Koelner Weinforum Aktivitäten: Vertikale Ch. Lynch-Bages
Vertikale Chateau Lynch-Bages, Pauillac
von Dominik Ziller
Probiert wurde :
1996er Chateau Lagrange, Saint-Julien
1989er Chateau Montrose, Saint-Estephe
1988er Chateau Rausan-Segla, Margaux
1985er Daumas Gassac, Languedoc
1990er Chateau Leoville-Barton, Saint-Julien
1994er Chateau Rausan-Segla, Margaux
1994er Chateau Rauzan-Gassies, Margaux
Chateau Lynch-Bages, Pauillac
Jahrgänge: 1978, 1982, 1983, 1985, 1986, 1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993, 1994, 1995,
1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2003;
Lynch-Justiz!
So nennt man das, wenn der Anwalt aus Maryland
Weine von Lynch-Bages beurteilt.
Und das können wir in Köln
natürlich nicht gutheißen. Zumal es im Forum ohnehin nicht
so gerne gesehen wird, wenn man mit dem Anwalt kommt, und
sei es der aus Maryland.
Also mussten wir uns selbst ein
Bild machen von der Qualität der Lynch-Bages Weine.
In
Köln ist das ja durchaus so eine Sache, immerhin ist das
die Stadt, wo man noch glaubt, Latour sei ein Fußballtrainer.
Deswegen haben auch wir uns Verstärkung aus der Schweiz geholt
und Peter Züllig zu unserer Probe geladen.
Was mir die Gelegenheit gibt, ganz in der Manier unseres
hochverehrten Kölner Hofchronisten noch eine schöne
Einleitung zu schreiben, bevor ich zum eigentlichen
Thema komme, denn natürlich haben Peter und ich am
Vorabend der eigentlichen Probe schon einmal "trainiert".
Mit einem 1996er Lagrange, dessen Erstligatauglichkeit
ich gerne einmal testen wollte, um zu entscheiden, ob
mehr davon in den Keller wandert.
Ich habe mir notiert:
Sehr volle, charmante Nase, feine Röstaromen, sehr
intensives Kaffeebouquet, fast margauxesk, sehr
untypisch für einen St.-Julien.
Am Gaumen eher auf der
Cabernetseite, schon recht reif, weit entwickelt im Anklang,
viel Charme, vielleicht nicht der vollste.
Und im Abgang
merkt man dann doch noch die Jugend, da macht er auch nach
Stunden in der Karaffe noch immer ein wenig zu.
Fazit: Sehr
schöner Wein, mit viel Potential, bei mir bekommt er 88+ Punkte.
Auch einen 1989er Montrose haben wir uns gegönnt.
Der leider
nicht ganz so auf der Höhe war wie die letzten Flaschen, die
ich probiert hatte. Die Frucht war ein wenig stumpf.
Ich habe
mir aufgeschrieben:
Nase sehr voll, extrem kräftig, eher Teer
und Leder als Frucht.
Am Gaumen sehr druckvoll, viel Stoff,
vielleicht eine Spur zu alkoholisch, im Abgang noch sehr
sperrig und auch nach zwei Stunden in der Karaffe noch immer
recht verschlossen.
Das gibt sich nach vier Stunden ein wenig,
der Abgang wird runder und weicher, das Geschmacksbild bleibt
aber etwas undifferenziert, Kaffee, leichte Cabernet-Frucht
mit schöner Süße, vielleicht etwas zu alkoholisch.
Mir
erschien diese Flasche einfach noch wahnsinnig jung.
In
dem Zustand so um die 91 Punkte, mit zwei dicken
Tendenzpluszeichen dahinter.
Schließlich hatten wir noch einen 1988er Rausan-Segla,
einen meiner Lieblingsweine.
Sehr schön entwickelte Nase,
dunkle Früchte, so langsam beginnt man das Alter des Weines
auch in der Nase ein wenig zu spüren, es stellen sich
Reifenoten ein, die mit der Zeit und Luft etwas stärker
werden, jedoch noch keine Alterstöne im negativen Sinne
sind.
Etwas Marzipan gesellt sich hinzu, ein leichter
Mandelton.
Am Gaumen ideale Harmonie von fleischiger
Cabernetfrucht, reifen, weichen Tanninen, leichter Säure
und viel Fruchtsüße.
Lang, opulent bis tief in den Abgang
hinein, groß und fruchtfüllig.
93 Punkte.
So, danach waren wir gut auf die Lynch-Probe eingestimmt.
So fuhren Peter und ich am Samstag mit dem ÖPNV nach Köln.
In der guten Gesellschaft von vielen Menschen, auf deren
Brust "funny-frisch" zu lesen stand.
Wahrscheinlich weil
es ja doch funny wäre, wenn die frisch aufgestiegene
Fahrstuhlmannschaft des FC gleich wieder abstiege.
Trikotwerbung auch am Kölner Hauptbahnhof, wo die
Bundesbahn jetzt allen Ernstes auf die Idee (Deutschland,
Land der Ideen) gekommen ist, neben jeden Fahrkarten-Automaten
einen Bahnler zu stellen, der den Menschen erklärt, wie der
Automat funktioniert.
"Automaten-Guide" nennt die Bunnzbahn
das und schreibt es den betreffenden Mitarbeitern gleich als
Ehrentitel auf die Rückseite der Dienstjacken.
Gut, wenn die
Automaten so benutzerunfreundlich sind, dass man sie erklären
muss, ist das vielleicht eine Lösung. Eine andere hätte sein
können, einfach benutzerfreundliche Automaten aufzustellen.
Oder die Bahnler nicht den Automaten erklären, sondern gleich
selber die Tickets verkaufen zu lassen. Aber das nur am Rande.
Kaum in den Katakomben des Fritzmarktes angekommen, gab es
auch schon den ersten Lynch-Mord. Wir brachen einer Flasche
Lynch-Bages 1978 den Hals, die der großzügige Norbert Kreutzer
gestiftet hatte.
Nun ja, die nicht immer hymnischen Bewertungen
der letzten Tage im Forum können und müssen wir nun leider
bestätigen:
Nase schon mit deutlichem Alterston, Tabak,
Rauchfleisch, etwas Kirsche ist noch, die aber mit der Luft
sehr schnell verfliegt.
Trotzdem noch bei weitem nicht tot,
und zunächst auch am Gaumen noch nicht wirklich alt. Orangensüße,
recht schlanke Statur, relativ dominante Säure, wird schnell
tabakiger und fällt im Glas ein wenig in sich zusammen.
Da
die Flasche von Norbert zwar als Lynch benannt, jedoch mit
Flaschenkondom verhüllt war, so dass der Jahrgang nicht zu
erkennen war, tippte die Runde auf "1975 oder wahrscheinlich
noch älter, vielleicht sogar aus den Sechzigern".
Soll heißen -
der Wein wirkte schon recht alt für sein Alter.
Ich sah ihn so
bei 79 Punkten, einige gaben auch bis zu 84.
Es folgte der 1982er Lynch:
Sehr harmonische, Nase, die
Fleischnoten, die Parker dem Lynch oft zuerkennt, waren
hier sehr schön wahrzunehmen.
Würziger Einschlag, etwas
Salbei am Anfang, der dann verfliegt bzw. vom Fleischextrakt
verdrängt wird. Noch später kommt ein feiner Vanilleton hinzu.
Insgesamt kräftige Nase.
Am Gaumen leichte Schärfe, recht
hohe Säure und leicht alkoholisch, aber üppige, sehr angenehme
Fleischnoten, kraftvolle Statur, nicht der vielschichtigste
doch sehr massiv.
Wirkt sehr mineralisch.
Die 94 Punkte von
Parker schienen uns etwas zu hoch, ich sah den Wein bei rund
92, aus der Runde kamen aber auch Wertungen von 90 und 91.
Weiter ging es mit dem 1983er.
Sehr feine Nase, leichter
Orangenton, was ihn gereift wirken lässt, jedoch alles
andere als zu alt, noch sehr lebendig (nur der Gebietsdiktator
sahs allerdings etwas anders, aber das ist ja auch sein Recht
als Diktator).
Im Anklang kraftvoll, schöne dunkle Frucht,
üppig und saftig.
Im Abgang macht er leider schrittweise zu,
da sind die Tannine etwas rüde.
Nicht ganz so druckvoll wie
der 1982er, vor allem im Abgang, der ein wenig adstringiert.
Die 86 Punkte von Parker schienen uns dennoch etwas zu sparsam,
die Runde wertete zwischen 88 und 90.
Es folgte der 1985er:
Zunächst viel Tabak in der Nase, mit der
Luft geht das aber weg und es kommen sehr schöne Cabernettöne
heraus, viel schwarze Johannisbeere, etwas Paprika.
Am Gaumen
ähnlich, vor allem cabernertig - man könnte fast meinen, dass
das Mischungsverhältnis in diesem Jahrgang noch cabernetlastiger
als sonst gewesen ist, weil das bei den anderen Weinen weit weniger
ausgeprägt war.
Relativ hohe Säure und leicht alkoholische Schärfe.
Der Wein bleibt im Glas sehr frisch, wird in der Frucht sogar noch
voller, legt zu, er bekommt eine interessante Pflaumennote. Kleidet
den Gaumen schön aus, wunderbar mundfüllend, kräftige Fruchtsüße.
Wenn man etwas bemängeln kann, dann vielleicht den etwas schlankeren
Abgang.
Für mich ein sehr guter Wein, dem ich 92 bis 93 Punkte geben
würde. Um mich herum wurde das ähnlich gesehen, ich habe allerdings
nicht von allen die Punkte kommuniziert bekommen.
Dann kam ein von Marcel Hürter gespendeter Pirat (vielen Dank!),
der 1985er Mas Daumas Gassac:
Nase teerig, sehr kräftige schwarze
Frucht, riecht schon fast nach Fruchtsüße, rosinierte Noten,
liköriger Duft.
So auch im Mund - schöne, leicht likörige Rosinen,
allerdings ist der Alkohol ein wenig zu dominant.
Leider auch
etwas zu dünn, um mal auf relativ hohem Niveau zu jammern.
Deswegen stand auch die Säure etwas daneben.
Nicht jeder mochte
den Stil, Marcel selbst fand die Flasche schlechter als einige
andere früher getrunkene und vermutete unsachgemäße Lagerung.
Ich mochte das Rosinige aber recht gerne und zückte 85 Punkte,
die meisten aus der Runde lagen etwas niedriger.
Weiter ging es mit dem 1986er Lynch:
Wieder aromatische
Fleischextrakttöne in der Nase.
Am Gaumen wuchtig, etwas
sperrig, trotz Karaffierung von rund zwei Stunden noch sehr
verschlossen.
Erdig-mineralisch, viel Würze, öffnet sich im
Glas aber dann doch schon ein gutes Stück und zeigt eine
monumentale Fülle.
Dabei bleibt er elegant, bei viel Druck,
muskulösem Körper und ewigem Abgang.
Einer der Stars der Probe,
den ich bei 94++ Punkten sehe.
Ihm folgte der jüngere Bruder aus 1988:
Der erste mit einem
leicht rustikalen, aber nicht wirklich schweißigen Einschlag
in der Nase.
Wird aber mit der Zeit lakritziger, mineralischer.
Schöne erdige Noten am Gaumen, voll, viel Fleisch und Würze,
wunderbar fest.
Noch immer sehr präsente Tannine, ich denke,
dass der Wein noch nicht auf dem Gipfel angekommen ist.
Bleibt
lang am Gaumen, vielleicht etwas monolithisch aber sehr kraftvoll.
91+ Punkte.
Es blieb hochwertig, denn es stand als nächstes der 1989er auf
dem Tisch:
Nase zunächst etwas alkoholisch-rumtopfig.
Das
mildert sich ab, es entwickeln sich opulente Würznoten.
Unheimlich tief und mineralisch am Gaumen, noch ein absoluter
Jüngling, die Tannine sind noch ein wenig sperrig, kommt aber
im Glas sehr schön.
Fast cremige Fruchtsüße, die bis weit in
den Abgang hinein bleibt.
Komplex, breite Fruchtpalette,
Orangen, rote Johannisbeeren, schwarze Johannisbeeren, ganz
leichte alkoholische Schärfe, die sich im Glas aber gibt.
95 Punkte.
Direkt danach gab es den 1990er:
Harmonische, elegante Nase,
sehr voll und reif, süßliche Frucht.
Am Gaumen ein Meisterwerk,
weiche harmonische Frucht, tolle Süße, orangig, saftig, ungemein
vielfältig und samtig.
Die Nase wird mit der Zeit etwas
bratensaftiger, entwickelt immer mehr Würze.
Langer,
vielschichtiger, eleganter Abgang. Toll! Anders als 1989 -
aber besser?
Die Runde war ziemlich hälftig gespalten.
Ich entziehe mich der Verantwortung für eine so weit
reichende Entscheidung, indem ich auch hier 95 Punkte vergebe.
Wieder ein Pirat. 1990er Leoville Barton:
In der Nase nicht
der ausdrucksstärkste, etwas unterholzig, waldpilzig, ein
Wein für die Burgunderfraktion, Fritz bekam schon ganz leuchtende
Augen.
Wird mit der Zeit aber bordeauxesker, rumtopfiger, kräftiger.
Am Gaumen angenehme erdige Fülle, vielleicht eine Spur zu rustikal?
Mit der Zeit kommt die Fruchtsüße aber immer schöner heraus.
Langer
sehr stabiler Abgang.
Die 94 Punkte, die Parker dem Wein zumisst,
haben wir nicht nachvollziehen können, ich sah ihn bei etwa
91 Punkten.
Es folgte eine kleine Pause, in der ich wieder einmal
versichern musste, dass ich nicht hinter Eugenio aus
Laatzen stecke. Ich leide zwar mit Sicherheit an
Persönlichkeitsspaltung (und zwar alle drei von uns)
aber wenn ich Eugenio wäre, müsste ich das doch wissen,
das kann ich Euch versprechen, Forumianos!
Dann hieß es wieder arbeiten, der 1991er Lynch stand
auf dem Programm:
In der Nase schon ein Ansatz eines
Reifetons, dazu aber auch sehr feine Röstaromen, viel
Kaffee.
Am Gaumen saftige warme Frucht, beerig, schöne
Säure und sehr elegante Röstnoten.
Mit der Zeit entwickeln
sich interessante waldpilzige Noten, tolle Harmonie, große
Eleganz.
Feine Fruchtsüße, der Wein ist bestens gealtert
und wieder einmal ein Beleg dafür, dass 1991 für ein
mittleres Jahr sehr langlebige und sehr harmonische
Weine hervorgebracht hat.
88 bis 89 Punkte, wer hätte
das vor zehn Jahren gedacht, als alle den Jahrgang verteufelten?
Der 1992er dagegen war weit weniger gelungen:
Nase recht
tabakig, ermüdet ziemlich schnell, eher flach.
Am Gaumen
schon ein wenig säuerlich, nicht der kräftigste, aber sehr
cabernetig.
Leider ein klein wenig grün. Mittlere Länge.
Nicht schlecht das Ganze aber auch nicht wirklich gut.
Ich sehe ihn bei 83 Punkten, aus der Runde gab es aber
auch höhere Wertungen.
Der 1993er glänzte durch Kork. Gut, dass es in diesem
Jahrgang passierte…
Wir trösteten uns mit dem nächsten Piraten, einem 1994er
Rausan-Segla:
Nase recht mineralisch, sehr cabernetlastig,
mit der Zeit entwickeln sich angenehme Brombeertöne und
feine Röstaromen.
Am Gaumen aber leider recht bitter und
unharmonisch. Vor allem im Abgang fehlte es. Dünn und
leicht grün.
Schade.
Von mir nur 81 Punkte, aus der Runde
gab es aber auch Noten bis 86.
Lynch-Bages 1994: Wieder Kork, schade, der Jahrgang ist
zwar sicher kein ganz großer, aber bei Lynch schon besser
als sein Ruf, den hätte ich gerne gehabt.
Wir trösteten uns mit 1994er Rauzan-Gassies:
In der Nase
etwas seltsam, Lösungsmittel, Marzipan, etwas Vanille,
wirkt nicht ganz sauber.
Auch am Gaumen erst etwas
eigenartig, wird dann aber cabernetiger und entwickelt
eine schöne Fruchtsüße, "reift" im Glas sehr gut und
zeigt sich immer harmonischer.
Dennoch kein wirklich
großer Wein.
Mit der Nase vom Segla wäre er noch etwas
besser weggekommen ;-)
So liegt er bei etwa 82 Punkte,
wobei auch hier nicht die ganze Runde so streng war wie ich.
Endlich wieder Lynch, als nächstes gab es den 1995er:
Sehr
schöne fleischextraktige Nase, wird immer würziger.
Harmonisch und voll, leicht erdiger Einschlag.
Am Gaumen
noch etwas verschlossen, ein Wein, der noch sehr viel Zeit
brauchen wird.
Was besonders gefällt, ist seine Würze und
der üppige Extrakt.
Ich sehe ihn bei etwa 92 Punkten mit
Potential zu ein, zwei Punkten mehr.
Ihm folgte der 1996er:
Sehr volle Bordeauxnase, schöne
Kaffeetöne, ein ganz leicht schweißiger Einschlag gibt
sich recht schnell wieder und wird - on connait la chanson -
vom Fleischextrakt verdrängt.
Voll, saftig, unheimlich
fest und mit richtig viel Druck unterwegs.
Feine Röstaromen,
sehr dicht und große Länge.
94+ Punkte.
Weiter mit dem 1997er:
Herrliche Nase, viel Teer, etwas
Lakritze, volle Würze, vielleicht eine Spur zu vordergründig,
das bringt der Jahrgang wohl mit sich.
Kommt im Glas sehr
schön, ist schon weit entwickelt und kann ohne Bedenken
in seinem jetzigen Alter seiner Bestimmung zugeführt werden.
Mit der Zeit stellen sich eukalyptische Noten ein, der Wein
wird immer samtiger, die rote Frucht wird noch expressiver.
Sehr rund und gute Länge im harmonischen Abgang.
Ich mag die
1997er!
90 Punkte von mir, zum Teil etwas weniger aus der Runde.
Als nächstes gab es den 1998er:
Wunderbare Nase, leicht
floraler Einschlag, viel Fleischwürze, chateautypisch eben.
Am Gaumen etwas Bitterschokolade, das ist neu und hatten wir
bei den anderen nicht gefunden.
Dazu eine schöne rote Frucht,
die er noch nicht ganz freigibt, der Wein braucht sicher auch
noch an die zehn Jahre ehe er voll da sein wird.
Schon jetzt
zu erkennen, die tolle Harmonie und der schöne, süße Saft.
Viel Spiel, lang und sehr dicht, wunderbar komplex, das sollte
richtig groß werden.
93+ Punkte.
Diesmal nicht so gut wie vor einem halben Jahr erschien
mir der 1999er.
In der Nase noch sehr kräftig und wuchtig,
mit Kaffee, Fleischwürze und roten Früchten, war er mir am
Gaumen etwas zu rund und brav.
Sehr weich, feiner Fruchtsaft,
Blau- und Brombeeren, viel neues Holz, etwas internationaler
als die Jahrgangsnachbarn.
Klar, das ist das Klagelied auf
hohem Niveau, denn damit lande ich trotzdem noch bei einer
91 bis 92.
Der Sieger der Probe dürfte bei fast allen der 2000er
gewesen sein:
Sehr teerige, enorm kraftvolle Nase,
unglaubliche Fülle.
Viel Würze, weniger Fleischextrakt,
dafür mehr frische Frucht, Konzentration ohne Ende am
Gaumen, ohne das geringste Stückchen künstlich oder
gemacht zu wirken.
Unglaublich tief, seriös, das ist
ernsthafter Wein.
Viel Tannin, das aber schön weich ist.
Ewige Länge. 96 Punkte.
Danach noch den 2001er zu trinken ist eigentlich überflüssig.
Dachten wir.
Aber so schlecht war der gar nicht:
Pfeffrig-würzige Nase, am Gaumen dicht, gutes Gerüst,
viel Frucht, tolle Süße, könnte sehr schön werden, zur
Zeit nicht ganz einfach zu beurteilen.
Entwickelt sich
gut im Glas, liegt derzeit so um die 90 Punkte, könnte
aber noch zulegen.
Artur spendete dann noch eine Flasche 2003er (vielen Dank!):
Bei der Sopexaprobe war er noch einer der Sieger, so als
Einäugiger unter den Blinden.
Gegen die Lynchs aus den
anderen Jahrgängen wirkte er dann aber doch relativ vordergründig,
nicht sonderlich konzentriert und nicht besonders nachhaltig im
Abgang.
Für mich eher einer der schwächeren Weine des Abends.
Dann gab es natürlich noch eine After-Show-Party, die bei
unserem hochverehrten Chronisten stieg.
Der sich nach all
den guten Flaschen nicht lumpen ließ und noch einen Lilian
Ladouys und einen Ducru Beaucaillou aus 1994 auffuhr.
In meinem Fall waren es Perlen vor die Bonner Wutz, denn
ich war zum konzentrierten Verkosten nicht mehr in der
Lage und habe dann auch besser nichts mehr aufgeschrieben.
Obwohl mir beide sehr gefielen.
Aber die Leber schrie nach
Weißwein und so labte ich mich noch an einer wunderbaren
Riesling-Literware aus 2004, die mich so erfrischte, dass
ich tatsächlich noch heimgefunden habe.
Was für ein schöner Abend!
Den Spendern und denen, die mir
einige Weine für die Probe sehr günstig überlassen hatten,
noch einmal ein ganz herzlicher Dank.