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Hier der Bericht vom regionalen W+ - Treffen, auf dem 11 Mitstreiter der Frage nachhingen, ob der inzwischen weltweit angebaute Cabernet Sauvignon überall gleich schmeckt oder Unterschiede und eigenständige Stile erkennbar sind. Dazu standen 15 reinsortige Cabernets (zumindest dem Etikett nach), 7 Cuvees und ein 1 Überraschungswein auf dem Tisch.
Hier nur das Probenprotokoll, die Diskussion über die Ausgangsfrage mussten wir wegen allgemeiner Erschöpfung aufs Forum verlagern und wird deshalb auch von mir als extra-mail geschickt, da nur meine persönliche Meinung.
Zuerst wurden die "reinsortigen" Cabernets in willkürlicher Reihenfolge blind verkostet und nach Verkostung jedes Weines eine Bewertung und evtl. Herkunft des Weines diskutiert. Im Nachhinein nach Ländern sortiert ergab sich folgendes Bild:
1.
1997 (?) Bodega Privada Cabernet Sauvignon Chile ca. 17,- DM
kräftige Nase, recht jung, weiche Faßtöne, einfach strukturiert. Alle rieten den Wein als Chilenen.
Bewertung: 12,5 - 13,5 Punkte.
2.
1996 Echeverria Family Reserve Cabernet Sauvignon Chile ca. 39,- DM
dunkelviolett, anfangs leicht muffige Nase, Waldbeeren, Leder, gute Struktur, weich aber kräftig, schöner Wein. Der Wein wurde nur von wenigen als Chilene erkannt: andere Tips waren Australien, Californien und Südfrankreich.
Bewertung: 14,0 - 15,5 Punkte.
3.
1997 Mont Gras Cabernet Sauvignon unfiltered, Chile, ca. 20,- DM
Granatrot, Cabernet-Nase, recht jung, saftig, ein gerader Cabernet mit klarer Aussage und lecker. Der Wein wurde allgemein als Chilene geraten.
Bewertung: 14,5 - 15,5 Punkte.
4.
1996 Vina Carmen Cabernet Sauvignon, Chile, etwa 19,- DM
fast reif, viel Fleisch und Kraft, eher schwache Tannine. der Wein wurde nach Australien, Südfrankreich und die USA gesteckt. Polarisierte in der Bewertung: die einen fanden ihn zu sättigend, die anderen mögen so etwas:
deshalb 13,5 - 15,0 Punkte.
5.
1998 Varela Zarranz, Cabernet Sauvignon, Uruguay, ca. 16,- DM
sehr dunkel, schwarze Beeren, schmeckt eher alt, recht schwer, einfach strukturiert und etwas bitter im Abgang. Der Wein wurde nach Australien und Spanien gesteckt. Bewertung: 12,0 - 13,0 Punkte.
6.
1995 Buena Vista Cabernet Sauvignon Californien, ca. 17,- DM
anfangs verschlossene Nase, Waldbeeren, rund, recht kurzer Abgang. Die Herkunft des Weins wurde überall vermutet, nur nicht in Kalifornien.
Bewertung: 13,5 -14,5 Punkte.
7.
1994 Shafer Cabernet Sauvignon, Stag`s Leap, Napa, Kalifornien, ca. 57,- DM
Schwarze Farbe, bukettreiche Nasedunkle Beeren, weiche Tannine, vollmundig, sehr strukturiert, der beste Wein der Probe. Der Wein wurde von allen als Californier eingestuft.
Bewertung: 16,0 - 16,5 Punkte.
8.
1989 Cuvaison Cabernet Sauvignon, Napa, Kalifornien, ca. 40,- DM
granatrot, Eukalyptus-Töne, etwas viel Alkohol, noch gute Säuren. Nur ein Teil schätzt den Wein als Kalifornier ein. Der Wein polarisiert: von ausgereizt bis lecker
und deshalb 13,0 - 16,0 Punkte.
9.
1995 Newton Cabernet Sauvignon, Napa, Kalifornien, ca. 55,- DM
granatrot, kräftige, vielleicht etwas unsaubere Nase, geradlinige Struktur,
"belanglos auf anständigem Niveau". Der Wein wurde als Chilene oder Italiener gehandelt.
Bewertung: 13,0 - 14,0 Punkte.
10.
1996 d`Arenberg, The High Trellis, McLaren Vale, Australien,ca. 20,- DM
volles, aber nicht sehr feines Bukett, recht alt wirkend, kurzer Abgang, breit in der Struktur. Der Wein wurde als Kalifornier oder Spanier vermutet.
Bewertung: 12,5 Punkte.
11.
1994 Huntington Estate Special Reserve C.S., Mudgee, Australien, ca. 27,50 DM:
schwärzlich, kräftige Nase, dunkle Beeren, Eukalyptus, reif harmonisch, interessant. Der Wein wurde als Californier oder Chilene geraten.
Bewertung: 14,5 - 15,5 Punkte.
12.
1995 Flor de Maig, Capcanes, Tarragona, Spanien, ca. 17,50 DM
Cassisnase, nachhaltiger Abgang, kraftvoller Alkohol, sehr geradlinig. Der Wein wurde von einem Teil der Weinfexe nach Spanien, vom Rest nach Chile geraten.
Bewertung: 14,0 - 15,5 Punkte.
13.
1997 Vinas del Vero, Cabernet Sauvignon, Somontano, Spanien, ca. 15,- DM
kräftige Nase, eher jung, eher kurzer Abgang, gradlinige Struktur, recht harmonisch. Der Wein wurde teils richtig nach Spanien, teils nach Chile geraten.
Bewertung: 14,0 - 14,5 + Punkte.
14.
1998 Domain Hortala, Côtes de Perignan, Südfrankreich Faßprobe, ca. 15,- DM
schwarz, Veilchenaromen in der kräftigen Nase, jung, etwas erdig. Die meisten vermuteten die Herkunft dieses Weins in Spanien.
Bewertung: 13,0 -15,0 Punkte.
15.
1997 Estremis, Monferrato Rosse, Cascina Garitina, Piemont, Italien, ca. 30,- DM
schwarz, würzige Nase, langer Abgang, viele, weiche Tannine, viel Alkohol, Schokolade. Der Wein wurde aus Kalifornien oder Südfrankreich vermutet. Er polarisierte: die einen fanden ihn unausgewogen mit zu viel Tannin, die anderen fanden ihn schön powerful.
deshalb: 12,0 - 15,5 Punkte.
Die Cuvées wurden nicht mehr so ganz streng blind verkostet sondern nach jeder getrunkenen Flasche wurde diese aufgedeckt. Außerdem ersparten wir uns das Länderraten, das wir zu Recht annahmen, daß die Zusammenstellung wichtiger als die Herkunft ist. Die Weine ergaben folgendes Bild:
1.
1996 Random Ridge "Cabernets" (C.S. und C.Franc), Kalifornien, ca. 38,- DM
weicher, dunkler Saft, viel Alkohol, etwas brandig und pfeffrig.
Bewertung: 13,5 - 15,0 Punkte.
2.
1997 Louisvale C.S. / Merlot / C.Franc, Stellenbosch, Südafrika
attraktive Nase, etwas aufdringlicher Geschmack.
Bewertung: 12,5 - 13,0 Punkte
3.
1989 Lopez Mendoza, Don Frederico, Cabernet Sauvignon / Merlot:
purpurbraun, erschien den einen ausgezehrt und 2 Jahre zu alt, den anderen schön reif, wenn auch über die Fruchtphase hinaus.
Bewertung: 13,0 - 14,0 Punkte
4.
1997 Domaine des Conquetes C.S. / Merlot "fut en chène", vin de Pays del`Herault, Südfrankreich, ca. 19,- DM:
schwarz, kräftige Nase nach Schuhwichse, etwas aufdringlich und für manche zu aufdringlich.
Bewertung: 12,0 - 14,0 Punkte.
5.
1990 Chateau de Ventenac, Cabardés, C.S. / Grenache / Mourvedre, Languedoc, Südfrankreich, ca. 9,- DM:
riecht wirklich nach Honig, ist eindeutig über den Höhepunkt, sehr schwach.
Bewertung: 12,0 - 12,5 Punkte.
6.
1997 Klosterkeller Siegendorf, Opus Dora, C.S. / C.Franc, Neusiedlersee-Hügelland, Österreich:
noch verschlossen, kraftvoll, Potential, "Frucht wird noch kommen, wenn sie kommt"
Bewertung: 14,0 - 15,0 Punkte
7.
1995 Quinta da Alorna, Cab. S. / Tinta Miuda, Ribatejo, Portugal, ca. 15,- DM
eigenständiger Portugiese, Cassis und Bitterschokolade, kraftvoll, etwas rauh.
Bewertung: 13,0 - 14,0 Punkte.
Für den Überraschungswein hatte Peter Gebler eine Flasche seines besten Weines für den zur Belohnung ausgesetzt, der das Anbaugebiet rät. Die meisten tippten für den mit 12,0 - 12,5 Punkten bewerteten Wein auf Südosteuropa - was falsch war. Um Peters Weinkeller weiterhin zu
schonen, sei die Herkunft des Weines auch hier nicht verraten.
Gegen Ende und außerhalb der Konkurrenz packte Fritz Zickuhr dann noch einen 1998 Jasper Hill auf den Tisch: 15,5% Alkohol, dick, kräftig, barock, den meisten zu konzentriert, bei Parker natürlich 90 Punkte.
Die 1976er Riesling-Auslese des Johannishofs aus der Hölle war zwar kein Cabernet, stieß aber als Dreingabe von Fritz auf allgemeinste Zustimmung. Erstaunlich jung, keine Firne, noch lebendige Säuren, delikat, vollmundig und nur ein leichter Ansatz von verblassender Frucht ließ uns Fritz zustimmen, das dieser Wein jetzt getrunken werden sollte.
Uff, das Trinken war weniger anstrengend als das Protokoll zu schreiben.
Wolfgang