach schlappen 1.100 Kilometern stossen wir auf den naechsten Sachsen, den Fronsac-hsen.

Der so heisst, weil der Sachse heimlicher Anstifter der Fronde war, damals, Sechzehnhundertblumenkohl, als der französische Adel gegen den minderjährigen König Front machte und sich zu erheben geruhte.
Und weil der Sachse nach gesunder Selbsteinschaetzung im wesentlichen Frondienste fuer den alles platt machenden Westler zu verrichten hat.
Erst recht fuer den Westler aus Gallien, der allerdings korrekt Ouestler (oder Ouessi? vergleiche auch "Ouessant, Ile de", was aber wieder in die Petite Bretagne zurueck fuehren wuerde) heisst und nicht nur kein Platt spricht, sondern wenn ueberhaupt Patois, noch in platten Bauten oder Plattenbauten wohnt und ausserdem zwar vieles aber sicher nicht alles platt macht.

Insbesondere sind die Weine der Fron-sachsen alles andere als flach.

Das hat die Seilschaft am 22. Mai erfahren duerfen, als der Ehrenfronsachse Andreas Bach uns mit 16 Rotweinen aus dem Merlotland Fronsac erfreute.
So begruessten die Koelner Freunde des Pomerol dessen kleine Brueder und Schwestern aus dem Osten, soll heissen vom rechten Ufer der Gironde.
Vom Pomerol hat der Fronsachse es sich ja schliesslich auch abgeschaut, reichlich Merlot in die Weinberge zu pflanzen und Weine mit hohen Fruchtigkeits- und, ja, liebe Genossinnen und Genossen, das darf ich hier auch einmal sagen, ebensohohem Leckerfaktor in die Weinwelt zu setzen.

Fuenf Weingueter waren mit je drei Jahrgaengen angetreten, uns dies zu beweisen. Den Anfang machte der Jahrgang 1999.

1. 1999er Chateau Les Trois Croix, Fronsac
Das Weingut steht im Besitz des technischen Direktors von Mouton-Rothschild, Patrick Leon und produziert etwa 80.000 Flaschen im Jahr, gezogen von rund 15 Hektar, auf denen zu 85 Prozent Merlot und zu 15 Prozent Cabernet Sauvignon stehen.
Eine kräftige Bordeauxnase brachte der Tropfen mit, durchaus nicht merlotlastig, sondern sehr ausbalanciert, fast könnte man meinen, er stammte aus dem Medoc - vielleicht bereitet er sich ja im Stillen darauf vor, rueber zu machen, ueber die Gironde.
Auch im Mund nicht unbedingt fruchtbetont und saftig, statt dessen Tannin, kräftig, präsent, aber schon relativ weich. Und dann - vor allem im Abgang - eine sehr ausgeprägte Bitternote, die nicht bei allen Seilschaftern gut ankam.
So geht das aber auch nicht - erst den Gaumen in Staatssicherheit wiegen und dann hinterruecks mit Hammer und Sichel sticheln.
Passt wahrscheinlich am besten zur Krusta und ist fuer die 12 Euro, die man im Intershop dafuer hinlegen muss, recht guenstig.
Die zunaechst ueberschwaenglich verteilten Punkte wurden angesichts der Qualitaet der folgenden Weine noch ein wenig nach unten revidiert, so dass am Ende 14 bis 15 Punkte und ein Ausreisser noch weiter nach oben zu Buche schlagen.


2. 1999er Chateau Barrabaque, Cuvee Prestige, Canon-Fronsac
Ein relativ kleines Gut oberhalb der Dordogne. Die Jahresproduktion von ca. 50.000 Flaschen stammt von 9 Hektar Rebfläche, die sich Merlot (70%), Cabernet Franc (20%) und Cabernet Sauvignon (10%) teilen.
In der Nase deutlich verschlossener, leicht kirschig, trotz geringeren Anteils staerker vom Merlot dominiert als der Trois Croix.
Das gibt sich aber nach einiger Zeit, dann entfaltet er sich naemlich, entwickelt einen feinen Cassiston, dazu eine interessante, nicht genau zu definierende Wuerze (wir hatten ja nichts, es gab ja nichts, wir kennen das nicht).
Am Gaumen fuer die meisten ein wenig blass, andere finden ihn aber sogar tiefer und saftiger als den Vorgaenger, vor allem weil er nicht diesen Bitterton hat. Schoene Saeure, bleibt recht lange.
Den trinkt der Oibe (Offizier Im Besonderen Einsatz) nach gelungener Ueberfuehrung eines imperialistischen Agitators.
Etwa 16 Euro 14,5 bis 15,5 Punkte.


3. 1999er Chateau Moulin Haut Laroque, Fronsac
Das Weingut von Jean-Noel Herve erstreckt sich ueber 15 Hektar.
Darauf stehen 65 Prozent Merlot, 20 Prozent Cabernet Franc, 10 Prozent Cabernet Sauvignon und 5 Prozent Malbec.
In der Nase noch sehr verschlossen, würzige, herbe Noten, etwas Unterholz vielleicht.
Am Gaumen dann sehr schöne, saftige Frucht. Feste Struktur und so komplex wie Das Kapital. Deutliche Holznoten aber nicht uebertrieben hart. Etwas herbere Machart, klarer Fall von VEB.
Also jetzt nicht volkseigener Betrieb, das Zeug stammt ja schliesslich nicht aus einer Genossenschaft, sondern Vinifikation En Barrique.
Sehr typischer, kraeftiger Bordeaux, der im Glas noch ueber etliche Minuten immer weiter zulegt, mit etwas Bitterschokolade - gar nicht unbedingt eine Merlotbombe, sehr ausgewogen wirkend.
Kostet an die 20 Euro und war uns 15,5 bis 16 Punkte wert.


4. 1999er Chateau Fontenil, Fronsac
Ein Gut im Besitz des Starönologen Michel Rolland, neun Hektar Fläche, 90 Prozent Merlot, 10 Prozent Cabernet Sauvignon und ein Liebling von Parker, Hachette, Bettane und Co.
Der 1999er hat eine vielschichtige Nase, fruchtig, aber auch mit stark schokoladigen und vanilligen Einschlaegen, ein Kessel Buntes eben.
Im Mund sehr reif, opulent, feine Säure, IM Rolland bespitzelt den Gaumen von allen Seiten, lediglich im Abgang bricht er doch spuerbar ab, ansonsten viel Schmelz, unheimlich ueppig im Anklang.
Viel Saft, schade, dass er am Schluss so in sich zusammen faellt wie die Wirtschaft der DDR nach der Wiedervereinigung.
Trotzdem 16,5 Punkte, was bei 22 Euro schon sehr beachtlich ist.


5. 1999er Chateau Haut Carles, Cuvee Prestige, Fronsac
Eines der aeltesten Weingueter der Appellation. Acht Hektar, 25-30.000 Flaschen Jahresproduktion, 95 Prozent Merlot, 5 Prozent Cabernet Franc.
"Mmmh", da leuchten die Augen meines Tischnachbarn, das ist eindeutig "Bueckware", also das, was er nur unter dem Ladentisch gibt und extra kostet.
Fruchtbetonte Nase, komplex am Gaumen, weiche, feine Tannine, gut eingebundenes, kraeftiges Holz, schoene Saeure, kraftvoller, langer Abgang mit viel Frucht, etwas bitterem Kakao und deutlicher Wuerze, sehr harmonisch!
Fuer die Mehrheit der beste Wein des Flight, als haette eine Jahresendfluegelfigur ueber die Seele gepinkelt!
Eine qualifizierte Minderheit zog allerdings doch den etwas eleganteren Vorgaenger vor.
Je nach Quelle 20 bis 25 Euro, 16 bis 17 Punkte.


6. 1996er Chateau Fontenil, Fronsac
Bevor es in die zweite Fuenferrunde mit dem 2000er Jahrgang ging, wurde erst noch ein etwas gereifterer Wein aus dem 1996er Jahrgang eingeschoben.
In der Nase rund, insgesamt aber eher zurueckhaltend, mit leichten Roestaromen und wenig Frucht.
Deutlich weniger opulent als der 1999er.
Im Mund deutlich kraeftiger als in der Nase, eine Spur marmeladig vielleicht, aber sehr harmonisch, ausserordentlich rund.
Nach einiger Zeit stellte sich leider ein leichter Gummiton ein, der nicht alle begeistern konnte.
Fuer einige war den Wein schon leicht ueber den Hoehepunkt, andere trauten ihm eine Auferstehung aus Ruinen durchaus zu.
Da bildete sich zwar kein echtes Schisma, aber doch eine gewisse Mauer in den Kroepfen.
15 bis 16,5 Punkte, fuer rund 21 Euro noch erhaeltlich.


7. 2000er Chateau Les Trois Croix, Fronsac
Hier war sich das Koelner Kollektiv schnell einig und stimmte der Einschätzung des Vorsitzenden des Seilschafts-ZK (Zecherkombinat) hurtig zu:
Kein Wein, wo ich gross drueber diskutieren wuerde.
Dass dann natuerlich doch diskutiert wurde, muss ich wohl nicht weiter betonen, schliesslich lebt der Rheinlaender auf der westlichen Seite des Limes und haben wir begriffen, dass nur aus These und Antithese je Auslese werden kann.
In der Nase eher erdig, fast ein wenig dumpfer Schweiss.
Feste Tannine, schoene Fruchtsuesse im Mund, ein leichter Bitterton auch hier, ganz wie beim 1999er, allerdings (noch?) ueberlagert von der Primaerfrucht.
Wahrscheinlich ist dem imperialistischen Agitpropjournalisten Parker zuzustimmen - ein Wein, der frueh getrunken werden sollte.
Viel Extrakt, viel Koerper, fuer die meisten deutlich besser als der 1999er.
Ca. 15 Euro, 14,4 bis 15,5 Punkte.


8. 2000er Chateau Barrabaque, Cuvee Prestige, Canon-Fronsac
Erdige Wuerze in der Nase, kurzzeitig von einer etwas schweissigen Note ueberlagert, wie sie unter den Perlonhemden aus der Kaufhalle schon einmal zustande kommen kann. Das gibt sich aber wieder.
Dann vielschichtig, wirkt noch sehr unterentwickelt, macht zu wie einst der Vopo bei Dreilinden.
Erkennbar schon die schoene Saeure, auch die gute Laenge und die Tannine, die sicher recht weich und samtig werden.
Es fehlt aber an Fruchtsuesse, auch gegenueber den Jahrgangskollegen, da ist eher Schokolade wahrzunehmen.
Elegant und rund aber ohne den ganz grossen Druck und die opulente Fuelle am Gaumen.
Je nach Quelle fuer 20 bis 25 Euro zu haben, 15 bis 16 Punkte.


9. 2000er Chateau Moulin Haut Laroque, Fronsac
Noch ein Wein aus der Abteilung FDJ (Fronsac de Jeunesse) mit viel kraftvoller, erdiger Wuerze in der Nase, ja sogar leichten Liebstoeckeltoenen. Dazu vanillige Kirsche, viel Holz und nach einiger Zeit eine etwas ueppigere Frucht.
Auch die 14 Prozent Alkohol sind deutlich wahrzunehmen, sowohl in der Nase als auch am Gaumen.
Es war im Kreise der Seilschaft keine Einigkeit zu erzielen, ob dies nicht ein Prozent zu viel und der Sprit nicht gut genug eingebunden waere.
Ansonsten aber kraftvoll, vielschichtig und dickfluessig. Der Stoff haette auch aus dem Priorat oder vielleicht gar Australien sein koennen.
In der geheimen Abstimmung ob nun zuviel oder gerade richtig viel Alkohol (schliesslich ist der Sachse, wenn er die Wahl hat, durchaus auch in der Lage, Ergebnisse von weit ueber 14 und nahe an 100 Prozent zu erreichen) zueckte eine knappe Mehrheit schon das rote Ampelmaennchen, waehrend eine Minderheit noch den gruenen Pfeil fuer Rechtsabbieger vor dem Rachenraum aufstellte.
Im Mund bei strenger Kritik eine Spur zu marmeladig, ansonsten einfach nur ein Kraftprotz, solides Tannin, gute Laenge, wenngleich er hinten heraus noch sehr verschlossen war und an den Papillen volksfrontal (vgl. "Fronde Nationale") abprallte.
Drei bis fuenf Jahre reifen lassen!
An die 20 Euro, zwischen 16 und 17 Punkten.


10. 2000er Chateau Fontenil, Fronsac
Weiche Nase, kraeftige (Grune-)Waldfruechte, Brombeere, schwarze Johannisbeere.
Auch im Mund viel Schmelz, schoene Fruchtsuesse, aber doch noch recht verschlossen und deutlich verhaltener als in der Nase.
Kraeftiger als der Barrabaque. Eine leichte Bitternote war durch die kraeftige Frucht und deren spuerbare Suesse gut abgepuffert.
Opulent, wenn auch nicht mit dem ganz grossen Druck unterwegs, vielleicht ein wenig SED (Sans Extrait Dopant).
Wegen des gesuchten Jahrgangs derzeit in Preishausse, irgendwo zwischen 24 und 35 Euro zu bekommen.
15,5 bis 17 Punkte, fuer einige absolut, fuer fast alle zumindest derzeit schwaecher als der preisguenstigere 1999er.


11. 2000er Chateau Haut Carles, Fronsac
In der Nase erst ein leichter Alkoholstich - kein Wunder bei 14 Prozent - dahinter dann eine sehr verschlossene Frucht, die sich auch im Mund erst noch ein Weilchen hinter dem antihedonistischen Schutzwall der Tannine versteckt.
Dann aber kommt sie - Fruchtsuesse pur, begleitet von fast monstroesem Schmelz, ein erkennbarer Langstreckenlaeufer, der blind mit jedem grossen St.-Emilion oder Pomerol zu verwechseln waere und ueber grosses Potenzial verfuegen duerfte.
Da kann man guten Gewissens den Fuenfjahresplan fassen, das Zeug erst 2009 wieder anzuruehren.
Nicht uebermerlotisiert, sondern sehr ausgeglichen wirkend.
(Arbeiter-)Klasse!
Oder, wie es der Franzose zu formulieren pflegt:
Ein Staatsratsvorsitzender sei, wer Schlechtes von diesem Wein denkt (Honi soit qui mal y pense).
Kostet zwischen 25 und 30 Euro und ist uns zwischen 16 und 17,5 Punkten wert.


12. 2001er Chateau Les Trois Croix, Fronsac
In der Nase sehr merlotlastig, fast neue Welt, wirkt ein wenig parfuemiert - Werner wuerde wahrscheinlich sagen "typische Aromatik polnischer Lesehelfer".
Im Mund zwar trinkreif, aber ziemlich eindimensional, eher ein Bordeaux der simpleren Art, etwas beliebig und mit dem schon bekannten und von uns nicht so sehr geschaetzten Bitterton am Ende.
Das kaufen die Jungpioniere bei HO.
Trotzdem, wie man das aus den neuen Laendern so kennt:
Wir jammern auf hohem Niveau, denn an die 14 Punkte duerfte der Wein trotzdem wert sein, einer zueckte sogar eine 15. Zwischen 13 und 15 Euro zu haben.


13. 2001er Chateau Barrabaque, Cuvee Prestige, Canon-Fronsac
Nase ein wenig verhalten, deutliche Wuerze und ein Hauch eher einfach gestrickte kirschige Frucht.
Im Mund ein Bitterfeld von Tanninen, lebt sehr vom Holz, braucht sicher noch Zeit.
Hinter den Bitterstoffen lugt nach einiger Zeit eine recht angenehme Frucht hervor.
Der Wein muss sich noch finden, wird aber mit Sicherheit hinter den Jahrgaengen 1999 und 2000 zurueckbleiben wie ein Wartburg hinter einem Porsche.
14 bis 15 Punkte, was bei 16 bis 24 Euro ein nicht so besonders gutes PLV bedeutet.


14. 2001er Chateau Moulin Haut Laroque, Fronsac
TCA, leider.
Hier haette man sich den Schraubverschluss - oder wie der Fronsachse sagt: Wendehals - doch sehr gewuenscht.
Da die Devise "Hinter dem Horizont geht's weiter" in Koeln nicht gilt und Versuche, Wein hinter dem Kork zu schmecken nach kurkoelnisch-kanonischem Recht mit harten Strafen bis hin zur Deportation nach Deutsch-Sibirien, also an den Werderaner Wachtelberg bewehrt sind, wars das dann auch zu diesem Wein.


15. 2001er Chateau Fontenil, Fronsac
Eingekochte Fruechte in der Nase, fast rosinig, manche wuerden kritisieren "marmeladig".
Im Mund sehr fruchtig, etwas leichter als die Weine aus 1999 und 2000.
Leider auch oberflaechlicher, also zwar das schoenste Gesicht des Suffzialismus, aber eben heimlich doch im ZK (Zentiskommittee) und entsprechend suessmarmeladig.
Trotzdem nicht unelegant und vor allem deutlich besser als die beiden TCA-freien Jahrgangskollegen (und erst recht als der Korker), weil voller am Gaumen, laenger, im Abgang noch sehr kraeftig und einheitlich.
Fuer die meisten bei guten 15 Punkten, fuer den einen oder anderen aber auch mehr, bis hin zur 17.
Kostet zur Zeit so um die 20 Euro.


16. 2001er Chateau Haut Carles, Fronsac
Kraeftige schwarze Waldfrucht fuellt den Riechkolben bis zum Anschlag.
Dazu leider auch ein deutlicher Alkoholstich, die 14 Volumenprozente lassen gruessen.
Im Mund wieder einmal weniger elegant als der Fontenil, eher die Brechstange bzw. der Mauerspecht am Gaumen.
Opulente, etwas marmeladige Frucht, tolle Fuelle, gute Tiefe, saftig und fein.
Der einzige 2001er der wirklich voll ueberzeugt, weil Haut Carles das einzige Gut ist, dass auch in diesem Jahr einen Wein erzeugt hat, der auf gleicher Augenhoehe mit den beiden anderen Jahrgaengen steht.
Zwischen 16 und 17+ Punkten und das fuer lediglich 20 Euro.


Summa summarum eine eindrucksvolle Samstagsdemonstration fuer ein hinter dem erzernen Vorhang des Massif Central viel zu sehr in Vergessenheit geratenes Anbaugebiet.

Mehr davon!!!

Gruss aus der Heldenstadt Koeln an alle Sachsen und Fronsachsen

Dominik, die Reblaus