Deutsche Dummschwätzer im Elsass

Deutsche Dummschwätzer im Elsass - Haut Rhin [haut rein]

22.06.01
Abfahrt um 10:15 Uhr ab Frischmarkt Zickuhr über die A-61 -> A-65, Ausfahrt Candel-Süd in Richtung Strasbourg. Auf einem kleinen Parkplatz machen wir um 13:30 Uhr ein Picknick mit Käse aus dem Hause Zickuhr und Wurst (französische Baguettesalami, Schweinebraten und Ardennerschinken von Schüller, Baguette und ersten Kontakten mit dem Elsässischem Wein:
1999 Riesling Grittermatt von Julien Meier
Nichts besonderes, passt gut zum Picknick wenn er schön kühl auf den Tisch kommt, ohne Fehler
1998 Riesling Grand Cru Fürstentum von Paul Blanck
Schon ein anderes Kaliber, leichte, wunderbare Alterstöne, stoffig, voluminös, Klasse, stößt auf Anklang, ist aber nicht gerade ein Sonderangebot
Da sind wir aber auf die nächste Station gespannt und die Elsässer Weine.

Danach Weiterfahrt Kinsheim, Orschvilla, St.Hipolytte, Ribeauville, dort zu Trimbach:16:00 Uhr

Viele Paletten mit Flaschen lassen auf die Größe des Betriebs schliessen (3,5 Millionen Flaschen im Lager). Wir werden freundlich vom gut deutsch sprechenden Verkaufsdirektor des Hauses empfangen, und durch die Weine seines Hauses geführt. Der Probierraum in dem wir uns befinden ist äußerst geschmackvoll gestaltet und sorgt für einen ersten positiven Eindruck. Lassen wir uns von den Weinen überraschen:
Trimbach stellt überwiegend trockene Weine für die Gastronomie her, wie man auf den hiesigen Speisekarten sieht ist er dort stark vertreten.
1999 Pinot Blanc 48,-FF :
mineralischer, harmonisch mit leichter Säure im Abgang, Preis ist ok
2000 Sylvaner ( im Jahr 2000 war im Elsass seit April schönes Wetter, deshalb sollte er anders ausfallen, als die deutschen Sylvaner des 2000er Jahres. Ende Oktober wurde eine Spätlese geerntet. Trimbach vergleicht den 2000 mit dem großen 1990 Jahrgang) 46.-FF
Etwas rosig, blumig in der Nase, eher wie ein Traminer/Muskateller, seifig im Mund, dennoch deutliche Säure im Abgang. Nicht wie typischer Sylvaner
1999 Riesling aus zugekauften Trauben (Basisriesling des Hauses) Grand Cru nur möglich aus alten Reben mit starker Selektion. Noch jung, trocken, verschlossen, wenig Nase (Tr: seine Weine brauchen immer etwas Zeit um sich zu öffnen, dafür länger Haltbar), deutliche Säure im Mund; 60,-FF, Etwas zu teuer;
1997 Riesling Reserve 74,-FF
leichter angenehmer Alterston, ohne das typische des deutschen Rieslings zu bekommen,
harmonisch, jetzt zu trinken, es fehlen die Fruchtaromen, das feine des Rieslings, daher besser als der erste aber dennoch etwas zu teuer.
1997 Riesling Cuvee Frederick Emile 145,-FF
40 Jahre alte Rebstöcke, Ernte Ende Oktober, sehr reife Trauben mit Durchgärung 3,5g/L Restzucker; der einzige trockene Riesling ohne Restzucker; 
stoffiger, rieslingtypischer, bringt das was den anderen bisher fehlte, wie eine trockene Spätlese, Klasse aber teuer; Tr: er wird sich noch entwickeln und 10 bis 15 Jahren haltbar sein.
Zwischendurch läst sich der Meister immer wieder entschuldigen (auch etwas länger), die Geschäfte eben; alles in allem ist er aber gesprächig und erklärt auch etwas zu den Flaschen.
1996 Riesling Clos Sainte Hune (ausverkauft); starke Selektion, je nach Jahrgang zwischen 2000 bis 7000 Flaschen. ; 430,-FF Limitierte Abgabe 3 Flaschen
Interessant, anders, mineralisch, im Mund viel Volumen aber sehr verschlossen; jetzt wäre der 93er Jahrgang zu trinken; Er wurde mit einer Künstler Auslese verglichen und verliert im Preis
1999 Pinot Gris Reserve 72,-FF
breit, ölig, leichte Restsüße, aber wohl einer der trockensten im Elsass, nichts besonderes; 
1997 Pinot Gris Reserve personnelle 119,-FF
deutliche Süße, parfümiert, stößt nicht auf Anklang, 
1994 Gewürztraminer Reserve 91,-FF
ein leichter, trockener, der gefällig für die einen, kurz, parfümiert, seifig für die anderen, in der Nase ein wenig enttäuschend ;für den Preis wohl durchaus Ok 
1998 Gewürztraminer Reserve 94,-FF
Reserve ist eine Qualität, die nur in guten Jahrgängen hergestellt wird.
In der Nase typischer als der 94er, blumiger, konzentrierter; auch im Mund voll und typisch, Schöner Wein, auch für den Preis 
1996 Gewürztraminer Seigneurs de Ribeaupierre 120,-FF
nur in wenigen Jahren hergestellt; starker Litschiton, zur Zeit nicht sehr harmonisch, Säure schmeckbar, 
1997 Gewürztraminer Spätlese 198,-FF
53 g/L Restzucker wohl wie eine deutsche Auslese, Mango Litschi, Pfirsich im Mund, Süße ohne zu pappen, in der Nase nicht als Süßer zu erkennen. 
1996 Gewürztraminer Beerenauslese (Selection des Grain Nobles) 485,-FF (o,75 Liter)
110g/L Restzucker; deutliche Botrytis in der Nase, schön rund im Mund, lecker,; ein toller Wein der auch in Deutschland nicht preiswerter in dieser Qualität zu finden sein wird.

Wir entscheiden uns für die geplante Vertikalprobe ein paar Flaschen mitzunehmen:
leider gibt es keine älteren Jahrgänge mehr zu kaufen, also Vertikalprobe ade. Doch, nach etwa 10 Minuten fand unser Maitre noch einen 83er und 96er "Frederic Emile". Dann nehmen wir noch 2 andere Weine im Doppelpack die hier nicht erwähnt werden um die Vorfreude auf die Probe am 07.07. nicht zu mindern.

um 17:30 Uhr verlassen wir Trimbach, machen einen kleinen Spaziergang in Ribeauvillé um dann um 19:00 Uhr weiter nach Illhaeusern ins Hotel (Les Hirondelles **) zu fahren. Ribeauvillé ist ein typisches elsässisches Städtchen, allerdings sehr vom Tourismus geprägt. Wer etwas mehr Ruhe möchte sollte ein paar Kilometer weiter nach Auswärts fahren. In Illhaeusern sind wir sehr gut aufgehoben. Unser Hotel ist schräg gegenüber von Haeberlin, sehr sauber, mit schönen kleinen ansprechenden Zimmern im rustikalen Stil. Draußen gibt es einen kleinen Pool mit Sonnenliegen. Der Preis von 400,-FF für das Doppelzimmer incl. Frühstück (welches im übrigen durchaus als üppig und europäisch anzusehen war) ist durchaus als angemessen zu betrachten. Einziges Manko: die Zimmer sind relativ hellhörig, so das die Duschaktionen des jeweiligen Nachbarzimmers deutlich mitzubekommen sind.

20:00 Auberge de l'ill (Haeberlin)
Wir werden freundlich empfangen und für den Apperetiv nach draußen in den wunderschönen Garten (direkt an der l'ILL) geführt. Bei einem Gläschen Champagner (Duval-Leroy: Fleur des Champagne Premier Cru) und Käsegebäck studieren wir die Karte und entschließen uns einstimmig für das Menü. Vorab soll es allerdings noch etwas von der berühmten Gänsestopfleber geben, die wir letztendlich als Amuse-gueule erhielten.
Weinmäßig halten wir uns zurück und lassen den Sommelier mit der Vorgabe das es nach Möglichkeit Elsässer Weine sein sollen auswählen. Die Weinkarte hat mit vielen großen Jahrgängen des Burgund und Bordeaux einiges zu bieten. Sogar die Topweingüter sind zu bekommen, nicht einmal teurer als der jetzige Einkaufs- bzw. Versteigerungspreis.
Daneben stehen in relativ reicher Auswahl die Weine des Elsass, verständlich ob der Gegend.
Aber auch deutsche und neue Welt Weine sind gelistet.
Zu Tisch wurde getragen:
Gänsestopfleber an Portweingelee dazu:
1990 Gewürztraminer Trimbach, Auslesequalität (deutlich besser als die vor einigen Stunden bei Trimbach probierten, endlich ein typischer Gewürztraminer)
Hummer, geschichtet auf Fenchelmus mit einer Decke aus kalter Tomatensuppe und frittierter Tomate
1990 Riesling Cuvee des Comtes L.Beyer (deutliche Alterstöne, schon über den Höhepunkt hinaus)
St Peterfisch im Speckmantel auf sommerlichen Melonenrisotto gelegt auf Soße von Steinfischen
1998 Riesling Muenchberg Grand Cru Domaine Ostertag (klasse, passt absolut zum Fisch)
gebratene warme Gänsestopfleber an Kirschen und mit Lebkuchen parfümierten Traubenkrapfen mit süßsauer Soße
1995 Pinot Gris Clos Saint Urban Rangen de Thann Grand Cru Domaine Zind Humbrecht
Lammkarre mit Bulgur gefüllten Piementos an Kartoffelbreinocke mit schwarzen Oliven
1988 Chapelle Chambertin Grand Cru Louis Trapet (intensive Nase, toller Geschmack, etwas atypisch für Burgund aber absolut lecker)
Auswahl Diverse Rohmilchkäse nach belieben
Süße Gebäckvariationen 
Vordessert: Kokoseis auf frischen Walderdbeeren
Dessert: Arrangement von frischen auf mit Sahnecreme gefüllten Mürbeplätzchen, dazu Vanillemilchreiseis
1999 Mas Aniel Maury Rouge doux (passt perfekt zum süßen Gebäck) oder Cafe mit Pralinés
Preis für 8 Personen incl. Getränke: 9500,-FF

Gegen 00:30 Uhr waren wir dann pappsatt und verließen glücklich und zufrieden den Haeberlin
Als kleines Betthupferl gönnten wir uns dann einen 1993 Aloxe Corton "Les Chaillots" Premier Cru von Louis Latour aus Zahnputzbechern und fielen danach ins Bett.

23.06.01 9:30 Uhr Abfahrt vom Hotel zum Weingut Paul Scherer & Fils (bekannt für seine Gewürztraminer) in Husseren-Les-Chateaux. Ein ruhiges kleines Dorf, dass höchstgelegene in den Vogesen, in dem noch Weinbau möglich ist, auf alle Fälle einen Besuch wert.
Das Gut sieht gediegen aus, wesentlich kleiner als Trimbach. Wir haben das Gefühl hier noch etwas entdecken zu können und fangen mit einem Riesling an, um schwerpunktmäßig die Traminer zu testen.
Wir einigen uns mit Herrn Scherer (Sohn) und seiner Mutter auf eine Mischung aus Französisch und Deutsch als Probensprache, Dominik übersetzt bei Bedarf.
1998 Pinot blanc Selection 25,-FF
schöne Säure, einfach und Flach, typische Nase, Preis ist ok
1998 Riesling Goldmedallie 30,-FF
leichte Nase, nicht besonders rieslinghaft (Fassgeruch), Säure ist präsent, in Deutschland wird für diesen Preis besseres zu finden sein
1998 Riesling Eichberg Grand Cru 40,-FF
recht leichte Nase, nicht sehr spritzig, im Mund Gewürze (Kümmel), nicht sortentypisch; Gewöhnungsbedürftig, Preis für GC lage ok.
1998 Gewürztraminer Vieille Vigne (ca. 40 Jahre altee Stöcke) 43,-FF
leichter Traminergeruch, schön dezent, im Mund Volumen und Kraft, leicht pfefferig, angenehmer Wein mit etwas Restzucker (15-20g/L), schlanker Traminer; für den Preis fast ein Schnäppchen; der Restzucker musste erhalten bleiben da bei 14% potenziellem Alkoholgehalt eine Durchgärung den Wein hätte sprittig werden lassen. Wir schmecken den Wein noch lange im Abgang.
1998 Gewürztraminer Eichberg Grand Cru 52,-FF
leichte feine Nase, noch etwas jung, Volumen im Mund, rund, Typisch, der Wein wird sich in den nächsten Jahren bestimmt noch verbessern; Klassewein, gutes PLV
1998 Gewürztraminer Pfersigberg Grand Cru 58,-FF
in der Nase etwas zurückhaltender als der Eichberg, dezenter, weniger Traminer, mehr Honig, Pfirsich, floral, ebenfalls ein schöner Wein, jedoch nicht ganz der typische Traminer

Wir nehmen für unsere Probe 3 mal 2 Flaschen Gewürztraminer mit; Herr Scherer sucht im Keller nach älteren Jahrgängen und findet etwas für uns, mehr auf der Probe am 07.07.
Wir kaufen auch noch etwas Traminer, und folgern, das der Besuch traminermäßig ein voller Erfolg war. Herr Scherer und seine Mutter waren ein liebenswerter Haufen Chaoten, da bei jeder Bestellung von mehr als zwei Flaschen etwas durcheinander geriet. Dann fluchten und schimpften die beiden sich bäuerlich rustikal an. 
Auch zwischen den einzeln Probeflaschen wurde in einem Hinterzimmer heftig geschimpft wenn etwas nicht ganz ok war. So z.B. war eine Flasche nicht kalt genug woraufhin Sohn der Mutter erst mal lautstark Bescheid sagte, das wolle er nicht noch mal erleben;-)
Alles in allem ein starkes Erlebnis, ein liebenswertes Gut mit starkem Traminer.

Weiter gehts um 11:30 Uhr nach Leon Beyer in Eguisheim. Dort angekommen war es bereits 12:00 Uhr so das wir die Führung durch das Weingut Beyer vorziehen mussten. 5 Minuten von der Probierstube im Zentrum des Städtchens empfing uns Hr. Beyer persönlich.
Das Gut produziert ca. 800.000 Flaschen pro Jahr welche überwiegend in die Gastronomie gehen. So werden Beyers Weine in den Weinkarten vieler Gourmettempel rund um die Welt gelistet.
Zeugt das von Qualität? Beyer erwähnte noch, das Trimbach, Hugel und er nicht bei dem Grand Cru System mitmachen würden da die dortigen Grand Cru Lagen viel zu groß seien und auch innerhalb einer Lage unterschiedliche Böden und Microklimata vorhanden seien. Demzufolge wäre das System viel zu unpräzise und man würde folglich aus einer Grand Cru Lage unterschiedliche Qualitäten bekommen!
Wir wurden durch die Keller und die Produktionshallen geführt, bekamen von den Gär- und Pressbottichen bis zur Etikettierung alles gezeigt. Anschließend ging es runter wo wir seinen derzeit in Tanks und Fässern liegenden Jahrgang 2000 probierten. Uns fiel auf, das außer den Topqualitäten "Comtes d'Eguisheim" nichts besonders ansprechend war. Der Pinot Noir Reserve erinnerte deutlich an deutsche Pinot Noirs, die nicht im Holz lagen, war aber nicht so, das man Ihn unbedingt probieren müsste. Nachdem wir den halben Keller ausgetrunken haben verabschiedeten wir uns von Herrn Beyer.

Mittagessen: Auf Anraten des Herr Beyer gingen wir ins Caveau d'Eguisheim, einem Restaurant in das wir sonst wohl nie gegangen wären, und wurden nicht enttäuscht. Wir wählten das Menü für 175,-FF incl. Wein und bekamen:
Streifen von Lachs auf griechischem Gemüse (wobei griechisch hier für säuerlich eingelegt steht), dazu einen Weißen 
Schweinelendchen Kassler Art mit einer speckummantelten warmen Feige und Selleriekartoffelpüree, dazu einen Roten
Karamellisierter mit Rum getränkter Gugelhupf, dazu einen Kaffee
Die Weine waren nichts besonderes aber alles in allem fanden wir uns dort sehr gut aufgehoben. Alles war sehr Ordentlich, die Bedienungen waren höfflich, schnell und kompetent.

15:00 Uhr Probierstube des Weinguts Leon Beyer
Eine nette Dame reicht uns die Preisliste und überläst uns die Wahl welche Weine wir degustieren möchten. Wir entscheiden uns für einen Sylvaner und die Rieslingweine verschiedener Qualitäten.
1998 Sylvaner 35,-FF
In der Nase kaum Aromen, sehr leicht; Im Mund etwas fremdartig, erdig, Im ganzen ein Wein den man nicht kaufen braucht.
1999 Riesling 52,-FF (bereits seit einem Tag offen)
Ein leichtes dezentes Näschen; zur Zeit etwas verschlossen, was uns etwas wundert, da der Wein bereits seit einem Tag offen steht. Oder gibt es etwa nicht mehr her? Nach ein paar Minuten kommt die Nase; Geschmacklich deutlich trocken und dadurch kommt die Säure durch. Etwas zu teuer
1997 Riesling "Les Ecaillers" 76,-FF
weniger als 1g/L Restzucker, also knochentrocken; Hier kommt ein wenig das Alter zum tragen, das dem Wein ausgesprochen gut bekommt, elegant, Im Mund konträr, jung, Säure präsent; Wird noch besser; Lieber diesen für 76,- als den Standartriesling
1997 Riesling "Comtes d'Eguisheim" 117,-FF
stammt aus selber Lage wie vorheriger, jedoch 2 Wochen später gelesen und mit einem Touch von Botrytis. (kaum wahrnehmbar) In der Nase keinen Vorsprung zum Ecaillers, im Mund etwas harmonischer in der Säure. Wird wohl in den nächsten 2-3 Jahren leichte Firne bekommen und dann besser schmecken; im ganzen schöner Wein, der teuer aber mit ausreichendem PLV
1997 Gewürztraminer "Comtes d'Eguisheim" 117,-FF
Ebenso vom Eichberg wie der Rielsing muss auch dieser erst altern. In der Nase schön, typisch im Mund noch relativ verschlossen. Man merkt aber das Potenzial vorhanden ist. Langer Abgang, guter Wein bleibt jedoch z.Zt. in allen belangen hinter den Scherer Traminern zurück. Vielleicht wird er in 4-5 Jahren auf dem Höhepunkt sein und mit seiner leichten Botrytisnote die Scherer Weine schlagen.
1997 Gewürztraminer Vendange Tardive (Auslese) 135,,-FF
in der Nase sehr verschlossen, im Mund Volumen, kraft, Riesenpotenzial, schöne dezente Süße die niemals pappig wirkt. Klassewein, durchaus seinen Preis wert; in 5 bis 10 Jahren trinken.
Nur 30g/L Restzucker
1990 Gewürztraminer Selection de Grains Nobles 225,-FF
Überraschend schwach in der Nase mit leichter Botrytisnote. im Mund süß aber ohne Frucht, schwierig und gewöhnungsbedürftig, muss man nicht haben. Die Auslese für 100,-FF weniger bietet mehr Vergnügen. "Eine trocken ausgebaute Beerenauslese" da sehr wenig Restzucker ca. 50g/L.
Zuguterletzt besteht die junge Frau noch darauf, das wir einen Pinot Noir probieren. Was uns auffiel war das dieser sogar einen Hauch Tannin zu bieten hatte obwohl er nie neues Holz gesehen hat.

Hier nun auch der Grund unseres Titel, entstanden aus folgender Situation:
während D. und D. in der Probierstube über die angebotenen Weine fachsimpeln, gesellt sich ein junger Typ neben uns. Er fragt die freundliche Frau ob es möglich sei den Riesling Reserve zu probieren - wenn er denn schon auf sei - Natürlich sei er auf, da man ja schließlich eine Probierstube wäre. Ach ja, Riesling geschlürft - und jetzt würde er gerne och den Traminer Reserve probieren - wenn dieser denn schon trinkbar sei - Klar sei er das ! 
Jetzt kam seine Frau/Freundin dazu und fragte ob es Ihm langweilig sei. Nein, er habe schließlich Profis neben sich und das wäre sehr interessant da zuzuhören. Sie probierte den Riesling aus seinem ersten Glas. Frau, sollen wir den Riesling nehmen? Nein, der schmeckt mir nicht. OK dann nehmen wir den Traminer, ja der ist besser sagt Sie! Aber sie hat ihn doch gar nicht probiert dachten WIR uns??? Der Traminer wurde gekauft, der Laden verlassen.
Als auch D. und ich den Laden verließen informierten uns die anderen Kölner (die Faulpelze warteten draußen auf einer Bank), ein Typ der vor uns raus kam fluchte beim verlassen des Laden: 
Immer diese deutschen Dummschwätzer! Nun, da war eben unser neuer Titel geboren;-)

15:50 Uhr: wir verlassen Beyer und fahren nach Kiensheim zu Paul Blanck. Dort wollen wir versuchen Weine für eine Lagenvergleichsprobe zu organisieren. Auch der Herr der uns dort bediente spricht hervorragend Deutsch. Er erzählt viel und organisiert die Vergleiche professionell. In diesem Hause fühlen wir uns wohl, was wohl die Weine sagen?
1999 Pinot blanc 41,-FF
sehr Säurebetont sonst eher kurz und flach im Mund; für den Preis eindeutig zu teuer.
2000 Riesling 49,-FF
kaum Nase, im Mund etwas seifig und kaum an Riesling erinnernd; zu teuer
1999 Riesling Patergarten 69,-FF
leichte Ertragsreduzierung im Berg soll den Wein etwas voller machen
Schon ausgeprägter in der Nase (auch Säure) als der Standart aber im Mund wieder typisch nur Säure mit wenig Gegenpol in fruchtiger Richtung.
1999 Riesling Rosenbourg 67,-FF
Granitboden und leichte Variationen zum Klima des Patergartens (Sonne/Schatten Spiel) machen hier den unterschied zum Patergarten. In der Nase deutlich fruchtiger weniger säurelastig als Patergarten bleibt er Mund diesem sehr ähnlich.
1998 Riesling Schlossberg 91,-FF
erste anerkannte GC Lage mit 60hl/ha begrenzt; Blanck geht runter auf 40hl/ha
dezente Nase , Volumen im Mund aber ohne Finesse, braucht man nicht
1998 Riesling Sommerberg 110,-FF
Granitboden mit 45-50hl/ha und leichter Sommerwindlage prägt diesen Wein
etwas fruchtiger und feiner in der Nase als der Schlossberg; im Mund deutlich Körper und Volumen; der macht Spaß, ist aber nicht billig. 
1998 Riesling Furstentum 89,-FF
Muschelkalk mit eigenem Charakter; alle 3 haben ca. 5-10g/L Restzucker
In der Nase weniger fruchtig als die beiden anderen hat dieser hier eher einen mineralischen Ton; In Mund filigran und nicht zu säurelastig, ist seinen Preis wert.
1998 Riesling Fürstentum Vieilles Vignes 127,-FF
Rebstöcke aus der Nachkriegszeit die nächstes Jahr entfernt werden sollen stellen hier das Material zur Verfügung. In der Nase sehr dezent in Richtung leichte Gewürze, im Mund sehr anders; man ist erst mal überrascht und nimmt einen zweiten Schluck: interessant mal probiert zu haben aber auch nicht gerade billig:
1998 Gewürztraminer Vieilles Vignes 115,-FF
Schöne typische Traminernase, nicht zu aufdringlich mit einem dezenten, runden Geschmack. kräftige Säure die harmonisch eingebunden ist. Gefällt allen und ist sein Geld wert!
1998 Tokajer (Grauburgunder) Auslese 199,-FF
Geruch nach Weingummi, etwas sprittig, brennt auf der Zunge, wirkt trotzdem etwas klebrig, im ganzen überzeugt er nicht und ist zu teuer.
1997 Gewürztraminer Furstentum Auslese 173,-FF
in der Nase gewöhnungsbedürftig etwas entfernt vom tramineratigen, deutliche Süße im Mund ohne jedoch die entsprechende Säure dagegenzustellen, nichts besonderes
1997 Gewurztraminer Furstentum Beerenauslese 336,-FF
eine schöner Botrytiston überdeckt die typische Traminernase, in Mund tolle Honignoten und Botrytis, toller Wein, davon spucken wir nichts aus
1995 Tokay Pinot Gris Furstentum Beerenauslese 318,-FF
in der Nase nicht so intensiv und fein wie vorhergehender, im Mund wirkt er süßer, komplexer und konzentrierter. Hat eine schöne Säure mit passender Restsüße. Toller Wein, wir einigen uns darauf das er noch 10 Jahre liegen muss.
1995 Riesling Furstentum Beerenauslese 442,-FF
Sehr konzentrierter Wein durch Botrytis nicht mehr als Riesling zu identifizieren. Im Mund ein edelsüßer Traum, den kaufen wir! Auch der Preis geht total in Ordnung. Wir reden über TBAs von Müller die derzeit mit 2700,- bis 3000,- DM gehandelt werden und freuen uns abermals über diesen Wein und kaufen Ihn.
Jetzt ist Aufbruch angesagt. Das war die kompetenteste aller Probe die wir gemacht haben. Obendrein bekamen wir noch ein Probepaket mit 6 Flaschen für den Kölner Verteiler mit (bevor wir etwas kauften !!)
Wir bekamen bereitwillig alle Qualitäten geöffnet, hier muß jeder Vorbeischauen! 17:30 Uhr wir fahren zurück nach Illhaeusern und legen uns erst mal 1 Stunde an den Pool.

Um 20:00 Uhr gehts weiter nach Bergheim zur Winstub du Sommelier, das für seine exquisite Weinkarte bekannt ist. Gutes Essen gibt es obendrein.
23:00 Uhr: denkste !
Die Winstub hat wohl neue Besitzer bekommen und hat doch offensichtlich nachgelassen. Wir waren mit dem Choucroute, einer stark in Qualität schwankenden Foie Gras, einer zu sahnigen Nachspeise und dem offenen Languedoc Wein nicht einverstanden. Auch der Service war nicht gerade der schnellste. Dafür ließ uns Madame 2 Flaschen Rhone Wein, den wir noch mitnahmen, für den halben Preis. Preis für Essen und Wein für 8 Leute: 2200,-FF

23:30 Uhr: Wir sitzen im Innenhof unseres Hotel, trinken die beiden St.Joseph Jaboulet Ainé, diskutierten über die Weine der Welt und beschlossen in Zukunft nur noch Wasser zu trinken.

24.06. 10:00 Uhr
Unterwegs nach Hunawihr um die Wehrkirche zu besichtigen. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick in die Weiten des Elsass. In der näheren Umgebung gibt es einen Storchenpark und hier und da sieht man selbige auch in den Dörfern nisten oder fliegen. Sogar mitten in Ribeauvillé steht einer und läst sich von Kindern füttern. 
Danach geht es nach Riquewihr, einer der touristischen Hochburgen dieser Gegend. Dadurch das die Stadt sehr eng gebaut ist, Haus an Haus konzentriert sich eine große Menschenmenge auf wenig Fläche. Riquewihr wirkt dadurch sehr voll. Wir waren einstimmig der Meinung das hier zu touri-mäßig zugeht. Dafür hat man hier eben die meisten Fachwerkhäuser.
Also weiter nach Kayserberg: Weiträumiger als Riquewihr, gefällt uns besser. Wirkt auch leerer. Hier kaufen wir für unser Rückfahrtspicknick ein.

12:50 Uhr zurück nach Deutschland. Um 14:00 Uhr kommen wir wieder an unserem Rastplatz vorbei und halten auf ein Picknick an. Es gibt Orangina, Traubensaft und Wasser, Baguettes mit Gänserilette, luftgetrockneter Salami und leckeren Pasteten. Bei strahlendem Sonnenschein unter dem Blätterdach der umliegenden Bäume auch ein kulinarisches Erlebnis.

18:45 Ankunft am Parkplatz des Frischmarktes unserer Wahl, die Kofferaumklappe geht auf und 2 Kisten Wein donnern auf den Boden............*lol*


Der Protokollant