Piemonteser Weine in der Vorprobe & WDR von Dirk

Guten Tach,

nachdem ich mich nun wieder normal fühle, werde ich mal mit dem Protokoll unserer gestrigen Piemont Vorprobe im kleinen Kölner Kreis beginnen.
Da ich nicht sicher bin, inwiefern unsere Forumkollegen davon gehört haben erstmal zur Erklärung der Überschrift:

Im WDR Fernsehen läuft am 06.11.00 ab 18:20 eine Sendung über private Weinproben. Die Sache ist wohl (wenn mein Alzheimer nicht wieder zugeschlagen hat) über Umwege bei uns gelandet. Dr. R. Klein -> Utz -> Egon -> Kölner Gruppe.
Egal, auf jeden Fall wollte der WDR eine Weinprobe in privater Atmosphäre für den Beitag filmen in dem selbstverständlich noch andere Themen behandelt werden. Z.B.
einen Probe mit Sommeliere (oder Sommeleuse, keine Ahnung wie das jetzt heißt, auf jeden Fall ein weiblich Weinprofi) und die Weindatenbank des Günther Fischer. Schauts euch mal an, dann könnt Ihr die Kölner NASEN bei (zugegebenermaßen etwas gestelltem) Verkosten sehen.

Anwesend waren 6 Personen (wegen begrenztem Platz ging leider nicht mehr) und 10 Weine wobei 3 davon nicht aus dem Piemont waren. Jaja, die Kölner lieben Piraten!

Anzumerken, sei aus meiner Sicht noch, das gegen Ende fast alle Flaschen leer und (wohl nicht nur ich) ziemlich voll waren! FRITZ: das nächste mal bitte wieder die kleinen Gläser!

Nun zu den Fakten:

1) 1998 BARBERA D'ALBA von BERA, 12,5% Alk., ca. 15,- DM 2 Gläser im Gambero Rosso
Rubinroter, nicht intensiver aber sehr klarer Wein, der Anfangs (da zu kalt) etwas nach Pfeffer roch. Mit zunehmender Temperatur fast nur noch nach Veilchen, jemand
verspürte eine vegetable Note.  Geschmacklich wurde auch Veilchen erkannt. Der Wein war säurebetont mit mittlerem Abgang. Fazit: Ist sein Geld wert!

2) 1997 BARBERA D'ASTI "La Romilda" von TERZANO, 13,5% Alk., Preis unbek. da Probeflasche
Intensiv rubinroter Wein mit Speck und Raucharomen in der Nase und bitterem Obst im Geschmack. Im ganzen harmonisch mit leicht bitterem Abgang:
Fazit: ohne Preis schwer zu sagen

3) 1997 BARBERA "California" von IL PODERE DEL OLIVOS, 24,- DM, 11 bis 13% Alk. (da hat wohl einer Probleme mit seinen Lots)
Rubinroter aber nicht ganz klarer Wein der durch sofort präsente Frucht, vor allem Johannisbeer, hervorsticht. Dennoch bleiben leichte Raucharomen als Gegenpol. Geschmacklich erst süß, dann überwiegend Säure bis in den Abgang, der durch den Bitterton recht lang wirkt. Erinnert an Schlehe. Fazit: typisch Californien, stößt nicht auf Anklang

4) 1995 NEBBIOLO  LANGHE von Bera, 13% Alk., 29,- DM; 3 Gläser im Gambero Rosso
Rubinrot, schon ins tintige übergehend besticht er durch leichte Röstaromen und etwas Frucht (Kirsche) in der Nase. Kirsche auch im Geschmack, eine leichte Säure sowie gut eingebundene Gerbstoffe. Er wirkt sehr frisch und hat sicherlich noch einiges an Potential! Fazit: lagern und in 2 Jahren durch die Kehle gleiten lassen!

5) 1998 C.S./Merlot-Cuvee namens "Z", SÜDAFRIKA, ein Projekt von Werner Näkel und Neil Ellis, 14% Alk., <30,- DM
Ein tintiger Wein der starke Glycerinfenster zieht. Die Nase wird verzückt durch Beerengeruch (Johannisbeere), sehr fruchtig, dann kommt ein Holzton der in der Nase verweilt. Auf der Zunge Raucharomen, eine harmonisch eingebundene, von Holz geprägte Süße. Im Abgang etwas bitter wurde von 2 Teilnehmern Lakritze erschmeckt.  Fazit: ausgewogen und rund, ein schönes Projekt

6) 1990 BARBERA D'ASTI "Il Dragone" von Dezzani, 13% Alk., 30,- DM
in der Glasmitte Rubin, orangene Reflexe am Rand, (Das Alter?!) roch dieser Wein "chemisch", nach Bohnerwachs, für andere eben nach einem Alterston. Er sorgte für sehr viel Wirbel am Tisch, den auch der Geschmack war chemisch dominiert, es viel sogar der UHU Ton verdacht! Fazit: sorry, nicht möglich, da streiten sich die Gemüter, Ein Wein für die große Kölner Probe!

7) 1990 DOLCETTO DI ORADA "La Guardia" von Dezzani, 12,5% Alk., 30,0 DM
Ein rubinroter Wein ohne Alterserscheinungen in der Farbe  versprüht er einen leichten Sherryton in der Nase, nicht ohne seinen Gegenpol aus schwarzer Johannisbeere. Auch geschmacklich zeigt er keine Alterserscheinungen und dürfte, trotz dieser "einfachen" Rebsorte als durchaus gelugen gelten!

8) 1990 BERBERA D'ALBA "Clerico" von Demenico Clerico, 13,5% Alk., ca. 35,-DM
Ein Granatroter Wein, der im ersten Moment nach (so, ich zitiere da waren wir uns nicht so einig) Gully, Pferdestall, nasse Pferdedecke riecht. Der Geruch entschwindet nach einiger Zeit des lüftens und übrig bleibt der typische Burgundergeruch. Geschmacklich eher nichtssagend. Die Säure ist abgebaut und gut eingebunden, das Tanningerüst ist erhalten, eben ein gereifter Wein.
Fazit: nicht für Fruchtfreunde geeignet, aber für Burgunderfreunde!

9) 1999 CASTEL LA PUEBLA von Hector Stagarny aus Uruguay, 13,5% Alk., 24,- DM, 100% Tannat
Kirschrot bis Tintenfarben, in der Nase fruchtig, leicht nach Schweiß. Geschmacklich gibt er uns Frucht, Schokolade und Bittertöne preis. Der Wein ist voll und muß noch lagern! Fazit: für Tannat ein toller Wein

10) 1988 BARBARESCO von Nada Fiorenzo, 13,5% Alk. aus Fritz's Privatbestand, Preis keine Ahnung
Ziegelrot bis Rotbraun steht der Wein im Glas und enthüllt einen Reifeton (Sherry ??) in der Nase. Im Mund schmeckt man eine deutlich präsente angenehme Säure, die Gerbsäure und Tannine sind gut eingebunden. Die Urteile vielen von "Der Wein fängt an Spaß zu machen" bis "Er wirkt alt" aus. Fazit: ein Wein für Profis

Bis zur nächsten Probe
Dirk