Sind Elbtal-Weine sexy? Gedenken an den Horrortag in ?

Liebes Forum, liebe Leser der Kölner Chronik,

Vielleicht ist die Überschrift einem ernsthaften Forum nicht ganz angemessen, aber unser Hein meint, in der Betreffzeile müsste gleich das Wichtigste stehen, weil so viele soviel gleich wegklicken und so die Chronik der Heldentaten unseres Heins die Massen nicht mehr erreicht. Zumindest seien die Kommentare in letzter Zeit arg rückläufig und hätten zur Rheingau ­ Probe sogar bei null gelegen. Was der Hein sagt ist Gesetz und Sex and Crime sells ! wobei der Sex wegen der Kinder eher verhalten zum Tragen kommen soll, aber Crime hat das Thema genug.

Niedergemetzelt hat er sie, abgeschlachtet, zwangsgetauft, Frauen und inder entführt. Karl meine ich. Nee, nee ­ nicht den lieben Dicken aus Wien sondern den Großen aus Aachen, der vor unserer Stadt den Hildebold traf, ihn zum Erzbischof machte und den ersten Dom bauen ließ. Karl der Sachsenschlächter, in dessen Reich Burgunder und Claret, Super-Tuscans und Barolo, Möselchen und Hock wuchsen. Wozu der nun unbedingt auch noch Saale-Unstrut und Sachsen haben wollte, ist der Geschichte bis heute ein Rätsel. Wobei doch schon Tiberius, nachdem er einmal vom Rheine an die Elbe vorgestoßen, dies Anbaugebiet als völlig ungeeignet für römische Kehlen gefunden hatte und wegen hinzukommender besonderer Aufsässigkeit der einheimischen Bevölkerung sich im Anschluss bei seinen deutschen Besitzungen auf die linksrheinischen Gebiete und Baden-Württemberg beschränkte ­ wer im Rheinland könnte das nicht nachvollziehen ? Wobei Tiberius wahrscheinlich die eine oder andere Rebe an Saale, Unstrut und Elbe verlor.

Na ja, zurück zur Metzelei ­ wie sie sich rächten, unsere Sachsen, ist bekannt. In vor-napoleonischer Erbschafts-Manier zersplitterten die Franken den schönen europäischen Weinbergsbesitz: Karl der Kahle durfte fortan den Bordeaux und Burgunder trinken (typisch: keine Haare auf dem Kopf, aber Chateau Latour saufen), Ludwig der Fromme Rheingau und Mosel zum Messwein machen (womit in Deutschland die Vorherrschaft des Weißweins eingeläutet wurde ­ macht nicht so viele Flecken auf dem Altartuch). Nur der Älteste bekam mit Lotharingien den miesen Teil der Partie ab, was ihn gelbgrün vor Neid eingeklemmt zwischen der Champagne Karls des Kahlen und dem Scharzhofberger Ludwigs (unter seinem Verwalter Egon Müller I.) zu einem verständlicherweise ziemlich unausstehlichen Zeitgenossen machte.

Nachdem so also die Franken sich selbst enterbt und nach ein paar unbedeutenden Interregni machten die Sachsen ­ einst so schmählich hingemetzelt ­ sich einfach selbst zum Kaiser. Und damit war es passiert: Saale-Unstrut und Sachsen wurden offiziell deutsche Weinanbaugebiete und durften sich fortan QbA nennen.

So ganz allerdings trauten die sächsischen Kaiser und ihre Nachfolger der einheimischen Winzerschaft nicht ­ wie ist es anders zu erklären, dass sie immer wieder über die Alpen nach Italien zogen, um sich Chianti und Barbaresco, Amarone und selbst in weiser Vorausschau des dort zu erwartenden Potential Negroamaro und Primitivo in Apulien sicherten. Worauf sie allerdings Krach mit dem Pabst bekamen, denn der wollte partout weiterhin alleine entscheiden, wer wo Kellermeister wird und wer nicht - er hatte wohl keine hohe Meinung von der sächsischen Winzerkunst.

Nachdem auch die sächsischen Kaisererben schließlich dem Schmäh der Österreicher erlegen waren und diese so viele Weinberge hatten, wie keiner zuvor (deshalb Hab ­ sburger, Rioja, Tokaji und Burgund wurden zusammen mit Mosel, Rheingau und eben Saale-Unstrut dem Kremstal angegliedert), entstand auf dürren Sandböden und Kartoffeläckern der große Durst. In einem kleinen Dorf namens Berlin kam ein feinsinninger Kerl mit Affinität zu französischem Champagner an die Macht, den seine Havelwinzer schier zur Verzweiflung trieben (was wir später werden nachvollziehen können). Mit gewalttätiger Tat versuchte dieser Mensch, der schon als Jüngling so alt aussah, dass alle Welt ihn nur den Alten Fritz nannte, nun der lieben Maria Theresia die Weinbaugebiete in Sachsen abzunehmen. Wohl darauf spekulierend, dass der Dame bei dem Weinbergbesitz die paar Rebflächen nun wirklich nicht viel ausmachen würden. Hatten die doch unter August dem Starken zwar einen Aufschwung erlebt, aber was soll einer, der König von Polen werden will, auch anderes tun, wenn er keinen Wodka mag. Maria Theresia aber hatte ja besten Tokajer, Sherry und edelsüßen Riesling zur Verfügung. Sieben Jahre wehrte sich die Österreicherin, dann ließ sie Fritze die Reben. Der musste erschöpft vom langen Kampfe damit zufrieden sein und erst seine Nachfolger wagten dann den Griff an Mosel und später an Rheingau und Pfalz, um sich schließlich mit dem Elsaß endgültig zu übernehmen und nach Holland ins weinfreie Exil vertrieben zu werden.

Natürlich schwand damit die Bedeutung unserer beiden Weinbaugebiete wieder recht stark, bis dann der österreichische Gefreite fertig mit seiner Katastrophe war und sich Saale-Unstrut und Sachsen auf einmal als einzige Weinbaugebiete im besseren Teil Deutschland wiederfanden. Leider versäumte dieser Staat der Nachfolger vom Geheimen Rat (der auch in Thüringen allerdings lieber Main- als Saalewein zu sich nahm) seine Überlegenheit des Sozialismus auch auf dem Gebiet der Trockenbeerenauslesen herauszustellen, was ihn sicherlich den historischen Sieg verkostet hat. Im Gegenteil äfften die Oberarbeiter und Oberbauern die westdeutschen Billigimporte aus Italien, dem Kosovo und Algerien durch die Einfuhr bulgarischer Plörre in die HO ­ Läden nach. Niemals war das Renomee der sächsischen Weine so hoch wie in den Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik ­ er war unerschwinglich.

Aber nun sind sie ja wieder zusammen, die deutschen Weinbaugebiete, und wir Nachfahren des Großen und Freunde des Dicken Karl aus der Domstadt könn en uns endlich selbst ein Bild davon machen, warum der Große damals solche Metzelei veranstalten ließ und ob die Qualität der Weine diese freche Tat in irgendeinster Weise rechtfertigen lässt.

Wobei ­ hier wird Chronistenblut in Wallung kommen halb vor Scham und halb vor Zorn mit seinen Zeitgenossen ­ historisch Interesse am Wo und Wie und Was auch in der Heiligen Stadt arg nachgelassen hat und mehr der Frage weicht, ob Pino Gritscho oder Prosecco zum Christopher Street Day das passendere Getränk wäre. So brauchte es zwei Versuche, die nötige Zahl Probanden für ein sachgerechtes Urteil zusammen zu bekommen. Und dazu die Aussicht auf Carbonada und frische Luft ­ denn schließlich wollte man dem schauerlichen Gemetzel nicht in den dunklen Katakomben unseres Frischmarktes gedenken. So traf sich denn im zweiten Anlauf die Seilschaft im Oberbergischen auf der Terrasse unseres Wolfgang Fassbender zum Grillen und während die Kinder wie jedes Jahr den weißen Teppich mit Holzkohle einschwärzten, die Halblauen am Nackenkotelett knabberten und manch einer auch ein Schwätzchen hielt, öffnete der harte Kern der Truppe ein Päckchen, dass uns dankenswerterweise Franz Norbert Pobbig aus Berlin gepackt hatte, und verpusemantuckelte 18 Fläschchen von Saale, Unstrut und aus Sachsen.


1.. Als Begrüßungstrunk ein Sekt von Norbert ausgesucht. Herkunft wird erstmal nicht verraten: strohgelb, gelber Apfel und Zitrus in Nase und Mund. Für einen Sekt ziemlich flache Säure, dadurch wenig prickelnd und ein wenig langweilig in allen Belangen. Rebsorte unbekannt, könnte aber durchaus Müller-Thurgau sein. Die Runde vergibt 11,5 ­ 12,5 Punkte.


2.. ebenfalls etikettenlos gemacht und von Norbert auch als "lebt vom Exotenbonus" gekennzeichnet, ein Müller-Thurgau als erster Stillwein: strohgelb, Muff und Zitrone in der Nase, am Gaumen dann glücklicherweise andersherum (Zitrone und Muff). Ein überaus schlichter Wein ohne viel Saft, Säure, Harmonie und Charakter. Recht rustikal. 10,5 bis 11,5 Punkte

Was uns Norbert hier eingepackt hat, waren 2 Weine, die zwar nach einem der beiden Probengebiete deklariert sind, aber weder von der Saale noch von der Unstrut sondern von der Havel stammen. Vor den Toren Berlins baut Werner Lindecke schon seit DDR-Zeiten auf mittlerweile 6 ha. Wein an und kann sie unter Werderaner Wachtelberg in der Straußwirtschaft und anderweitig quasi als Berliner Wein verkaufen. Die Preise liegen bei etwa 6,- Euro für den Müller und 9,- Euro für den Sekt. Der herrliche Blick über die Potsdamer Wald- und Seenlandschaft fehlt uns natürlich ­ aber wir sind glaube trotzdem ganz froh, die Ahr als Naherholungsgebiet zu besitzen, obwohl auch da manchmal gräußlicher Wein ausgeschenkt wird.


Wir blieben beim Weinbaugebiet Saale-Unstrut und beim Müller-Thurgau, wechseln aber von Brandenburg nach Thüringen und kamen zum ersten offen Wein der Probe:

3. 2001er Müller-Thurgau, QbA trocken, Weingut Bad Sulza, 6,- Euro:
helles Gelb, nicht unattraktives Zitronenbukett, Zitrus und gelber Apfel im Mund. Schöne lebendige Säuren, nicht allzu voll, ganz süffig. Ein ansprechender Wein, der 12,0 ­ 13,0 Punkte erhält.

Der erste Sachse und wie es sich für den Fluß gehört ein Elbling:

4. 2000er Elbling, QbA trocken, Schloß Proschwitz, 11,- Euro:
strohgelb, verhaltenes Bukett nach Stachelbeere. Am Gaumen grüne Früchte, anfangs deutliche Vanilletöne und Zitrus. Der Wein ist reif. Anfangs befremden die Vanilletöne, dann wird der Wein sortentypischer und recht lebendig ansprechend. 12,0 bis 13,0 Punkte

Der Chronist meinte, dagegen mal eine Errungenschaft vom Kölner Weinmarkt stellen zu müssen:

5. 2000er Nitteler Gipfel Elbling, QbA (Ober-)Mosel, Hellershof Zilliken, 12,5% vol.Alk, 20 g/l Restzucker, 6,.- Euro (das Erstlingswerk vom jungen Patrick Zilliken):
hellgelb, blumiges Stachelbeerbukett, zusammen mit dem typischen Heuaromen des 2000er auch im Mund. Die Mehrheit der Runde hält ihn für zu süß für einen Elbling und denkt nicht, dass dies der Rebsorten Zukunft ist. Er ist aber etwas voller und runder als der normale Elbling. Wir sehen ihn etwa auf dem Niveau des vorhergehenden Sachsen.

Radebeul kennen wir als Karl-May-Stadt. Das da auch Wein wächst, war uns bisher unbekannt, da ja auch die alte Schmetterhand kein Wort über etwaige Degustationen mit Winnetou verliert:

6. 2001er Radebeuler Lössnitz, Grauburgunder Kabinett trocken, Winzerhaus Matyas, 11,70 Euro:
der hellgelbe Wein besitzt ein blumiges Bukett nach Eierpflaumen und Zitrus. Am Gaumen exotische Früchte, Zitrus und ein Bitterton. Der Wein ist reif, hat recht lebendige Säuren, denen aber nicht genug Körper gegenübersteht. Die Meinungen über seine Typizit ät gehen auseinander: rebsorten untypisch bis durchaus Grauburgunder typisch, aber dünn. So recht anfreunden könne wir uns nicht damit und geben 11,5 ­ 12,0 Punkte. Was dem Hein den Kommentar entlockt: die gestalten ihre Preise nach dem Mittelwert der Punkte.

7. 2001er Meißner Klausenberg, Grauburgunder QbA trocken, Walter Schuh, 9,75 Euro:
strohgelb, blumiges Bukett nach exotischen Früchten und etwas Kloake (Schwefel). Im Mund gesellen sich würzige Töne zu den exotischen Früchten: mal als Pfeffer, mal als Weihrauch bezeichnet. Ein Stück saftiger und fester als der Vorgänger ­ mag durchaus am Aufzuckern liegen. 12,0 ­ 12,5 Punkte

8. 2000er Grauburgunder Kabinett trocken, Schloß Proschwitz, 14,- Euro:
sattes Gelbgold (etwas hochfarbig, wohl nicht nur am Rhein ein Zeichen für den 2000er). Honignase. Im Mund deutliche Botrytistöne mit Zitrus. Eher halbtrocken wirkend. Recht voll bei milden Säuren verdient der Wein Beachtung, ist aber nicht jedermanns Typ. Trotzdem der beset der 3 Grauburgunder: die Runde wertet 13,0 +

Nach den Grauen dann die Weißen, und immer noch nicht aus Burgund sondern aus Ostdeutschland:

9. 2001er Naumburger Steinmeister Weißburgunder Kabinett trocken, Weingut Herzer, 9,50 Euro: strohgelb, blumiges Bukett nach Stachelbeer und Karamellen. Im Mund dagegen recht neutral weinig und etwas Apfel. Mittlerer Körper, süffig, feste Struktur, ein Wein halt: 12,5 ­ 13,0 Punkte

10. 2001er Naumburger Paradies Weißburgunder QbA trocken, Weingut Kloster Pforta, 8,- Euro:
strohgelb. Nivea und Zitrus in der Nase, der Chronist entdeckt auch etwas Muff am Gaumen. Sehr markante Säuren für einen Burgunder, ansonsten findet die Runde aber Sortentypizität. Nur der Chronist hält den Vorgänger klar für gelungener: 13,0 Punkte (12,0)

11. 2001er Meißner Klausenberg Weißburgunder QbA trocken, Walter Schuh, 10,50 Euro:
blassgelb, Nivea und Stachelbeere in der Nase, neutral weinig im Mund. Nicht allzu langer Nachhall, süffig aber nicht mehr als gefällig, meint die Mehrheit der Runde und vergibt 11,0 ­ 12,0 Punkte. Eine Minderheit findet den Wein "nicht verkehrt" : 12,5 Punkte

12. 2001er Saalhäuser Weißer Burgunder Spätlese trocken, Weingut Kloster Pforta, 22,- Euro: strohgelb, blumiges Bukett nach exotischen Früchten. Im Mund diesselben und ein kleiner Bitterton, etwas Muff verfliegt. Süffiger mittelvoller Wein mit einiger Kraft und Dichte denkt die eine Hälfte und vergibt 13,5 ­ 14,0 Punkte. Die andere Hälfte findet den Wein unharmonisch: 11,5 Punkte. Nur beim Preis sind wir uns einig: da laachste dich kapott !

Nach den Grauen und den Weißen jetzt der Späte, der ja eigentlich Rot sein sollte:

13. 2000er Saalhäuser Spätburgunder QbA trocken, Weingut Kloster Pforta, 11,- Euro:
na ja, vielleicht kann man zu dieser blassen Farbe noch ziegelrot sagen. Das Bukett durchaus sortentypisch nach Himbeeren, aber recht plump parfümiert. Bittere Tannine sind der vorherrschende Eindruck am Gaumen, kurzer Nachhall, unharmonisch, rustikal, sehr schlicht. Sowas hat man vor 10 Jahren an der Ahr holländischen Touristen angedreht, die eitdem prompt weggeblieben sind. Das hat dann aber nur 3,- DM die Flasche gekostet. 11,0 ­ 11,5 Punkte.

Es folgt eine Spezialität aus Sachsen:

14. 2001er Goldriesling QbA trocken, Schloß Wackerbarth, 8,50 Euro:
blassgelb, blumiges, etwas parfümiertes Bukett nach Blüten. Diese finden sich mit etwas Nivea und Zitrus auch im Mund wieder. Der Abgang ist recht kurz, die Säuren sind mild und der Körper eher mager. Süffiger Wein, der den einen zu neutral und nichtssagend ist (12,0-12,5) von den anderen aber als angenehmer Zechwein tituliert wird (13,5 Punkte)

Angeblich hat der Goldriesling ja nichts mit dem Nur-Riesling zu tun. Bei uns aber schon, denn die Regie ging jetzt zu unserer Lieblingssorte über: Rheinriesling von der Elbe.

15. 2001er Großjenaer Blütengrund Riesling Kabinett trocken, Weingut Pawis, 11,- Euro:
dichtes Strohgelb. Kräftiges Bukett nach Blüten (Nomen est Omen) und etwas Nivea. Blüten, Zitrus, Nuss und ein kleiner, nicht störender Bitterton in der Nase. Frische lebendige Säuren, schlanke, aber saftige Art. Fester, geschmeidiger Wein und der erste, der allen richtig Freude macht: 13,5 ­ 14,0 Punkte

16. 2000er Meißner Kapitelberg Riesling Spätlese halbtrocken, incenz Richter, 11,50 Euro:
brillantes Gelb. In Nase und mund leider nur relativ einfache Töne nach Äpfeln und Nivea. Reif. Mittelsaftig, süffig, aber nicht mehr als ansprechend. Macht längst nicht soviel Spaß wie der Vorgänger. Wird zudem im Glas schwächer. 12,0 ­ 13,0 Punkte

Und fast zum Schluss kommen noch Aromasorten aus Sachsen:

17. 2000er Traminer QbA trocken, Walter Schuh, 11,50 Euro:
der gelbgoldene Wein duftet artig aber etwas parfümiert nach Rosen. Diese finden sich mit typischen Bitterton auch am Gaumen. Man kann dem Wein keinen offensichtlichen Mangel vorwerfen, aber begeistern kann er auch nicht. Einer vergibt 12,5 Punkte, für den Rest ist der Wein "Typisch, aber nicht schön" und 11,0-12,0 Punkte wert

18. 2001er Traminer Spätlese, Sächsische WG Meißen, 8,90 Euro:
gelb, unsaubere Nase mit Mufftönen. Diese leider auch im Mund und der Rosengeschmack kommt nur leicht dahinter zum Vorschein. Einfacher, gradliniger, schlichter Wein, der nicht viel Spaß macht. 11,0 ­ 12,0 Punkte

Und dann kam der Wein, der am meisten und am unverständlichsten polarisierte. Franz Norbert hatte hier das Etikett abgemacht. Wegen der Erklärung die Punkte zuerst. Die einen hielten den Wein für eine Weißburgunder Beerenauslese und fanden ihn unharmonisch: 12,0-12,5 Punkte. Die anderen hielten ihn für einen recht typischen edelsüßen Riesling aus einem Nicht-Schiefergebiet und recht gelungen dazu. 14,0 ­ 14,5 Punkte. Hier nur die Beschreibung des Chronisten, der zur zweiten Fraktion zählte:

19. 2000er Gosecker Dechantenberg Riesling Auslese, Weingut Kloster Pforta, 12,0 vol.Alk, Preis für die 0,5 l. Flasche ungewiß (da gesponsert von Franz Norbert), wird aber nach vorhergehenden Preisen auf 25,.- Euro geschätzt:
sattes Gold, blumige, recht attraktive Nase nach Botrytis und Zitrus ­ anfänglicher Muff verfliegt schnell. Im Mund Honig, Zitrus und ein leichter Bitterton. Recht langer Nachhall, lebendig milde Säuren, viel Saft. Geschmeidiger, recht dichter Wein.


So, das war´s. Für viele von uns die erste Begegnung mit Weinen von Saale, Unstrut, Havel und Elbe. Und leider denkt der Chronist auch, dass er und manch anderer der Seilschaft für die nächste große Begegnung doch einige Zeit warten wird. Wir wissen, dass uns Franz Norbert die Spitzen der beiden Anbaugebiete ins Paket gesteckt hat. Dafür waren die Weine allerdings sehr schwach. Nur ein Wein, der Riesling von Pawis, konnte alle überzeugen. Die Burgunder waren durch die Bank eher mäßig. Und das Experiment mit dem Rotwein bitten wir doch abzubrechen. Zumindest warten wir bis die Preise runter gehen: 22 Euro für eine Weißburgunder Spätlese: das bringt noch nicht einmal Armin Diehl fertig und hat das Niveau einer Riesling Auslese von Fritz Haag. Wenn dies wirklich nur durch hohe Entstehungskosten und geringe Erträge zu begründen ist, dann wünsche ich den Winzern ertragreichere Klone. Denn so wird das nichts und ob das Lokalkolorit bei dieser doch eher mäßigen Qualität auf Dauer ein anständiges Supermarksortiment in die Flucht schlägt ­ da hat so mancher seine Zweifel.

Wie auch der Chronist,
der sich jetzt vor dem Zorn der Saale-Unstrut ­ Sachsen Fans in den Urlaub verzieht.

PS: was den Sex angeht ­ eher Tote Hosen. Wobei der Pawis, ja den Pawis könnte man durchaus, also davor oder lieber danach, vielleicht nicht gerade mittendrin, aber doch mit den Blüten und so, hat doch was und zumindest Charme ­ ist aber der einzige.

Wolfgang Martin