Liebes Forum,
rechtzeitig vor der nächsten Probe, chronologisch korrekt sozusagen, folgt
hier das neueste Kapitel der Chronik der Kölner Seilschaft.
Auch wegen des
schlechten Wetters blieben wir zu Hause und beklagten unser Schicksal:
Niederzissen wer kennt Niederzissen ? Keiner ?
Adenauer wer kennt Adenauer ? Jeder !
Bester Deutscher soll er sein, meint das Volk. Das Volk wohnt mehrheitlich
rechtsrheinisch. Das Volk kennt den Alten gar nicht. Denn Rhöndorf ist zwar
auch rechtsrheinisch, aber da hat er uns ja schon verraten. Uns, uns
Kölsche, und wir kennen den Alten.
Früher, da war er mal unser
Bürgermeister
und hat die Mülheimer Brücke gebaut. Und den Grüngürtel mitsamt dem
Aachener
Weiher, in dem mein Sohn sein ferngesteuertes Motorboot verloren hat.
Hat
den Hitler nicht gegrüßt und dann tausend Jahre nachgedacht, was er nach
dem
Hitler machen würde.
Und was hat er nach dem Hitler gemacht ?
Uns Kölschen
verraten. Zusammen mit den Düsseldorfern ! Nä, nä, uns bester Deutscher ist
ne Frau und heißt Agrippina. Nur der Schramma, der Fritz, der könnte
vielleicht, wenn er denn, wenn er denn....
Vor zweitausend Jahren war das anders.
Keiner kannte Adenauer, aber jeder
Niederzissen.
Und es ging nicht um das schönste deutsche, sondern um das
schönste römische Dorf in unserem Wettbewerb.
Von Niederzissen aus
beherrscht man das Vinxtbachtal. Und das Vinxtbachtal war die Grenze
zwischen dem lieblichen Germania inferior (Untergermanien) und dem wilden
Germania superior (Obergermanien oder auch Waldgermanien genannt). Also die
Grenze zwischen Nordrhein (und meinetwegen Westfalen) und Rheinland-Pfalz.
Oder besser: zwischen unserer Domstadt und der Stadt da oben (die zwar auch
einen Dom hat, aber das haben die wenigsten bemerkt) - die Grenze zwischen
Colonia Claudia Ara Agrippinensis und Mogontiacum, Köln und Mainz, den
Hauptstädten der beiden römischen Provinzen.
So war das bei Augustus, bei Nero, bei Hadrian, bei Diokletian, bei
Konstantin, bei Theoderich, bei Chlodewig, bei den Karls, bei den Ottos,
bei
den Heinrichs und bei Napoleum.
Und dann kam die CDU und hat uns betrogen
... und das gleich zweimal !
Irgendwie war der Alte nur Machtmensch. Und anscheinend mochte er keinen
Wein. Er wollte nur die Hauptstadt zu Fuß erreichbar. Um ihn herum
sozusagen. Und mochte keinen Wein.
Frankfurt war auserkoren, die neue
Hauptstadt der Republik zu werden. Hätte sie mal werden sollen, wär sie ja
heute doch nicht mehr. War ihm aber zu weit. Hat er verhindert, der Alte.
Mit Bestechung. Auf unsere Kosten.
Hat den Düsseldorfern versprochen,
Landeshauptstadt zu werden statt.
Alle Römer haben sich im Grab
umgedreht
Düsseldorf, Hauptstadt der Provincia Germania inferior ! Noch nicht mal
mehr
Neuss oder Xanten oder Nimwegen !
Die Düsseldorfer konnten die Totenschädel
der Römer natürlich nicht mit den Zähnen knirschen hören, haben sie doch
nur
Neandertaler zu bieten und waren eigentlich längst ausgestorben.
Die Pfälzer hätte der Alte eigentlich nur darauf aufmerksam machen sollen,
dass da was Hessisches Bundeshauptstadt werden sollte.
Hätte doch gereicht,
die auf seine Seite zu ziehen.
Aber nein, er wollte sicher gehen. Und
verschenkte unseren Wein !
Er verschiebt also die Grenze zwischen Mainz und Düsseldorf vom
Vinxtbachtal
nach Norden, an den Nordrand der Eifel, an den Rand der Köln-Bonner Bucht.
Und das heißt: vom Vinxtbachtal über das Ahrtal in gar kein Tal mehr. Zu
den
Zuckerrübenfeldern, mit denen wir unseren Wein so schön aufpeppen könnten,
wenn wir ihn denn noch hätten.
Karies haben wir alle, seitdem wir unseren
Zucker roh oder als Kamelle essen müssen.
Und wir müssen höhnisch das
Landeswappen von Rheinland Pfalz, das Mainzer Siegel, passieren lassen,
wenn wir auf der 61 hinter dem Meckenheimer Kreuz endlich in unser
angestammtes Weinland fahren wollen das Ahrtal !
An der Ahr hat Willi Ostermann das Lied geschrieben " ich mööch zo Foß noh
Kölle jonn !"
Als er beim Wein den Depressiven bekam und die Domtürme wegen
des Vorgebirges nicht mehr sehen konnte.
(Die Ahr ist so ungefähr das
Weiteste, von wo aus man noch zu Fuß nach Köln gehen könnte, obwohl auch
von
hier die Elektrische bequemer ist und vielleicht der Schaffner auch nicht
immer richtig hinguckt für die Fahrkarte kriegt man nämlich mittlerweile
schon einen erstklassigen Spätburgunder).
Wegen Bonn, wegen Bonn hat der Alte uns Niedergermanen auf 3 Winzer
reduziert.
Der eine aus Rhöndorf, der andere aus Königswinter und der
letzte
aus Oberdollendorf müssen sich nun die schönen Medaillen der
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen teilen, um die doch Meyer-Näkel ,
der Deutzerhof, Jean Stodden, Adeneuer, Toni Nelles, der Burggarten und die
Mayschosser streiten könnten, wenn denn der Alte uns unser Weingebiet nicht
verschachert hätte.
Und sein Enkel, der Dicke aus Oggersheim, hat es dann auf die Spitze
getrieben: hat uns die Hauptstadt weggenommen, aber die Ahr behalten (er
ist
Pfälzer, der Dicke).
Die Kölner Seilschaft fordert:
Keine 60 Jahr soll dieses Unrecht dauern !
Nachdem durch Gorbaschow und den 4 plus 2 die Normalität des deutschen
Landes wiederhergestellt wurde und der Reichstag wieder Reichstag ist,
fordern wir die sofortige Wiederherstellung auch der zweitausendjährigen
Normalität im Rheinland.
Erstens ist ab sofort Düsseldorf nicht mehr
Landeshauptstadt sondern Köln und zweitens wird Niederzissen wieder
Grenzstadt zwischen Köln und Mainz.
Der Vinxtbach soll uns künftig sauber
scheiden das Nordufer spricht Kölsch und sagt Alaaf, das Südufer
mainzelmännchend und schreit Helau.
Und Rotwein von der Ahr bekommt ihr
Mainzer nur gegen Moselriesling !
Die CDU könnte ja alles wieder gut machen, was sie uns angetan hat !
Wir
sammeln uns hinter der Fahne von Schrammas Fritze (unserem Bürgermeister,
CDU) und ziehen in den Kampf, wenn er uns denn führt !
Und wenn er ihn
führt, sei ihm gewiß, was wir dem Alten aus Rhöndorf (obwohl doch Kölner)
aus gutem Grund verweigert haben den Platz im Dom !
Bis aber Fritze sich entschieden hat, hat die Kölner Seilschaft schon mal
gehandelt und den Mainzern einfach unseren Wein von der Ahr weggekauft.
Und
diesmal keinen Düsseldorfer dazu eingeladen.
In den Katakomben unseres
Frischmarkts gab es Rote von der Ahr zu kosten, die uns Michael Herr
organisiert hatte.
Solange die Politik nicht handelt, handeln wir eben
selber. Wir holen unsere Weine wieder !
Womit die Seilschaft nur das macht,
was Plebs und Adel alle Jahre machen.
Getarnt als Kegeltour,
Männergesangverein, Frauenclub, Vatertagsgesellschaft oder Damenkränzch en
fahren die kölschen und bönnschen patriotischen Vereinigungen schon seit
Jahren an die Ahr und SAUFEN DEN MAINZERN DEN WEIN WEG !
Erst einmal gebührt allen beteiligten Winzern ein ganz großer Dank, die uns
allesamt so großzügig Proberabatt gaben, dass wir - trotz der hier vielfach
erwähnten Finanzmisere diese Probe ausrichten konnten ohne unsere
Familien
darben zu lassen.
In der Tat hatten wir nur etwa die Hälfte der
ausgeschriebenen Preise zu zahlen.
Michael hatte die Probe jahrgangsmäßig und als Vergleich zwischen drei
Großen (Stodden, Deutzerhof und Meyer-Näkel) sowie der Winzergenossenschaft
Mayschoß-Altenahr aufgebaut.
Von diesen Winzern stand im Normalfall jeweils
die Spitzencuvee des normalen Sortiments an. Dazwischen zwei Weine anderer
Erzeuger.
Diese Regie machte die Probe interessant und lehrreich, da hier
auch verschiedene Stile zum Verkosten kamen.
Aber hört selbst:
Jahrgang 2001 (Spätburgunder):
1.. JS, Spätburgunder QbA trocken, Jean Stodden, 13,5% vol Alk., 16,00
Euro:
sattes Granatrot. Sehr verhalten in der Nase, aber neben Himbeere
erscheint ein attraktiver Minzton. Am Gaumen Himbeere und recht bittere,
aber eher als fest einzustufende Tannine. Kraftvoller, kerniger Wein. Die
Frucht tritt hinter den Tanninen (noch) zurück, was für die Mehrheit Abzüge
bedeutet (wir bewerten kein Potential, sondern immer den Wein im jetzigen
Zustand) und 13,0 14,0 Punkte, für eine Minderheit um den Chronisten
herum
aber wegen der Festigkeit des Weines auch heute schon 14,5 15,0 Punkte
2.. Caspar C, Spätburgunder QbA trocken, Deutzerhof, 13,5% vol. Alk.,
18,00 Euro:
sattes Granatrot. Kräftiges Bukett nach Him- und Erdbeere.
Beide
Früchte mit einer Spur weißem Pfeffer auch im Mund. Der Wein ist runder,
geschmeidiger und entwickelter als sein Vorgänger. Der Saft bringt viel
Fruchtsüße mit sich. Es ist ein schöner, nicht anstrengender
"Schlabberwein"
auf hohem Niveau. Wie ein Bourgogne der leichteren Art, vielleicht aus
Santenay. Gefällt allen: 14,5 15,5 Punkte
Die nächste Flasche hatte einen stark oxidativen Geschmack.
Flaschenfehler ! Zum Glück waren wir in unserem geliebten Frischmarkt und
in
dessen Lager fand sich eine neue Flasche.
3.. "S", Spätburgunder QbA trocken, Meyer-Näkel, 14,0% vol.Alk., 27,00
Euro:
Schwarzrot. Kräftiges Waldbeerbukett. Süße Frucht und würzige
Lakritze
am Gaumen. Dicht und tief, voll und elegant, recht harmonisch für das
Alter.
Selbst die Reblaus sonst als Näkel-Nörgler bekannt- sieht sich zu Lob
genötigt und die Runde vergibt einheitlich 16,0 Punkte
4.. Ponsart, Spätburgunder QbA trocken, WG Mayschoß-Altenahr, 13,0%
vol.Alk., 14,10 Euro:
Granatrot. Kräftiges Brombeeren in Nase und Mund.
Präsente Tannine, viel Kraft, gut gelungener Holzeinsatz. Der Wein braucht
sich hinter den Vorgängern nicht zu verstecken, gibt aber trotzdem Anlass
zu
unterschiedlichen Wertungen: hier findet ihn eine Minderheit etwas kurz
(13,5 Punkte) dort stellt ihn eine andere Minderheit fast auf die Stufe des
Vorgängers (15,5 - 16,0 Punkte). Der Mehrheit gefällt der Wein und sie gibt
14,5 15,0 Punkte
Schon ein formidabler Einstieg mit Weinen, die bis auf den ersten schon
gut trinkbar waren. Stoddens Wein braucht dagegen noch eindeutig Zeit. Der
Meyer-Näkel gewinnt, kostet aber auch einen Zehner mehr als die anderen
Weine.
Fürs nächste Jahr hat Michael die Rebsorte und den Stodden
ausgewechselt
:
Jahrgang 2000 (Frühburgunder):
5.. Alpha & Omega , Frühburgunder QbA trocken, Deutzerhof, 13,0%
vol.Alk., 22,00 Euro: granatrot. Kräftige Nase nach Waldbeeren und
Kräutern.
Waldbeeren, etwas Minze und eingebundenes Holz im Geschmack. Runder,
voller,
würziger Wein mit Tiefe. Die Mehrheit wertet 15,5 - 16,0 Punkte, einer
Minderheit ist der Wein nur nett und kurz: 14,5 Punkte.
6.. Frühburgunder QbA trocken, Meyer-Näkel, 13,5% vol.Alk., 17,00 Euro:
granatrot. Reiches Bukett nach süßen Früchten. Süße Brombeere und Gewürze
am
Gaumen. Saftiger , kraftvoller Wein mit präsenten Tanninen. Hat mehr Holz
als der Vorgänger, was ihm etwas größere Würze verleiht. Die Runde wertet
einheitlich 15,5 Punkte.
7.. Neuenahrer Sonnenberg, Frühburgunder QbA trocken, Wg. Burggarten,
13,5% vol.Alk. 12,90 Euro:
schwarzrot. Kräftige Nase nach Waldbeeren und
ein
wenig Pferd (allerdings nur hinter den Ohren gerochen). Waldbeeren,
Fruchtsüße und Kräuter im Mund. Ein runder Wein, ein würziger Wein und ein
dichter Wein. "Wenn er meiner Frau schmeckt, mach ich gleich die zweite
Flasche auf" gibt die allgemeine Stimmung der Runde wieder und mit einem
sehr guten PLV bekommt der Wein 15,5 16,5 Punkte.
8.. Frühburgunder QbA trocken, Goldener DLG-Preis, WG
Mayschoss-Altenahr, 13,5% vol.Alk, 14,90 Euro:
schwärzlich. Reiches Bukett
nach schwarzen Johannisbeeren, im Mund dagegen eher Blaubeeren. Präsente
Tannine, ein fester Wein. Aber nicht soviel Fleisch wie die Vorgänger und
auch einfacher gestrickt. Eher breit als tief. Die Runde vergibt 14,0-14,5
Punkte.
Bei der Frühburgunderrunde sahen wir also einen Außenseiter vorne,
wobei
wir allerdings wohl nicht alleine stehen.
Zurück geht es zu Spätburgundern und zum Jahrgang 1999. Wobei die Regie
den Außenseiter jetzt doch nach vorne stellt, weil sie Zweifel in dessen
Qualität hat.
Jahrgang 1999 (Spätburgunder):
9.. Spätburgunder QbA trocken, Staatliche Weinbaudomäne Marienthal,
13,0% vol.Alk, 10,50 Euro:
granatrot. Kräftige Nase nach Brombeeren, am
Gaumen eher gekochte Johannisbeere. Eher magerer Körper, wenig Säure,
einfach gestrickt. Die Mehrheit findet diesen Wein richtiggehend schlecht
(10,5 12,5 Punkte), eine Minderheit erinnert sich an den Ahrdurchschnitt
und vergibt milder 13,5 Punkte.
10.. JS, Spätburgunder QbA trocken, Jean Stodden, 13,0% vol.Alk., 17,00
Euro:
sattes schwarzrot. Kräftige Nase nach Maggi, Waldboden,
Bourgogne-Art.
Cassis und kräftige, feste Tannine im Mund. Voller, rassiger, tiefer Wein,
der die Runde aber polarisiert: die einen finden ihn noch sehr tanninbetont
und damit verschlossen (13,0 Punkte), die anderen nennen dies charaktervoll
(16,0 Punkte). Dazwischen alle Variationen, wobei die Mehrheit wohl bei
15,0
Punkten liegt.
11.. Caspar C, Spätburgunder QbA trocken, Deutzerhof, 13,0% vol.Alk.,
20,00 Euro:
granatrot. Eher verhaltene Nase nach Blüten und Cassis.
Erdbeere
am Gaumen. Nachhaltiger, süffiger, geschmeidiger Wein. Mittelsaftig und
lecker. Wieder ein Wein der leichteren Bourgogne-Art und ein Gegegnstück
zum
Vorgänger. So wird er ziemlich andersherum bewertet: 14,5 16,0 Punkte.
12.. Dernauer Pfarrwingert, Spätburgunder Auslese trocken, Meyer-Näkel,
14,0% vol.Alk., 30,00 Euro:
sattes schwarzrot. Reiches Bukett nach Lakritz
und Brombeere. Tee, Schokolade und konzentrierte Würze in der Nase. Dieser
Wein hat noch Entwicklungspotential. Sehr langer Abgang, präsente Tannine
und Säuren, dabei aber doch abgerundet. Ein dichter, kraftvoller Wein. Eine
Minderheit bemäkelt zuviel Alkohol (14,5 15,5 Punkte), aber die Mehrheit
greift in die vollen: 16,5- 18,0 Punkte.
13.. Ponsart Goldkapsel, Spätburgunder QbA trocken, Goldener Preis der
DLG, WG Mayschoss-Altenahr, 13,5% vol.Alk., 16,50 Euro:
granatrot mit
Orangetönen. Kräftige fruchtsüße Himbeernase. Süße Brombeeren im Mund. Der
Wein ist auf den Punkt reif. Langer Nachhall, milde Säuren und Tannine,
Tiefe und Delikatesse. So der Kontrast zum Stodden, gefällt der Wein
allgemein: 16,0-17,0 Punkte.
Vielleicht die interessanteste Runde des Abends, nachdem der staatliche
Wein getrunken war.
Hier konnte jeder seinen Liebling finden: den kantigen
Stodden, den erdbeerigen Deutzerhof, den reif-geschmeidigen Ponsart.
Zum
Gewinner muss natürlich gesagt werden, dass der Dernauer Pfarrwingert
sowohl
preislich wie auch in der Systematik der Weingüter eine Klasse höher liegt
(der "S" wäre der Vergleichswein gewesen).
Die 1998er ließen wir bereits getrunken sein und gingen gleich zum
Spitzenjahrgang der 90er Jahre über:
Jahrgang 1997 (Spätburgunder):
14.. JS, Spätburgunder, QbA trocken, Jean Stodden, 13,0% vol. Alk., ca.
17,00 Euro:
sattes granatrot mit bräunlichem Rand. Reiches, attraktives
Bukett nach Walderde, Unterholz und Pilzen. Am Gaumen nicht ausgereifte
Erdbeere, Rhabarber und Kräuter. Langer Nachhall. Der Wein hat Tiefe und
Charakter. Der Wein ist reif und für viele so, wie sie sich die jüngere n
Weine des Erzeugers positiv vorstellen können. Recht einheitlich 15,5
17,0
Punkte.
15.. Dernauer Pfarrwingert, Spätburgunder Auslese trocken, Meyer-Näkel,
13,5% vol. Alk., ca. 30,00 Euro:
sattes, schwärzliches Grantarot. Reiches,
attraktives Bukett nach Lakritz und Brombeer. Lakritz, Schoko, Cassis im
Mund. Saftiger, runder Wein mit Tiefe. Reif. Einheitlich 16,0 16,5 Punkte.
16.. Ponsart, Spätburgunder QbA trocken, WG Mayschoss-Altenahr, 13,0%
vol. Alk., ca. 15,00 Euro:
purpurrot. Kräftige Nase nach süßen Brombeeren,
Champignons und Lakritz, die auch am Gaumen wiederzufinden sind. Runder,
dichter Wein, der etwas flacher als seine Vorgänger ist, aber sehr gefällt.
14,5 15,5 Punkte.
Und es wird noch älter:
17.. 1995er Ponsart, Spätburgunder QbA trocken, WG Mayschoss-Altenahr,
12,5% vol.Alk., ca. 15,00 Euro:
das feurige Rot eines alten Burgunders.
Attraktive Nase nach Tee, der sich mit süßem Altershonig auch im Mund
findet. Sehr langer Nachhall. Die Frucht verliert sich langsam, dafür
besticht die Eleganz und Rundheit des Weins. Es war die erste Spitzencuvee
der WG: Hut ab, für diesen Erstling. Nur eine Minderheit geizt mit 14,5
Punkten, die anderen werten 15,5 16,0 Punkte.
18.. 1994er JS, Spätburgunder QbA trocken, Jean Stodden, 13,0%
vol.Alk.,
ca. 17,00 Euro:
ziegelrot, deutlich gealtert. Kräftiges Teebukett. Süßer
Tee
und Cassis am Gaumen. Ein runder, fester Wein, der zwar ein wenig
fortgeschritten ist, sich aber nicht verstecken muß. Je nachdem, wie
Alterstöne geliebt werden: 13,0 14,5 Punkte.
Und nun war es vorbei mit der offiziellen roten Herrlichkeit von der
Ahr. Weil wir nun mal Naschkatzen sind und nicht meinen, dass jeder
Riesling
unbedingt trocken ausgebaut werden muss (hallo Werner), hatte der Michael
dann zum Abschluss noch einen DLG Goldenen Preis Extra prämierten Weißen
auf
den Tisch gestellt:
19.. 2001er Mayschosser Laacherberg, Riesling Auslese, WG
Mayschoss-Altenahr, 10,5% vol.Alk., ca. 15,00 Euro für 0,5 l.:
gelb,
Kohlensäure. Kräftige Nase nach Zitrus, Pfirsich und Mineralien. Ähnliche
Aromen etwas pfirsichbetonter auch am Gaumen. Langer Nachhall, saftiger,
runder Wein. Nach den Roten zerfleddert die Runde in Diskussionen über la
Schiffer, Till Eulenspiegel, Madonna (mit den Veilchen), und den VfB
Stuttgart. Deshalb allein die Wertung des Chronisten: 15,5 Punkte.
Peter Pan oder welcher Schrecken der Meere erschrickt Wendy am meisten
?
Die späte Stunde der Piraten ! Wegen Diskussion über la Blümlein, Uwe
Wallachbauer, die schwarze Madonna und FSV Mainz 05 wieder nur die
Grauenpunkte des Chronisten.
a) Capitain Hook oder der blödeste Versuch, Wendy zu erschrecken (per
Rebsorte):
20.. 1998er Dornfelder QbA trocken, Deutzerhof, 13,0% vol.Alk., ca.
12,50 Euro :
schwarzlila. Tintenbukett, Brombeermarmelade im Mund.
Süffiger,
fester Wein. Sicher einer der besten jemals getrunkenen Dornfelder, aber
immer noch Dornfelder und deshalb nur für das Maul des Krokodils geeignet.
13,5 Punkte.
b) the Hellcat Anne Bonney, die einst mit Mary Read und Calico Jack
(Rackham) Wendy in der Karibik erschreckte:
21.. 2000er Bourgogne rouge, AC Bourgogne, Anne Gros (Vosne-Romanee),
ca. 19,00 Euro:
purpur. Kräftige Nase nach Erdbeer und Himbeere. Erdbeer und
Brombeer im Mund. Nachhaltiger, runder und saftiger Wein, dicht,
geschmeidig, präsente Tannine. So reif und alles, was ein Burgunder
braucht.
Das bei einem einfachen Bourgogne, aber aufgeklärt wissen wir, dass dieser
Schrecken der Meere nur Premier Cru Beeren zusammenklaubt. 15,0 Punkte.
c) Capitain Silver oder der Versuch, Wendy aus den eigenen Reihen zu
erschrecken.
22.. 1998er Spätburgunder QbA trocken, Bernhard Huber, Malterdingen
(Baden), 13,5% vol.Alk., ca. 27,00 Euro:
unfiltriertes Schwarz. Attraktives
Bukett nach süßen Himbeeren. Brombeere am Gaumen, reif. Saftiger, runder,
dichter Wein. Hat vielleicht nicht ganz soviel Charakter wie die Ahrweine,
hält aber mit. 15,0 Punkte.
Und während sich die Runde in Diskussion über the Moss, Karl Kreuzbergson,
Madonna in den Trümmern und Yurdumspor Köln erging, konnte der Chronist in
aller Ruhe sein Fazit ziehen:
>
Die drei Großen stellen sich als drei Stilisten heraus:
die ernsthaften,
sehr lagerfähigen Burgunder Stoddens, die leichtere, fruchtigere
Burgunderart des Deutzerhofs und schließlich die "Ahrweinart" des
Meyer-Näkel.
Damit kann sich jeder Weinfreund seinen eigenen Favoriten
suchen und die drei ergänzen einander aufs beste.
Jeder der drei kann in
der
Klasse der Bourgogne-Burgunder mitspielen, die seinen Preisen entsprechen -
Grand Cru Preise sind hier wohl nicht durchsetzbar Grand Cru Niveau zwar
noch nicht erreicht, aber vielleicht nicht unmöglich.
Die Mayschoss-Altenahrer erstaunen als Genossenschaft immer wieder. Während
sie sich bei den ganz einfachen Weinen immer noch bei den Kegelclubs
orientieren, machen sie oben drauf wirklich gutes Zeugs. Und haltbar ist es
auch, wie der 95er Ponsart zeigt. Hut ab, wenn auch noch ein wenig hinter
den 3 Großen.
Der Burggarten Frühburgunder war ein echte Entdeckung das
Weingut sollte man sich merken.
Die staatliche Domäne soll verkauft
werden
kann man verstehen, denn Innovationen gehen nicht mehr aus von all diesen
Institutionen, die einst in Rheinland-Pfalz so wichtig waren.
Dem Chronisten hat es Spaß gemacht und er hat sich über die Art gefreut,
wie
Michael die Probe zusammengestellt hat.
Diesen Landstrich will wiederhaben
für sein schönes Kölle
Wolfgang Martin
PS: wir wären auch bereit, die Grenze nicht in der Mitte, sondern direkt am
Nordufer des Vinxtbaches zu ziehen und damit den Mainzern die Forellen zu
lassen. Dafür müßten sie dann das Stadtgebiet von Düsseldorf mit
übernehmen.
Die sagen sowieso Helau und die Mainzer hätten dann zwei Landtage.
Wäre
doch
was, Vater Beck ?