Etwas Artenkunde vorweg: Während der gemeine Weinkölner (colonius
schlabberans vulgaris) sich in der Fauna durch ständiges oenopathisches
Appetenzverhalten und latente Genusssucht von anderen Arten deutlich
abhebt und insofern - von einigen Expeditionen ins Bierreich einmal
abgesehen - zu Recht als vinonologisches Beutetier ersten Ranges
verschrien ist, ist der Bewohner des fünften Kontinentes in der Regel
Känguruh und damit Beuteltier. Treffen die beiden nun irgendwo
zwischen Eifel und Ayers Rock aufeinander, so kann der gemeine
Weinkölner leicht einmal zum Tier werden, wenn das Känguruh nicht
sofort seinen Beutel öffnet und zur Beschwichtigung des Appetenten
einige Flaschen guten Weines hervorkramt, vorzugsweise aus Tralien, dem
Land der Flüssigmarmelade und der Syrahbomben.
Zu so einer Begegnung kam es am vergangenen Samstag in den Gewölben des
Zickuhr schen Weinparadieses. Erstaunlicherweise traf der Beutelträger
dabei nicht nur auf die bei jeder Feier anwesenden Sackträger, nein,
gleich fünf Damen hatten sich eingefunden, das fröhliche Vernichten
hochalkoholischer Kreszenzen mit ihrer Anwesenheit zu ehren. 1 Känguruh,
15 fröhliche Bacchanten, 17 Flaschen Syrah, das ist das Erfolgsrezept,
das die Kölner Gewerkschaft Rausch, Weine, Erden (Terroir) sehr zur
Nachahmung empfehlen möchte.
Hier die Probenfolge und unsere Eindrücke:
1. 2001er ADW Barossa Nova Shiraz - 13,5% Alkohol, 9,7 Euro:
Dass die Australier immer mit dem Kopf nach unten durch die Gegend
laufen, ist bekannt. Deshalb haben sie auch so eine rote Gesichtsfarbe,
denn das Blut fließt dabei natürlich in den Schädel. Ob die Weinflaschen
in Australien auch mit dem Kopf nach unten aufbewahrt werden, ist dem
Chronisten nicht bekannt. Es wäre zumindest eine Erklärung für die
besonders rote, besonders dunkle Farbe aller Weine des Abends. "Der
sieht ja aus wie ein Dornfelder", war dann auch der ebenso spontane wie
unqualifizierte Zwischenruf zum ersten Tropfen. Dichter an der Wahrheit
dann schon unser Gebietshein, der zu Protokoll gab " Das ist eher ein
Syrah als ein Shiraz". Stimmt, denn das Marmeladige blieb aus, auf das
wir uns so gefreut, bzw. vor dem wir uns ein wenig gegruselt hatten -
der Weinkölner ist übrigens durchaus zu ausreichendem Masochismus in der
Lage, beide Gefühle zu vereinen. Statt dessen bot der Wein rauchige
Noten, weniger Frucht denn erdige Töne, bei durchaus kräftiger Statur.
Ein echter Australier war er auch sonst nicht. Während solche nämlich -
siehe erneut das Känguruh - über verhältnismäßig große Nasen verfügen,
präsentierte er sich diesbezüglich eher wie Sven Ottke, außer etwas
Eukalyptus war da nicht viel. Auch im Abgang tat sich nicht viel,
schade, sonst wäre es ein richtig guter Wein gewesen. Dennoch ziemlich
einheitlich 13,5 Punkte von der Seilschaft.
2. 1999er Greg Norman Shiraz Limestone Coast - 13,5% Alkohol, 12,9
Euro
Dass es in Australien auch Haie gibt, ist bekannt. Manche tummeln sich
sogar auf dem Golfplatz - wie zum Beispiel Greg Norman. Irgendwann muss
er es aber zu albern gefunden haben, kleine weiße Kugeln mit langen
Hölzern durch die Prärie zu treiben und sich den ernsten Dingen des
Lebens zugewandt haben. Der Mann produziert inzwischen nämlich Wein. Ein
Zwischenrufer, dessen Identität nicht näher zu identifizieren war,
wollte zwar wissen, dass Norman die Trauben nicht selbst erzeuge,
sondern ausschließlich "zukaufe" und auch die Weinbereitung nicht selbst
durchführe, sondern den Wein "machen lasse". Das wurde jedoch vom
anwesenden Känguruh sofort energisch zurückgewiesen. Der Hai sei zwar
Beutetier und wisse auch, wo Parnevik den Most hole, bereite seinen Wein
jedoch aus eigenem Lesegut. Wie dem auch sei, der Tropfen gefiel, etwas
süße dunkle Kirsche in der Nase, mittelkräftige Frucht im Mund, sehr
harmonisch, lecker, ohne deswegen zu schnell satt zu machen, lediglich
im Abgang etwas zu alkoholisch wirkend und nicht ganz so lang, wie man
sich den Drive mit einem Holz eins gewünscht hätte. Dennoch: Eins unter
par - fast einheitlich 14 Punkte, von einem Seilschafter sogar 14,5.
3. 1998er Arrowfield Show Reserve Shiraz, Barossa Valley und Mc Laren
Vale - 14,5% Alkohol, ca. 15 Euro
Dass Alexander Marten aus Düsseldorf ein großzügiger Mensch ist, ist
bekannt. So hat er diesen und zwei andere Weine deutlich unter seinen
Ladenpreisen zur Verfügung gestellt, wofür die Kölner Seilschaft ebenso
dankt (daher auch der nur geschätzte Endversauferpreis), wie den anderen
Sponsoren für ihre Großzügigkeit. Weniger bekannt war den Seilschaftern
der Arrowfield. Vielleicht stieß er deswegen auf ein etwas geteiltes
Echo. Die dunkle fast tintige Farbe und eine Nase von kräftigem
Eukalyptus, viel schwarzer Johannisbeere, untermalt von einem Hauch
Zedernholz waren vielversprechend. Ebenso der Auftakt im Mund: kräftig,
körperreich, schöne dunkle Frucht, saftig und einfach nur gut. Doch dann
kam der Mann mit dem Tanninhammer und bolzte schon vor dem Abgang und in
diesem mit verschärfter Gewalt auf die armen Papillen und den geplagten
Gaumen ein. Grüne Tannine, also solche, die auch bei längerer Lagerung
nicht wirklich weicher werden, sondern bitter und adstringierend
bleiben. Schade, so war s für die meisten nur ein halber Wein. 12,5
bis 13 Punkte gab es dafür, ein wirklich abgehärteter Seilschafter, ein
echter Crocodile Dundee, ließ sich allerdings von den Tanninen nicht
beirren und zückte eine glatte 15.
4. 1999er Sandalford Shiraz Swan Valley, West Australia - 14,5%
Alkohol, ca. 15 Euro
Dass es im Swan Valley weder Schwäne, noch einen Schwanensee gibt, ist
bekannt. Vielleicht deswegen forderte dieser Wein keineswegs zu
Schwanengesängen heraus, sondern eher zu Hahnenschreien - "meiner ist
s, ich habe ihn zuerst entdeckt, ich will den Rest aus der Flasche
haben"! Denn, darüber bestand Einigkeit, bis zu diesem Zeitpunkt war es
der beste Tropfen der Probe und, wie sich später herausstellen sollte,
für einige blieb er das vom Preis-Leistungs-Verhältnis her auch bis
zum Schluss. Mein lieber Schwan, dachte man schon beim Blick auf die
tiefdunkelrote Farbe mit leicht violettem Einschlag. Auch die Nase ließ
Gutes schwanen - weniger die üppige Frucht stand im Mittelpunkt, als
Würznoten, Rauch und Kaffee. So auch im Mund, keine Fruchtbombe,
sondern ein sehr komplexer Tropfen, der ewig lang am Gaumen bleibt und
sich dabei immer wieder verändert. "Da passiert etwas" rief ein sonst
eher zurückhaltende Seilschafter mit ausgeprägtem Hang zu Plot und
Spannungsbogen spontan in die Runde - "in dem Wein steckt eine Menge."
Vor allem Nelken, dann aber auch wieder etwas Kakao, ein leichter
Kaffeeton, das alles sehr weich und gut verbunden. Auch ein Leckerwein,
irgendwie, aber doch schon eher für Individualisten. Jetzt optimal
gereift! Nur einer zückte eine sparsame 14, die anderen vergaben 14,5 und 15 Punkte.
5. 1999er Hoffmann s Shiraz Mc Laren Vale, 14,0% Alkohol, ca. 17 Euro
Dass McLaren auf eine eher schwache Saison zurück blickt, ist bekannt.
Motorschäden, Ausfälle, Probleme mit der Elektronik. So leider auch
dieser Wein, dessen Nase frappierend an eine durchgebrannte Märklin-Lok
erinnerte. Auch einen südfranzösischen Kuhstall oder ein totes Känguruh
wollten einige erkannt haben - und obwohl ich eigentlich ebenso
gewissenhaft bin wie unser Stammchronist, werde ich jetzt doch der
Versuchung widerstehen, mir ein Känguruh zu besorgen und es zu
zerdrücken, um dies zu verifizieren. Im Mund dann ein ganz anderer
Wein - statt Märklin gab es Naphtalin, ein muffiger Ton von
Mottenkugeln, erst später gesellen sich Gummi und "schleifende Kupplung"
eines McLaren hinzu, dennoch oder deswegen leider kein Renner. Wir
rätselten noch ein wenig, ob das an der Flasche liegen könnte, oder
ein generelles Problem dieses Weine ist und entschieden uns für 10,5 bis
11,5 Punkte, mit einem Ausreißer nach oben auf der 12.
6. 1999er Classic McLaren Shiraz McLarenvale, 14,5% Alkohol, 18 Euro
Dass McLaren früher besser war, ist bekannt. Insofern durften wir von
einem McLaren Classic, wenngleich aus demselben Jahr wie der Hoffmann
s deutlich mehr erwarten als von seinem Vorgänger. Dunkles, ins Blaue
spielendes Rot im Auge, eine schöne Frucht in der Nase, die ein wenig an
Likörkirschen erinnerte und dann, der "australischste" Wein im Mund. Der
Wein, der endlich unsere Vorurteile bestätigen sollte (tut das gut), als
erster und so ziemlich als einziger übrigens. Dicht, konzentriert,
extrem süße, üppige Frucht, Brombeeren, dabei kräftige Säure und gute
Länge, etwas marmeladig und sehr sättigend. Also kräftig, stark und dabei irgendwie langweilig - ganz klar: Mika Häkkinen in seinen besten Tagen (1999). Weitere sachdienliche Hinweise aus dem Seilschaftskreis: "Eindeutig: Pfefferminztee!" "Nein, Glühwein, wenn man keine Zeit gehabt
hat, ihn warm zu machen!" "Das gibt einen Einblick in australische Schreibtechniken, wenn denen mal die Tinte ausgeht, können die damit weiter schreiben..." Punkte gab es auch - 13,5 bis 14,5 - wobei der Preis insgesamt als etwas überhöht empfunden wurde.
7. 1997er Vasse Felix Margrete River Shiraz West Australia - 14,0% Alkohol, 28 Euro
Dass es in Australien häufig heftige Buschfeuer gibt, ist bekannt.
Insofern verwundert es nicht wirklich, wenn auch der eine oder andere
Wein etwas brandig wirkt. So auch unser nächster Delinquent, der mit
leuchtendem Rot, leicht ins Violette spielend, im Glas stand und schon
in der Nase recht alkohollastig wirkte. So dann auch am Gaumen, ein
klarer Fall für Wirkungstrinker, vor allem im Abgang tat der Wein
nichts, aber auch gar nichts, um zu verheimlichen, dass in ihm auch ein
wenig Alkohol steckte. "Eindimensional auf hohem Niveau" war ein
Etikett, dass man ihm umhängt, und das irgendwo auch an ihm kleben
blieb. Denn so verspielt und elegant, so schmelzig und weich er sich in
den ersten Sekunden im Mund zeigte, so neanderthalisch schwang er im
Abgang die Alkoholkeule, wenn dieses Bild aus dem Einzugsgebiet des
befreundeten Stammes der Düsseldorfer hier überhaupt zulässig ist.
Schade, wenn der etwas runder und ausgewogener wäre, hätte man ihn glatt
als großen Wein durchgehen lassen. So gab es wegen der Charmeoffensive
am Anfang immerhin noch 14 bis 15 Punkte.
8. 1996er Barletta Bros Clare Valley Shiraz, 14% Alkohol, um die 25 Euro
Dass große Koalitionen nur in Notzeiten funktionieren, ist bekannt. So
muss 1996 in Australien wohl ein Notstandsjahr gewesen sein, denn die
Farbe des Weines war ganz klar schwarz-rot. In der Nase dann etwas Minze
und deutliche Medizinalnoten, während im Mund Schwarztee dominierte.
Dabei zeigte sich der Wein als sehr dicht und mit guter Länge versehen,
jedoch schon ein wenig "entfruchtet". Einige empfanden ihn erst gar als
etwas bodenständig und rustikal am Gaumen, so eine Art Aboriginee. Muss
aber eine Aboriginee-Frau gewesen sein, vielleicht die berühmte Alice
Springs, denn je länger man ihn auf der Zunge hielt, desto weiblicher
und weicher wurde er. Starke aber feine und weiche Tannine. Ein Wein,
mit dem man sich eine Weile beschäftigen muss, wie mit der Kultur der
Aboriginees auch, dann lernt man ihn sogar noch leichter zu schätzen als
ein Buch von Bruce Chatwin und wandelt mit ihm auf den Traumpfaden durch
das Buschland Zentralaustraliens. 15 bis 16 Punkte für das kleine
Meisterwerk, von einem gab es sogar 16,5.
9. 1999er Torbreck The Steading, Barossa - 14,5% Alkohol, 25 Euro
Dass Trichloranisol der natürliche Feind von Beuteltieren und
Beutetieren ist, ist bekannt. Hier hat es wieder einmal zugeschlagen.
Sagten 13 der 15 Conbibanden. Zwei meinten, der Wein sei so und gehöre
so. Einer vertrat sogar die Auffassung, es handle sich um den bisher
besten Wein des Abends. Nun ja, es gibt Rebläuse und Steinläuse,
vielleicht gibt es ja auch Korkläuse und der Mann zählt zu dieser
Gattung, für die qualifizierte Mehrheit war es jedenfalls ein
eindeutiger Fall von Korkeichenkaltschale. Keine Punkte.
10. Pirat - 14% Alkohol, 13,5 Euro
Dass der Genuss hochalkoholischer Weine seine Spuren hinterlässt, ist
bekannt. So war es schon schwierig, dem Publikum klarzumachen, dass der
eigentlich mit der Startnummer elf auf der Liste geführte Pirat schon
als zehnter an den Start gehen würde. Nachdem dies und die neun
vorhergegangenen Weine bestens verinnerlicht waren, ging es ans
Probieren und ans fröhliche Raten. "Riecht wie ein typischer Pirat" war
noch die sachkundigste Äußerung. Zur Nase herrschte im übrigen wenig
Einigkeit - "riecht wie ein verwesender Pirat" (nein, auch einen solchen
werde ich nicht einkaufen und zerdrücken, um das zu verifizieren),
"riecht wie Koala-Kacke". Ja was denn nun? Etwas animalisch und nicht
unbedingt angenehm war die Nase, da stand fest. Im Mund dann ein ganz
klarer Fall, und da waren sich alle einig: "kein reiner Syrah!". Merlot
sei drin, ebenso Cabernet-Sauvignon. Und sehr jung sei das Ganze, mit
reichlich Bitterstoffen im Abgang. Letzteres blieb unbestritten, die
Sache mit dem Merlot und dem Cabernet allerdings... da hatte Fritz als
Pate des Piraten nur ein müdes Lächeln - nein, es war ein 2000er Enrique
Mendoza aus Alicante und natürlich 100% Syrah.
11. 1998er Rosemount Hill of Gold Mudgee Shiraz - 15% Alkohol, 25 Euro
Dass die Welt schlecht ist, ist bekannt. Dies gilt besonders für die
Weinwelt, also jetzt nicht das Blatt, sondern die Welt der Weinerzeuger
und Konsumenten, die sich trotz aller Appelle der Terroiristen und
fundamentalistischen Weintaliban nicht dazu herablassen wollen, auf die
Herstellung von Supermarktwein zu verzichten, um statt dessen
Super-Marken-Wein herzustellen. Also jetzt nicht aus den Marken in
Italien, sondern markig und mit viel Terroir, so eine runde Schaufel
Erde pro Pulle mindestens. Dann wäre endlich Schluss mit diesen
Massenerzeugnissen wie zum Beispiel mit diesen Marmeladenaustraliern,
die ja bekanntlich alle gleich schmecken und völlig austauschbar sind.
Ekelhaft das! Wirklich? Nein, es gibt sogar Australier mit Terroir. Sagt
unser Gastgeber, Fritz, der bewährte Seilschaftswirt. Und führt als
Beispiel den Mudgee Shiraz an. Tja, der Mann kennt sich aus. Das ist
wirklich ein Klassewein und ein echtes Individuum dazu.
Gut, natürlich muss gleich wieder einer der Seilschafter herumalbern und erklären,
angesichts der Farbe hätte man ebensogut einen Mont Blanc Füller
entkorken können (was ein Unsinn, wo doch jeder weiss, dass die Dinger
Schraubverschlüsse haben). Und so tintig, wie der im Glas steht, so
steht der auch im Mund - extrem dicht, voll, sehr sättigend. Gute Reife,
schön entwickelt, ein leichter Bitterton im Abgang macht ihn noch
interessanter. Schon irgendwo ein echter Klischee-Australier,
fruchtbetont, dicht und alkoholisch, mit brombeeriger Frucht und
überbordender Fülle bei sehr guter Länge. Aber dazu kommt eben noch
das gewisse Etwas. Etwas Boden, etwas erdig, etwas animalisch. So muss
Terroir schmecken - dann klappt s auch in der Nachtbar. Saftige 15 bis
16,5 Punkte gab es für den Tropfen.
12. 1999er Wild Duck Creek Springflat Shiraz, Barossa - 12,5% Alkohol,
35,5 Euro
Dass der bisher schlechteste Wein zumindest im Rahmen der rheinischen
Dialektik auch der bisher beste Wein sein kann, ist bekannt. Erst recht
in der zweiten Hälfte einer solchen Probe. Wo so Sprüche zu hören waren
wie "Das ist Australien für Moseltrinker". Nur weil der Wein "bloß" 12,5
Prozent hatte. Dabei duftete der doch so gut nach Rosmarin. Was ja auch
gut zur Wildente passen würde. Im Mund allerdings, da bereitete er
Probleme: "Das ist der mit Abstand schlechteste Wein der Probe", hieß
es, "penetrant ist der und auch noch unausgewogen dazu." Da Juristen
anwesend waren, gab es natürlich eine Gegenrede: "Von der Struktur her
ist das der schönste, differenzierteste Wein bisher. Nicht so konzentriert zwar, obwohl er sogar recht dicht wirkt, aber mit schönen Aromen von Nelken und mit feiner Süße, schlank, elegant und der erste Wein mit deutlichem Zukunftspotenzial, kommt toll im Glas." So landeten wir bei 15,5 bis 17 Punkte und verzeichneten eine abweichende Einzelmeinung von 13 Punkten.
13. 1996er Henschke Mount Edelstone - 13,5% Alkohol, 49 Euro
Dass man aus Fernet und Maggi einen tollen Cocktail mixen kann, ist bekannt. Dass man diesen aber nicht unbedingt für einen knappen Hundertmarkschein als Wein verscheuern sollte, ist zumindest bei der Firma Henschke weniger bekannt. Denn der Mount Edelstone war zwar von
der Nase her noch recht interessant, mit Räucherspeck und etwas Eukalyptus. Im Mund allerdings präsentierte er sich kurz und ohne jede Würze, mit einem Hauch Kaffee, viel Liebstöckel und viel
Kräuterlikör. Willkommen in der fruchtfreie Zone, Sie verlassen jetzt den marmeladig besetzten Sektor der Probe! Das wäre wohl ein Fall für den Zwangsumtausch, denn wir vermuten doch sehr stark (hoffen!) dass es ein Flaschenfehler war. Keine Punkte.
14. 2000er Reserve Shiraz Fox Creek McLarenvale - 14% Alkohol, 55 Euro
Dass es im Fuchsbau mächtig stinken kann, ist bekannt. Anders im Fox
Creek, der bezaubert die Nase geradezu, ein echter Charmebolzen, weich
und fein-duftig, mit üppigen Früchten, das macht Spaß. Und ähnlich geht
es im Mund zur Sache. Obwohl es wieder ein McLaren ist. Aber einer, der
den Schumis durchaus das Wasser, bzw. den Wein reichen könnte. Dicht und
konzentriert, ohne deswegen am Gaumen zu "verklumpen" oder in
irgendeiner Weise breit und marmeladig zu wirken. Tolle Fruchtsüße, im
Moment noch gepaart mit einer sehr kräftigen, leicht heraus stechenden
Säure, die sich angesichts der Jugend des Weines aber mit ziemlicher
Sicherheit noch sehr viel besser einbinden wird. Dabei ist das Zeug
schon jetzt so rund und saftig, dabei aber auch durchaus differenziert
und nicht nur ein Leckerwein. Der erste große Wein des Abends, zumindest
für die meisten. 16,5 bis 18 Punkte.
15. 1997er Penfolds Grange, Barossa - 14% Alkohol, ca. 260 Euro
Dass la Grange im Französischen "die Scheune" bedeutet, ist bekannt.
Dennoch hat der Grange mit Stall oder Bauernhof olfaktorisch nichts am
Hütchen. Vielmehr weist die Nase im Idealfall üppigste Fruchtnoten
auf, untermalt von würzige Tönen, manchmal auch etwas Lakritze. Wenn er
sich geöffnet hat jedenfalls. Das ist beim 1997er definitiv noch nicht
der Fall. Der Wein schlummerte trotz zehnstündiger Lüftung noch vor sich
hin wie ein Krokodil im Sumpfland oder ein Koala nach Genuss von einigen
Kilo Eukalyptusblättern. In der Nase bot er hauptsächlich Räuchernoten
an, nicht sehr üppig und nicht sehr differenziert. Im Mund dominierte
eine starke Brombeernote, die aber nicht darüber hinweg täuschen konnte,
dass der Kamerad zu Zeit kaum ansprechbar ist und vor allem auf Fragen
unserer Gaumen wenig Antwort geben mag.
Ein Ayers Rock, das steht fest, ein Monument, mit unendlich viel Körper und Masse, dennoch nicht für jeden der beste Wein des Abends. "Haut mich zur Zeit nicht vom Hocker" war ein Kommentar, dem sich einige anschließen wollten. Einigkeit dann aber wieder bezüglich des Alkohols - der war fast nicht zu spüren und besser eingebunden als bei allen anderen Weinen der Probe ("hat der
überhaupt Alkohol" fragte ein enttäuschter Wirkungstrinker). Der polarisierendste Wein des Abends, Einzelgebote von 14 und 16 Punkten wurden ebenso gehandelt wie eine 18 und zweimal eine 18,5 während die Mehrheit zwischen 16,5 und 17 Punkten vergab.
16. 1994er Eileen Hardy Shiraz - 14,5% Alkohol, 37,5 Euro
Dass es der Wein nach einem Spitzenwein von der Dramaturgie her zumeist
schwer hat, ist bekannt. Das muss aber nicht immer so sein. Siehe den
94er von Eileen Hardy. Der dem Grange gegenüber den Vorteil hatte, so
ungefähr bei der optimalen Trinkreife angekommen zu sein. So dass er von
der Tagesform her fast in der gleichen Klasse zu spielen in der Lage
war. Dennoch bestand Einigkeit, dass man ihm seine acht Jahre nicht
wirklich anmerke und er für sein Alter noch sehr jugendlich wirke. Ein
"schöner" Wein, konzentriert und sehr fein differenziert, trotz hohen
Extrakts und mächtiger Frucht nicht breit oder marmeladig. Vielleicht
etwas weniger Tiefe als der Grange, dafür aber eine nach wie vor sehr
präsente Säure, die ihn lebendig und frisch wirken lässt. 16,5 bis 17 Seilschaftspunkte.
17. 1999er Jasper Hill Shiraz "Georgias Paddock" Heathcote Victoria -
16% Alkohol, 55,5 Euro
Dass die Kölner Seilschaft ein Hort der Ernsthaftigkeit ist und auch am
Ende einer langen Probe noch in der Lage, einen Wein sachgerecht zu
würdigen, ist bekannt. Um dies exemplarisch zu beweisen hier eine
Zitatensammlung aus der Diskussion zum letzten Wein der Probe:
"Marmeladig", "Kirschkonfitüre", "alkoholisch", "Rumtopf", "schon
Marmelade, aber zumindest Frühstücksmarmelade im Adlon", "oioioi",
"keineswegs plump", "fetzt weg", "das ist ein Monster boaaah", "irgendwo
zwischen Amarone und Portwein", "üppigste Süße", "tres bien", "etwas
bitter, langer Abgang", "Alkohol und Süße halten sich die Waage", "zu
bitter", "läuft gut ab", "ausgewogen", "volle Mahlzeit". Tja, und das
kann man eigentlich irgendwie alles unterschreiben.
Das Känguruh jedenfalls hat es geschafft, die Kölner Beutetiere mit den Flaschen aus seinem Beutel sturmreif zu schießen. Jetzt brauchen wir zur Erfrischung erst einmal ein paar Bocksbeutel.
Dominik Ziller