Pitter stellt Südafrikas Weine vor

Im Text werden folgende Abkürzungen vorkommen:
RSA = Republik Südafrika,
VG = Veritas Goldmedaille (eine südafrikanische Weinverkostung),
VVG = Veritas Doppelgoldmedaille (wenn mehrere Jurymitglieder für Gold stimmen),
IWSC = International Wine & Spirits competition,
FZ = Frischmarkt Zickuhr.
FUB = Fegers Unterberger Weinhandlung
% = Alkoholgehalt in Vol%
GS = Gesamtsäure g/L
RS = Restzucker g/L
DM = Preis in alter Währung ;-)
PP = Platter Punkte: Platter ist der Weinführer für Südafrikanische Weine, 6 Fachleute testen für Ihn, gepunktet wird im 5 Punkte System.

KWSP= Kölner Weinforum Special Punkte, ca 20 Weinfreunde bewerten nach dem 20 Punktesystem, wobei meistens ein Punktebereich rauskommt, abweichende Einzelwertungen stehen in eckigen Klammern [x].


Am 10.11.2001 trafen sich die Kölner Weinnasen im Proberaum des Frischmarkt Zickuhr um von Pitter, unserem Experten und Händler, in die Welt der Weine Südafrikas eingeweiht zu werden.
Als wir dort um 16:00 Uhr eintrafen war bereits alles bestens vorbereitet, von manig- faltigen Unterlagen über die RSA und deren Wein bis hin zu den bereits obligatorischen Käse-Wurst-Creme-Platten des Frischmarktes.
Ich denke das nicht nur meine Wenigkeit sehr gespannt auf den Abend war vor allem da wieder einmal 25 Weine zur Verkostung anstanden (uff) und ich bis auf einen "Aller- welts" Sauvignon Blanc von Oude Kaap noch keine Erfahrung mit SA gemacht hatte.

Um es vorweg zu nehmen, die mittlerweile 26 Weine (Wolfgang Fassbender hatte noch einen Piraten mitgebracht) sind mir nie überdrüssig geworden und ich hatte auch nie das Gefühl von langweile. Zum einen lang es an den durch die Reihe guten Weinen, zum anderen natürlich an der absolut perfekten Darbietung von Pitter. Zu jedem Wein wusste er etwas zu berichten: Böden, Trauben, Lage und Geschichte des Weinguts, Klima, usw.
Generell erfuhren wir, das die südafrikanischen Rotweine bis zu 10 Jahren lagerfähig sind und das die Qualität in den letzten 5 Jahren ständig zugenommen hat. Nun, das werden wir ja schmecken.....

Begonnen wurde mit einem

1) Pongracz Sekt aus Pinot Noir und Chardonnay Trauben ohne Jahrgang, Westerncap: %=12,00 / GS=5,8 / RZ=10,8 / PP=4 / DM=27,00 / , KWSP=12,5 / VG:
mittels Flaschengärung hergestellt, sehr milde Nase, leicht nach Hefe. Im Mund milde fruchtige Töne, alles andere als trocken, mit angenehmer Perlage. Die Finesse fehlt etwas und der Sekt ist zu teuer, das "halbtrockene" hat mir gut gefallen.

2) 2000er Chenin Blanc von Van Zylshof aus Robertson: %=12,15 / GS=6,0 / RZ=2,8 / PP=3,5 / DM=9,50 / KWSP=12,5-14,0
von kalkreichen Böden, intensiv Grüngelb als Alltagsweinabfüllung gedacht schlägt dieser wegen des guten PLVs ein. Ein spritzig, frischer, voller Wein mit leichten Bittertönen maximal 2-3 Jahre zu lagern. Leckerer Sommerwein

3) 1998er Chenin Blanc Barrel Reserve von Old Vines aus Stellenbosch: %=13,00 / GS=6,5 / RZ=2,8 / PP=4 / DM=15,50 / KWSP=13,5-14,0
im Feinschmecker unter Top100 Weinen des Jahres gelistet schenkt ihm trotzdem niemand so recht Beachtung, verstehen wir nicht. Ein helles Goldgelb mit buttrigen Tönen aus dem Barrique, sonst recht zurückhaltende Nase. Im Mund voll und rund mit typischen Barriquenoten, Frucht und leichten Bienenwachstönen. Hat noch 2-3 Jahre vor sich.

4) 2001er Sauvignon Blanc von Thelema aus Stellenbosch: %=13,50 / GS=6,1 / RZ=2,1 / PP=4 / DM=30,00FZ / KWSP=14,0-15,0 [15,5]
hell in der Farbe, voll in der Nase, grasige Noten. Klassischer S.B. von höchster Qualität, auch im Mund würzig, kräftig, Stachelbeere und Heu mit langem Abgang. Wirkte ob der kürzlichen Abfüllung etwas unruhig. Diskutiert wurde ob der hohe Alkoholgehalt dem Wein nicht etwas schadet...

5) 1998er Chardonnay "Lesca" von De Wetshof aus Robertson: %=13,55 / GS=5,7 / RZ=2,1 / PP=4 / DM=22,00 / KWSP=13,0-14,0 [14,5]
Goldgelb, starke Barriquetöne in Nase und Mund, zuviel Holz für einige, für andere war das ganz ok so..., erinnert an Australien, auf jeden Fall typisch neue Welt. Die frucjt leidet definitiv und wirkt erschlagen, jedoch langer Abgang. Mehr als 1-2 Gläser davon sind schon schwer zu bewältigen....einer der beliebtesten Chardonnays in RSA.

6) 1999er Chardonnay von Slaley aus Stellenbosch: %=13,65 / GS=5,8 / RZ=3,2 / PP=3,5 / DM=26,00 / KWSP=15,0-16,0 [14,0] / VVG
Intensives Goldgelb läst auf starkes Holz schließen, war aber nicht so, denn dieser Wein hat nicht mehr Holz als der vorherige. Etwas Frische fehlt aber das Holz ist gut eingebunden, sehr ölig im Mund. Hat auch als Pirat auf Burgunderproben gut abgeschnitten

7) 1999er Semillon Reserve von Stellenzicht aus Stellenbosch: %=14,20 / GS=5,6 / RZ=2,4 / PP=4 / DM=28,00 / KWSP=14,0-15,5
Stellenzicht war eines der esrten Weingüter in RSA welches Semillion anbaute. Helles Goldgelb, viel Alkohol im Mund, nicht aber in der Nase. Leichtes, sehr schön einge-bundenes Barrique mit enormer Länge und schöner präsenter Säure, durchaus gelungen. Ein typischer RSA Stil mit viel Alkohol und Barriqueeinsatz.



wir gelangen nun zu den Rotweinen und beginnen mit Pinotage, einer Rebsorte die in der RSA entstanden ist. Bei der Züchtung wurde besonders viel Wert auf intensive Farbe, hohen Ertrag und Qualität gelegt.

8) 1999er Pinotage von Simonsig aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=5,7 / RZ=2,1 / PP=3,5 / DM=17,00 / KWSP=12-13,5 [11]
Wein lag nicht im Holzfass, Ledernoten in Nase und Mund, fruchtig in Richtung Pfaumen, im Abgang ein starker Bitterton, passt gut zu rauchigem Essen. Zitat: "Ein typischer Pinotage für nicht so gute!"

9) 1999er Pinotage Reserve von Clos Malverne aus Stellenbosch: %=13,55 / GS=5,8 / RZ=2,5 / PP=4 / DM=24,00 / KWSP=13,5-14,5
kleines Weingut, das sich auf Rotwein konzentriert: minimale animalische Noten neben Dörrobst, Früchte die nicht einfach zu bezeichnen sind, Medizinaltöne; im Abgang etwas schwach, leichte Bittertöne dabei

10) 1998er Pinotage von Kanonkop aus Stellenbosch: %=13,50 / GS=5,6 / RZ=2,8 / PP=5 / DM=38,00 FZ / KWSP=15,5-16,5 / VVG
mit evtl. 5% Merlotanteil der bekannteste und langlebigste Pinotage: Nase anders als bei den Vorgängern. Animalisch, Leder, erinnert stark an Burgunder oder Nebbiolos; im Mund Frucht neben Säure neben Ledertönen, bestimmt noch 10 Jahre Potential; einen echten Burgunder oder Nebbiolo aus dem Piemont sucht man für diesen Preis in der Qualität vergebens...

11) 1997er Pinotage/Merlot (60/40%) von Middelvlei aus Stellenbosch: %=12,50 / GS=5,8 / RZ=2,9 / PP=3 / DM=22,00 / KWSP=13,5-14,0 [13,0]
typische Bordeauxnoten, der Pinotage geht etwas unter, deutlich Merlotbetont, im Mund charmant; ein toller einfacher Trinkwein, lecker; in Bordeaux wird für diesen Preis lange zu suchen sein...

12) 1997er Merlot von Veenwouden aus Paarl: %=13,00 / GS=5,7 / 2,1 / PP=4,5 / DM=43,00FZ / KWSP=16,5 [15,0] [17,0] / Gold IWSC
in der Nase "tanninig" eben typisch Merlot, vielleicht noch etwas rau; im Mund dafür Extraklasse rund und harmonisch, toller langer Abgang, ein Spitzenmerlot, nicht aber Groß...

13) 1998er Merlot von Vergelegen aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=5,5 / RZ=1,9 / PP=4 / DM=45,00 / KWSP=15,6-16,0
Purpur mit leichtem Braunton, typische leichte Merlotnase, recht neutral mit wenig Alkohol in der Nase; im Mund deutlich besser als in der Nase, rund, harmonisch, süffig, gut strukturiert, leicht säurebetont, mittlerer Abgang; die Frage ob dieser oder Wein Nr.12) der bessere Merlot sei ging etwa 50/50% aus

14) 1999er Cabernet / Shiraz von Broken Stone aus Stellenbosch: %=13,00 / GS=5,4 / RZ=2,1 / PP=3,5 / DM=20,00 / KWSP=14,5-15,0 [13,5]
ein typischer Mainstreamwein mit leichter Nase, ähnelt ein wenig dem Südfranzösi- schen Stil; mit Frucht aber ohne Intellekt, Tannine sind echt, d.h. ohne Pulvereinsatz; für jeden Tag mit tollem PLV

15) 1997er Private Collection Cabernet Sauvignon von Saxenburg aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=6,0 / RZ=1,8 / PP=4 / DM=32,00FUB / KWSP=13,5-14,5
Zu tanninig in der Nase, nicht sehr überzeugend; im Mund typisch C.S. allerdings noch (??) sehr rau, fast hat man den Eindruck es wären grüne Tannine; Frucht ist vorhanden; für den Preis zu teuer

16) 1998er Cabernet Sauvignon von Vergelegen aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=5,7 / RZ=1,9 / PP=4,5 / DM=45,00 / KWSP=14,5-15,5
leicht alkoholisch in der Nase, mit wenig Frucht; im Mund runder, vom Tannin her sehr ausgewogen, sehr schön eingearbeitet, hat noch Potential, fruchtiger als Wein 15); leider auch zu teuer

17) 1998er Cabernet Sauvignon von Linton Park aus Paarl: %=14,00 / GS=5,5 / RZ=2,5 / PP=4 / DM=35,00FZ / KWSP=15,5-16,0 [16,5]
sehr fruchtig aber auch ein wenig alkoholisch in der Nase, untypisch, sticht ein bischen; im Mund nach gekochten Früchten, rosinenartig, sehr fruchtig, sehr reif, sehr dick; ohne Ecken und Kanten: "Ein großer Lehman", Preis ist ok.

18) 1992er Cabernet Sauvignon von Neethlingshof aus Stellenbosch: %=12,50 / GS=5,8 / RZ=2,3 / PP=4 / DM=25,00 / KWSP=14,5-15,5 [14,0]
leichte Brauntöne, sehr rau, unreif, grün in der Nase, im Mund dagegen überraschend harmonisch, typisch nach C.S. mit viel Glycerin und schöner Fruchtsüße, schon etwas zu alt, wäre vor 5-6 Jahren optimal gewesen, der Wein polarisierte etwas, mit gutem Preis

19) 1998er Mont du Toit aus Paarl: %=14,00 / GS=5,6 / RZ=2,0 / PP=4 / DM=36,00FZ / KWSP=14,0-15,5
eine Cuvee aus C.S., Shiraz, Merlot und C.Franc; absoluter Mainstream auf Publikum getrimmt, kein Bezug zu Südafrika erkennbar, aber süffig: der deutsche Beitrag zur Weinkultur RSA

20) 1999er Private Collection Shiraz von Saxenburg aus Stellenbosch: %=13,50 / GS=5,7 / RZ=1,7 / PP=4,5 / DM=35,00FUB / KWSP=13,0-13,5 [15,0]
Animalisch, sehr jung; im Mund fruchtig, rauchig, nach Leder, (salzig?); wir fragen uns ob der Wein nicht sehr Shiraz-untypisch ist, auf jeden Fall teuer..

21) 1998er Shiraz von Stellenzicht aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=5,8 / RZ=1,9 / PP=4 / DM=25,00 / KWSP=14,0-14,5
ein bewusst kommerzieller Shiraz, Mainstream-artig, voll, rund, sehr umgänglich; schöne Fruchtsüße, im Abgang etwas pefferig; Gewinnt ganz klar gegen Wein Nr.20); mit gutem PLV

22) 1994er Syrah Reserve von Stellenzicht aus Stellenbosch: %=14,00 / GS=5,6 / RZ=1,8 / PP=4,5 / DM=60,00 / KWSP=16,5 [14,5] / VG
von etwas älteren Reben die stets stark zurückgeschnitten werden, ist dieses der erste Wein aus RSA der über 100Rand kostete. Ein voluminöses Fruchtmonster mit harmonisch eingebetteten dezenten Tanninen; ein echter "Parker" Wein, der in einer Blindverkostung auf der Mondial auch schon den 93er Grange geschlagen hat.; Trotz allem ein wenig teuer geraten

23) 1999er Shiraz von Slaley aus Stellenbosch: %=13,50 / GS=5,8 / RZ=2,1 / PP=3,5 / DM=38,00FZ / KWSP=14,5-16,0
Säurebetont in der Nase, fruchtbetont im Mund, das wirkt etwas konträr; im ganzen aber ein wenig "dünn" geraten; den einen gefällt's, den anderen nicht, daher auch der etwas größere Punkt-range

24) 1995er "Vin de Constance" von Klein Constantia aus Constantia: %=14,5 / GS=5,6 / RZ=120,0 / PP=5 / DM=65,00 / KWSP=16,6-17,5
Ein starkes Stück, 5 Flaschen hat Pitter davon noch: Braungelb, ölig, sirupartig, mit Petroltönen und überreifer Melone in der Nase schmeichelt dieser elegante Süßwein den Gaumen; leider im Abgang nicht ganz so perfekt - dennoch jetzt hat Pitter noch null Flaschen.....

25) 1996er Late Bottled Vintage von J.P.Bredell aus Stellenbosch: %=19,70 / GS=5,5 / RZ=98,0 / PP=4 / DM=45,00 / VVG
noch etwas zu jung; dieses Portweinartige Getränk wurde aus eben Portweintypischen Rebsorten hergestellt und baut mit wenig alkoholischem Geschmack gegen viel Frucht und Substanz vor: Da haben wir keine Punkte vergeben aber ein Zitat: " Das gefährdet den Portwein" , vor allem für diesen Preis!

Der Pirat von Wolfgang war übrigens ein isrealischer "Tishbi" Jahrgang 1998 aus Cabernet Sauvignon mit 12,5Vol%: er schmeckte nach Tabak und gekochten Dörrobstaromen und war im ganzen harmonisch; diese gekochte verlieh dem Wein irgendwie einen "koscheren" Eindruck, oder war es nur Einbildung?
Wir punkteten mit 13,5-14,0, Einer gab 15,0.
Mit 40,-DM ab Weingut selbstverständlich viel zu teuer.

Zu guter letzt möchte ich noch das Zitat des Abend aufs Papier bringen, das jemand von einigen Weinen nicht ganz so angetan zu Tisch brachte:

"Mainstream find' ich ja nicht Scheisse.............................................
...............................................Mainstream find ich nur Mainstream"


Der Protokollant